Abu Ali ibn Sina

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Gast
Hallo zusammen!
Weis jemand etwas über Abu Ali ibn Sina, der im 11. Jahrhundert ein grosser Arzt und Gelehrter war?
Das persische Reich war damals gerade im Begriff zu zerfalen, und grosse Teile gingen an die Türken.
Vielleicht weis jemand auch geschichtliche Hintergründe, wie es damals so aussah und so...

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Antwort von Mercy :

Hallo Ursi,
eine Kurzinformation über ihn:
http://www.bautz.de/bbkl/a/avicenna.shtml

Auch interessant:
http://www.medicine-worldwide.de/persoenlichkeiten /avicenna.html

Da gibt es auch einen Roman: "Die Straße nach Isfahan" von Gilbert Sinoue - liest Du den gerade?



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Antwort von Ursi :

Hi Mercy!

Danke für deinen Beitrag!
Ja, es gibt dieses Buch, und ich bin es tatsächlich am lesen (kannst du irgendwie...hellsehen oder gedankenlesen? ;o))

Hast du es auch gelesen? Ich finde es noch ziemlich interessant.
So ziemlich am Anfang heisst es aber Abu Ali ibn Sinas Mutter sei Jüdin gewesen... aber das wäre wohl kaum möglich, oder?
Der Autor hat ja die Aufzeichnungen von einem lengan Begleiter Ibn Sinas. Aber künstlerische Freiheit ist ja immer erlaubt. Wäre es möglich, dass Sinoue dieses Detail erfunden hat?

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Antwort von Larissa :

Noch ein weitere Link:
http://www.stern.de/politik/chronik/1800/artikel/? id=247732

Zu den geschichtlichen Hintergründen:

http://www.uni-tuebingen.de/mittelalter/links/alll inks6d.htm#islam
und
http://www.uni-tuebingen.de/mittelalter/links/lehr links1.htm

Viel Spaß noch beim Lesen

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Antwort von Leopold_bloom :

...hallo Ursi...ist zwar ewig her, aber da du immer noch regelmäßig reinschaust:


...nur als Ergänzung zur umfangreichen Linksammlung:

So im Niedergang befand sich Persien nicht. Lange Zeit wurde Persien von den abbasidischen Kalifen aus Bagdad beherrscht. Diese erlebten einen schlechenden Niedergang. Nominell aber gehörte das samanidische Reich zu den Kalifen. Es lag aber eher am Rande. Dadurch entstand die Lokaldynastie der Samaniden. Dies war eine Blütezeit....Neben Ibn Sina entstanden weitere große Werke. Genannt sei das Königsepos. "Vergleichbar" mit der Nibelungensage (um 1000). Weiter Buchara/ Architektur. Die Samaniden herrschten von etwa dem heutigen Teheran bis an den Aralsee, im Süden bis an die Straße von Hormuz und trieben Handel bis Skandinavien....

Der Niedergang auf den du dich beziehst beginnt (wie du richtigerweise sagst) mit türkischen Einfällen aus Zentralasien und Afghanistan (Ghaznawiden, Seldschuken). Allerdings haben Türken im Iran/Persien traditionell eine wichtige Rolle gespielt und das Land über Jahrhuderte beeinflußt.


"Abu Ali ibn Sinas Mutter sei Jüdin gewesen... aber das wäre wohl kaum möglich, oder? "

Weiß ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Ist aber durchaus möglich


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Beitrag von Ursi :

Im Buch wir es mehrmals erwähnt, dass seine Mutter Jüdin war. Ausserdem bekommt man den Eindruck, alles würde so ziemlich bald auseinanderfallen. Kriege und so... (davon mehr in einem anderen Forum...;o))

Hast du das Buch übrigens gelesen? Lohnt sich, wirklich!



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Antwort von Leopold_bloom :

Buch habe ich leider nicht gelesen. Ich muß grade meinen "persönlichen Bücher- Stapel abarbeiten"....

Das mit dem auseinanderfallen ist so weit nicht hergeholt. War ja eine "wilde Gegend" damals. Zu Ibn Sinas Zeit entstanden neben den oben beschriebenen kulturellen Leistungen auch ganz neue Bewegungen. Die Samaniden (die Dynastie, in der Ibn Sina lebte) löste sich als Dynastie von den Arabern ab und trennte so auch den Islam von der rein arabischen Kultur und Sprache ab und entwickelte eine Art "iranischen Islam". Auch haben sie die altpersische Tradition mit dem Islam vereint und auf diese Weise einen der ersten Sonderwege des Islam beschritten (auch bedingt durch die Schia).
Unter den Seldschuken entwickelten sich die Ismaeliten und hieraus die haschischiyun, eine Bande Meuchelmörder. Daraus entstand engl./franz. assassin...
Später sind die Mongolen verheerend durchgezogen....
 
Ich habe die Links eben nicht durchgelesen, ich vermute aber das es sich um den Arzt handelt der auf Latein Aviecenna heißt. Gestern kam nämlich auf ZDF (wieder so eine Terra X- ähnliche Reihe ) eine Doku über ihn und seine Heilkunst. War sehr aufschlussreich.
 
Samaniden und Buyiden sind Dynastien zur Zeit Avicennas/ Ibn Sina die sich innerhalb des Abbasidenreichs der Kalifen regional entwickelt haben und eigenständige Herrschaftsbereiche darstellten. Die Buyiden benannten sich nach ihrem Begründer Buyeh. Sie eroberten sogar Bagdad und machten sich zum "Schutzherrn" des Kalifen
 
Mal eine Frage an die üblichen Verdächtigen.
Ich bin auf der Suche nach Sinnsprüchen oder kurzen Anektoten über Avicena und seiner Heilkunst. Ich muß meine Werbung ein wenig aufwerten.
 
Einer der üblichen Verdächtigen "Mr. Quotenislamist des Forums" :p :rofl: versucht sich mal:

Ich hab weniger Anekdoten oder Zitate, denn eine Kurzbiographie:


Ibn Sina, lat. Avicenna

geb. 980, gest. 1037

Das Universalgenie konnte mit 10 Jahren den Koran auswendig, mit 15 schrieb er die ersten Abhandlungen darüber, mit 18 konnte er von sich behaupten sein Studien abgweschlossen zu haben, mit 20 bereits ein berühmter Arzt.
Weil er den Emir heilt, erhält er Zugang zu Bibliothek von Buchara, muß aber kurz nach Firdusi fliehen und läßt sich in Hamadan (Buyiden) nieder. Dort verfasst er Werke in Theologie, Philosophie, Medizin. Nebenher ist er noch Wesir und unterrichtet Studenten.
Als der dortige Fürst stirbt wird er verhaftet, wird aber von den Kakoyiden befreit und zieht Richtung Isfahan, nicht ohne erneut als Wesir durch verschiedene Kampfgebiete reisen zu müssen, in denen Teile seiner Schriften verloren gehen.
Legendär seine Rastlosigkeit. Sein Tagesablauf sah ungefähr so aus: Morgens als Wesir die Amtsgeschäfte erledigen, nachmittags Studium von Schriften, dann 2 Stunden Pause, danach Unterricht der Schüler bis in die Nacht, danach noch das Verfassen eigener Schriften, 4-5 Stunden Schlaf.

Kurzzusammenfassung seiner Leistungen:

170 Bücher über Medizin, Mathematik, Philosophie, Theologie und Astronomie, darunter das berümhte Qunan al-tibb, den Kanon der Medizin, der auch in Europa bis ins 17.Jahrhundert Standardwerk blieb. Als erster beschreibt er detailliert die Ansteckungsgefahr bei Tuberkulose und weiß, dass durch "Wasser und Erde" Krankheiten übertragen werden können (um Bakterien zu entdecken hätte er ein Mikroskop benötigt).
Kaum beachtet dagegen ein revolutionäre Entdeckung: Bereits um 1000 (!!!!) beschreibt er Krankheiten als komplizierten Vorgang zwischen Seele ("verborgener" Antrieb) und Körper ("unverhüllter" Antrieb). Die Geburtsstunde der Psychosomatik.



Aber wenn du Zitate willst....wie wärs denn mit Omar Chaiyyam.....Mathematiker, Philosoph und Dichter, der um 1050 so "entrückt" den Islam beschreibt, dass er noch heute im Iran verboten ist. Er schrieb sog. Rubaijats....leider verlieren sie wie alle Dichter durch die Übersetzung:

Für einen gläubigen Moslem klingen Dichterworte wie diese noch heute wie Blasphemie:



Ich war ein Falke, den sein kühner Flug/ hinauf zum Reich der ewigen Rätsel trug./ Dort fand ich keinen, der sie mir enthüllt,/ und kehrt zur Erde bald wieder zurück.


Hinter den geheimnisvollen Vorhang drang noch nie ein Blick,/ keiner hob je den Schleier, der verhüllt das Weltgeschick./ 72 Jahr hab ich Tag und Nacht darauf gesonnen,/ doch das Rätsel blieb mir dunkel und mein Leben ist zeronnen



Diese beiden gefallen mir am besten:



Als unseren Lehm rührte Gottes Spaten,/ wußt er nicht im voraus alle Taten./ Drum sündigen wir nicht ohne dass er es will,/ und dafür sollen wir in der Hölle braten


Du der die Schlange uns gesellt in Eden/ und uns umstrickt mit der Versuchung Fäden,/ die Sünden, welche wir begehn im Leben/ vergib uns, wie wir dir vergeben


Damit war er eine Art Vorgänger von Saadi oder Hafez/Hafis, zumal auch er den Rausch des Weines und dessen hervorragende Wirkung anpreist.....
 
Wenn du mehr Details bzgl. des Lebens von Ibn Sina/Avicenna brauchst, kann ich gerne mehr nachliefern....nur eben hab ich keine Zitate vorrätig....
 
Anwendung von Weihrauch durch Avicenna

Wie so oft, bin ich durch eine Sendung im Fernsehen (ZDF.de - Avicennas Lehren) auf den antiken Heiler in Persien namens Avicenna aufmerksam geworden. Er hinterließ uns auch Schriften u.a. über die Wirkung von Weihrauch, wobei er schrieb:
Weihrauch "nützt dem Verstand und stärkt ihn".
Was mir in der Fernsehsendung jedoch nicht ganz klar geworden ist:
Wie wendete er es an?
Nutzte er das Harz der Pflanze oder machte er aus der Pflanze selbst seine Arznei?
In den Tierversuchen wurde Weihrauch-Harz als Futter-Zusatz verwendet, aber war das auch die Rezeptur Avicennas? Ist das für einen Menschen überhaupt bekömmlich?
 
Zuletzt bearbeitet:
Einige Anmerkungen zum Thema...

1. Avicenna gehört nicht ins antike Persien und überhaupt nicht in die Welt der Antike, sondern in die arabisch-islamische Welt des Mittelalters (auch wenn er kein arabischer Muslim, sondern ein persischer Muslim war).
Vgl. dazu Avicenna ? Wikipedia
Aus diesem Grund habe ich den Thread entsprechend verschoben...

2. Die Verwendung von Weihrauch zu medizinischen Zwecken - insbesondere durch Inhalieren des Rauches - und v.a. die Wirkung wurde zwar bereits von Avicenna beschrieben, kommt jedoch erst in der modernen Alternativmedizin (Naturheilkunde) zur Anwendung.

3. Die sakrale/rituelle/kultische/zeremonielle Verwendung von Weihrauch steht in einem anderen Kontext, denn dies dient primär nicht dem Zwecke des Inhalierens, sondern symbolisch für Aspekte wie Reinigung, Verehrung und Gebet.

4. Der Tierversuch mit den Ratten ist ebenso modern: hier wird - wenn man dem Artikel glauben mag (ich kann es nicht beurteilen) - mittels Futterzusatz wohl die Erinnerung der Ratten verstärkt, ähnlich dem Pawlowschen Reflex.
 
ein mir befreundeter Pfarrer(katholisch)hat mich mal in dem Buch lesen lassen,indem die verschiedenen Handlungen und ihre Zwecke beschrieben sind,darin stand ,dass der Weihrauch dazu da ist eine "heimeliche Atmosphere zuschaffen und den Menschen Gott näher zubringen" wenn ich als Jugendlicher mal eine geraucht hatte wars auch immer sehr "heimelich"
 
... ein mir befreundeter Pfarrer(katholisch)hat mich mal in dem Buch lesen lassen,indem die verschiedenen Handlungen und ihre Zwecke beschrieben sind,darin stand ,dass der Weihrauch dazu da ist eine "heimeliche Atmosphere zuschaffen und den Menschen Gott näher zubringen"...

Das ist auch richtig; es hat in diesem Falle mit ritueller Gebetsstimmung zu tun - was aber von medizinischer Anwendung zu unterscheiden ist.

... wenn ich als Jugendlicher mal eine geraucht hatte wars auch immer sehr "heimelich"...

Das - im gleichen Atemzug genannt - zu kommentieren, erspare ich mir... :fs:
 
@Timo
das die Kirche den Weihrauch nicht medizinisch anwendet ist klar aber die medizinische Anwendung war gleich,man hat den Weihrauch inhaliert um eine gewisse Schmerzunempfindlichkeit zu erreichen er wurde auch zerrieben als Umschlag auf Wunden aufgebracht da ihm eine antiseptische Wirkung nachgesagt wird.Man hat ihn auch inhaliert um die innere Ruhe wiederzufinden zB bei Verwirrtheit oder um böse Geister aus dem körper zu entfernen(Epelepsie)
 
... das die Kirche den Weihrauch nicht medizinisch anwendet ist klar...

OK; dann hatte ich das mißverstanden - kein Problem :cool:

... aber die medizinische Anwendung war gleich,man hat den Weihrauch inhaliert um eine gewisse Schmerzunempfindlichkeit zu erreichen er wurde auch zerrieben als Umschlag auf Wunden aufgebracht da ihm eine antiseptische Wirkung nachgesagt wird.Man hat ihn auch inhaliert um die innere Ruhe wiederzufinden zB bei Verwirrtheit oder um böse Geister aus dem körper zu entfernen(Epelepsie)

Ähm, wann wurde das in vormoderner Zeit bzw. vormodernen Zeiten tatsächlich angewendet (von dem, was Avicenna beschrieb, einmal abgesehen - und bzgl. tatsächlicher Anwendung findet sich mW auch bei ihm nichts)?
Wie bereits geschrieben, kenne ich die medizinische Verwendung von Weihrauch aus dem Bereich der modernen Alternativmedizin...
 
Vielen Dank für diesen Link; bzgl. Anwendung von Weihrauch habe ich da aber auch nichts gefunden.
Daß Avicenna das Inhalieren des Rauchs und sogar die innere Anwendung (Weihrauchharzperlen) beschreibt und empfiehlt, bestreitet ja niemand.
Die Frage, die ich mir hier gestellt habe, ist, inwieweit dies tatsächlich zur Anwendung kam... :grübel:

Wenn er es in seinem "Kanon der Medizin" beschreibt, dann muß er es auch zum Einsatz gebracht haben. Ich habe noch etwas dazu gefunden:

...Er sammelte im "Kanon der Medizin" das Heilpflanzenwissen seiner Zeit und wendete es geschickt zur Heilung von Krankheiten an. So schrieb er über den Weihrauch: "Er nützt dem Verstand und stärkt ihn". Im "Kanon der Medizin" wird für eine vergleichbare Wirkung die Einnahme mit zermahlenem Honig empfohlen. Erkenntnisse, die aus Forschungen der modernen Medizin bestätigt werden: im Verhaltensversuch mit Laborratten konnte vor kurzem eine positive pharmakologische Wirkung auf die Gedächtnisleistung sowohl für Weihrauch als auch für Honig nachgewiesen werden.
(...)
Anwendung:
Einnahme: Mit etwas Honig gelöst zur Stärkung des Verstandes [.....]

Für äußere Anwendung gegen eitrige Wunden, Insektenstiche mit Essig oder Öl verrühren und aufgetragen auf die betroffenen Hautstellen [....] verhindert der Weihrauch die Ausbreitung von dem Schlechten (hier ist die Ausbreitung der Infektion gemeint, d. Red.) auf andere Körperteile.
Mehr habe ich bis jetzt leider auch noch nicht. Für einen Volltext müßte man sich eine der entsprechenden Übersetzungen Avicennas vornehmen...
:fs:
 
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