Die Runenschrift lesen lernen

tomcat

Mitglied
Also ich würde gerne die Runenschrift "richtig" lesen können. Das Futharg findet man ja auch in Büchern und im Internet. Nun sind aber meine Fragen:

1.)
Gibt es ein Buch/Internetseite etc. wo man dieses wirklich lernen kann?
Also nicht nur die Schriftzeichen lernen sondern auch die Sprache?

2.)
Einzelne Runen haben ja auch eine feste Bedeutung (also so das F z.B. steht übersetzt ja für "Vieh" fehu ="Vieh") wenn man Vieh, also fehu, schreiben wollte, wurde dann nur die Rune geschrieben oder hat man dann das Wort ausgeschrieben?

Ich hoffe ihr wißt was ich meine und könnt mir helfen! :winke:

Mfg
 
Also ich würde gerne die Runenschrift "richtig" lesen können. Das Futharg findet man ja auch in Büchern und im Internet. Nun sind aber meine Fragen:

1.)
Gibt es ein Buch/Internetseite etc. wo man dieses wirklich lernen kann?
Also nicht nur die Schriftzeichen lernen sondern auch die Sprache?
Gibt es. Schau mal hier:
Germanisches Wörterbuch

2.)
Einzelne Runen haben ja auch eine feste Bedeutung...
Nicht einzelne sondern alle.
...(also so das F z.B. steht übersetzt ja für "Vieh" fehu ="Vieh") wenn man Vieh, also fehu, schreiben wollte, wurde dann nur die Rune geschrieben oder hat man dann das Wort ausgeschrieben
Sicher, wenn man nur Vieh (als Synonym für den beweglichen Besitz) schreiben wollte, konnte man das "fehu" - Zeichen verwenden.
Hier eine Übersicht:
http://www.geschichtsforum.de/207646-post15.html
 
Wurden die Runen eigentlich auch als Orakel benutzt?
Wenn nicht, was wurde dann benutzt oder hing das von jedem selber ab??

Mfg
 
Wurden die Runen eigentlich auch als Orakel benutzt?
Wenn nicht, was wurde dann benutzt oder hing das von jedem selber ab??

Mfg


Tante Wikipedia meint:

Die Entstehung der Runen wird oft im Zusammenhang mit Orakelbräuchen vermutet; ein solcher Zusammenhang ist jedoch nicht gesichert. Ein frühes Zeugnis für das germanische Losorakel im 1. Jahrhundert n. Chr. ist im 10. Kapitel der Germania des Tacitus erhalten. Man streute mit „gewissen Zeichen“ (notis quibusdam) bezeichnete hölzerne Stäbchen auf ein weißes Tuch. Darauf wurden auf gut Glück drei dieser Stäbchen aufgehoben und gedeutet. Dies wurde nacheinander dreimal durchgeführt. Ob es sich bei diesen Zeichen aber schon um Vorläufer der Runenschrift oder sogar schon um eigentliche Runen handelte, ist kaum bestimmbar. Archäologische Funde haben nirgends solche Orakelstäbe zu Tage gefördert.
Der Tacitustext ist hier zu finden:

Tacitus: Germania (6-15), Die ffentlichen Einrichtungen der Germanen in Krieg und Frieden (lateinisch, deutsch)

Die Stelle über Orakel ist relativ ausführlich:

Auf Wahrzeichen und Losen achten sie so sehr als nur irgend ein Volk. Beim Losen halten sie es einfach. Von einem Fruchtbaum hauen sie einen Zweig ab, zerschneiden ihn in Reiser, unterscheiden diese durch gewisse Zeichen voneinander und streuen sie dann über ein weißes Tuch hin ohne Plan und nach bloßem Zufall. Sodann spricht, wenn sich die Befragung auf öffentliche Angelegenheiten bezieht, der Priester der Gemeinde, wenn auf persönliche, der Hausvater selbst ein Gebet zu den Göttern, richtet seinen Blick zum Himmel empor, hebt dreimal je eines auf und gibt dann entsprechend dem vorher darauf eingedrückten Zeichen die Deutung. Ist ihre Antwort abschlägig, findet für diesen Tag keine Befragung über den gleichen Gegenstand mehr statt; ist sie zustimmend, wird noch überdies die Bestätigung der Vorzeichen erfordert. Auch ist es jedenfalls hier bekannt, das Geschrei und den Flug der Vögel zu befragen; eigentümlich aber ist es diesem Volk, es auch mit Vorahnungen und Weissagungen der Pferde zu versuchen. Sie werden auf öffentliche Kosten in den Waldtriften und Hainen gehalten, sind glänzend weiß und von keiner irdischen Arbeit berührt. Diese werden vor den heiligen Wagen gespannt, und der Priester und der König - oder das Haupt der Gemeinde - begleiten ihn und geben auch ihr Wiehern und Schnauben Acht. Und tatsächlich wird keinem Wahrzeichen größere Glaubwürdigkeit beigemessen, nicht nur bei dem einfachen Volk, sondern auch bei den Vornehmen, bei den Priestern; denn sich betrachten sie als Diener der Götter, jene als deren Vertraute. Es gibt auch noch eine andere Art, die Vorzeichen die beobachten, auf die sie den Ausgang wichtiger Kriege im voraus erkunden: Von dem Volk, mit dem Krieg ist, lassen sie einen Gefangenen, dessen sie, gleich wie, habhaft geworden sind, mit einem aus ihren Leuten ausgewählten Mann, beide in ihrer heimischen Bewaffnung, sich messen: der Sieg des einen oder des anderen wird als Vorentscheidung angenommen.

In neuzeitlichen Büchern über Runenorakel geht es m. W. ausschließlich um braunen und/oder esoterischen Käse.
 
OT, aber interessant - es ist schon eine Weile her, als ich den Tacitus (übersetzt) las.
Aber eigentlich waren wir uns doch an anderer Stelle weitgehend einig, dass es bei den Germanen keine Priesterkaste gab.:grübel:
 
Wurden die Runen eigentlich auch als Orakel benutzt?
Wenn nicht, was wurde dann benutzt oder hing das von jedem selber ab??

Mfg
Orakel wurden ja befragt, um Vorzeichen über bestimmte Ereignisse - positiv oder negativ - zu erfahren. Ob die Runen auch für Orakel verwendet wurden ist nicht sicher, weil dazu aus den Überlieferungen nichts hervor geht, wie bereits gesagt wurde.
Aber dennoch hatten die Runenzeichen eine starke magische Bedeutung, und zwar zur Beschwörung der Götter. Hierzu gibt es unzählige Hinweise aus der nordischen Edda. So gab es z. B. eigene Zeichen für Tîwaz (nord. Tyr) oder auch ein Zeichen namens "Ansaz", was soviel wie "Ase" - eines der Göttergeschlechter - bedeutet, welches als Synonym für Wodan/Odin gedeutet wird. Auch die Erdgottheit Ingwaz besitzt in der älteren Runenreihe noch ein eigenes Zeichen.
Runen wurden selten so verwendet, wie wir heute unsere Schrift verwenden, sondern häufig zum einritzen z. B. von Zauberformeln. Runen waren auch nicht allen Mitgliedern eines Stammes bekannt, sondern nur speziellen "Runenmeistern".
Es gibt aber darüber hinaus auch Runenfunde, in denen sich die Hersteller oder Besitzer von Gegenständen mit Runen darauf verewigt haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
...eigentlich waren wir uns doch an anderer Stelle weitgehend einig, dass es bei den Germanen keine Priesterkaste gab.:grübel:
Stimmt, aber darum geht es hier ja auch gar nicht.
Eine Priesterkaste gab es wohl nicht, aber trotzdem gab es Priester, welche vor allem in der Spätphase meist zugleich Stammeskönige waren.
 
Also ich würde gerne die Runenschrift "richtig" lesen können.
Noch eine kleine "Spielerei" am Rande:
Ich habe dir im Anhang den Schrifttyp Futhark.alt reinkopiert (den schrifttyp kannst du einfach in deine Schrifttypendatei im PC einfügen). Wenn alles klappt, dann kannst du folgendes auch in Runen lesen:

ikh kann runen skhreiben
(ich kann runen schreiben)
:)
 

Anhänge

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Runenkunde

Wenn ich es recht verstanden habe, sollte es um das Lesen von Runen als Schrift gehen. Typischerweise für dieses Thema wurde aber hauptsächlich über die Orakelfunktionen geschrieben. Auch wenn der Thread vom Juni ist, glaube ich doch, daß das Thema Runen als Schriftzeichen immer wieder Leute interessieren wird.

1. Die Sprache, also die verschiedenen Varianten von Altnordisch, zu lernen wäre doch recht aufwendig, jedenfalls kann ein Forum dabei wohl wenig helfen, das ist eher ein Basiskurs für einschlägige Studiengänge. Nur die Schrift zu lernen ist doch wesentlicher leichter - und auch ganz nützlich und interessant.
2. Es gibt verschiedene Runenalphabete, die sich teilweise fast so sehr unterscheiden wie Latein und Kyrillisch. Diese Variationen hängen mit der zeitlichen und räumlichen Ausdehnung der Verwendung der Runen als Schrift zusammen.
3. Daß die einzelnen Zeichen Namen mit konkreter Bedeutung haben, ist in vielen Alphabeten üblichen und besagt nicht, daß ein Buchstabe ohne weiteres auch quasi als Hyroglyphe verwendet werden könnte. Daß es ergänzend zum eigentlichen Alphabet auch noch Symbolzeichen gab, ist ja heute nicht anders (@, €, $, § ...), bei den Runen führt es allerdings meistens dazu - wie hier auch ein wenig - daß die Leute anfangen, über Orakelkram nachzudenken; das ist aber etwa so, als wenn man von Zahlzeichen zum Würfeln kommt.
4. Ich weiß nicht, ob man im Internet sachliche Anleitungen zum Lernen der Runenschrift findet oder ob man nur mit Esoterik zugeschüttet wird. In Buchläden ist es kaum anders. Das sinnvollste Buch, was ich bisher dazu gefunden habe, ist "Runenkunde" von Konstantin Reichardt, Eugen Diederichs Verlag Jena 1936. Man sollte sich von dieser Jahreszahl nicht verschrecken lassen, es ist ein recht nüchternes Sachbuch - und ab und zu in Antiquariaten zu finden. Ansonsten blieben wohl nur Uni-Bibliotheken.
5. Im erwähnten Buch erstreckt sich die kompakte Basisdarstellung (Einführung in und Beschreibung der einzelnen Alphabete) über etwa 20 Seiten - zu viel für hier, aber doch wohl das Minimum. Allenfalls könnte ich die entsprechenden Seiten scannen (als jpg) und dann irgendwo zum Download bereitstellen. Dazu müßte ich aber vorher wissen, ob das wirklich nötig ist.
 
3. Daß die einzelnen Zeichen Namen mit konkreter Bedeutung haben, ist in vielen Alphabeten üblichen und besagt nicht, daß ein Buchstabe ohne weiteres auch quasi als Hyroglyphe verwendet werden könnte. Daß es ergänzend zum eigentlichen Alphabet auch noch Symbolzeichen gab, ist ja heute nicht anders (@, €, $, § ...)
Also ich würde das in den Klammern nicht als Buchstaben bezeichnen, sondern als Zeichen. Außerdem hab ich mal gelesen, daß die Handhabung der Runen - nämlich, daß jede einzelne sowohl für einen Buchstaben, als auch für ein Wort stehen konnte - in der Welt einmalig sein soll.
Ich kenne nun natürlich nicht alle Alphabete der Welt...
;)
 
Zuletzt bearbeitet:
3. Daß die einzelnen Zeichen Namen mit konkreter Bedeutung haben, ist in vielen Alphabeten üblichen und besagt nicht, daß ein Buchstabe ohne weiteres auch quasi als Hyroglyphe verwendet werden könnte. Daß es ergänzend zum eigentlichen Alphabet auch noch Symbolzeichen gab, ist ja heute nicht anders (@, €, $, § ...)
Also ich würde das in den Klammern nicht als Buchstaben bezeichnen, sondern als Zeichen.

Jetzt denk mal ein wenig weiter und vergiss, dass Du der lateinischen Schrift mächtig bist. Denk Dich in ein Kind, einen Leseunkundigen oder eine Person aus einem fremden Kulturkreis. Kanst Du unterscheiden, ob es sich um Grapheme mit phonologischer oder morphologischer Bedeutung handelt?


Außerdem hab ich mal gelesen, daß die Handhabung der Runen - nämlich, daß jede einzelne sowohl für einen Buchstaben, als auch für ein Wort stehen konnte - in der Welt einmalig sein soll.
Ich kenne nun natürlich nicht alle Alphabete der Welt...
;)

Naja... Dies ist wohl der normale Lauf der Schriftentwicklung vom dinglichen Symbol zum Graphem, welches einen Einzellaut darstellt. Nicht vergessen solltest Du, dass in fast allen Schriften Buchstaben auch für Zahlen stehen - auch wenn es zusätzlich Ziffern gibt.
 
Jetzt denk mal ein wenig weiter und vergiss, dass Du der lateinischen Schrift mächtig bist. Denk Dich in ein Kind, einen Leseunkundigen oder eine Person aus einem fremden Kulturkreis. Kanst Du unterscheiden, ob es sich um Grapheme mit phonologischer oder morphologischer Bedeutung handelt?
Natürlich nicht, aber der Sinn der Frage erschließt sich mir jetzt gerade nicht. Runen wurden grundsätzlich von "Runenkundigen" auf verschiedene Art verwendet.
 
Runen wurden grundsätzlich von "Runenkundigen" auf verschiedene Art verwendet.

Wobei wir dabei wieder zwischen tatsächlich überlieferter bzw. belegter Verwendung - wie z.B. auf Runensteinen - einerseits (also dem, was uns hier interessiert) und später angedichteter Esoterik u. dgl. andererseits (also dem, was uns hier nicht interessiert) unterscheiden müssen.
 
kann man auch die grammatik lernen oder ist sie so wie die deutsche

Nur die deutsche Grammatik ist so wie die deutsche Grammatik. Du kannst ja mit Runen deutsche Wörter schreiben oder japanische, dazu ist keine Grammatik erforderlich.

Oder geht es Dir darum, alte germanische Runeninschriften übersetzen zu können?
 
genau zu übersetzen

Für alte germanische Runeninschriften dürfte sich der Aufwand nicht lohnen. Die meisten Inschriften sind sehr kurz und enthalten nur ein paar Wörter. Ein altes germanisches Sprachlehrbuch in Runen mit kompletter Grammatik hat sich leider nicht erhalten. Auch gab es kein Standardgermanisch, d. h. bei jeder Inschrift ist damit zu rechnen, daß es sich um einen von den anderen Inschriften etwas abweichenden Dialekt handelt. Es ist Aufgabe von Spezialwissenschaftlern, anhand dieser extrem kurzen Texte und mit Hilfe der Methoden der Vergleichenden Sprachwissenschaft herauszufinden, wie eine Inschrift genau zu deuten ist.

Wenn es Dir um die Runen des Mittelalters geht, die aus Skandinavien stammen, müßtest Du Dich mit den altnordischen Sprachen bzw. Dialekten befassen. Einen kleinen Überblick und Literaturtips (Einführungen und Grammatik) liefert Tante Wikipedia:
Altnordische Sprache ? Wikipedia
 
genau zu übersetzen
Stell dir das bloß nicht so einfach vor.
Manche Runeninschriften bestehen aus nur einem Wort. Meist haben diese Worte magische Bedeutung gehabt, deren Deutung selbst Wissenschaftlern heute Probleme bereitet.

Hier einige Beispiele:

So heißt „auja“ z. B. „Heil“,

„laukaR“ wird zunächst mit „Lauch“ übersetzt, nach jüngeren Quellen stellt "Lauch" aber das magische Synonym für „Gedeihen“ dar.

Die Formel „laþu“ bedeutet eigentlich „Einladung“ im Sinne einer Zitation, also einer Beschwörung göttlicher Kräfte.

Mit dem Anbringen solcher Worte waren magische Vorstellungen verknüpft, die durch diese Formeln nicht näher umschrieben werden brauchten.

Es gab aber durchaus auch längere Runeninschriften zur Beschwörung der Götter. Teilweise nannte sich der Runenmeister auch selbst fügte seinem eigentlichen Namen noch eine Erläuterung hinzu, die über sein besonderes Können Auskunft gab.
So findet sich auf dem Brakteaten II von Seeland der Zusatz „der gefährlich Wissende“, der durch das nachfolgende „ich gebe Heil“ noch bekräftigt werden sollte.
(Quelle: W. Krause 1966, S. 262)

Darüber hinaus können Runeninschriften auch zusammen mit sogenannten „vorrunischen Zeichen“ vorkommen, welchen eine zusätzliche magische Bedeutung zugeschrieben werden.
So befindet sich auf dem Brakteaten IV von Darum (Amt Ribe, Dänemark) eine Runeninschrift, die durch ein Hakenkreuz unterbrochen ist.


Das soll dazu reichen, um die Schwierigkeiten bei der Deutung solcher Runeninschriften aus vorchristlicher Zeit zu verdeutlichen.
;)
 
Ich hatte mir ebenfalls einst vorgenommen, die Runenschrift zu erlernen, aber recht schnell aufgegeben, weil es, wie hier bereits erwähnt worden ist, unzählige verschiedene Runenalphabete aus verschiedenen Zeiten und Regionen gibt, so dass ich wohl entweder alle oder keine lernen müsste.

Teilweise ist es ja so, dass eine Rune im Futhark wieder einen ganz anderen Laut ausdrückt als eine Rune in mittelalterlichen Runenalphabeten, obwohl er gleich aussieht.


Dessen ungeachtet, und das ist wohl der größte Schwachpunkt, kann man die heutige deutsche Sprache ohnehin nicht mit Runen darstellen, weil schlicht mehrere Zeichen fehlen. Es gibt keine Rune, die für ein c oder die Laute ch oder sch steht, zumindest nicht im älteren Futhark. In später entstandenen Runenalphabeten mag es solche Runen zwar geben, aber als Deutscher mittelalterliche englische Runen zu verwenden, ist wohl auch nicht das Gelbe vom Ei.
 
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