Kolonien und Kriegsschiffe

K

Köbis17

Gast
Entwicklung des Einsatzes preußischer–deutscher Kriegsschiffe in Übersee
Teil1.: Vom Ende der Befreigungskriege 1815 bis zum Krimkrieg 1853

Die von Friedrich dem Großen 1772 mit staatlicher und privater Finanzierung gegründete „See-Handlungs-Sozietät“, später die „Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank), mit Sitz in Berlin, die 1810 in einen reinen Staatsbetrieb umgewandelt wurde, hatte nach Ende der Befreiungskriege 1815 den Handel mit Südamerika, der Südsee, China und Indien auf eigenen Schiffen wieder aufgenommen.

Die 1822 wieder ins Leben gerufene königlich preußische Seehandlung, ist erstmals wieder als preußische Marine anzusehen und führt wieder die preußische Flagge. Eine militärische Funktion hatte diese Marine aber noch nicht, da die Besatzung aus Zivilisten bestand, lediglich zum Schutz vor Piraten waren die Schiffe bewaffnet. Sie lies hauptsächlich eigene Segelschiffe von Werften in Danzig und Stettin bauen. Eines der ersten Schiffe war das gecharterte Bremer Vollschiff Mentor, dass von 1822 bis 1824 eine Weltumsegelung unternahm. Als bekanntestes Schiff der Gesellschaft gehörte das Vollschiff Princess Louise, das von 1825 bis 1846 sechs Weltreisen unternahm.

Des weiteren sind Handelsgesellschaften aus den deutschen Küstenstädten , z.B. Bremen und Hamburg die Vertreter des Freihandels und schließen 1827 erste Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag mit Brasilien ab. Weitere folgen, so 1831 mit Mexiko und Venezuela, 1847 / 48 mit Guatemala und Costa Rica. Auch in Ostasien werden erste Niederlassungen deutscher Firmen gegründet, so Niederlassungen in China, Kanton der Hamburger Export- und Importfirma W. Pustau & Co. 1842, Leipziger Fa. Carlowitz, Harkort & Co. 1846 sowie Niederlassung in Hongkong der Fa. Siemssen & Co. 1847. Um die Interessen Preußens zu vertreten, werden Kaufleute zu Konsuln ernannt.

Der Schutz der Schiffe der Handelsgesellschaften wird zumeist selbst getragen, indem Handelsschiffe bewaffnet werden. So z.B. die Hamburger Fregatte Cesar Godeffroy von 1818 die der Hamburger Reederei J.C. Godeffroy & Sohn gehörte. 1848 gehörte das Schiff zur Flotte des Deutschen Bundes und wurde umbenannt in Deutschland.

Die wirtschaftliche Beeinträchtigung und finanzielle Verluste durch die dänische Blockade 1848 führten dazu, die Reederei aufzugeben, die vorhandenen Schiffe zu verkaufen und die „Seehandlung“ in ein rein staatliches Bankinstitut umzuwandeln. Der letzte Handelssegler mit dem Namen Mercur wurde 1846/47 von der Werft J.Klattwitter in Danzig gebaut. Sie unternahm Reisen nach Rio de Janeiro 1848 und nach Batavia im Jahr 1849.

Die Entwicklung des preußischen Seehandels verlangte zunehmend den Schutz preußischer und deutscher Interessen in Übersee. Mit dem Bau des Kriegsschoners Stralsund 1816 schlug die Geburtsstunde der preußischen Flotte. Zusätzlich wurde 1817 eine Navigationsschule in Danzig gegründet, die sich zum Zentrum der Ausbildung des preußischen Handels-Offiziersnachwuchses entwickelte. Für Ausbildungszwecke wurde 1841 eine Übungskorvette bei der Carmesins Werft in Grabow/Stettin in Auftrag gegeben. Nach der ACO. (allerhöchste Kabinettsorder) wurde Korvette Amazone 1843 zum Kriegsschiff ausgerüstet und hatte die Kriegsflagge zu führen. Bis zu dem Konflikt mit Dänemark 1848 unternahm sie mehrere Ausbildungsreisen.

Nach Beendigung des Konfliktes 1849 entschloss sich die preußische Regierung endgültig eine Kriegsflotte aufzubauen und kaufte 1850 die Fregatte Mercur der Seehandelsgesellschaft ebenfalls wie Amazone, zu Ausbildungszwecken. Nach Übungsfahrten in der Ostsee wurde eine Überseeausbildungsreise nach Brasilien und Kap der guten Hoffnung vorbereitet. Für die im Frühstadium des Aufbaus befindliche preußische Marine, d.h. aus Mangel an Fachleuten sowie aus fehlender Sachkenntnis und Erfahrung waren Vorbereitungen, Durchführung und Abwicklung einer solchen Reise mit erheblichen Problemen verbunden. Vor allem galt es, die finanzielle Versorgung des Schiffes unterwegs zu regeln. Da Preußen zu den anzulaufenden Häfen noch keine Bankverbindung besaß, musste die den Kreditbrief ausstellende Seehandlung eine Bank in London einschalten.
Als erstes preußisches Kriegsschiff besuchte Mercur Häfen in Funchal und Teneriffa, am 23.01.1851 lief sie Bahia an. Dies wurde wegen Unruhen in der Umgebung von ansässigen Deutschen besonders begrüßt. Sie fuhr weiter über Rio de Janerio und St. Helena , Kapstadt konnte wegen schlechten Windverhältnissen nicht angelaufen werden, bis sie im Mai 1851 wieder in Stettin einlief.

Als 1852 die die Flotte des deutschen Bundes aufgelöst wird, werden zwei Schiffe von der preußischen Marine übernommen. Eines dieser beiden Schiffe ist die Segelfregatte Gefion ex Eckernförde. Am 24.8.1852 erging eine ACO., wonach Gefion, Amazone und Mercur Häfen in Liberia, Süd-, Mittel- und Nordamerika anlaufen sollten. Neben der Ausbildung der Mannschaften, sollten politische, wirtschaftliche und maritime Informationen für den preußischen Handel gesammelt werden. Während dieser Reise, bei der sich die Schiffe Februar 1853 erst in Rio de Janeiro zu einem Geschwader bildeten, besuchten die preußischen Seestreitkräfte u. a. auch erstmals die USA. Dabei besuchte eine Offiziersabordnung Washington.
Nach der Rückkehr der Schiffe Ende 1853 berichten die preußischen konsularischen und diplomatischen Vertreter in den Besuchten Staaten von der Freude der dort ansässigen Deutschen über das Erscheinen der Schiffe.
Im Sommer 1853 nimmt die erste auf einer preußischen Werft gebaute Radkorvette Danzig ihre Erprobungsfahrten auf und begibt sich mit Gefion und Mercur in das östliche Mittelmeer, nachdem Spannungen zwischen Russland und der Türkei im Oktober 1853 zum Krimkrieg führten.
 
Vielen herzlichen Dank, Köbi, für diesen ersten Teil. Freue mich schon auf die Fortsetzung! :) :friends:
 
Teil2.: Nach dem Krimkrieg und das Gefecht am Kap Tres Forcas 1856

Nach dem Ende des Krimkrieges kamen zwei neue Schiffe zur preußischen Flotte, so wurde 1855 die Segelfregatte Thetis im Tausch für die Radavisios Nix und Salamander von der Royal Navy erworben und der Kriegsschoner Frauenlob am 01.03.1856 in Dienst gestellt. Für das Frühjahr 1856 sollte ein Geschwader zusammengestellt werden, dass Verbandsübungen durchführen sollte. Zusätzlich sollte es zu handelspolitischen Zwecken nach Südamerika entsandt werden.
Nach den Übungen der Schiffe Danzig, Thetis, Amazone, Mercur und Frauenlob wurde das Geschwader am 27.7.1856 aufgelöst.
Thetis und Frauenlob fuhren nach dem La Plata, um den Ausbau der handelspolitischen Ergebnisse der Expedition der preußischen Marine von 1852/53 voranzutreiben. Dabei für Frauenlob sogar auf den Strom noch weiter in das Innere, um Ansiedlungsmöglichkeiten für deutsche Auswanderer zu erkunden.

Die Radkorvette Danzig bekam den Befehl, ins Schwarze Meer zu gehen, um von dem Preußen im Pariser Frieden zugestandenen Recht Gebrauch zu machen, ein Kriegsschiff in der Donau-Mündung zu stationieren. Auf der Fahrt in das Mittelmeer sollte die Danzig in Gibraltar bekohlt werden, doch konnte man nicht genügend Brennstoff an das Schiff abgeben. Somit musste man unvorhergesehen Algier anlaufen, was man zum Grund nahm, die marokkanische Küste entlangzufahren, um die Gegend kennen zulernen.

Im Winter 1852 wurde hier die preußische Handelsbrigg Flora aus Stettin in der Nähe von Kap Tres Forcas geplündert, der Kapitän dabei verletzt und ein Matrose getötet.
Damals gab es weder diplomatische, noch militärische Maßnahmen, da Ministerpräsident, Auswärtiges Amt und Kriegsministerium sich weder über das „Ob“ noch über das „Wie“ einigen konnten.

Somit lies Admiral Prinz Adelbert die Danzig im Sommer 1856 an der marokkanische Küste entlangfahren und ließ nun genau Kurs auf Kap Tres Forcas setzen. Am Morgen des 7.8.1856 kam das Kap in Sicht und man stoppte die Korvette ungefähr an der Stelle, an der vor 4 Jahren die Brigg geplündert wurde. Der Prinz lies mit zwei Kuttern in einem Abstand von 1,5 km zum Ufer die Küste erkunden. Inzwischen besetzten die Eingeborenen die Höhen längs des Ufers und eröffneten das Feuer auf die Boote. Man schoss von den Booten zurück, zusätzlich kam die Danzig bis auf 600 m an das Ufer und Feuerte auf die Uferzone mit Granaten und Kartätschen. Die Boote kehrten im Feuerschutz zum Schiff zurück.
Der Admiral entschloss sich zu einer Landung und es wurde ein Landungskorps unter seiner Führung zusammengestellt. Dazu gehörten 11 Offiziere, 30 Unteroffiziere und Matrosen sowie 23 Seesoldaten und ihrem Offizier. Nachdem die Uferzone wieder beschossen wurde, dabei war die Danzig jetzt bis auf 250 m am Ufer heran, begann man mit einer blitzschnellen Landung aus der Leestellung der Korvette heraus und stürmte die 30 – 40 m steil aufragende Bergwand hinauf. Die Eingeborenen konnten bis auf die Hochfläche zurückgedrängt werden. Doch die Zahl der Eingeboren wuchs zu einer Übermacht an und um nun nicht von der Küste abgeschnitten zu werden, schiffte man sich nach Bergung aller Verwundeten wieder ein. Sechs Mann waren gefallen, von denen drei Männer zurückgelassen werden mussten. Die Aufgabe, dem unmotivierten Angriff entgegenzutreten, war nach Maßgabe der vorhanden Mittel gelöst.
Die Danzig fuhr nach Gibraltar zurück, wo die Gefallenen unter starker britischer Anteilnahme beigesetzt wurden.

Das Landungsgefecht von Tres Forcas hat im Ausland, mehr aber noch den Deutschen selbst, eine überraschende Erkenntnis gebracht. Es wurde erstmalig offenkundig, dass die Angehörigen der Marine nicht nur Seeleute , sondern auch Soldaten des Königs waren, dass sie nicht nur an Bord der Schiffe, sondern auch an Land zu kämpfen verstanden. Die Tat der Danzig und seiner Besatzung lenkte erstmalig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den sich ohne viel Aufhebens entwickelten Wehrmachtteil, die Marine. Dieser Erfolg überragt das tatsächliche Ergebnis des Gefechtes. Aber auch das Gefecht fand Anerkennung der Fachleute, so sagte ein französischer Admiral, der später vor Kap Tres Forcas kreuzte: „ Wenn es nicht eine Tatsache wäre, dass die Preußen an diesen Punkte gelandet sind, so würde ich es für unmöglich halten.“
 
Ich steuere mal die gesamte preußische Flotte Dezember 1853 bei:


1 Segel-Fregatte GEFION (48 Kan., erbaut 1842)
1 Segel-Korvette AMAZONE (12, erbaut 1845)
2 Dampf-Korvetten DANZIG, BARBAROSSA (je 11, aus 1851 und 1852 - Barbarossa aus Flotte des Norddt. Bundes übernommen)
1 Segel-Transportschiff MERKUR (4, 1850 angekauft)
2 Dampf-Avisos NIX und SALAMANDER (je 8, beide 1850 erbaut)
2 Segel-Schoner - HELA (3, abgelaufen Oktober 1853) und einer im Bau (3, spätere FRAUENLOB in 1855 abgelaufen)
36 Kanonen-Schaluppen (je 2, 1848/49 erbaut)
6 Kanonen-Jollen (je 1, 1848/49 erbaut)

51 Kriegsschiffe mit 186 Kanonen.


Die englische Flotte 1.7.1853:
98 Linienschiffe (18 Drei- und 80 Zweidecker), 8849 Kanonen
88 Fregatten, 3.955 Kanonen
78 Korvetten, 1.291 Kanonen
107 Sloops, Briggs usw. mit 800 Kanonen
115 Dampfer mit 424 Kanonen
 
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Auch mal beisteuern.

1897 wurde Prinz Heinrich, der Bruder Wilhelms, Kommandeur des Kreuzergeschwaders in Ostasien.
Er fuhr mit seinem Flaggschiff der alten Panzerfregatte Deutschland nach Ostasien. Der Deutschland war die Takellage weitgehend entfernt worden, sie konnte aber beispielweise Gibraltar - Port Said selbst bei Sparfahrt nicht "dampfen" weshalb sie über weite Strecken (von Gefion?) geschleppt werden musste.
Deutsche Flottenwirklichkeit 1897

Quelle: Erinnerungen des späteren Admirals von Müller, 1897 im Stab des Prinzen, später in Kiautschau Kommandant der Deutschland

(dazwischen und dem, was 1914 vorhanden war, hätte es vermutlich doch einen Mittelweg gegeben, naja wenn mein Onkel Brust hätte usw.)
 
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@silesia: Guter Vergleich, um den enormen Unterschied der beiden Marinen darzustellen, wobei die preußische Marine zu diesen Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen steckte.
Die "großen" Schiffe wurden am Anfang hauptsächlich zu Ausbildungszwecken genutzt und um Preußens Interessen in Übersee zu vertreten.
Daher gehe ich in meiner Ausführung auch nur auf Schiffe ein, die im Einsatz für Preußen oder Deutschland im Ausland waren.

@repo: weiter Zeitsprung, aber solche Einsätze gab es immer wieder, das Dampfer Schiffe schleppten.
 
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Er fuhr mit seinem Flaggschiff der alten Panzerfregatte Deutschland nach Ostasien. ...
Deutsche Flottenwirklichkeit 1897

1881 galt die DEUTSCHLAND (Stapellauf 1874) als außerordentlich gelungenes Schiff, ganz aus Eisen, doppelter Boden und wasserdichten Abteilung in der Unterteilung.

Bestückt mit 8 Krupp-Kanonen 26 cm in einer Hauptkasematte mit bis zu 228 mm Panzerung (Einheitskaliber :D ), 710 Tonnen Kohlevorrat für 3400 sm Reichweite bei 10 Knoten. Takelage rd. 3600 m2.

1897 war sie am Ende ihrer Lebenserwartung.
 
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.

1897 war sie am Ende ihrer Lebenserwartung.


Zweifellos,
dem Admiral v. Müller aber immerhin so wichtig, dass er in seinen Erinnerungen davon schreibt.
Also sooo alltäglich wird das 1897 doch nicht gewesen ein.

Und das Kaisers Bruder wurde damit auf Auslandskommando geschickt. Vermutlich wird die Auswahl an Alternativen auch nicht sooo groß gewesen sein.
 
Als 1852 die die Flotte des deutschen Bundes aufgelöst wird, werden zwei Schiffe von der preußischen Marine übernommen. Eines dieser beiden Schiffe ist die Segelfregatte Gefion ex Eckernförde.

Die Gefion könnte die von den Dänen bei Eckernförde 1849 zusammengeschossene und dann erbeutete Fregatte sein?
 
Die Gefion könnte die von den Dänen bei Eckernförde 1849 zusammengeschossene und dann erbeutete Fregatte sein?

Ist sie, die von den Preußen wieder den ehemals dänischen Namen bekommen hat.

Einer der seltenen Fälle, wo Landtruppen ein Schiff erobert haben. Die Dänen kamen nicht mehr aus der Bucht, und mußten schließlich die Flagge streichen.
 
Teil3.: Die Stationsbesetzung der Donau-Mündung und die Ostasien-Expedition 1860


Nach der Abgabe der Radavisos Nix und Salamander 1855, war ein Führerschiff für die Ruderkanonenschaluppen geplant, so das 1857 ein Entwurf für einen neuen Radaviso erarbeitet wurde, wonach im Herbst 1859 der Aviso Loreley in Dienst gestellt wurde, der schon 1860 aktive Verwendung fand.
Während der italienischen Einigungskriege wurde der Schutz der dort lebenden staatsangehörigen Preußen und anderer deutscher Bundesländer gefordert. Da eine Evakuierung notwendig werden konnte, die Loreley aber nicht geeignet für solch eine Aktion schien, wurde zusätzlich der Schraubendampfer Ida gechartert.
Dabei beförderte Loreley Personal der preußischen und österreichischen Gesandtschaft, sowie zwei päpstliche Sekretäre nach der Festung Gaeta. Während des Schutzes der deutschen Anwohner in Neapel zog man sich den Unwillen der Anhänger der Einigung Italiens auf sich, da man die Zusammenhänge der Einigungspolitik nicht erkannte und sich auf die Seite des sizilischen Herrscherhäuser stellte.
Im Oktober 1860 bekam Loreley den befehl weiter nach Griechenland und Türkei zu fahren, um hier von dem zugestandenen Recht Preußens des Pariser Frieden Gebrauch zu machen und ein Kriegsschiff in der Donau-Mündung zu stationieren. Nachdem die Danzig den Stationsposten Ende 1856 nicht übernommen hatte und im Heimathafen außer Dienst gestellt worden , war nun die Loreley das erste preußische Kriegsschiff, daß die Station in der Sulina-Mündung der Donau übernahm. Mitte Juni 1861 stand sie in Konstantinopel der preußischen außerordentlichen Gesandtschaft zur Beglückwünschung des neuen türkischen Sultans Abd ul Asis zur Verfügung. Sommer 1862 trat sie die Heimreise an und wurde in Stralsund außer Dienst gestellt.

Mitte des 19.Jh waren die deutsche Wirtschaftstätigkeit in Ostasien noch auf einzelne Entsendung beladener Schiffe um Tauschhandel zu betreiben beschränkt. Nachdem Großbritannien, die USA und Frankreich erste Handelsverträge mit China, Japan und Siam abgeschlossen hatten, um diese vertraglich zu binden, fühlte man sich in Preußen mit solchen Wirtschaftsvereinbarungen benachteiligt. Somit entschloss man sich Preußen dazu, Verhandlungen zu führen, sowie den Abschluss von Verträgen.

Nach einer Planung aus dem Jahr 1851 eine Dampffregatte bauen zu lassen, erteilte am 2.11.1855 der König Friedrich Wilhelm IV den Bau von neuen Schiffen. Es wurden 5 Schraubenfregatte geplant, die letztlich als gedeckte Korvette klassifiziert wurden. Als erstes dieser Reihe wurde die Arcona am 15.4.1859 in Dienst genommen.
Dieses neue Schiff wurde als Flaggschiff für eine Expedition nach Ostasien bestimmt. Das Geschwader bestand weiterhin aus der Segelfregatte Thetis, dem Schoner Frauenlob und dem Transportschiff Elbe.
Der Leiter der Außerordentlichen Gesandten wurde der Botschafter Graf Friedrich zu Eulenburg. Bemerkenswert an dem Reisevorbereitungen waren die Probleme, die Besatzungen des Geschwaders aufzufüllen. Dazu mussten Kriegsschiffe umkommandiert werden, Seedienstpflichtige wurden einberufen und es wurden Freiwillige eingestellt.

Am 11.12.1859 startete Arcona, konnte nach Beseitigung von Sturmschäden die Fahrt am 12.04.1860 fortsetzen und traf mit Thetis und Frauenlob in Rio de Janeiro zusammen. Die vier Schiffe vereinigten sich am 23.07.1860 in Singapore. Durch den Krieg Englands und Frankreichs gegen China wurde als erstes Reiseziel Japan gewählt, als bei einem Taifun Frauenlob verloren geht. Die Kriegschiffe hatten dort den ersten Erfolg allein durch ihre Ankunft, da die von der Regierung vorgesehene Ausweisung ansässigen Deutschen im Rahmen fremdenfeindlicher Maßnahmen nunmehr unterblieb.
In Tokio erfolgte 24.01.1861 der Abschluß eines Vertrages. Als Arcona und Thetis Tokio verliessen, zwangen häufige Windstillen Thetis ins schlepp zu nehmen.
Die außen- und innenpolitische Lage in China lies erkennen, das nicht mit den vorgesehenen Verhandlungen zu rechnen war dennoch konnten in Tientsin am 02.09.1861 ein Abschluss eines Handelsvetrags mit China erfolgen.
Am 07.02 1862 kam noch ein Handelsvertrag mit der siamesischen Regierung zustande.
Das Geschwader wurde im März 1862 offiziell aufgelöst und die beiden Schiff begaben sich auf den Weg nach Kapstadt. Dort erreichte Thetis ein Sonderauftrag.
Die Expedition brachte wertvolle Erkenntnisse und die Kosten in Höhe von 420.000 Thalern wurden im Frühjahr 1863 vom preußischen Landtag fast einstimmig genehmigt. Gründe hierfür waren die „nationale Bedeutung“ und die „moralischen Eroberungen“.

Thetis wurde befohlen nach Südamerika zu gehen, um die in den Jahren zuvor angeknüpften Wirtschaftsbeziehungen mit Argentinien, Uruguay und Brasilien zu vertiefen. Schon in den 30iger Jahren wurden von deutschen Auswanderern in Südost-Brasilien Siedlungen angelegt ( Porto Alegre, Santa Catarina ). Die schlechte Behandlung der Deutschen durch die brasilianischen Regierung wurde Gegenstand einer Debatte im preußischen Abgeordnetenhaus. Diplomatische Vertreter sollten darauf hin vorstellig werden und wurden von Thetis unterstützt.
Ein weiterer Befehl sah vor, an der nordpatagonischen Küste Gelände für neue Siedlungen und zur Anlegung eines Marinestützpunktes zu erkunden. Auch war die Rede von dem Anlegen eines Zwischenstützpunktes für den Handel mit China und Siam, weil man annahm, der Weg über die Magallanes-Strasse sei genauso günstig, wie über Kapstadt. Am 15.12.1862 wurde Thetis in Danzig außer Dienst gestellt.
Mit der Seefahrtsdauer von 2 Jahren, 11 Monaten und 16 Tagen und mit derselben Besatzung hatte Thetis die längste Reise eines Schiffes der Kriegsmarine bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges inne.
 
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Ich arbeite im Ethnologischen Museum Berlin im Bereich der Dokumentation.
Wir haben im Bestand eine Ostasien Sammlung vom Korvettenkapitän Strauch (Brief aus Kiel, 1882). Dieser war Kommandant 1880/82 auf der Iltis. Er berichtet, die koreanischen Objekte seien vom Korvettenkapitän, dem Kommandanten der Ilis.
Den Namen kann ich in den Akten nicht genau entnehmen, ev. Klausen oder aber auch Rausa.
Vielleicht hat jemand einen Hinweis? Auf www.kreuzergeschwader.de, habe ich schon gestöbert.
 
Ich arbeite im Ethnologischen Museum Berlin im Bereich der Dokumentation.
Wir haben im Bestand eine Ostasien Sammlung vom Korvettenkapitän Strauch (Brief aus Kiel, 1882). Dieser war Kommandant 1880/82 auf der Iltis. Er berichtet, die koreanischen Objekte seien vom Korvettenkapitän, dem Kommandanten der Ilis.

Hallo,
dieser Satz ist etwas unlogisch formuliert.

Für das Kanonenboot Iltis von 1878 gilt:

Kanonenboot Iltis wurde 1878 vom Stapel gelassen und strandete 1896 in einem Taifun auf der Schantung-Halbinsel.
Von April 1880 bis Mai und von Juli 1880 bis August 1883 war KL/KK Oskar Klausa (1849-1907) Kommandant der Iltis.

Interessant wäre zu erwähnen, daß Oskar Klausa als Wachoffizier direkt an dem Zusammenstoß des Panzerschiffes König Wilhelm und Großer Kurfürst am 31.05.1878 im Ärmelkanal beteiligt war. Nachdem er das von den Rudergängern missverstandene Ruderkommando gegeben hatte, war ein Zusammenstoß der beiden Schiffe unvermeidlich. Die gerade erst neu in Dienst gestellte Panzerfregatte Großer Kurfürst sank schnell, nachdem der Rammsporn der König Wilhelm unterhalb des Gürtelpanzers traf. Die König Wilhelm konnte gerettet werden, weil der Befehl der Verschlussrolle (Schotten dicht!) Erfolg hatte. 269 Matrosen verloren bei dem Unglück ihr Leben.

Der Verlust der neuen Panzerfregatte traf die noch kleine deutsche Marine ebenfalls schwer.
Vor dem Kriegsgericht wurde Oskar Klausa´s verhalten als nicht einwandfrei bezeichnet und er wurde zu 1 Monat Gefängnis verurteilt.
 
noch zur Erklärung: die Zuordnung von Strauch zur LEIPZIG habe ich im Internet gelesen.

Hat dazu jemand einen Hinweis aus der Literatur?
 
In meinem Buch steht zumindest das er vom 8.88 bis zum 2.89 Kapitän der Leipzig war. Er setzte seine Flagge genauer gesagt am 2.8. als er in Sanisibar ankam.
KK Hartog wechselte dafür auf die Olga.

Am 31.8. schiffte sich dann auch KAdm Deinhard auf der Leipzig ein um das Kommando über das Geschwader zu übernehmen. Von da aus sollte es dann weiter in die Südsee gehen, jedoch kam da der sich entwickelnde "Araberaufstand" dazwischen.

Meine Quelle ist dabei der 5. Band von "Die deuschen Kriegsschiffe; Biographien -ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, von Hans H. Hildebrand, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz.
 
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Hat dazu jemand einen Hinweis aus der Literatur?
Neben dem genannten Werk (gibt's in diversen Ausgaben) jedenfalls noch: Hildebrand, Hans H.; Henriot, Ernest: Deutschlands Admirale 1849 bis 1945: die militärischen Werdegänge der See-, Ingenieur-, Sanitäts-, Waffen- und Verwaltungsoffiziere im Admiralsrang. Osnabrück: Biblio-Verlag 1988 - Strauch erhielt noch den Charakter als Konteradmiral und müsste mit seiner Vita in Band 3 verzeichnet sein.
 
Sehr interessant diese Zusammenfassung.
Was mich ein wenig stört, ist der leicht diffuse Begriff "Vollschiff.
Ein Vollschiff kann eine Korvette mit 300 Tonnen ebenso sein, wie ein Linienschiff mit 2600 Tonnen ;)
 
Sehr interessant diese Zusammenfassung.
Was mich ein wenig stört, ist der leicht diffuse Begriff "Vollschiff.
Ein Vollschiff kann eine Korvette mit 300 Tonnen ebenso sein, wie ein Linienschiff mit 2600 Tonnen ;)

Grundsätzlich hast du Recht, da die Bezeichnung Vollschiff auf die Art der Takelage zurück zuführen ist.
Doch in dem Fall werden Handelssegler nach der Art der Takelage klassifiziert wie. z.B. die Bark, der Schoner oder das Vollschiff, während Segelkriegsschiffe nicht nach der Art der Takelage eingeteilt werden, sondern in erster Regel nach der Anzahl der Kanonen, woraus sich auch eine gewisse Größe für das Schiff ergibt. 1. Rang z.B. bis 120 Kanonen, 2. Rang von z.B. 80 -100 Kanonen usw.
So waren Segellinienschiffe, wie auch Fregatten oder Korvetten als Vollschiff getakelt, aber natürlich gibt es auch Kriegsschoner oder Kriegsbriggs, die dann aber wieder zu dem 5. oder 6. Rang gehören.
Also ist die Bezeihnung Vollschiff bei einem Handelsschiff völlig korrekt.
 
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