Göbbelsrede gesucht

treppenwitz

Mitglied
Ich suche eine Rede Göbbels, in der er explizit sagt, dass die NAtionalsozialisten den legalen Weg zur Macht eigentlich nicht gehen wollten.

Weiß jemand wann diese Rede gehalten wurde und ob es Aufnahmen davon gibt?
 
Die Rede kenne ich nicht, vielleicht ergibt sich das auch aus den Goebbels-Tagebücher.


Wie dem auch sei, dass Hitler den Weg nicht gehen wollte, ergibt sich bereits anhand der Ereignisse 1923.


Die Beteuerung betr. Legalität auf dem Weg zur Macht ergab sich dann besonders plakativ beim "Reichswehrprozeß", bei dem Hitler vor Gericht vernommen wurde und die Legalitätsbeteuerung Gegenstand war, sowie in Zusammenhang mit den 1932 laufenden Hochverratsverfahren, zB gegen Goebbels.
 
Ich denke das auch. Goebbels hat viel Unsinn seinem Tagebuch anvertraut.
Guck mal hier
Zerstörung der Demokratie 1930-1933 - Informationen zur politischen Bildung (Heft 261)

Als Unsinn würde ich die Tagebücher von Goebbels nicht bezeichnen. Die wiederspiegeln das Denken und Handeln der NS-Grössen. Sind eine sehr gute Quelle und geben einen guten Einblick.

@treppenwitz: Ich habe die Tagebücher zu Hause, kann also nachschauen ob er je mal so was geschrieben hat, eine öffentliche Rede im solchem Inhalt ist mir auch unbekannt, kannst du mir in etwa einen Anhaltspunkt geben in welchem Jahr ich suchen soll?
 
Ich nehme an, Treppenwitz meint die Rede Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus (1934):

"Wenn die Demokratie uns in Zeiten der Opposition demokratische Methoden zubilligte, so musste dies ja in einem demokratischen System geschehen. Wir Nationalsozialisten haben aber niemals behauptet, dass wir Vertreter eines demokratischen Standpunktes seien, sondern wir haben offen erklärt, dass wir uns demokratischer Mittel nur bedienten, um die Macht zu gewinnen, und dass wir nach der Machteroberung unseren Gegnern rücksichtslos alle die Mittel versagen würden, die man uns in Zeiten der Opposition zugebilligt hatte. Trotzdem können wir erklären, dass unsere Regierung den Gesetzen einer veredelten Demokratie entspricht.
Wir sind die souveränen Meister der Kritik gewesen und können uns heute einhellig auf den Standpunkt des Rechts zur Kritik stellen. Nur mit einem Unterschied: Das Recht zur Kritik, Wenn es einen Sinn haben soll und nicht einen demokratischen Unsinn darstellt, kann zum Nutzen eines Volkes, der ja über allen Dingen der Politik stehen muss - immer nur dem Klügeren über den Dümmeren zugestanden werden und niemals umgekehrt. Es bliebe also nur noch zu beweisen, dass wir Nationalsozialisten während der Opposition anscheinend die Klügeren gewesen sind."
 
Ich nehme an, Treppenwitz meint die Rede Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus (1934):


Da ich die Rede die ich suche noch nie selbst gehört habe, kann ich natürlich nicht sagen ob es die ist. Die von dir vorgeschlagene Rede scheint sich aber mit dem zu decken was ich vom Hören-Sagen kenne. Gibt es davon Video-Ton Dokumente?
 
Ich nehme an, Treppenwitz meint die Rede Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus (1934):


Das dürfte aber nicht die gesuchte Rede sein, denn dort wird ja gerade ausgedrückt, daß die Nationalsozialisten die Demokratie mit den (legalen) Mitteln bekämpfen wollen, die sie ihnen gegeben hat... :grübel:


Ich suche eine Rede Göbbels, in der er explizit sagt, dass die NAtionalsozialisten den legalen Weg zur Macht eigentlich nicht gehen wollten.
 
Ich meinte eigentlich, dass in dieser (mir-nur-vom-Hören-Sagen_behannten-Rede) Göbbels deutlich macht, dass die NSDAP es vorher (Hitlerputsch 1923 etc) auf dem "illegalen" Weg versucht hat und dass der legale Weg zur Macht eigentlich erst die dritte und letzte Option war.
 
Vom September 1930 gibt es noch folgendes:

Hitler schrieb:
Wenn aber nun dieses Handeln heute sich unter verschiedenen Waffen auch der des Parlaments bedient, dann ist das nicht etwa das Gleiche, als wenn Parlamentsparteien im Parlament aufgehen. Für uns ist das Parlament nicht der Zweck an sich, sondern ein Mittel zum Zweck, nicht das Ziel an sich, sondern ein Weg zum Ziel, d.h. wir sind nicht Parlamentspartei aus Prinzip, das würde unserer Auffassung widersprechen, sondern wir sind Parlamentspartei aus Zwang, aus Not und der Zwang heißt: Verfassung. Die Verfassung zwingt uns, uns dieses Mittels zu bedienen [...]. Und so ist dieser Sieg, den wir erfochten haben, nichts anderes als die Gewinnung einer neuen Waffe zum Kampf. [...] Nicht um Abgeordneten-Mandate kämpfen wir, sondern Mandate erobern wir, um das deutsche Volk dereinst frei machen zu können.
 
Das ist O-Ton Hitler als Zeuge vor dem Reichswehrprozeß Sept. 1930, siehe #2

weiteres: Bucher: Der Reichswehrprozeß.
Dieses Legalitätsprinzip beherrschte Teile des Verfahrens.
 
Als erstes schaue ich immer in Walther Hofer, Der Nationalsozialismus (das ist ein Quellenband). Dann in meiner sonstigen Literatur.
 
Der Kontext ist interessant, um die Proklamationen der NS-Spitze zu werten bzw. einzuschätzen.

Die Beteuerungen zur Legalität liefen einerseits, um den Aufbau der noch fragilen Bindungen zur Reichswehr (die schließlich noch Ende 1932 Szenarien mit gleichzeitigen Revolutionen von links und rechts plante) nicht zu stören. Hier gab es eine Reihe vor allem junger Offiziere, die sich zur NSDAP bekannten und einen schweren Stand beim älteren Offizierskorps hatten. Es ging also um das Eindringen der NSDAP-Einflüsse in die Reichswehr. Putsch-Andeutungen würden diese Kuschelstrategie Hitlers nur gefährden, der Reichswehr-Prozeß war schon publizistisch geräuschvoll genug.

Zum anderen machte die Justiz Anstalten, sich mit Hochverratsplänen der NSDAP zu beschäftigen, 1923 war noch frisch. Auch das wurde als Gefahr erkannt. Mindestens die Verschleppung der Einleitung von solchen Strafverfahren war das Ziel der einsetzenden Beteuerungen, die Macht nur "legal" übernehmen zu wollen. Das publizistische Umfeld der NSDAP, die diversen "Kampfgruppen" wie SA und das damit verbundene Geschrei waren dabei durchaus schwer zu bändigen; selbst Andeutungen, aus denen sich staatsgefährdende Umtriebe ergeben könnten, waren nicht erwünscht.


Schließlich die Wahlen: das Fischen in den diversen Bereichen hätte möglicherweise durchaus mittels Putschgeschrei Stimmen gewinnen können. Gleichzeitig und andererseits bemühte man sich aber in den "einflußreichen" Kreisen von Wirtschaft und Politik, auch da sind Revolutionen nicht gut angesehen.


Summa summarum: Legalitätsbeteuerungen waren Strategie in dieser Zeit.
 
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