Schwarze Jakobitische Soldaten bei Culloden 1746?

Saint-Simone

Aktives Mitglied
Ich bin kürzlich über einen Zeitungsartikel gestolpert in dem es um den Erwerb eines Wandteppichs geht, den der National Trust for Scotland (NTS) erworben hat. Angeblich soll er die Schlacht von Culloden darstellen, was laut Artikel zur Kontroversen geführt hat. Es wird behauptet, es sei eigentlich die Schlacht von Fontenoy dargestellt. Als einer der Gründe weshalb, wird unter Anderem eine Figur mit schwarzem Gesicht angeführt, die als schwarzer Bedienster identifiziert wird.

Weiter heißt es, daß die Schlacht so gut dokumentiert sei, und keine Bedienstete, die auf die Beschreibung passten anwesend gewesen seien. Deshalb müsse es sich um die Schlacht von Fontenoy handeln. In einem der Kommentare zum Artikel schreibt aber jemand, daß das Franko-Irische Kavallerieregiment Fitz-James' schwarze Trompeter aus den West Indies bei Culloden dabeigehabt haben soll.

Ich hab' mal rumgegoogelt, aber bisher nichts über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage gefunden.

Weiß jemand was?


Anbei noch der Artikel The riddle of Culloden - Highland News


LG, Saint-Simone
 
Ich würde mal einfach aufmerksam Bücher über die englischen Truppen lesen. D.h. falls mir mal was in die Hände fällt, versuche ich aufzupassen. Meines Wissens waren Farbige als Tambours in den Heeren der verschiedensten Staaten Europas nicht unüblich. Bei einigen Einheiten war das sicherlich derartig die Regel, dass man das nicht gesondert erwähnte.

Leider habe ich just zur englischen Armee keinerlei Bücher zur Hand. Aber ich bleibe einmal aufmerksam.:)

Übrigens danke für das schöne Thema. Auch der Artikel, den Du verlinkt hast, ist sehr interessant.
 
Vermutlich war es nicht einmal ein schwarzer Bediensteter bzw. Slave. Viele Namen in Europa (z.B. Moore oder Morus) sind Hinweise auf eine arabische/schwarze Herkunft in der mittleren bis höheren Hierarchie.
Erste Info dazu findet sich hier Sarazenen ? Wikipedia
 
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@ Brissotin

Danke für das Hilfsangebot :) Ich hab' auch mal weiter geschaut, aber bis jetzt noch keine wirklichen Hinweise gefunden. Online war nichts und meine Bibliothek ist, was Militärgeschichte angeht, etwas bescheiden. Mal schauen was sich auftreiben lässt, aber gut vorstellen kann ich es mir auch, vor Allem, da die West Indies verschiedentlich Einwanderungswellen aus Schottland und Irland zu verzeichnen hatten, sowohl freiwillig als auch unfreiwillig. :grübel:Ich halt' also auch die Augen offen.

@ Caro

Stimmt, und daran hatte ich im ersten Moment noch gar nicht gedacht. Ich kenn's in erster Linie aus London, wo es Ende des 17. Jahrhunderts eine relativ kleine aber rege Gemeinschaft dunkelhäutiger und vor Allem freier Engländer gab, deren Vorfahren teilweise seit 200 Jahren in England waren. Das sich da jemand für die jakobitische Sache erwärmt hat ist ja durchaus vorstellbar.
 
Darf ich mal einen kleinen Einwurf wagen? Wenn das was dargestellt ist im Falle des Wandteppichs nicht ganz klar ist, woher will man dann wissen, dass der Künstler selbst wusste, ob es in dem und dem Regiment diesen oder jenen Musiker, die Schwarze waren gab? Wenn ich mir die Abbildung des Wandteppichs (man müsste freilich mal einen größeren Ausschnitt haben) anschaue, habe ich den Eindruck, dass der Künstler, der diesen entworfen hat, nicht unbedingt sehr akribisch um die Details bemüht war.
 
Das stimmt natürlich, daß der Teppich nicht sonderlich detailliert gestickt ist, aber ich hatte meine Frage auf einen der Kommentare zum Artikel bezogen, wo eine Kommentator darauf hinweißt, daß es möglich sei

Hier mal der Originalkommentar zur Veranschaulichung:

"In fact the list of prisoners taken in the aftermath of Culloden includes one black servant described in very politically incorrect terms.

In one the the Franco-Irish regiments (Fitzjames Horse) most of the trumpeters were West Indian. Quite likely that there were other black men in the Jacobite Franco-Scots-Irish regiments.

Good that Jacobitism can be multi-cultural.
"


Übersetzung:

Tatsächlich beinhaltete die Gefangenenliste nach Culloden einen schwarzen Bediensteten, der in sehr politisch inkorrekten Worten beschrieben wurde.

In einem der Franko-Irischen Regimenter (Fitzjames Horse) waren die meisten Trompeter West Indian. Sehr wahrscheinlich waren da andere schwarze Soldaten in den Jakobitisch Franko-Irischen Regimenten.

Gut, daß das Jakobitertum multikulturell sein kann.

Daher hatte ich angefangen nachzusuchen - wobei ich noch immer nichts gefunden habe- weil anscheinend die gesamte Kontroverse über den Teppich damit begann, daß jemand meinte, daß Schwarze bei Culloden unmöglich seien, aber bei Fontenoy schon eher wahrscheinlich. Leider sagt auch die Homepage des Besucherzentrums von Culloden noch nichts darüber, und ich konnte noch nicht mehr finden :(
 
Ich habe zwar noch immer keine Antworten gefunden, aber hier wäre noch ein Artikel der BBC zum Thema des Wandbehanges, in dem vorgeschlagen wird, daß es sich bei dem gezeigten Menschen um einen Diener handelt.

BBC NEWS | Scotland | Highlands and Islands | Mystery over Jamaican at Culloden

Meines Erachtens nach denkbar wäre es, daß der gezeigte Schwarze durch den untenstehenden Artikel erklärt werden könnte, in dem es um das mitwirken der Highlands und deren Bewohner mit dem Sklavenhandel geht. Da hat ein Historiker Aufzeichnungen gefunden, daß es in verschiedenen Schulen in den Highlands schwarze Schüler gab, wenn auch eine kleine Minderheit. Also vielleicht doch denkbar, daß bei Culloden einfach ein paar schwarze Jakobitische Schotten dabei waren?

BBC NEWS | Scotland | Highlands and Islands | Highland's 'forgotten' slave past
 
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Also vielleicht doch denkbar, daß bei Culloden einfach ein paar schwarze Jakobitische Schotten dabei waren?

Extrem kühner Gedanke! :winke: Vielleicht gehörte der Schwarze aber auch zu dem Trupp von 222 Franzosen, die nach der Schlacht von General Bland gefangen genommen wurden (vgl. Townshend, The Military Life of Field Marshal George First Marquess Townshend, S. 100).

So ganz hasenrein ist die BBC-Meldung ohnehin nicht. Da wird z. B. ein "General McNaughton" erwähnt, dessen Diener der Schwarze gewesen sein könnte. Einen solchen "General" gab es gar nicht - man kann leicht ermitteln, dass es sich um [FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]"John MacNaughton of the family of Moar in Glen Lyon" handelte, "a quartermaster in Kilmarnock's Regiment", der ebenfalls gefangen genommen wurde und kein gutes Ende nahm [/FONT](Tour Scotland, Perthshire and Dunkeld.)...
 
Extrem kühner Gedanke! :winke: Vielleicht gehörte der Schwarze aber auch zu dem Trupp von 222 Franzosen, die nach der Schlacht von General Bland gefangen genommen wurden (vgl. Townshend, The Military Life of Field Marshal George First Marquess Townshend, S. 100).

So ganz hasenrein ist die BBC-Meldung ohnehin nicht. Da wird z. B. ein "General McNaughton" erwähnt, dessen Diener der Schwarze gewesen sein könnte. Einen solchen "General" gab es gar nicht - man kann leicht ermitteln, dass es sich um [FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]"John MacNaughton of the family of Moar in Glen Lyon" handelte, "a quartermaster in Kilmarnock's Regiment", der ebenfalls gefangen genommen wurde und kein gutes Ende nahm [/FONT](Tour Scotland, Perthshire and Dunkeld.)...


Danke für den Hinweis auf McNaughton! :) Ich habe danach auch noch etwas herumgesucht und herausgefunden, daß der National Trust of Scotland dessen Existenz in Generalsform auch verworfen hat, nachdem die Kontroverse losging.

Die 'Daily Mail' hat anscheinend letztes Jahr einen Artikel veröffentlich, in dem der Mann als 'Trommler' indetifiziert wurde, aber leider lässt mich das Archiv der 'Mail' nicht ran, also konnte ich nur die Überschrift lesen. Die BBC hat leider so weit ich es sehen konnte nichts ähnliches veröffentlicht, also weiß ich nicht wie dieser Artikel zu beurteilen ist, und wer die Identifikation vorgenommen hat.

Stattdessen habe ich mich auf die Suche nach Quellen für Angehörige ethnischer Minderheiten in Schottland gemacht, und ein wenig über den Sklavenhandel und Schottland gesucht, und bin dabei über die weite Verbreitung schottischer Namen in der Karibik gestossen. Scottish Caribbean History Feature

Im obigen Artikel, gibt es ab ca Mitte eine Erklärung wie die Schotten dazu kamen am Sklavenhandel mitzuwirken, was erst nach dem Act of Union 1707 mit England richtig möglich war, jedoch anscheinend danach geblüht hat. Freilich waren es in erster Linie Männer die sich nach Jamaica etc aufmachten um ihr Glück zu suchen, was dann im üblichen Wege zur Verbreitung schottischer Nachnamen geführt zu haben scheint.

Auf der Webseite von Aberdeen University bin ich dann auf Folgendes gestossen: A North East Story - Scotland, Africa and Slavery in the Caribbean

Da heisst es, daß die Kinder auch mal nach Schottland zur Ausbildung geschickt wurden, es also durchaus Afro-Karibische Schotten in Schottland gab. Meine kühne Theorie geht leider nur zeitlich nicht ganz auf, da sich die gefundene Seite in erster Linie auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts bezieht, und da war Culloden ja schon vorbei.

Mit anderen Worten, bis auf Weiteres befinde ich mich damit im Lande der Spekulation, die auf der Annahme basiert, daß es so gewesen sein kann, daß jemand gemischter Herkunft sich für die Schottisch-Jakobitische Sache erwärmt hat, und beschlossen hat für seine schottische Heimat zu kämpfen. Während es vielleicht denkbar wäre, hört aber an Mangel von Quellen an dieser Stelle die Spekulation einfach auf und zieht ins Reich der Phantasie. :weinen:
 
Trotz all meiner Bemühungen habe ich nichts über Fitzjames' Horse oder schwarze Diener auf Jakobitischer Seite gefunden, aber immerhin eine Quelle für Schwarze Militärmusiker in der Britischen Armee im 18. Jahrhundert. Laut Fryer (1984:81) war zumindest ein schwarzer Trommler im Dienste der Briten bei Blenheim 1704. Und es wird weiter impliziert, daß bei einer Parade der 4th Dragoons 1715 in Stirling ebenfalls schwarze Militärmusiker dabei gewesen seien (1984:82). Ebenso heißt es, es wären Belege vorhanden, daß einige Colonels ihre Regimenter im 17. Jahrhundert mit einem Sklaven beschenkt hätten, der als Trommler eieden sollte, und laut Sir Walter Scott sollten 1679 sechs schwarze Trompeter den 'Scottish Life Guards' angehört haben (1984:81).

Freilich sagt das nichts über politische Gesinnung aus, sondern weist nur auf die Anwesenheit Schwarzer, zumeist aus Karribischen Kolonien, in der Britischen Armee hin.

Quelle: Peter Fryer (1984) 'Staying Power: The History of Black People in Britain' University of Alberta Press.

Staying Power: The History of Black ... - Google Book Search


Ansonsten, und auf spätere Zeit, also 19. Jahrhundert, bezogen, hätte ich noch einen Link über schwarze Soldaten in der Britischen Armee:

http://www.blackpresence.co.uk/2009/03/black-soldiers-in-the-british-army-john-ellis/
 
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