Christianisierung von „heidnischen Heiligtümern“

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pelzer

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Grüezi

Im frühen Christentum wurde versucht die alte Kultstätten zu verbieten, zu vernichten oder wenn das nicht klappte in den neuen Glauben zu integriert. Dazu wurden die Kultstätten mittels Kreuze, Kapellen, Heiligen usw. "umgepolt".
Kann mir jemand etwas dazu sagen?
Gibt es für dieses Tun einen Fachausdruck?
und...


Gruss Pelzer


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In der "Geschichte des teutschen Volkes" von 1837 steht auch einiges über besagten Bischof Vi(n)zelin von Oldenburg, der später sogar heilig gesprochen wurde. Geschichte des teutschen Volkes - Google Buchsuche

Vielleicht findest Du über ihn mehr Info und Antworten zu deinen Fragen. :winke:

Interessant ist hierbei jedenfalls die Ausrichtung der Kirchen nach Osten, man schreitet also der Morgensonne entgegen ...
 
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Gibt es für dieses Tun einen Fachausdruck?

Kommt auf die genaue Art an. Manches könnte man mit Synkretismus umschreiben, anderes mit Assimilation. In Mexiko wurde aus einer aztekischen Totengöttin und der Jungfrau Maria die Virgen de la Muerte, die heute insbesondere von Kriminellen als Schutzheilige angerufen wird. Sie wird wie die Jungfrau Maria dargestellt, aber eben skelettiert. Hier haben wir einen Fall von Synkretismus. Wenn aber das Verbrennen von Weihrauch aus alten Kulten übernommen und in die christliche Messfeier übertragen wird, dann ist das Assimilation, weil nicht Inhalt, sondern Form übernommen wird.
 
Manches könnte man mit Synkretismus umschreiben, anderes mit Assimilation. In Mexiko wurde aus einer aztekischen Totengöttin und der Jungfrau Maria die Virgen de la Muerte, die heute insbesondere von Kriminellen als Schutzheilige angerufen wird. Sie wird wie die Jungfrau Maria dargestellt, aber eben skelettiert. Hier haben wir einen Fall von Synkretismus. Wenn aber das Verbrennen von Weihrauch aus alten Kulten übernommen und in die christliche Messfeier übertragen wird, dann ist das Assimilation, weil nicht Inhalt, sondern Form übernommen wird.

Mein "Kumpel" verwendet für das Umdeuten von "heidnischen" Kultstätten jeweils das Wort "Epanorthose": Berichtigung, Verbesserung, Umprägung? Kenn ich nicht, deshalb meine Frage nach einem Fachbegriff...


Hier noch ein Bild zur Erläuterung: Ein Menhir (geologisch ein Findling) im Burgund wurde mit einem Kreuz verchristlicht...


Gruss Pelzer


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Mein "Kumpel" verwendet für das Umdeuten von "heidnischen" Kultstätten jeweils das Wort "Epanorthose": Berichtigung, Verbesserung, Umprägung? Kenn ich nicht, deshalb meine Frage nach einem Fachbegriff...
Den Begriff Epanorthose habe ich leider auch noch nie gehört, aber was heißt das schon?

Hier noch ein Bild zur Erläuterung: Ein Menhir (geologisch ein Findling) im Burgund wurde mit einem Kreuz verchristlicht...

Die Kalvarienberge, für welche die Bretagne so bekannt ist, sollen auch auf die megalithischen Steinreihen, für welche die Bretagne noch viel bekannter ist, zurück gehen.
 
Zurück zum Thema: Unser Kunstgeschichtslehrer erwähnte mal, das in Spanien die Heiligtümer die "kriegerischen" Heiligen wie St. Georg und St. Michael überwiegend auf heidnischen Kultstätten errichtet wurden um die zu Dämonen degradierten heidnischen Götter nieder zu halten. Ein typisches Beispiel ist der Drachentöter San Miguel de Aralar in Navarra.

In Galizien ist es anscheinend eher die Jungfrau Maria die dort die Rolle der Keltischen Göttermutter übernommen hat. Bei einigen Kirchen in Nordostspanien weist die unübliche Anordnung der Ikonographie an frühere Glauben (wurde mir zumindest so beigebracht. Wie dieses sich genau äussert, weiss ich leider nicht mehr, aber die Heiligenbilder schauen anscheinend nach Innen anstatt, wie sonst üblich, nach aussen ).
 
Grüezi

Meine ursprüngliche Frage nach der Christianisierung von „heidnischen Heiligtümern“ war eigentlich eine volkskundliche, vielleicht ein architektonische, aber keinesfalls eine theologiesche.

... das in Spanien die Heiligtümer die "kriegerischen" Heiligen wie St. Georg und St. Michael überwiegend auf heidnischen Kultstätten errichtet wurden um die zu Dämonen degradierten heidnischen Götter nieder zu halten. Ein typisches Beispiel ist der Drachentöter San Miguel de Aralar in Navarra. ...
Bei uns in den Voralpen sind das eher der Petrus und der Erzengel Michael. Ich kenne eine Kirche (Michael) die vermutlich auf römischem Gemäuser steht. Und eine weitere Kircheruine (auch Michael), bei der vor dem Altar eine römische Marmorplatte im Boden eingelassen ist. So stand der Pfarrer bei der Messe immer auf dem "Götzenstein", was sicher nicht als hochahctuung für die römische Religion zu deuten ist.


Gruss Pelzer


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der Dom von Fritzlar würde angeblich an der Stelle errichtet an der Bonifatius die Donareiche fällte
 
Grüezi

Im frühen Christentum wurde versucht die alte Kultstätten zu verbieten, zu vernichten oder wenn das nicht klappte in den neuen Glauben zu integriert. Dazu wurden die Kultstätten mittels Kreuze, Kapellen, Heiligen usw. "umgepolt".
Gibt es für dieses Tun einen Fachausdruck
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Einen wissenschaftlichen Fachausdruck kann ich dir nicht liefern. Aber es war Teil der Akkommodation
http://de.wikipedia.org/wiki/Akkommodation_(Religion)
Mission und Christianisierung ... - Google Buchsuche
 
Grüezi

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Bei uns in den Voralpen sind das eher der Petrus und der Erzengel Michael.

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Der von Guntbot erwähnte Dom zu Fritzlar ist auch dem heiligen Petrus gewidmet.

Mit San Miguel ist übrigens der Erzengel gemeint.

In Südmexico oder in Guatemala gibt es eine Kirche, die auf einem früheren Maya-Tempel errichtet wurde. Hinter der Kirche ist ein kleiner Hügel auf dem eine Figur des Michaels zu Pferde steht. Die Mayas bringen noch heute dort (und nicht IN der Kirche) Räucheropfer dar. Irgendwer erzählte, die Opfer galten dem Pferd und nicht dem Heiligen. Ob das stimmt ist mir aber nicht bekannt wäre aber nicht unmöglich. In der Santeria hat man die Afrikanischen Gottheiten unter katholischen Heiligen "versteckt", so ist zb. Ogum, der Schmied und Kriegsgott zu Sao Jorge geworden.
 
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bei der Christianisierung lief es halt ab wie immer wenn sich eine neue Macht etabliert
das was sie nach der Machtübernahme nicht zerstören kann macht man sich zu eigen indem man der alten Symbole an gleicher Stelle durch eigene Symbole ersetzt umdie eigene Überlegenheit zu beweisen
 
der Dom von Fritzlar würde angeblich an der Stelle errichtet an der Bonifatius die Donareiche fällte

Wie ich das mal gelernt habe, würde der erste kirchliche Bau aus dem Holz der Donareiche, die ein der Nähe von Geismar stand, errichtet. Das Symbol, aus Alt mach Neu, ist allerdings das Gleiche
 
Wie ich das mal gelernt habe, würde der erste kirchliche Bau aus dem Holz der Donareiche, die ein der Nähe von Geismar stand, errichtet. Das Symbol, aus Alt mach Neu, ist allerdings das Gleiche
wo die Eiche stand ist eine Streitfrage,der Ort Geismar beansprucht den Standort für sich,Fritzlar allerdings auch
zuerst wurde,so die Überlieferung aus dem Holz der Eiche eine Kapelle errichtet und späterer an ihrer Stelle der Dom,unzweifelhaft ist das Bonifatius mit Hilfe oder unter dem Schutz fränkischer Ritter und deren Waffengewalt den alten Glauben vernichtet und den Chatten und Sachsen das Christentum aufgezwungen hat
 
Ehe jetzt hier eine Diskussion darüber ihre Bahn bricht, muß an der Stelle zur Sichtweise der Historiker Wikipedia erst einmal genügen:
Leben schrieb:
...
Historiker gehen davon aus, dass Bonifatius mit der Fällung der Donareiche kein großes Risiko einging, da er mit dem Schutz der fränkischen Besatzung der Büraburg rechnen konnte. Die Franken waren christianisiert, die Büraburg befand sich seit einigen Jahrzehnten in ihrer Hand, und Geismar war ein − wie archäologische Untersuchungen gezeigt haben – Bauern- und Handwerkerort, der seine Erzeugnisse auf die Büraburg und an das Umfeld lieferte. So bestand sicherlich Kontakt mit dem Christentum. Mit der Fällung der Eiche demonstrierte Bonifatius jedoch nicht nur symbolisch die Überlegenheit des Christentums über alte Götter und heidnische Kulte, sondern auch das Streben nach einer Neuordnung. Aus dem Holz der Eiche ließ er aller Wahrscheinlichkeit nach in Fritzlar eine Petrus geweihte Kapelle bauen, an deren Stelle Wigbert bald darauf eine steinerne Basilika errichten ließ. Am gleichen Ort steht heute die St. Petri Stiftskirche...
...
Vgl. dazu Bonifatius ? Wikipedia
 
Hier noch ein Auszug aus der Webseite der Stadt Fritzlar, aber damit soll es auch von meiner Seite gut sein:

Die Gründung der Stadt Fritzlar führt auf das Werk des Heiligen Bonifatius zurück, eines angelsächsischen Missionars, der unter anderem wegen seines Wirkens in unserem Raum als Apostel der Deutschen bezeichnet wird. Eine seiner herausragenden Taten war die Fällung der Donareiche im Jahre 723, die in der Nähe des damals bereits bestehenden Dorfes Geismar gestanden hat. Aus ihrem Holz baut Bonifatius 724 eine dem heiligen Petrus geweihte Kapelle und gründet ein Benediktinerkloster.
 
Ich habe die meisten Posts nur diagonal gelesen, möchte darauf nun nicht eingehen, sondern auf den ersten Post und die Frage.

Ich habe bei meinen Streifzügen und der damit verbundenen Lektüre sehr oft gelesen, dass christliche Kirchen über ehemalige antike Tempel errichtet wurden - bzw. in sie hinein, manchmal Baustruktur übernehmend, da nicht selten die Kirchen kleiner als die Tempel waren.

Zu nächtlicher Stunde erinnere ich mich z.B. an das Forum Romanum und viele andere christl. Baugründe in Rom, oder an spanische Kirchen, die manchmal auf Moscheen stehen, die widerum auf Tempeln, oder an den Aphrodite-Tempel in Aphrodisias in der Türkei, oder den Apollo-Tempel in Sardes in der Türkei mit seiner kleinen "Kapelle" darin, oder noch mehr in der Türkei: Z.B. den Tempel, auf die die Apostelkirche in Istanbul gebaut wurde, und dann auf die Apostelruine die Moschee Mehmeds II. des Eroberers. Oder die Studiosos-Kirche in Istanbul, oder die Marienkirche in Ephesos, oder in Hierapolis/Pamukkale, oder in Ankara der berühmte Augustus-Tempel, der in eine Kirche verwandelt wurde, und übrigens, wie so viele andere antike Heiligtümer ihrerseits auf ältere Vorgänger gebaut wurden, im Falle des Augustus-Tempels auf ein Heiligtum des Men und der Kybele. Gilt auch für viele andere griech. Tempel der Türkei, dass vorher dort ein Heiligtum existierte und durch den Tempel zerstört oder umbaut wurde.

und so weiter. Die Mittelmeeranrainer sind anscheinend voll von baulichen Kontinuitäten von Heiligtümern.

Gute Nacht.
 
Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen : Der Glockenturm der Kathedrale in Sevilla ist aus dem früheren Minarett der Moschee erbaut. Das kann man richtig sehen. Die Kathedrale in Sevilla ist flächenmäßig nach dem Petersdom immerhin die 2. größte Kirche der Welt.
 
- Alesia, Hauptstadt des keltischen Volkes der Mandubier, [...]wurde in Alise-Ste-Reine umbenannt, einer christlichen Heiligen (Namensähnlichkeit "rein zufällig")...

Das scheint mir nicht ganz korrekt zu sein. Alise ist schlicht die galloromanisierte Form von Alesia, der Heiligenname ist Ste-Reine, heilige Regina, nicht aber Alise.
 
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