Ich wollte mal zurückkommen auf die Schimpansengeschichte, die Cassandra dankenswerter Weise in #276 so ausführlich abgeschrieben hat. Dieses Sexualverhalten unterscheidet sich ja nun deutlich von der Varianz an menschlichem Sexualverhalten das mir bekannt wäre. Ich vermute, daß keine menschliche Kultur bekannt ist, in der vergleichbar frei von Eifersucht jeder mit jedem schläft. I würde vermuten, daß der Versuch das einzuführen (z.B. freie Liebe als Ideal der 68er) auf kurz oder lang doch zu Streit um die Frauen und auch um die Männer führen würde.
Und wenn diese Vermutung richtig ist, wird dort deutlich, daß eine Vergleichbarkeit im menschlichen und Schimpansen-Verhalten jedenfalls hinsichtlich der Sexualität nicht gegeben ist.
Eifersucht ist eine Eigenschaft die zum Tragen kommt und wenn man sich zurückgesetzt fühlt, wenn man glaubt einen Besitzanspruch habe.
Wiki sagt dazu: Eifersucht verkörpert einen ausschließlichen Besitzanspruch auf eine andere Person, zu der eine emotionale Bindung vorhanden ist. Eifersucht selbst entsteht, wenn dieser Besitzanspruch vermeintlich oder real durch den Partner in Frage gestellt wird und somit eine starke
Verlustangst auslöst.
"Enge Bindungen führen zu Eifersucht. Der Schatten der Raffgier das ist." (
Yoda)
Ein Rechtsanspruch bedarf eines gesellschaftlich anerkanntes Wissen, um darauf bestehen zu können. Und dies ist Erziehungs- bzw. Einigungssache.
Unsere Kultur basiert erstmal einmal auf patrilineare Erbansprüche, dann auf jüdisch/muslimisch/christlich-moralische Wertvorstellungen. Doch
"Untreue" ist in unserer Gesellschaft kein Fremdwort, Kuckkuckskinder keine Seltenheit, trotz aller Kontrollmechanismen. Dieser Rechtssanspruch ist also nicht biologisch determiniert.
Bei weiterem Überlegen finde ich auch eher das beschriebene Verhalten der Schimpansen ungewöhnlich, da ich auch aus Beschreibungen tierischen Sexualverhaltens sonst nur kenne, daß Männchen stets versuchen, Weibchen für sich zu monopolisieren. Das gilt m.E. für so unterschiedliche Tiere wie Löwen, Hirsche und Tintenfische.
Dies ist die männliche Sicht. Unbewusst verbindet jeder Beobachter damit das Bild eines mächtigen Gebieters, der sich eine Reihe von Geishas, Callgirls, Konkubinen zulegt, die allesamt einzig seinem Vergnügen zu dienen haben.
Man könnte es auch so sehen, das die Femininen sich einen Maskulinen mit den besten Genen leisten, der so obendrein noch beschützt. Mehr braucht die Familie nicht. Der Gute muss sich zu allen Überfluss ständig beweisen, denn wenn er sich nicht mehr als der Beste erweist, wenden sie sich von ihn ab. Hört sich ziemlich anstrengend an.
Zwei Sichten, ohne das sich an der Realität etwas ändert.