Kriegsmarine im Mittelalter

Anzngnom

Neues Mitglied
Hallo,

nachdem ich als Gast (Andreas Müller) auf einige meiner Fragen schon tolle Antworten erhalten habe, habe ich mich nun auch angemeldet;), denn ich habe schon wieder eine Frage:

Wie sah die Kriegsmarine im Mittelalter, vor der Erfindung des Schwarzpulvers (mal abgesehen von den Wikingern) aus?

Ich bin nämlich gerade am recherchieren für einen weiteren Artikel für meinen Blog. Würde gerne mal die Entwicklung der Kriegsmarine im gesamten Beleuchten, stelle mir das ungefähr so vor:

1. Relativ einfache Botte der Ägypter, Perser...
2. Griechische Trieren, 3 Ruderbänke, Hauptwaffe: Rammsporn
3. Römische Galeeren, ebenfalls noch Rammsporn aber mehr auf Nahkampf/Enterkampf
4. Byzantinische Dromonen (+ Griechischem Feuer)

5. Drachenboote der Wikinger
6. ? (Galeeren?)
7. Erste Kanonen, angeblich (u.a) Galeeren mit Kanonen

8. Schrittweise Entwicklung zum Linienschiff
9. Nach dem Entstehen der Erschütterungsladungen Übergang zum Metallrumpf (Kanonenboote)

Die Heutigen Schiffe habe ich hierbei soweit weg gelassen.

Wie ihr seht ist mein Problem das Mittelalter, habe in diesem Zusammenhang von Galeeren gelesen, doch lässt für mich das viele Fragen offen:

Inwiefern unterschieden sich diese Galeeren von Antiken Galeeren?
Bewaffnung mit Stein- oder Speerschleuder? Enterkampf oder Schützenkampf?

Ansonst fallen mir zu dieser Periode nur die Schiffe der Hanse ein. Aber wie waren die (Im Krieg - z.B. gegen die Dänen) bewaffnet? Was für Schiffstypen waren das? Für den Kampf waren die Koggen doch wohl eher nicht geeignet.


Wenn euch sonst in dieser (groben) Gliederung ein Fehler auffällt, oder ich etwas vergessen habe, bin ich natürlich für alle Informationen dankbar.

Danke,

Anzngnom

PS: Bin noch am beginn meiner Recherche und muss diverse Angaben erst genauer Überprüfen, die Aufzählung oben kann also durchaus Fehlerhaft sein.
 
Hallo Andreas,

ich bin Archäologe und baue im 2. Jahr in diesem Sommer im Rahmen von Stadtranderholungen einen prähistorischen Einbaum mit Kindern nach - das macht viel Spaß, hilft dir aber natürlich nicht ;-)))

Aber: sehr hilfreich sind die Mitarbeiter vom Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven; auf der Netzseite des Ausstellungshauses kannst du dir auch den Prospekt mit den Buchveröffentlichungen des Museums zu den diversen Themen nach Hause senden lassen. Vielleicht findest du unter den Publikationen oder auf der HP etwas.

http://www.dsm.museum/

Liebe Grüße sagt der GALGENPAPST
 
Hallo Andreas,

ich bin Archäologe und baue im 2. Jahr in diesem Sommer im Rahmen von Stadtranderholungen einen prähistorischen Einbaum mit Kindern nach - das macht viel Spaß, hilft dir aber natürlich nicht ;-)))

Finde ich sehr interessant. In dem Zusammenhang würde mich interessieren, ob sich so ein Einbaum auch sinnvoll besegeln ließe, also, dass er nicht gleich kentert, wenn der Wind ein wenig schralt.
 
@Rurik, danke für dein Interesse.

Den Bau des Einbaumes 'Pejoke' haben wir im vergangenen Jahr begonnen; in diesem Sommer vollenden wir das Werk: es sind nur noch Kleinigkeiten zu tuen. Ich möchte das Wasserfahrzeug in diesem Jahr auf dem Rhein wässern und auf seine Funktion hin überprüfen.

Über die Herstellung habe ich einen kurzen Text geschrieben, der zur Buchmesse im Oktober auf den Markt kommt. Über die Erfahrung auf dem Wasser möchte ich dann in einem zweiten Teil schreiben und über den R(h)einfall (?) berichten ;-)))
Bei Interesse kann ich auch mal hier im GF einen Text einstellen.

Grüße Galgenpapst
 

Ja klar, aber hier in Europa, glaube ich, benutzte man keine Ausleger. Ich habe mal gelesen, dass in Vorzeiten die Oder von Slawen stark mit Einbäumen befahren wurde, um Handel zwischen Küste und Hinterland zu treiben. Da hätte mich interessiert, ob man bei günstigem Wind auch diesen zu Hilfe nahm oder ob man sich einzig auf Muskelkraft, rudern oder staken, wie heute noch im Spreewald, verließ.
 
Ja klar, aber hier in Europa, glaube ich, benutzte man keine Ausleger. Ich habe mal gelesen, dass in Vorzeiten die Oder von Slawen stark mit Einbäumen befahren wurde, um Handel zwischen Küste und Hinterland zu treiben. Da hätte mich interessiert, ob man bei günstigem Wind auch diesen zu Hilfe nahm oder ob man sich einzig auf Muskelkraft, rudern oder staken, wie heute noch im Spreewald, verließ.

M.E. geht das Segeln bei so einem smalen Rumpf nur mit einem Ausleger. Sonst höchstens mit einem sehr kleinen Segel.
 

@Andreas, ich habe noch mal für dich nachgeschaut:
Konrad Elmshäuser (Hrsg.), Häfen, Schiffe, Wasserwege. Zur Schiffahrt des Mittelalters. Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums 58 (Hamburg 2002).
LG gp
 
Antike Biremen und Triremen waren schlanke Schiffe mit einem Metallsporn in Höhe der Wasserlinie, Rudern, die auf bis zu drei Ebenen angeordnet waren und einen Mast mit einem quadratischen Segel und meist einen schrägen Vormast mit einem kleineren Rahsegel, den sog. Artimon, als Steuerhilfe.
Auf meiner Zeichnung ist eine röm. Trireme dargestellt
b9qoe79q43yclhie9.jpg

Die Galeeren des 11. bis 13. Jh. trugen den Rammsporn oberhalb der Wasserlinie da er gleichzeitig die Funktion einer Enterbrücke hatte. Am Bug besaßen sie kleine Aufbauten für Schleudern und Bogenschützen. Die Riemenreihen waren nur noch auf maximal zwei Ebenen verteilt, wobei die Oberen auf einem Ausleger ruhten und die unteren aus Löchern im Schanzkleid ragten. Die Ruderer saßen nicht mehr unter Deck. Das dreieckige Lateinersegel wurde bei allen geruderten Mittelmeerfahrzeugen obligatorisch.
Zeichnung Galeotto Galeere 12. Jh.
b9qoqi1aidioq1lcx.jpg
 
Kriegsflotten im Sinne von einer Ansammlung von Schiffen die speziell für den Krieg gebaut wurden, gab es zuerst im Mittelmeerraum. Allerdings sind dies alles Fahrzeuge, die nicht oder nur teilweise Hochseetauglich waren.

Erste hochseetaugliche Kriegsschiffe wurden im Nordmeerbereich gebaut, was so ab dem 14. Jahrhundert beginnt.

Doch auch noch zu dieser Zeit verschmelzen die Nutzungsbereiche von Segelschiffen stark. So waren die meisten Schiffe Handelsschiffe, die im Zusammenhang einer Kriegerischen Auseinandersetzung mit Waffen jeder Art ausgerüstet wurden.

Erste große Kriegsflotten von Hochseetauglichen Kriegsschiffen entstehen so fast Zeitgleich mit den Endeckerreisen ab dem 15. bzw. 16. Jahrhundert.

Vorreiternationen waren hier z.B. die Spanier, die Engländer, die Portugiesen oder die Niederländer.

Mit diversen Kriegen im Nordseebereich wurden dann vor allem bei den Engländern und Niederländern reine Schiffe gebaut, um sich Kriegsflotten anzulegen, indem erstmals die Kriegsschiffe Klassifiziert wurden, nach verschiedenen Parametern, wie Größe oder Anzahl der Kanonen, oder nach Einsatzart.

Vom 16.Jahhundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ändert sich die Kriegsschifffahrt kaum und bleibt über 300 Jahre fest in Holzschiffen mit Segelantrieb verankert.
 
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