Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Wieso? Die Münze kann doch 19 v.Chr. in Spanien geprägt worden sein und wurde 20 Jahre später, als die Schwertscheide hergestellt wurde, in eben diese eingearbeitet.
.....Ich denke Frau Paz hat schon Grund, in "LPA" Legio Prima Augusta zu lesen, auch wenn diese Deutung in Kalkriese nicht zur Unterstützung der dortigen These beiträgt.

Ave Nicole,

nun Frau Paz hatte überhaupt nur einen Grund sich mit LPA zu beschäftigen, nämlich WEGEN der Münze. Sonst könnte nämlich LPA alles mögliche heissen. Dazu muss man unbedingt mal den Originalartikel lesen. Kein Mensch wäre ohne die Münze auf diese Idee gekommen, schon wegen der üblichen Abkürzung LEG I GER oder LEG I AVG, wie sie etwa auf Legionsdenaren vorkommt.

Beste grüße, Trajan.
 
Ave Trajan,

vielen Dank für Deine Erläuterungen. Sie sind durchaus gut nachvollziehbar.

@Nicole H.:

Dein Argument mit der Münze ist nicht unbedingt von der Hand zu weisen.
Aber ist es nicht seltsam, daß es sich um eine in Spanien geprägte Münze handelt? Und das ausgerechnet diese erste Legion in Spanien stationiert war? Für mich ein wenig zuviel Zufall.

Gruß
SALVUS
 
@Nicole H.:
Dein Argument mit der Münze ist nicht unbedingt von der Hand zu weisen.
Aber ist es nicht seltsam, daß es sich um eine in Spanien geprägte Münze handelt? Und das ausgerechnet diese erste Legion in Spanien stationiert war? Für mich ein wenig zuviel Zufall.
Gruß
SALVUS
Und da wir gerade bei den Zufällen sind:
Ist es Zufall, dass diese bei Kalkriese entdeckte Inschrift u.U. auf die erste Legion verweist, ausgerechnet jene, die unter Caecina in besonders heftige Kämpfe an den pontes longi verwickelt war?
 
Dumm nur nach wie vor, dass es nicht unbedingt, ja nicht mal wahrscheinlich eben jene eine ist. Das hatten wir oft genug, die Zweifel magst du jetzt wieder beiseite wischen wie nichts, aber sie stehen nach wie vor im Raum.
Um genau zu sein sind einige namenhafte deutsche Epigraphiker z.B. fest überzeugt, dass die LEG I AVG nicht mit der LEG I (G / GER) übereinstimmt. Letztere ist es aber, die Caecina mit auf den (Holz)Weg nahm.

Beispiele die gegen den Beinamen des Augustus sprechen und somit die Verbindung zwischen den beiden betreffenden 1. Legionen alles andere als sicher machen gibt es genug, auch wenn du jeglichen, nicht von dir stammenden Vergleich als unsinnig erachten magst.

Einer sei aufgelistet: Caius Vetienius Urbicus, seines Zeichens tubicen einer "1. Legion" und verstorben in tiberischer Zeit. Seinen selbst bereitgestellten Grabstein ziert keinerlei Ehrenname.
Der Kommentar in der Galsterer Datenbank enthält folgenden Absatz:
"Die 1. Legion (GERMANICA) kam 10 n.Chr. nach Köln und wurde ungefähr 20 Jahre später nach Bonn verlegt.." Auch wenn das für mich etwas zu sicher klingt, immerhin kann man die Tacitusstellen, die wir hier oft genug hatten durchaus mit viel Geduld und weiter Interpretation der Feldzeichen sowie des Fahnenschwures auch anders auslegen, aber das zeigt durchaus nicht das Bild, dass einen weiteren zynischen Kommentar rechtfertigen würde.

Zumal, sollte das Augusta aberkannt worden sein, ist Tilgung eine durchaus zu erwartende Reaktion, nicht Tradition.
Fakt ist schließlich, dass 30 Jahre Schweigen über eine Legion in den uns bekannten Legionsgeschichten zwar vorkommt, aber durchaus nicht zu ignorieren ist.
 
Ich denke Frau Paz...

nun Frau Paz hatte...

'Tschuldigung, wenn ich mir hier offtopic einmische. Die Frau heißt Mª Paz García-Bellido García de Diego, wobei Mª Paz bzw. María Paz der Vorname ist und der Rest der Nachname. Offensichtlich hieß ihr Vater García Bellido mit Nachnamen und ihre Mutter García de Diego, vermutlich mit einem weiteren Nachnamen. Da García aber in Spanien in etwa so häufig vorkommt wie hierzulande Müller, Meier, Schmidt inklusive Schreibvarianten zusammen, würde man am ehesten Frau Bellido sagen. Oder Doña Mª Paz.
 
Hallo Forumsfreunde

Mir ist durchaus Bewusst, dass es sich bei der von mir vertretenen Theorie um eine Variante handelt, welche mit all dem bricht was zur Zeit über die Varusschlacht gedacht und geschrieben wird. Bei dieser Theorie, die ich trotz massivem Störfeuer an diesem Ort versuche vorzustellen, fallen die meisten Fragestellungen weg die bisher die gesamte Varusforschung hin und her gerissen haben. Kein Alisoproblem, kein Asprenasproblem, kein Drususaltarproblem, kein Grabtumulusproblem, kein Valaproblem, kein Grenzwegeproblem, kein Tacitusproblem, kein Paterculusproblem. „Nur“ das relativ kleine und erklärbare Problem mit Cassius Dio.

Ich muss erst mal einige Fragestellungen abarbeiten. Die ganze Thematik ist reichlich kompliziert, deswegen wird mein Beitrag einen größeren Umfang haben.

@ El Quijote
120 Kilometer in drei Tagen, von Kalkriese nach Haltern, durch Sümpfe und dichtbewachsene Wälder, über Flüsse und Bäche, ohne Ortskenntnis und zusätzlich Wege meidend müssend, noch dazu durch feindliches Territorium schaffen höchstens Hochleistungssportler mit einer Horde von Schutzengeln in Begleitung. Unter diesen Gesichtspunkten ist selbst eine Marschleistung von zwanzig Kilometern am Tag äußerst fraglich.

Es ist klar, dass nicht alle Stämme der Cherusker an der Varusniederlage beteiligt waren. Segestes, der Varus vor dem Aufstand warnte, war ein Fürst der Cherusker und hat sich mit seinem Teilstamm sicherlich nicht gegen Varus gewandt. Auch Cheruskerfürst Igoumerus, der Oheim des Arminius, schloss sich erst im Jahr 15 dem Heer des Arminius an und stand vordem bei den Römern in hohem Ansehen. Deine Frage müsste anstatt : „Warum auch sollten die an der Weser sitzenden Cherusker im Gelderland Aufstände anzetteln?“ folgendermaßen lauten: Wo siedelte der Teilstamm der Cherusker dem Arminius vorstand, und wie konnten sie im Gelderland einen Aufstand anzetteln.

Es ist nicht geklärt ob Arminius an der Weser „saß“. An der Varusschlacht waren aller Wahrscheinlichkeit nach Brukterer, Marser, möglicherweise Chatten, sowie Teile der Cherusker, und meine zusätzliche Vermutung, die Restbestände der Sugambrer, die sich nicht auf die linke Rheinseite umsiedeln ließen, beteiligt. Die Verteilung der drei Legionsadler, von denen keiner bei den Cheruskern aufgefunden wurde, zeigt zusätzlich die Prioritäten bei der Verteilung der Beute des Varusheeres. Die Siedlungsgebiete dieser Stämme zeigen wo sich in etwa das Schlachtfeld befunden haben könnte. Die Brukterer siedelten zwischen Rhein und Ems, die Marser südlich der Lippe in der Nähe des Rheines, die Sugambrer vor ihrer Vertreibung beidseitig der Lippemündung und nördlich von ihr, in Rheinnähe. Nachdem das Stammesgebiet der Sugambrer weitgehend entvölkert wurde, errichteten die Römer auf deren ehemaligen Territorium an der rechten Rheinseite eine siedlungsfreie Zone, die unter römischer Kontrolle gehalten wurde. Das war in etwa der Stand der germanischen Siedlungsgebiete vor der Clades Variana. Es ist Wahrscheinlich, dass Arminius mit seinem Teilstamm ein Bündnis mit seinen geographischen Nachbarn schmiedete um Varus zu besiegen. Ein Territorium dieser Cherusker am Oberlauf der Ems scheint demnach wirklichkeitsnah zu sein.

Ich vermute, dass sich Varus vor seiner Niederlage in Haltern oder Anreppen aufgehalten hat. Was sollte ihn unter diesen Gesichtspunkten ein Aufstand kümmern, der weitab vom römischen Interessengebiet (Kalkriese) liegt. Es hätte in seiner Situation gereicht wenn er zur Bereinigung einer Rebellion zuerst kleinere bewegliche Einheiten zum Aufstandsgebiet gesandt hätte um sich einen Überblick zu verschaffen, und nicht ein gewaltiges Heer von drei Legionen. Es war schließlich schon Spätsommer, also keine gute Zeit für die Römer, um einen langwierigen Feldzug anzufangen.

Einen Aufstand jedoch, der im Römischen Glacis vor der Rheingrenze lag, und dort römische Einrichtungen bedrohte, musste Varus bekämpfen. Der Aufruhr wurde nach meiner These von den vermeintlich besiegten Suambrern „angezettelt“ , deren ununterworfene Restbestände noch in und um der Hoogen Veluwe siedelten. Die Auflehnung selber ging nicht von den Cheruskern aus. Um an dieser Stelle ein Missverständnis auszuräumen. Ich schrieb nicht, dass die Varusschlacht in der Hoogen Veluwe stattgefunden hat, sondern dass Varus und seine Legionen auf dem Weg dorthin niedergemacht wurden (um noch mal ein Gebiet zu nennen: der Niederländische Achterhoek). Im Grunde war das Unternehmen welches Varus plante um die vermeintlich schwachen Sugambrer zu besiegen kein aufwändiges Wagnis. Zwei große Heere von zwei Seiten, Asprenas von Westen aus, Varus von Nordosten aus, Klappe zu - Affe tot. Nur soweit kam es nicht.

Der Bericht des Tacitus über den Feldzug des Germanicus im Jahr 15 zeigt ganz klar die taktische Intention dieses Feldzuges. Nachdem im Jahr vorher schon die Marser abgestraft wurden, sollten nun auch die an der Varusschlacht beteiligten Brukterer zur Rechenschaft gezogen werden. Um zu vermeiden, dass sich die Brukterer von einem Vorstoß vom Rhein aus über die Ems zurückziehen konnten, und sich dadurch ihrer angestrebten Vernichtung entziehen, hat das Germanicusheer eine Umfassungsstrategie angewendet. Die drei von mir genannten Angriffspitzen, Caecina, Pedo und Germanicus, kesselten das gesamte Gebiet zwischen Rhein und Ems ein, um so einen Rückzug der Brukterer zu verhindern. Von der Ems aus wurde dann das ganze Territorium der Brukterer in Richtung Westen zum Rhein ziehend zerstört, denn Tacitus schreibt nichts von einer Emsüberquerung, Dass er dabei nicht nur das relativ kleine Gebiet zwischen den Oberläufen von Ems und Lippe gemeint haben kann liegt auf der Hand. Dabei fanden die Römer den Legionsadler der neunzehnten Legion wieder. Anschließend erreichte das Heer des Germanicus die äußerste Grenze der Brukterer. Nach meiner Theorie war das die Grenze zwischen münsterländischer Mitteltrasse und niederländischer Niedertrasse, in relativer Rheinnähe. Hier schlossen sich die ausgedehnten Sumpfgebiete an, die eine Eignung besaßen drei Legionen einzuschließen und durch die geschilderten Vorraussetzungen untergehen zu lassen. Der vermutete Marschweg des Varus und der Ort in dem sich Germanicus während seiner Vergeltungsaktion erreicht hatte, würden sich so überschneiden.

Wie ihr während meiner Abwesenheit feststellt habt, stolpert man über das Lager Aliso wenn man die Varusschlacht in Kalkriese oder im heutigen Teutoburger Wald befürwortet. Meine Aussage, dass weder Oberaden, noch Haltern, noch Anreppen archäologisch nachgewiesen mit Aliso zu vereinen sind, wurde von euch auch schon teilweise bestätigt. Dazu ist noch zu erwähnen, dass bei denen am gründlichsten untersuchten Lagern in Haltern der Grabungshorizont im Jahr 9 abrupt abbricht und keine Belegungsspuren für spätere Jahre erkannt wurden. Rudolf Asskamp, Museumsleiter in Haltern, hat medienwirksam versucht mit den Gebeinen in den Töpferofen die Enddatierung um einige Zeit nach der Varusschlacht zu verlegen, um so eine Alisowahrscheinlichkeit für Haltern hervorzuheben. Doch diese Argumentation steht auf tönernen Füßen. Dazu dieser Link mit Kommentaren: Funde in Haltern untersucht ? Archäologische Nachrichten ? [Archäologie Online] ? ?
Es steht nach wie vor der archäologische Befund: Gewaltsames Ende der Lager in Haltern im Jahr 9.

Die gleiche Enddatum welches für als höchstwahrscheinlich für Haltern gilt, scheint auch für das Lager Anreppen zu gelten. Ende der Belegung im Jahr 9. Im Gegensatz zu Haltern wurde Anreppen vermutlich aufgelassen und nicht gewaltsam erobert, das deuten Tierkadaver in den aufgefundenen Brunnen an. Diese Fundsituation lässt sich im Übrigen sehr gut mit der Überlieferung des Paterculus in Einklang bringen, der davon schrieb, dass von den zwei Lagerpräfekten der eine, Eggius ein heldenhaftes Beispiel zeigte, wohl weil er sich vermutlich bis zum bitteren Ende in Haltern gegen die Germanen zur Wehr setzte, und der andere, Ceiunius ein erbärmliches Beispiel abgab, weil er sein Lager in Anreppen den Germanen kampflos preisgab.

Es muss aber noch ein weiteres Lager auf der rechten Rheinseite existiert haben, nämlich das berühmte Lager Aliso. Denn Paterculus schrieb zusätzlich von einem weiteren Lagerpräfekten Caedicus der sich in Aliso den Germanen erwehrte und sich später zu den seinen durchschlagen konnte. Die Annahme dass dieses Lager östlich von Haltern gelegen haben könnte ist aus den angeführten Gründen eher nicht wahrscheinlich. So müsste man eigentlich von einem Standort für Aliso noch näher am Rhein ausgehen.

El Quijote, du hattest nachgefragt ob es so etwas wie einen inschriftlichten Beleg für ein Lager Aliso gäbe. Ich hätte da etwas: www.clades-variana.com/images/Ortelius.jpg

Gruß Maelo
 
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Kein Alisoproblem, kein Asprenasproblem, kein Drususaltarproblem, kein Grabtumulusproblem, kein Valaproblem, kein Grenzwegeproblem, kein Tacitusproblem, kein Paterculusproblem. „Nur“ das relativ kleine und erklärbare Problem mit Cassius Dio.

Nur das Tacitusproblem bleibt dir erhalten:

Tac. Ann. I. 60: Germanicus teilt seine Streitkräfte auf und vereinbart einen Treffpunkt an der Ems. Dann führt er das wieder vereinte Heer in die entlegensten Teile des Bruktererlandes (bei dir wieder Gebiete nahe des Rheins!) wogegen bei Tacitus steht: Von da aus wurde das Heer in die entlegensten Teile des Bruktererlandes geführt und alles Gebiet zwischen Ems und Lippe verwüstet, nicht weit weg vom Teutoburger Wald, in dem, wie es hieß, die Überreste des Varus uns seiner Legionen noch unbestattet lagen.

Es ist bei Tacitus absolut eindeutig davon die Rede, dass sich Germanicus nahe Lippe und Ems aufgehalten hat. Warum auch sollte er mit riesigem Aufwand dorthinmarschieren und dann erst vom Verlangen des Besuch der Varusniederlage erfüllt wieder an den Rhein zurückkehren. Warum ist er nicht vom Rhein zuerst zum Varusschlachtfeld marschiert und dann weiter nach Germanien rein? :motz:
 
Nur das Tacitusproblem bleibt dir erhalten:

Tac. Ann. I. 60: Germanicus teilt seine Streitkräfte auf und vereinbart einen Treffpunkt an der Ems. Dann führt er das wieder vereinte Heer in die entlegensten Teile des Bruktererlandes (bei dir wieder Gebiete nahe des Rheins!) wogegen bei Tacitus steht: Von da aus wurde das Heer in die entlegensten Teile des Bruktererlandes geführt und alles Gebiet zwischen Ems und Lippe verwüstet, nicht weit weg vom Teutoburger Wald, in dem, wie es hieß, die Überreste des Varus uns seiner Legionen noch unbestattet lagen.

Es ist bei Tacitus absolut eindeutig davon die Rede, dass sich Germanicus nahe Lippe und Ems aufgehalten hat. Warum auch sollte er mit riesigem Aufwand dorthinmarschieren und dann erst vom Verlangen des Besuch der Varusniederlage erfüllt wieder an den Rhein zurückkehren. Warum ist er nicht vom Rhein zuerst zum Varusschlachtfeld marschiert und dann weiter nach Germanien rein? :motz:

Guter Einwand, wie ich finde, dass man "clades" als Kampagne werten muss. Germanicus teilte seine Kräfte, Varus soll dies nicht getan haben? Doch er tat es. Räume man mit der romantisierenden Vorstellung einer Schlacht an einem Ort auf, die Römer hätten das auch so benannt, es gab nicht "die Schlacht" mit drei Flügeln etc. Die hätten die Römer auch gewonnen.
 
Varus hat seine Legionen doch auch geteilt. Immerhin ist sein Legat Asprenas mit 2 Legionen unterwegs gewesen. Die römische Streitmacht war also durchaus geteilt - wenigstens, so weit wir das sagen können. Obs noch kleinere Abteilungen in Germanien gab, wird sich wohl nie klären lassen.

Dass die Varusschlacht keine im traditionellen Sinne war, ist doch wohl klar - immerhin ist es laut Quellen ein Gemetzel über 3 Tage in größerem räumlichen Rahmen gewesen.

Aber egal, wo die Knochen nun lagen, sie lagen sicher nicht am Rhein. Wenigstens nicht nach Auskunft des Tacitus. Das geht aus seinem Text so absolut eindeutig hervor. Und in Kalkriese haben wir erst spät nachbestattete Knochen...
 
Varus hat seine Legionen doch auch geteilt. Immerhin ist sein Legat Asprenas mit 2 Legionen unterwegs gewesen. Die römische Streitmacht war also durchaus geteilt - wenigstens, so weit wir das sagen können. Obs noch kleinere Abteilungen in Germanien gab, wird sich wohl nie klären lassen.

Dass die Varusschlacht keine im traditionellen Sinne war, ist doch wohl klar - immerhin ist es laut Quellen ein Gemetzel über 3 Tage in größerem räumlichen Rahmen gewesen.

Aber egal, wo die Knochen nun lagen, sie lagen sicher nicht am Rhein. Wenigstens nicht nach Auskunft des Tacitus. Das geht aus seinem Text so absolut eindeutig hervor. Und in Kalkriese haben wir erst spät nachbestattete Knochen...

Eine Legion war eine eigenständige Kampfformation. Eine Legion in einem größeren Verband zu führen, wäre nicht sehr zielführend gewesen. Ziel der Aufstellung einer Legion war der als unabhängg operierende Kampfverband, wie heute eine Brigade oder früher eine Division. Aus heutiger Sicht hätte es Sinn gegen einen "Aufstand" gemacht, die Truppen nicht geschlossen zu führen.
 
Einspruch, eine Legion wurde eher selten alleine geführt.
Der Alpenfeldzug, Caesar in Gallien, Germanicus in Germanien, bei offensiven Aktionen waren immer große Verbände unterwegs.
Als relativ einheitlich schwere Infanterie war eine Legion auch immer auf Kavallerie und Schützen angewiesen. Also ganz anders als moderne Divisionen.

Es gibt zwar einige wenige Beispiele wo eine Legion tatsächlich alleine eingesetzt wurde, z.B. am Anfang des jüdischen Aufstandes, aber das war die Ausnahme und nicht die Regel. Meistens war das bedingt durch die begrenzte Verfügbarkeit von Truppen in kurzer Zeit.
 
Einspruch, eine Legion wurde eher selten alleine geführt.
Der Alpenfeldzug, Caesar in Gallien, Germanicus in Germanien, bei offensiven Aktionen waren immer große Verbände unterwegs.
Als relativ einheitlich schwere Infanterie war eine Legion auch immer auf Kavallerie und Schützen angewiesen. Also ganz anders als moderne Divisionen.

Es gibt zwar einige wenige Beispiele wo eine Legion tatsächlich alleine eingesetzt wurde, z.B. am Anfang des jüdischen Aufstandes, aber das war die Ausnahme und nicht die Regel. Meistens war das bedingt durch die begrenzte Verfügbarkeit von Truppen in kurzer Zeit.

Einspruch angenommen, ich hatte - wie überraschend - damit gerechnet, aber sie war so konzipiert, natürlich um Auxiliareinheiten ergänzt, deswegen auch auxilium=Hilfe.
 
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Und da wir gerade bei den Zufällen sind:
Ist es Zufall, dass diese bei Kalkriese entdeckte Inschrift u.U. auf die erste Legion verweist, ausgerechnet jene, die unter Caecina in besonders heftige Kämpfe an den pontes longi verwickelt war?

Liebe Nicole:

Das beantwortet nicht meine Frage...
 
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@Nicole H.:

Dein Argument mit der Münze ist nicht unbedingt von der Hand zu weisen.
Aber ist es nicht seltsam, daß es sich um eine in Spanien geprägte Münze handelt? Und das ausgerechnet diese erste Legion in Spanien stationiert war? Für mich ein wenig zuviel Zufall.
Gruß
SALVUS
Das beantwortet nicht meine Frage...

Es handelt sich um eine in Spanien geprägte römische Münze, richtig. Die LPA war in Spanien stationiert, so dass die Münze durchaus zu dieser Zeit auf die Schwerscheide kam oder eben auch später.
Das einzige was sicher ist, ist der terminus post quem, nämlich die Gewissheit, dass die Schwertscheide mit dem Objekt geschmückt wurde, nachdem die Münze geprägt wurde. Klingt logisch, oder?

Was mich verwundert ist, dass die einzige bei Kalkriese gefundene Inschrift, die höchstwahrscheinlich auf eine Legion verweist (diese Meinung teilen die Kalkrieser übrigens auch), ausgerechnet die Erste Legion (ob nun Augusta oder Germanica) nennt.
Würde es sich um die dritte, oder zehnte oder dreizehnte Legion handeln, so wäre kein historischer Zusammenhang erkennbar. So ist es jedoch ausgerechnet eine Legion, die unter Germanicus bzw. Caecina diente und bei den pontes longi in schwere Kämpfe verwickelt war.

Es wäre schön, wenn es irgendeine Legionskennung aus Kalkriese gäbe, die auf die LEG XVII, XIIX oder XIX des Varus verweisen würde, aber es gibt keine. Keine Spur von den Varuslegionen, zumindest nicht in Kalkriese.
 
Es wäre schön, wenn es irgendeine Legionskennung aus Kalkriese gäbe, die auf die LEG XVII, XIIX oder XIX des Varus verweisen würde, aber es gibt keine. Keine Spur von den Varuslegionen, zumindest nicht in Kalkriese.

Man hat ja auch noch so viele Grabungen vor. Kommt Zeit, kommt Fund, und damit kommt Einsicht.

Die Lesung vom "P" in LPA als "Prima" ist jedenfalls wackliger als wacklig, weil ungebräuchlich, und die Kratzungen zeigen genauso offensichtlich auch ein XIIX unten rechts. Handelte es sich hierbei um ein Kickerturnier, würde ich auf unentschieden plädieren, und weiterkickern.
 
Die Lesung vom "P" in LPA als "Prima" ist jedenfalls wackliger als wacklig, weil ungebräuchlich,
Hatte ich schon geschrieben:
Und dass "Prima" in augusteischer Zeit auch mit P abgekürzt werden konnte, zeigt ein Senkblei (ebenfalls aus Kalkriese) mit der Inschrift CO P (Cohors Prima).


Handelte es sich hierbei um ein Kickerturnier, würde ich auf unentschieden plädieren, und weiterkickern.

Stimmt ! :yes:
Unentschieden wäre sowieso für ganz Kalkriese absolut zutreffend =)
 
Ein weiteres als 1 lesbares P ist noch ein bisschen unterzufällig angesichts tausender Is in allen anderen Inschriften, Stempeln usw. –
Aber ich gebe dir Recht, bis dass ein unmissverständlicher Beweis auftaucht, kann man aufgrund der bisherigen Funde nur von einer hohen Wahrscheinlichkeit sprechen. Mit dieser als Basis kann man m. E. n. gut von der "Varusschlacht bei Kalkriese" sprechen.
Sollte der Gegenbeweis auftauchen, gibt es zwar ein Getöse und Geschrei, man wird einige Schilder abmontieren und Museen umbenennen müssen, aber hey … was wäre das Leben ohne ein bisschen Durcheinander dann und wann.
 
Was mich verwundert ist, dass die einzige bei Kalkriese gefundene Inschrift, die höchstwahrscheinlich auf eine Legion verweist (diese Meinung teilen die Kalkrieser übrigens auch), ausgerechnet die Erste Legion (ob nun Augusta oder Germanica) nennt.
(...)
So ist es jedoch ausgerechnet eine Legion, die unter Germanicus bzw. Caecina diente und bei den pontes longi in schwere Kämpfe verwickelt war.
Ob Germanica oder Augusta ist nicht egal. Im Laufe der römischen Geschichte hat es Zeiten gegeben, in denen mehrere Erste Legionen gleichzeitig bestanden haben. Die waren dann nur an ihren Beinamen unterscheidbar. Es ist also keineswegs sicher, dass die (möglicherweise aufgelöste) Augusta (knapp 30 Jahre später) als Germanica wieder im Einsatz war.

Egal, wer sich auf das Mundblech beruft: Er bewegt sich auf dünnem Eis. Man kann aus den Kratzungen sowohl die Legionskennung I als auch die Kennung XIIX herauslesen und gegen beide Lesungen gibt es gewichtige Gegenargumente. Deshalb kann das Mundblech die Varusschlachttheorie weder bestätigen noch widerlegen. All die anderen Funde sind da aussagekräftiger.

Im Übrigen verweise ich darauf, dass Kritiker das Fehlen von Spuren der Germanicus-Truppen bei Kalkriese auch schon als Argument gegen die Varusschachttheorie ins Feld geführt haben. Deren Begründung: Germanicus hat die Gefallenen Jahre später bestatten lassen. Nach menschlichem Ermessen müssten seine Legionäre dabei auch das eine oder andere Stück verloren haben. Da nichts dergleichen gefunden wurde, kann Germanicus nicht dort gewesen sein, folglich kann es sich nicht um das Varusschlachtfeld handeln.

Dieser Argumentation folgend, könnte man die Schwertscheide ja sogar als Beleg für die Varusschlachttheorie umdeuten. Denn selbst wenn das in Rede stehende Mundblech von einem Germanicus-Legionär stammen sollte, würde das ja nicht bedeuten, dass das Stück bei den Pontes longi verloren gegangen ist. Es könnte genauso gut während der Bestattungsaktion zurückgeblieben sein...

Das alles nur als Zitat. Ich teile diese Deutung nicht. Ich selbst halte die Kratzungen auf dem Mundblech für so undeutlich und schwer lesbar, dass ich darauf gar keine Aussage stützen würde.
 
Im Laufe der römischen Geschichte hat es Zeiten gegeben, in denen mehrere Erste Legionen gleichzeitig bestanden haben.
Wir sprechen hier von der spätaugusteisch-frühtiberischen Zeit.


Man kann aus den Kratzungen sowohl die Legionskennung I als auch die Kennung XIIX herauslesen und gegen beide Lesungen gibt es gewichtige Gegenargumente.
Wer bitte glaubt denn, in der Inschrift eine XIIX entdecken zu können?
 
Ich! Und zwar hier:
 

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