Von einer Verknüpfung verschiedener Sagenstränge gehe ich auch aus aber du unterstellst immer die Gleichsetzung des Dietrich mit antiken Theoderich,
Nicht ich unterstelle, sondern die Quellen tun das. Dietrich wird der Amalunger genannt, was ein Dynastiename ist, der der Dynastie Theoderichs entspricht. Er wird Sohn Dettmars genannt, was dem Vater des historischen Theoderich, Theodmar entspricht. Ermanrich ist sein Onkel, Ermanarich war der Onkel seines Urgroßvaters, das Linienverhältnis stimmt also. Dietrich ist der König von Bern/Verona und Raben/Ravenna, was beides Königssitze des ostgotischen Italiens waren, in Zusammenhang mit Dietrich wird Odoaker (Ôtacher) genannt.
Der Name kann nicht sehr selten gewesen sein.
Nein, der Name war auch nicht selten, hat auch niemand behauptet. Bevor Theoderich Italien eroberte, musste er sich z.B. erst mit seinem wohl schielenden Cousin Theoderich auseinandersetzen: Theoderich Strabo. Ein Frankenkönig hieß Theuderich, im Prinzip nur eine dialektal leicht abgewandelte Form des Namens - und doch: alle Quellen zielen auf Theoderich den Großen.
Die Haupthandlung des Liedes spielt eben am Rhein und eben nicht in Norditalien und bezieht sich explizit auf die ostgermanischen Burgunden, deren Aufenthalt in Norditalien für die Zeit der Völkerwanderung in Norditalien unbelegt ist und nicht auf die Goten, deren Name in der Sage gar nicht fällt.
Das ist ja nicht richtig, was Du schreibst. Nur bis zu Siegfrieds Ermordung spielt die Handlung des Nibelungenliedes am Rhein, danach verlagert sich die Geschichte an die Donau. Kriemhild heiratet Etzel in Wien. Am Hofe Etzels begegnen die Burgunden erst Dietrich ("dem von Berne" oder "dem Bernære", "Dietrichen [...] vz Amelvnge lant" wie das Nibelungenlied ihn auch alternativ nennt). Siegfried begegnet ihm
im Nibelungenlied gar nicht. Es ist die Thidrekssage, in der Siegfried bzw. Sigurd ein Vasall Theoderichs bzw. zunächst Attilas ist. In Dietrichs Gefolge ist auch Hildebrand, der dem Hildebrandslied nach vor Odoaker zu Dietrich geflohen ist (dat Hiltibrant hætti min fater: ih heittu Hadubrant.forn her ostar gi
weit, floh her Otachres nid, hina miti Theotrihhe), der Thidrekssaga nach von Fenedi (Venedig) ins nahe Bern (Verona) zog, um Ruhm zu erwerben und dort dann im Auftrage
Þettmars (Theodemirs) Þíðreks (Theoderichs) Erzieher wurde. Gemeinsam ziehen beide über die Alpen ins Schwabenland um Brynhild in ihrer Burg Seegard zu besuchen (Thidrekssaga). Im Nibelungenlied erschlägt Hildebrand Kriemhild.
Ein Verweis auf den Arianismus ist höchstens spekulativ, arianische Gedaneken tauchen in dem Lied gar nicht auf.
Das Nibelungenlied ist ja auch ein hochmittelalterlicher Text, da gab es lange keinen Arianismus mehr. Theoderich der Große war bekanntlich Arianer.
Soso und und aus Sigismund und Theoderich wird dann Siegfried. Einigen wir uns doch auf Sigi zumal der Name Sigismund nicht eben ausstarb.
Wie gesagt, das ist eine Möglichkeit. In der Thidrekssaga steht wörtlich:
"Nu ferr Roðolfr með ccc riddara ut af Susa ok snyr a leið norðr til Villcina landz. [...]
En ef ek kem eigi til yðar þa er liðnir eru iii vetr. þa fari þer heim ok segit Attila konungi at ek man þa vera dauðr. þa tekr hann ser siðan hott ok einn hest ok riðr nu i Villcinaland nefniz Sigifrið. þat kollum ver Sigurð."
Übersetzung: "Nun fuhr Rudolf mit 300 Rittern von Susa aus nach Norden in die Länder der Wilzen. [...] Und wenn ich nicht nach drei Jahren zurückgekehrt bin, dann fahrt heim zu Attila und sagt, dass ich tot bin. Dann nahm er seinen breiten Hut und einen Hengst und ritt ins Wilzenland, wo er sich Siegfried nannte. Das heißt bei uns Sigurd."
Wir sehen also, der Name ist nicht ganz festgelegt.
Wie schon ausgeführt, die meisten Parallelen zwischen Siegfried und einer realexistierenden historischen Figur sind die zu Sigibert I., der Schätze besaß, die historische Brünhild heiratete und ein erfolgreicher Heerführer, der hinterrücks ermordet wurde, war. Der historische Sigismund dagegen war schwach. Aber ein Element seines Todes - kopfüber im Brunnen - und seine Beziehung zu Theoderich könnten(!) - nicht mehr und nicht weniger - sich in dem Sagenkreis reflektieren.
Es spricht einiges dafür, der Dietrichsaga Theoderich zuzuordnen, einiges spricht dagegen, ebenso wie für und gegen die Gleichsetzung Veronas mit Bern
Es spricht nichts dagegen, auch nichts gegen die Gleichsetzung Veronas mit Bern, ich habe die Seite aus dem Wappenbuch gepostet, in der das reichsitalienische Verona mit der Wappenabbildung seines Herrn "von der Leiter" (della Scala) als Bern bezeichnet wird.
die Gleichsetzung des Siegfried mit einem Sigismund ist aber leider m.E. leicht an den Haaren herbeigezogen und will partout eine Sage in einen historischen Zusammenhang ziehen.
Eine Gleichsetzung hat auch nicht stattgefunden. Es wurde lediglich die These aufgestellt (und mit Quellen unterfüttert [Nibelungenlied, Passio Sancti Sigismundi]), dass der Kunstfigur Siegfried/Sigurd
unter anderem auch etwas vom Heiligen Sigismund beigemengt wurde.