Hallo
Turandokht,
mit Iberischer Phase meine ich die Zeit, in der die Spanier und die Portugiesen als Kolonisatoren aktiv waren - im Gegensatz zur Nordwesteuropäischen Phase (Niederländer, Engländer, Franzosen u. a.).
Warum nicht die Äthiopier, sondern der Jemen mit Kaffee gehandelt hat und Äthiopien als eigentliches Ursprungsland überhaupt keine Rolle spielte, weiß ich auch nicht. Das war ja die Frage.
Gruß und danke
RIE
Ach so, das hatte ich nicht so verstanden.
In der Periode, um die es Dir geht - also 15.-17. Jh. ungefähr - hatte sich das christliche Äthiopien (=das Hochland, in dem auch Kaffee wächst) nach außen ziemlich abgeschottet. Das ging auf den Einfluß der Portugiesen, vor allem den mit ihnen gekommenen Jesuiten, im 16. Jh. zurück. König Susneyos (Anfang 16. Jh.) hatte versucht, das katholische Christentum in seinem Reich durchzusetzen. Damit hat er aber so viele Gruppen gegen sich aufgebracht (äthiopisch-orthodoxen Klerus, Adel usw.), daß er zur Abdankung gezwungen wurde. Sein Sohn Fasilides wurde sein Nachfolger und verbannte alle Portugiesen inklusive Jesuiten aus dem Land. Er verfolgte danach eine sehr nach innen gerichtete Politik, und der ausländische Einfluß in Äthiopien ging zurück.
Außerdem hatte das christliche Äthiopien selber keinen Zugang zum Meer. Die Hauptstadt war zu der Zeit in Gondar, was eher im nordwestlichen Teil des heutigen Äthiopien liegt, also sehr weit weg vom Roten Meer. In den Küstenregionen stritten sich regelmäßig die Portugiesen und die Osmanen um die Vorherrschaft und damit die Kontrolle über den Seehandel dieser Gegend. Später, so ab zweite Hälfte 18. Jh., waren die einzelnen Regionalherrscher Äthiopiens ohnehin damit beschäftigt, sich gegenseitig zu bekämpfen.
Alles in allem war der Fernhandel für ein paar Jahrhundert nicht das Hauptgeschäft der äthiopischen Hochlandbewohner. Im Land selber wurde und wird aber immer Kaffee getrunken.
Man vermutet auch, daß die Zubereitung von Kaffee aus gerösteten Bohnen von den Arabern erfunden wurde und daß sie dann erst im spätern Mittelalter so in Äthiopien in Mode kam. Auch heute noch werden in manchen Gegenden die grünen Kaffeebohnen in Butter gekocht und gegessen. Möglicherweise war das früher eher so üblich.
Dadurch, daß die Araber eine so elaborierte Kaffeekultur entwickelt hatten und den Kaffee im Jemen anbauen konnten, war Äthiopien als Kaffee-Exporteur auch gar nicht nötig. Die Osmanen konnten einfach auf die jemenitischen Produzenten zurückgreifen.