Beruf Drescher?

Galgenpapst

Aktives Mitglied
Liebe Leute im GF,

mir ist gerade die Berufsbezeichnung "Drescher" im Zusammenhang mit der Frühen Neuzeit (um 1600) begegnet. Weiß jemand etwas genaueres dazu? Hier das Zitat, dass ich allerdings im Netz gefunden habe mit einer genannten Quelle.

"Im Jahre 1384 gab es in der Stadt Esslingen folgende Berufe: 2 Apotheker, 1 Arzt, 4 Axteindreher, 117 Bäcker, 26 Bader, 56 Binder (= Hausanstreicher), 7 Dachdecker, 4 Dreher, 1 Drescher, 4 Eicher, 2 Faßträger, 13 Fischer, 58 Gerber, 1 Gießer, 1 Glaser, 7 Goldschmiede, 1 Grabenmeister, 5 Hafner (= Töpfer), 1 Harnischmacher, 1 Heumeister, 2 Helmschmiede, 2 Karrenspanner, 1 Käsbohrer, 1 Kessler, 15 Knechte, 5 Köche, 6 Kornmesser, 12 Kramer, 1 Kupferschmied, 21 Kürschner, 50 Küster, 4 Läufer, 10 Mägde, 5 Maler, 4 Maurer, 3 Melwer (= Mehlhändler), 3 Messerschmiede, 53 Metzger, 8 Müller, 3 Näherinnen, 1 Ölschläger (= Inhaber einer Ölmühle), 1 Pfannenschmied, 1 Ringdreher, 4 Säckler (stellt aus Leder Taschen, Ranzen und dgl. her), 3 Sackträger, 12 Sattler, 1 Schaffner (= der Aufseher einer Wirtschaft), 1 Scharwächter (= ein Nachtwächter in den Straßen), 6 Scherer (= Barbiere), 27 Schmiede, 53 Schneider, 2 Schröpfer (= Aderlasser), 94 Schuhmacher, 1 Schwertmacher, 1 Seiler (stellt Taue, Schnüre, Lindenstränge und Kordeln her), 6 Spengler (= Blechschmied und Klempner), 1 Spießmacher, 2 Sporenmacher, 13 Wächter, 9 Wagner, 24 Weber, 178 Weingärtner, 1 Weinschenk, 16 Weinzieher, 2 Wirte, 3 Wollweber, 1 Würfelmacher, 1 Zehnter (= Erheber des Zehnten), 1 Ziegler (= Ziegelbrenner, Backsteinhersteller), 34 Zimmerleute, 1 Zöllner. 394 Frauen blieben bei dieser Registrierung ohne Berufsangabe".
(in: Geschichte für morgen 2, Frankfurt a. M. 1985, 6. Auflage, S. 71)
 
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Okay, du warst schneller ...

@Galgenpapst
Nicht nur Getreide wurde gedroschen, sondern wie ich neulich gehört habe auch Raps.

Aus dem guten alten Lexikon:

Dreschen, das Entkörnen der Getreidearten, Hülsenfrüchte, Ölgewächse etc., wurde in den ältesten Zeiten wohl durch Auspeitschen mit Ruten ausgeführt, später ließ man das Getreide etc. durch Haustiere austreten, wie dies heute noch bei Hülsen- und Ölfrüchten mancherorten üblich ist; mehrere Kulturvölker, wie die Ägypter, Römer, Karthager, bedienten sich geringelter Walzen oder durch Einschlagen von Zapfen und Steinen rauh gemachter Bohlen und Schleifen.

Diese Methode hat sich hier und da bis heute erhalten; am gebräuchlichsten war aber bis in die neueste Zeit und ist in kleinern Wirtschaften noch heute der Dreschflegel, mit welchem das Getreide auf der Tenne bearbeitet wird. Der Dreschflegel besteht aus dem Klöppel, welcher durch einen Lederriemen, seltener durch einen Drahtbügel, mit dem Stiel, der Rute, verbunden ist. Im Durchschnitt drischt ein Arbeiter mittels des Dreschflegels stündlich 20–40 kg Getreidegarben mit einem Körnererträgnis von 7–14 kg. Diese Leistung wird um etwa ein Fünftel vermindert, wenn der Arbeiter gleichzeitig die Reinigung besorgt.

Beim Dreschen auf dem Acker wird zwar ein größerer Körnerverlust verhütet; aber gewöhnlich leiden Stroh und Spreu sehr, und beim Eintritt von Regenwetter ist die ganze Frucht gefährdet. Nur wenn die Felder weit von dem Wirtschaftshof gelegen sind, kann das Dreschen mancher Früchte auf dem Acker vorteilhaft sein. Solche Früchte sind alle die, welche ungleich reifen oder leicht ausfallen, also Hirse, Buchweizen, Hülsenfrüchte, besonders aber die Ölgewächse. Das Dreschen geschieht bei diesen auf einem festgestampften Platz oder auf groben Tüchern, die man ausbreitet, oder auch auf transportabeln Tennen. Gegenwärtig finden die Dreschmaschinen immer mehr Eingang, besonders seitdem gute Apparate gegeben sind, die Dampfkraft die teure Handarbeit ersetzt und besondere Unternehmer das Dreschen akkord- oder lohnweise übernehmen.

Quelle: Dreschen | Lexikon '88 | Land- und Forstwirtschaft - Landwirtschaft - Allgemeines
 
Kann aber doch schlecht ein Beruf gewesen sein, da man bestenfalls einige Wochen zu tun hat. Vielleicht ist doch was anderes gemeint?
 
Aus dem Hilfswörterbuch für Historiker (Band 1)

Drescher=Dreschgärtner

Dreschgärtner

(b) Drescher; Landarbeiter, der im Winter ständig beim Dreschen half u. dafür einen bestimmten prozentualen Teils des Drusches, den Druschlohn (Dreschermass) erhielt.
 
Kann aber doch schlecht ein Beruf gewesen sein, da man bestenfalls einige Wochen zu tun hat. Vielleicht ist doch was anderes gemeint?
Na ja, allein beim Getreide gibt es frühe und späte Sorten. Folgt man dem Lexikon, hat man ja auch Hülsenfrüchte gedroschen und ölhaltige ...

Ich vemute mal, dass sich nicht jeder Bauer einen eigenen Dreschflegel leistete, zumal ich weiß, dass man sich bei der Ernte aushalf und der Z.B.Heuschnitt reihum in Gemeinschaft erfolgte ...
 
Kann aber doch schlecht ein Beruf gewesen sein, da man bestenfalls einige Wochen zu tun hat. Vielleicht ist doch was anderes gemeint?

Scheint mir auch so. Vor allem weil es nur einer war, aber unter anderem 8 Müller und 117 Bäcker.
Dreschen, so wie es hier schon verlinkt ist, mußte doch mehr oder weniger jeder Bauer beherrschen. Wieso dann noch ein extra Beruf?
 
Der Einwurf von Balticbirdy war der Grund für meine Frage; natürlich kenne ich die Begriffe "dreschen" und "Dreschflegel" - ich konnte mir aber nicht vorstellen, das dies ein ganzjährig auszuübender Beruf war, der seinen Mann ernährte. Danke für die Beiträge; sehen wir, was an Ideen noch kommt!

Liebe Grüße Galgenpapst
 
Der Einwurf von Balticbirdy war der Grund für meine Frage; natürlich kenne ich die Begriffe "dreschen" und "Dreschflegel" - ich konnte mir aber nicht vorstellen, das dies ein ganzjährig auszuübender Beruf war, der seinen Mann ernährte. Danke für die Beiträge; sehen wir, was an Ideen noch kommt!

Liebe Grüße Galgenpapst

Deine Quelle sagt ja nichts darüber aus ob der Drescher das ganze Jahr gearbeitet hat. Sie sagt nur aus dass es einen Drescher im Jahr 1384 in Esslingen gab. Wie er gearbeitet hat, steht da nicht, du und bb haben das jetzt einfach mal hineininterpretiert, dass dies ein ganzjähriger Beruf gewesen ist. Das steht aber nicht in deiner Quelle.

Man müsste jetzt wissen, woher diese Auflistung kommt. Interessant wäre hier die Originalquelle.
 
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Da die Garben ja gelagert wurden, konnte man das ganze Jahr über dreschen. Meist jedoch im Winter, wenn nichts anderes zu tun war.
Mich macht allerdings auch stutzig, das es da nur einen gab. Vieleicht ist er von Hof zu Hof gezogen.
Hier wurde auf der Tenne immer mit 5 bis 6 Leuten gedroschen. Die standen im Kreis um ein paar Garben und hauten immer abwechselnd drauf.
 
...
Mich macht allerdings auch stutzig, das es da nur einen gab. Vieleicht ist er von Hof zu Hof gezogen.
Wie gesagt, bei armen Bauern kann es sein, dass sie sich diverse Gerätschaften ersparten und teilten (aus der Not eine Tugend machen). Interessant wäre dazu, wieviele Dreschflegel zu der Zeit in einer Gemeinde im Umlauf waren ... "reichere" Bauern hatten sicher eigene und haben selber gedroschen ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hoi zäme

Ein Drescher war meist ein Taglöhner. Im Winter dreschte er Korn bei den Bauern. Im Frühjahr war er vielleicht Mäher, im Herbst Erntehelfer. Oder Moster? Oder er rosste Flachs?

Dreschflegel hatte jeder Hof mehrere. Denn dreschen tut man üblicherweise in der Gruppe. Drei, vier Leute dreschen, einer wendet das Stroh. Und die Frauen sieben das Korn aus und trenne so die "Spreu vom Weizen".


Gruss Pelzer


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Kann aber doch schlecht ein Beruf gewesen sein, da man bestenfalls einige Wochen zu tun hat. Vielleicht ist doch was anderes gemeint?
Das wird schon stimmen. Man muss beachten, dass das nicht ein Beruf im heutigen Sinne ist. Die Leute damals waren Ackerbürger, das heißt sie haben in der Regel eigene Landwirtschaft betrieben. Einen Beruf hatten sie, weil die Landwirtschaft in der Regel zu klein war, da musste zuverdient werden. Und das hat der Drescher eben mit Lohndrusch gemacht, andere waren Schuster, Schneider, Lohgerber usw.

Wie ja bereits ausgeführt, wurde nicht nur während der Ernte sondern vor allem im Winter, aber auch im gesamten Jahr gedroschen. Und wenn einer im Frühjahr sein Feld betellen musste, oder der Schuhmacher einen Auftrag hatte, gleichzeitig aber Öl brauchte, dann hat er halt den Drescher gefragt.

Es grüßt freundlichst Dietemann
 
Berufe in der Landwirtschaft im 13. Jhr.

Drescher:
Drescher sind Spezialarbeitskräfte, die an einen Gutshof gebunden sind und anfangs saisonbedingt arbeiten, später immer mehr Tagelöhnerstatus besitzen. Von etwa Pfingsten bis nach der Ernte arbeiten die Drescher dann als Feldarbeitskräfte und die gesamte übrige Zeit sind sie als Scheunendrescher beschäftigt. Wirtschaftlich sind sie schlechter gestellt als die Häcker. Das Korndreschen ist eine körperlich extrem anstrengende Tätigkeit und wird oft schon ganz früh am Morgen gegen zwei oder drei Uhr begonnen. Die Redensart "essen wie ein Scheunendrescher" wirft ein Licht auf den mit der kräftezehrenden Arbeit verbundenen großen Appetit.

Für das Ausdreschen des Getreides werden die nach der Ernte zum Nachtrocknen im Dachstuhl des Bauernhauses oder in den Scheunen des Gutes gelagerten Garben geöffnet und auf der lehmgeschlagenen Diele oder dem Scheunenboden ausgebreitet. Meistens wird unter die Garben ein großes Tuch gelegt, damit die Körner leichter eingesammelt werden können. Mehrere - meist vier - Drescher schlagen nun im zeitversetzten Rhythmus mit hölzernen Dreschflegeln auf die Garben ein, damit das Korn überall gleichmäßig ausgedroschen wird. Anschließend werden die leeren Strohhalme abgesammelt und eingebunden. Nun ist es noch notwendig die Körner von Spreu und Staub zu trennen. Dazu wird das Tuch gleichmäßig mehrmals geschwungen und die leichten Bestandteile können mit dem Wind davonfliegen. Zum Abschluss werden die Körner über Kornsieben ausgesiebt.
 
Drescher:
Drescher sind Spezialarbeitskräfte, die an einen Gutshof gebunden sind und anfangs saisonbedingt arbeiten, später immer mehr Tagelöhnerstatus besitzen. ...

"Spezialarbeitskräfte" ist vielleicht etwas gar hoch gegriffen. Drescher wurde, wer kräftig war - und zu nichts anderem taugte. Später wurden die Drescher mancherorts durch Nutzvieh ersetzt; Viecher die im Kreis laufen mussten!


Gruss Pelzer


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"Spezialarbeitskräfte" ist vielleicht etwas gar hoch gegriffen. Drescher wurde, wer kräftig war - und zu nichts anderem taugte. Später wurden die Drescher mancherorts durch Nutzvieh ersetzt; Viecher die im Kreis laufen mussten!


Gruss Pelzer


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So, so wer kräftig war - und ...., dem kann ich nicht beipflichten :motz:. Hier vor Ort zogen die Tägelöhner in die Wetterau um sich den Lebensunterhalt zu sichern.
Anlagen mit dem oben genannten Nutzvieh konnten sich nur größere Betreibe erlauben. In den Dörfern unserer Umgebung kam der Dreschflegen weiterhin zum Einsatz. Diese sehr anstrengende Arbeit wird in so macher Trachtengruppe dargestellt, meist bestand der Kreis aus vier Personen.
Die Dreschmaschine kam erst mit Unterstützung der Raiffeisengenossenschaften in unsere Umgebung.

ne hesse
 
Liebe Leute im GF,

mir ist gerade die Berufsbezeichnung "Drescher" im Zusammenhang mit der Frühen Neuzeit (um 1600) begegnet. Weiß jemand etwas genaueres dazu? Hier das Zitat, dass ich allerdings im Netz gefunden habe mit einer genannten Quelle.

"Im Jahre 1384 gab es in der Stadt Esslingen folgende Berufe: 2 Apotheker, 1 Arzt, 4 Axteindreher, 117 Bäcker, 26 Bader, 56 Binder (= Hausanstreicher), 7 Dachdecker, 4 Dreher, 1 Drescher, 4 Eicher, 2 Faßträger, 13 Fischer, 58 Gerber, 1 Gießer, 1 Glaser, 7 Goldschmiede, 1 Grabenmeister, 5 Hafner (= Töpfer), 1 Harnischmacher, 1 Heumeister, 2 Helmschmiede, 2 Karrenspanner, 1 Käsbohrer, 1 Kessler, 15 Knechte, 5 Köche, 6 Kornmesser, 12 Kramer, 1 Kupferschmied, 21 Kürschner, 50 Küster, 4 Läufer, 10 Mägde, 5 Maler, 4 Maurer, 3 Melwer (= Mehlhändler), 3 Messerschmiede, 53 Metzger, 8 Müller, 3 Näherinnen, 1 Ölschläger (= Inhaber einer Ölmühle), 1 Pfannenschmied, 1 Ringdreher, 4 Säckler (stellt aus Leder Taschen, Ranzen und dgl. her), 3 Sackträger, 12 Sattler, 1 Schaffner (= der Aufseher einer Wirtschaft), 1 Scharwächter (= ein Nachtwächter in den Straßen), 6 Scherer (= Barbiere), 27 Schmiede, 53 Schneider, 2 Schröpfer (= Aderlasser), 94 Schuhmacher, 1 Schwertmacher, 1 Seiler (stellt Taue, Schnüre, Lindenstränge und Kordeln her), 6 Spengler (= Blechschmied und Klempner), 1 Spießmacher, 2 Sporenmacher, 13 Wächter, 9 Wagner, 24 Weber, 178 Weingärtner, 1 Weinschenk, 16 Weinzieher, 2 Wirte, 3 Wollweber, 1 Würfelmacher, 1 Zehnter (= Erheber des Zehnten), 1 Ziegler (= Ziegelbrenner, Backsteinhersteller), 34 Zimmerleute, 1 Zöllner. 394 Frauen blieben bei dieser Registrierung ohne Berufsangabe".
(in: Geschichte für morgen 2, Frankfurt a. M. 1985, 6. Auflage, S. 71)

Bei Betrachtung der Berufe fehlt mir die klassische Landwirtschaft.
Entweder ist die Liste nicht vollständig oder sie ist spezifisch für eine Stadt mit Handwerk, Handel und Verwaltung in einem Weinbaugebiet.
Es ist sicher Esslingen am Neckar – Wikipedia gemeint, die brauchten vielleicht keine Tagelöhner in Getreidebau und -verarbeitung, weil sie kaum Getreide anbauten. Und der einzelne Drescher hat seinen alten Beruf angegeben, arbeitete aber vielleicht längst als Helfer beim Weingärtner.
 
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