Demonstrationen und Streiks im 3. Reich?

iamNex

Aktives Mitglied
Klar, spätestens nach dem Reichstagsbrand und der folgenden Notverordnung waren alle Bürgerrechte in Deutschland ausgeschaltet. Darunter auch das Versammlungsrecht.
Am 2.Mai 1933 wurden die Gewerkschaften zerschlagen.

Trotzdem interessiert mich diese Frage:

Gab es im 3. Reich trotzdem einmal Demonstrationen oder Streiks?


Die Folgen wären für die Beteiligten ja fatal gewesen, aber vllt. hat sowas ja doch mal stattgefunden.
Weiß jemand da was entsprechendes und die Folgen?

Danke schonmal im Vorraus.

Cheers,

Nex
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke schonal. ;)


Den Mössinger hab ich auch schon gesehen, auch sehr interessant.
Jedoch wär noch interessanter ob sowas nach dem Reichstagsbrand noch stattgefunde hat.
 
Spontan: der Studentenprotest nach der Rede des Gauleiters Giesler 1943 in München. In dieser Rede beleidigte er die anwesenden Studentinnen (so nach dem Motto: statt zu studieren solltet ihr lieber Kinder in die Welt setzen), woraufhin einige Studentinnen anfingen empört dazwischen zu rufen und versuchten unter Protest den Raum zu verlassen. Nachdem die Veranstaltung aber Pflicht und Voraussetzung für eine weitere Studienzulassung war, wurden sie von den anwesenden Wachposten festgenommen. Das führte dann im weiteren zu einem regelrechten Aufstand eines Großteils der anwesenden Studenten, die zunächst die festgenommenen Studentinnen befreiten und dann in einem Protestmarsch von der Museumsinsel zurück zu LMU zogen. Der Aufstand selbst blieb folgenlos, da die Aufrührer nicht identifiziert werden konnten, allerdings hatte er entschiedenen Einfluss auf das folgende Tun der Mitglieder der Weißen Rose, da diese nach diesem Protestmarsch die Hoffnung hatten eine große Schar der Studentenschaft in München hinter sich zu haben und teilweise leichtsinnig wurden. Selbst in Gefangenschaft sagt ja Sophie zu ihrer Mitgefangenen noch, dass ihre Hinrichtung zu einem Aufruhr führen würde, was sie in Erinnerung an den Studententumult noch vor ein paar Wochen erhofft.
 
Spontan: der Studentenprotest nach der Rede des Gauleiters Giesler 1943 in München. In dieser Rede beleidigte er die anwesenden Studentinnen (so nach dem Motto: statt zu studieren solltet ihr lieber Kinder in die Welt setzen), woraufhin einige Studentinnen anfingen empört dazwischen zu rufen und versuchten unter Protest den Raum zu verlassen. Nachdem die Veranstaltung aber Pflicht und Voraussetzung für eine weitere Studienzulassung war, wurden sie von den anwesenden Wachposten festgenommen. Das führte dann im weiteren zu einem regelrechten Aufstand eines Großteils der anwesenden Studenten, die zunächst die festgenommenen Studentinnen befreiten und dann in einem Protestmarsch von der Museumsinsel zurück zu LMU zogen. Der Aufstand selbst blieb folgenlos, da die Aufrührer nicht identifiziert werden konnten, allerdings hatte er entschiedenen Einfluss auf das folgende Tun der Mitglieder der Weißen Rose, da diese nach diesem Protestmarsch die Hoffnung hatten eine große Schar der Studentenschaft in München hinter sich zu haben und teilweise leichtsinnig wurden. Selbst in Gefangenschaft sagt ja Sophie zu ihrer Mitgefangenen noch, dass ihre Hinrichtung zu einem Aufruhr führen würde, was sie in Erinnerung an den Studententumult noch vor ein paar Wochen erhofft.

Kleine Ergänzung:

Kurt Huber solidarisierte sich bei seiner Verteidigungsrede mit der Protestaktion. Geisler wollte auch, dass die Weisse Rose öffentlich hingerichtet werde.
 
Interessant finde ich, dass bei den beiden genannten Demonstrationen (Rosenstraße & München) v.a. Frauen beteiligt waren.
Das Bild von der traditionellen Mutter, die nur zum Kinder kriegen da ist, haben die Nazis hier wohl (glücklicherweise!) vergeblich versucht komplett durchzusetzen.
Finde ich sehr interessant.
 
Interessant finde ich, dass bei den beiden genannten Demonstrationen (Rosenstraße & München) v.a. Frauen beteiligt waren.
Das Bild von der traditionellen Mutter, die nur zum Kinder kriegen da ist, haben die Nazis hier wohl (glücklicherweise!) vergeblich versucht komplett durchzusetzen.
Finde ich sehr interessant.

Ich glaube da liegst Du falsch, denn die Frauen unter den Studenden waren recht jung und waren noch keine "Gebärmaschinen" für kleine Soldaten. Zudem überleg mal wann diese Demonstrationen stattfanden, 1943 die o.g., ergo, fast alle jungen oder brauchbaren Männer waren an der Front.

Und die "klassische" Rollenverteilung würde ich nicht nur auf das 3. Reich oder Nazis beziehen. Immerhin war diese Aufgabenverteilung zwischen Frau und Mann in Deutschland bis in die 60iger sehr lebendig.
Und auch heute noch ist diese Ansicht sehr verbreitet, so z.B. in anderen Ländern oder Kulturen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube da liegst Du falsch, denn die Frauen unter den Studenden waren recht jung und waren noch keine "Gebärmaschinen" für kleine Soldaten. Zudem überleg mal wann diese Demonstrationen stattfanden, 1943 die o.g., ergo, fast alle jungen oder brauchbaren Männer waren an der Front.
Nichts desto trotz erwartete Giesler, dass die Studentinnen genau das tun, nämlich dem Führer jedes Jahr ein Kind zu schenken. Diejenigen die nicht hübsch genug sein, würde er auch einen seiner Adjutanten zuführen... Das ist doch eigentlich ohne Worte, oder? Zudem waren etliche Soldaten der Studentenkompanie zum Studium abkommandiert. So arm an Männern war zumindest die LMU im Jahre 43 nicht.

Und die "klassische" Rollenverteilung würde ich nicht nur auf das 3. Reich oder Nazis beziehen. Immerhin war diese Aufgabenverteilung zwischen Frau und Mann in Deutschland bis in die 60iger sehr lebendig.
Und auch heute noch ist diese Ansicht sehr verbreitet, so z.B. in anderen Ländern oder Kulturen.
Ohne jetzt näher drauf einzugehen - passt nicht wirklich zum Thema - finde ich diese Fragestellung durchaus interessant. Evtl. lohnt sich hier auch ein neues Thema. Zur Rollenverteilung - insbesondere zur Diskrepanz zwischen Soll und Ist - im 3. Reich habe ich vor einigen Monaten auch ein Buch gelesen (das ich natürlich erst mal suchen muss) dessen Inhalt ich dann natürlich gerne zusammenfasse und an geeigneter Stelle poste.
 
Nichts desto trotz erwartete Giesler, dass die Studentinnen genau das tun, nämlich dem Führer jedes Jahr ein Kind zu schenken. Diejenigen die nicht hübsch genug sein, würde er auch einen seiner Adjutanten zuführen... Das ist doch eigentlich ohne Worte, oder? Zudem waren etliche Soldaten der Studentenkompanie zum Studium abkommandiert. So arm an Männern war zumindest die LMU im Jahre 43 nicht.

Also so tief stecke ich in der Thematik nicht drin und ich möchte auch nichts relativieren, aber ich kann mir diese Art des "zuführens" von Frauen nicht auf die gesamte Bevölkerung beziehen. Sicherlich gab es in gewissen Schichten und Gesellschaften des 3. Reiches solche "Aktionen", aber das steht doch nicht unmittelbar mit der "klassischen" Rollenverteilung im einklang.
Sollte das Tatsächlich zum Frauenalltag gehört haben?
 
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Also so tief stecke ich in der Thematik nicht drin und ich möchte auch nichts relativieren, aber ich kann mir diese Art des "zuführens" von Frauen nicht auf die gesamte Bevölkerung beziehen.
Nein, das mit Sicherheit nicht. Die Rede Gieslers spiegelt aber doch das Frauenbild bzw. die Wunschrollenzuscheidung im 3. Reich wider. Die Reaktion der Studenten zeigt dagegen ganz anschaulich wie dieses Wunschdenken so in der breiten Bevölkerung ankam.

Sicherlich gab es in gewissen Schichten und Gesellschaften des 3. Reiches solche "Aktionen", aber das steht doch nicht unmittelbar mit der "klassischen" Rollenverteilung im einklang.
Sollte das Tatsächlich zum Frauenalltag gehört haben?
Gott bewahre, nein, wirklich nicht. Allein schon die Wortwahl des "Zuführens", was ja eher aus dem Bereich der Nutztierzucht stammt, ist ja schon extrem über das Ziel hinaus und hat nun wirklich nichts mehr mit klassischer Rollenverteilung zu tun (Ich habe gerade nochmal nachgeschaut: Giesler hat O-Ton den Begriff "Zuführen" verwandt. Der Vollständigkeit halber - und nicht als Entschuldigung - sei hier auch noch erwähnt, dass er beim Halten der Rede auch noch besoffen war.)
 
Generalstreik in Luxemburg

Hab da grad noch was gefunden, wobei ich mir nicht sicher bin, ob man es hier einordnen kann, oder ob es nicht eher unter die Kategorie "Widerstand in den besetzten Ländern" fällt:

Es geht um Luxemburg im Jahr 1942, Zitat aus "Zámecnik - Das war Dachau" (S. 355):
"Die Bürger dieses kleinen Landes widersetzten sich in beachtenswerter Weise dem Germanisierungswillen der Nationalsozialisten. Sie lehnten es ab, die deutsche Volkszugehörigkeit anzuerkennen, und als einige Jahrgänge zur Ableistung des Wehrdienstes einberufen wurden, wurde ein Generalstreik ausgerufen. Die Nationalsozialisten führten harte Terrormethoden im Land ein, die von Verhaftungen und Hinrichtungen begleitet waren."

Bei Wikipedia ähnlich:
In Luxemburg kam es am 31. August 1942 zu einem sogenannten Generalstreik gegen die deutsche Besatzungsmacht.[1] Der Grund hierfür war die Zwangsrekrutierung junger Luxemburger in die Wehrmacht.
Am 30. August 1942 verkündete der Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg, Gustav Simon, den obligatorischen Militärdienst für fünf Luxemburger Jahrgänge. Daraufhin bricht eine Protestwelle aus, die verschiedene Formen annimmt (Verweigerung des Hitlergrußes, Austritt aus der Volksdeutschen Bewegung). In den darauffolgenden Tagen bricht in einigen Teilen Luxemburgs ein Streik aus. Bis heute ist die Frage umstritten, ob sich um einen von den Widerstandsbewegungen organisierten Streik handelte oder um spontane Aktionen der Bevölkerung.
Ausführlicher hier:
wort.lu | Lëtzebuerg | Zwangsrekrutierung und Generalstreik in Luxemburg
 
Meiner Meinung nach war das eine Form des Widerstandes. Paul Dostert schreibt das ja auch (siehe Zitat unten)


Hier kannst du was über die Resistenz* in Luxemburg nachlesen:

Histoprim - Geschichtsunterricht Online - Lehrerseite

Oder hier:

Gedenken in BeNeLux

Daraus:

Zur historischen Bedeutung des Streiks schreibt der luxemburgische Historiker Paul Dostert (Luxemburger Wort, 30.8.2007): "In der jüngeren Geschichte Luxemburgs stellt der Generalstreik von August/ September 1942 ein bis dahin einzigartiges Ereignis dar, das zum Symbol des luxemburgischen Widerstandes gegen die deutschen Besatzer geworden ist. Der Streik ist der Kristallisationspunkt, in welchem sich alle Verhaltensmuster des Widerstandes spiegeln und brechen. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, ob der Generalstreik denn nun auch wirklich alle Bereiche der Wirtschaft und der Gesellschaft erreichte und lahm legte. Die Antwort der Deutschen zeigt zur Genüge, welcher Stellenwert diesem Ereignis zuzugestehen ist. In der Streikbewegung kreuzten sich die Schicksale fast aller Opfergruppen Luxemburgs im Zweiten Weltkrieg, mit Ausnahme der Shoa. Hier trafen Resistenzler der ersten Stunde auf Menschen, die sich bisher passiv abwartend verhalten hatten und auf die Opfer der deutschen Maßnahmen. Für viele Familien war dies die Stunde, in der sie zum Widerstand stießen."

*Resistenz bedeutet ganz allgemein: wirksame Abwehr, Begrenzung, Eindämmung der NS-Herrschaft oder ihres Anspruchs, gleichgültig von welchen Motiven, Gründen und Kräften.

Den Begriff aber nicht mit Résistance verwechseln.
 
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