Zudem ist die Menge der Knochen nicht mit der Masse der Knochenfunde zu vereinbaren die bei der Varusschlacht zu erwarten wäre.
Das ist doch nun schon hundert Mal erklärt worden, dass die Menge der überlieferten Knochen reines Glück ist und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen methodisch unzulässig. Die meisten Knochen sind einfach nicht erhalten. Siehe auch das Zitat von Großkopf zur Zahnreihe.
Von den Maultieren wurden zwei fast vollständig von dem Wallmaterial verschüttet. Eins vor, eins hinter dem Wall. Obwohl offensichtlich ein Maultier den Wall überwinden konnte, fanden sich hinter dem Wall keinerlei Knochenreste von Menschen die diesem Ereignis zuzuordnen wären.
Was nicht ganz richtig ist. Die Zahnreihe, bei welcher der Knochen vollständig abgebaut war, lag im Drainagegraben. Aber du benutzt diese Information ja als Argument, nur für was?
In den Knochengruben lagen 75% menschliche Gebeine, der Rest bestand aus Pferde und Maultierknochen. Dabei handelte es sich nicht nur um Knochen der Equiden die zufälligerweise mit denen von Menschen verwechselt wurden, denn es lagen Maultier und Pferdeschädel sowie Schulterblätter und Hüftknochen dieser Tiere gemeinsam mit den menschlichen Überresten in den Gruben. In diesem Fall kann man nicht von einer pietätvollen Bestattung, die ausschließlich den gefallenen Legionären diente, reden.
Knochengrube 6 ist nicht als Knochengrube gesichert: "In der alten Oberfläche [...] lag in einer lockeren Streung römischer Funde ein teilwiese erhaltener Equidenschädel. Da die Mächtigkeit der Knochenpackung nciht erkennbar war, wurde sie zusammen mit viel Sand eingegipst. Die Bearbeitung in Tübingen lieferte dann weitere, nicht zum Schädel gehörende Knochen, darunter einen menschlichen Unterkiefer. Bei diesem Fundkomplex
könnte es sich um Skelettteile handeln, die nach der Schlacht nicht für längere Zeit auf der Oberfläche liegen geblieben, sondern relativ bald im feuchten Untergrund eingesunken waren". Allerdings: "
wahrscheinlicher ist jedoch [...] eine gezielte Knochendeponierung, bei der die Knochen in geringer Tiefe vergaben wurden..."
Drei der 17 (oder 18) Toten in den Gruben wurde mit einem scharfen Schwert einen Teil des Schädels abgeschlagen. Sollte es sich hierbei um römische Legionäre gehandelt haben, so hatten sie keinen Helm auf dem Kopf als ein Hieb sie tötete. Sollten sie von Germanen während der Varusschlacht getötet worden sein, so ist es bemerkenswert dass diese derartig hochwertige Waffen zur Verfügung hatten.
Auch wenn Eisen wertvoll war: Die Germanen kannten es, konnten es verhütten und stellten auch Schwerter her. Desweiteren werden sie die Möglichkeit gehabt haben, Waffen Gefallener aufzulesen und nicht zuletzt wissen wir ja, dass Germanen unter römischer Führung kämpften, auch Arminius mit seinen Leuten. Insofern ist daran gar nichts bemerkenswert, dass die Germanen "derartig hochwertige Waffen zur Verfügung hatten".
Da wir über die genaueren Umstände des Todes der betreffenden Individuen nichts wissen, können wir auch keine Angaben darüber machen, warum sie keinen Helm aufhatten. Aber es lassen sich leicht ein paar Hypothesen bilden:
:rechts: es handelte sich um Zivilisten im Tross
:rechts: es handelte sich um schon zuvor verletzte Legionäre, die nun an der Engstelle wieder in die direkten Kampfhandlungen involviert wurden
:rechts: der betroffene Legionär hat seinen Helm verloren
:rechts: der betroffene Legionär war schon entwaffnet, als er erschlagen wurde
:rechts: der betroffene Legionär hatte aus anderen Gründen keinen Helm auf, vielleicht, weil er als
Ballistrarius keinen auf hatte. Die
Ballistrarii auf der Columna Traiana tragen jedenfalls keine Helme.
Mindestens eins der 17 (oder 18) menschlichen Individuen war weiblich. Die Erklärung dazu lautet, dass auch Frauen den Tross begleitet haben müssen. Es ist aber kaum vorstellbar, dass während der Varusschlacht Frauen in vorderster Front gekämpft haben sollen (hier vor dem Wall).
Abgesehen davon, dass es irgendwann besser ist, zu den Waffen zu greifen, als sich abschlachten zu lassen: Was verstehst du an dem Wort
Engpass nicht?!
Drei fast vollständige Hände wurden im anatomischen Verbund gefunden. Die Erklärung von Achim Rost, dass diese Hände durch Verbandsmaterial fixiert waren und sie deswegen in diesem Zustand in der Knochengrube verbracht wurden ist nicht schlüssig. Demnach müssten von den 17 (oder 18) Individuen drei eine Handverletzung gehabt haben die einen derartigen Verband erforderlich machte. Das hieße, dass hier wo der Anfangspunkt der Varusschlacht gewesen sein soll Verletzte erneut ins Gefecht geführt wurden, obwohl noch eine mehr als ausreichende Anzahl gesunder Legionäre zur Verfügung gestanden haben muss.
Die Archäologen sehen in Kalkriese einen Brennpunkt der Schlacht,
nicht den Anfang. Römische Funde finden sich sowohl westlich als auch östlich von Kalkriese. Sie gehen davon aus, dass die römischen Truppen bei Kalkriese längst nicht mehr geordnet ankamen.
Zudem müssten nach sechs Jahren an der Oberfläche sämtliche Haut-Muskel- und Sehnenbestandteile der Hände vergangen sein, so dass ein Wundverband nicht mehr straff die Hand und Fingerknochen zusammenhalten konnte. Spätestens beim Aufheben dieser verbundenen Hände zur Ablage in der Grube hätte sich der anatomische Verbund gelöst und die einzelnen Knochen wären wild zusammengewürfelt worden. Hier ist nur die Erklärung schlüssig dass die Knochen während der Verbringung in die Knochengrube noch durch Gewebe zusammengehalten wurden, was nach sechs Jahren Verwesung an der Oberfläche nicht mehr möglich ist.
Damit sagt du nichts Neues. Du basierst aber deine Interpretation auf einem Problem, welches du nicht erklärst und bleibst dabei die Erklärung schuldig, warum
die Ausnahmen plötzlich mehr gelten, als der
Gesamtbefund, nämlich, dass der Großteil der Knochen fragmentiert ist und eindeutig mehrere Jahre an der Erdoberfläche gelegen hat.
Und selbst wenn die anderen Knochen nicht erhalten wären, sondern nur die Hände:
Wie sind die Hände ohne Restkörper in die Gruben verbracht worden, wenn doch die Ligamente oder sonstiges Gewebe noch bestanden haben sollen? Nach der Auskunft von Birgit Großkopf sind keinerlei Spuren einer gewaltsamen Abtrennung zu sehen. So gesehen ist der gute Erhaltungsgrad der Hände nämlich gar kein Widerspruch zum Gesamtbefund!
Tacitus, Sueton und Cassius Dio haben von einem Tumulus geschrieben in dem die Überreste der Varuslegionen sechs Jahre nach der Varusschlacht würdevoll bestattet wurden. Kein Wort in diesen Beschreibungen deutet auf derartige Knochengruben hin. Etwas anderes zu Behaupten und diese Knochengruben in den Kontext der historischen Überlieferung zu bringen, ist eine unstatthafte Form der Quellenverbiegung.
Dann gehe doch mal die von deinem Namensvetter Maelonn aufgeführten Probleme ein:
Als Germanicus also auf die ersten Knochen stieß, war er noch drei oder gar vier Marschtage von dem Ort entfernt, an dem die Varuslegionen dann endgültig vernichtet wurden. Welche Wahl hatte Germanicus zu dem Zeitpunkt?
Erstens: Er hätte die ersten Gefallenen unbestattet liegen lassen können. Halte ich für unwahrscheinlich, denn er wollte ihnen ja die letzte Ehre erweisen.
Zweitens: Er hätte seinen Legionären befehlen können, jeweils einen Armvoll Knochen aufzusammeln und 60 oder mehr Kilometer weit mitzuschleppen. Das hätte die Kampfkraft der Legionen bestimmt nicht gefördert.
Drittens: Er hätte während des Marsches ein Dutzens tumuli bauen können. Tacitus schreibt aber nur von einem.
Viertens: Er hätte die Gefallenen während des Marsches zum Endpunkt der Schlacht en passant und ohne große Verzögerung in Gruben beisetzen können.
Kannst du nach diesen gewichtigen Argumenten von Maelonn den Vorwurf der Quellenverbiegung noch aufrecht erhalten?! (Im Übtigen: Wer im Glashaus sitzt, sollte im Dunkeln schei...teln.

)
Zur Frage warum die Überreste von Mensch und Tier in den Knochengruben vergraben wurden gibt es recht einfache Erklärungsmöglichkeiten. Auch nach diesem Ereignis mit den offensichtlichen Opfern führte durch die Niewedder Senke ein wichtiger Verkehrsweg.
Nein,
der wichtige Verkehrsweg, befand sich einige km weiter nördlich.
Eine nachfolgende Besiedlung an diesem Ort kann auch nicht ausgeschlossen werden.
Doch! Der archäologische Befund spricht für das Kalkrieser Gelände von einer Besiedlung vor der Varusschacht und einer landwirschaftlichen Nutzung erst wieder seit dem Mittelalter. Das wurde auch schon oft genug geschrieben.
Die offen herumliegenden Gebeine und Körperteile mögen aus ethischen oder ordnungsliebenden Gründen entfernt worden sein, oder sie haben fortlaufend Bären oder Wölfe angelockt die ihrerseits zu einer Gefahr für Leib und Leben der Menschen vor Ort wurden.
Dies ist schlicht Ignoranz des archäologischen Befunds und das weißt du!
Gab es am Anfang der Ausgrabungen von Kalkriese Indizien für eine Varusschlacht an diesem Ort, so verdichten sich die Ausgrabungsergebnisse nach mittlerweile mehr als zwanzig Jahren zu eindeutigen Beweisen gegen dieses Ereignis in der Niewedder Senke. Da nützt auch kein verbissenes Festklammern an dieser Theorie mehr.
Das hättest du gerne. Aber was haben wir: Einen Münzhorizont von 2 n. Chr. tpq der durch Gegenstempel zu einem Münzhorizont 7 n. Chr. tpq wird. Wir haben keine Nielloverzierung, die für die spätaugusteisch-tiberische Zeit typisch sind. Wir haben Knochen, die nach Jahren vergaben wurden - was für die Varusschlacht literarisch belegt ist, wir haben einen germanischen Hinterhalt und eine offensichtliche römische Niederlage.