Folge dem Video um zu sehen, wie unsere Website als Web-App auf dem Startbildschirm installiert werden kann.
Anmerkung: Diese Funktion ist in einigen Browsern möglicherweise nicht verfügbar.
Guten Tag liebe Leute,
ich habe letztens eine sehr interessante Diskussion mit einem Freund darüber geführt, ob der Spanische Bürgerkrieg ein Teil eines Weltbürgerkrieges war.
Mich würde mal interessieren was ihr darüber denkt.
Liebe Grüße! :winke:
In diesem Sinne war es natürlich ein Bürgerkrieg. Aber er war nicht eingebettet in einen "weltweiten" Bürgerkrieg, da es keine zeitliche oder strukturelle Beziehung - im kausalen Sinne - zwischen den anderen Bürgerkriegskonflikten auf der Welt gab.
Es war eher ein Stellvertreter-Krieg an der Schnittstelle alter und neuer Mächte. In diesem Sinne ging es um eine fundamentale Systemrivalität. Es war der Konfliktraum der alten kapitalistischen Mächte, die eher ein Interesse an einer Deeskalation und Eingrenzung zeigten und den neuen aggressiven Mächte, mit einem faschistischen bzw. einem marxistisch-leninistischen Weltbild und entsprechenden aggressiven außenpolitischen Strategien.
Eine besonders üble Rolle spielte in diesem Zusammenhang der NKWD, der im Zuge der stalinistischen Säuberungen auch in Spanien unter den internationalen Brigaden in Spanien heftig aufgeräumt hat.
Nicht zuletzt durch die destruktive Intervention des NKWD konnte Franco erfolgreich sein.
Aus einer marxistischen Perspektive - Faschismus als letztes Aufbäumen des Kapitalismus - hätte man sicherlich die Konfliktlinien zwischen der bürgerlichen Gesellschaft und dem Aufkommen des Sozialismus durchaus als einen weltweit vernetzten Bürgerkrieg wahrnehmen können. Fragt sich jedoch, ob eine solche Analyse dem Faschismus "gerecht" würde, der ja letztlich keine bürgerliche Bewegung (oder allenfalls eine kleinbürgerliche Antiabstiegsbewegung) war.
Dem würde ich widersprechen: Nicht, dass die Konfliktlinien falsch wären, es ist schon richtig, wie du schreibst, ..... Der Bürgerkrieg als Stellvertreterkrieg zwischen Bürgertum und proletarischen Mächten? Nein! Der Krieg in Spanien wurde in erster Linie zwischen linken Republikanern und den anarchistischen und sozialistischen Gewerkeschaften auf der einen und Monarchisten, zentralspanischen Nationalkatholiken Faschisten und Militärs auf der anderen Seite geführt.
Hier bin ich mir nicht sicher, ob du recht hast. Die Internationalen Brigaden waren ja eigentlich vom KomIntern kontrollierte Einheiten. Die trotzkistischen (POUM) und anarchistischen (C.N.T./F.A.I) Milizeinheiten sind z.T. gewaltsam durch die immer stärker werdenden Kommunisten (die rein zahlenmäßig vor dem Bürgerkrieg in Spanien kaum eine Rolle gespielt hatten) mit Rückendeckung der Republik, die von der Sowjethilfe abhängig war, aufgelöst worden.
Da bin ich nicht sicher. Die anarchistischen Einheiten hatten natürlich einige Erfolge zu verzeichnen, z.B. bei der Verteidigung Madrids, aber an sich waren sie schwächer als die paramilitärischen und militärischen Einheiten. Vom offiziellen Militär hielten in nennenswerter Zahl nur Teile der Flotte der Republik die Treue, was die ganze nationale Erhebung beinahe hätte scheitern lassen, wenn nicht Hitler Franco zu Hilfe gekommen wäre und sein Ejército de África aus Marokko ausgeflogen hätte.
Interessant ist auch die Internationalität der kommunistischen Spanienkämpf.
Gibt es eigentlich konkrete Zahlen wie viele ausländische Soldaten, Freiwillige, Berater, Agenten usw. für die faschistische und republikanische Seite in Spanien kämpften?
Das hört sich ein wenig nach "Verschwörungstheorie" an, wenngleich Du es ja selber einschränkst. Für einen "weltweit vernetzten Bürgerkrieg" gab es kein handelndes bzw. organisierendes Subjekt. Insofern gab es auch kein Netzwerk, in dessen Rahmen dieser "welweite Prozess" hätte ablaufen können. Eine zeitliche Nähe von ähnlichen ideologischen Zielen bzw. auch Ereignissen rechtfertig m.E. nicht, von einem Netzwerk zu sprechen.
Meine Einschätzung bezieht sich auf Erickson
The Soviet high command: a military ... - Google Bücher
der sich auf Krivitsky bezieht. Krivitsky beschreibt die verheerenden Folgen der Intervention des NKWD auf die militärische Organisation der Volksfront. Und stellt einen ursächlichen Zusammenhang her zum Misserfolg bzw. dem militärischen Scheitern.
Was mich persönlich eher überrascht hat, war die häufig beschriebene relativ schwache Position bzw. der Rückhalt von Franco in der Armee (auch z.B. bei Halder).
Das Scheitern war aber schon in der besseren militärischen Ausbildung der Putschisten angelegt. Und auch darin, dass mit der Schwäche der Republik auch gleichzeitig im republikanischen Teil die offene Revolution ausbrach.
Auch darin sind wir uns - wie in den meisten Punkten - einig:Die Sreitkräfte der Nationalisten saßen aber zu Beginn des Putsches in Nordafrika und der Putsch wäre im wahrsten Sinne im Sande verlaufen.
"Ohne die Hilfe Deutschlands und Italiens wäre das pronunciamiento im Laufe eines Monats in Spanish Marokko verendet" (Schauff: Der verspielte Sieg. S. 48)
Vom offiziellen Militär hielten in nennenswerter Zahl nur Teile der Flotte der Republik die Treue, was die ganze nationale Erhebung beinahe hätte scheitern lassen, wenn nicht Hitler Franco zu Hilfe gekommen wäre und sein Ejército de África aus Marokko ausgeflogen hätte.
Moment, warum sollten in einem Weltbürgerkrieg die Nationen eine Rolle spielen ? Dann hätten wir keinen Bürgerkrieg, sondern einfach einen Krieg. Es müssten schon die Bürger einen grenzunabhängigen globalen Konflikt untereinander austragen. Als erstes würde ich jedenfalls die Regierungen beseitigen.Ein Weltbürgerkrieg ist ein Bürgerkrieg, also eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen inländischen Kriegsparteien und/oder der Regierung, welche sich auf das Territorium einer Nation beschränkt. Mischen sich nun mehrere Nationen mit ein und hat dieser Krieg die grundsätzliche Neuordnung der internationalen Beziehungen zufolge, so spricht man vom Weltbürgerkrieg.
Wäre nicht eine Weltregierung eine Grundvorraussetzung für einen Weltbürgerkrieg ?
Selbst wenn weltweit Bürgerkriege ausbrechen würden ,wären es doch nur weltweite Bürgerkriege und kein Weltbürgerkrieg .
Oder eine weltweite Nicht-Regierung (etwa in Folge eines weltweiten Zusammenbruchs der Finanzsysteme).Wäre nicht eine Weltregierung eine Grundvorraussetzung für einen Weltbürgerkrieg ?
Aber einen Weltbürgerkrieg an sich, gab es in der Neuzeit wohl nicht.
Wir verwenden essentielle Cookies, damit diese Website funktioniert, und optionale Cookies, um den Komfort bei der Nutzung zu verbessern.
Siehe weitere Informationen und konfiguriere deine Einstellungen