Kann man vielleicht sogar behaupten, dass die attische Demokratie eine in der Geschichte einzigartige Einbeziehung der Bürger in die Politik ermöglichte, ja sogar voraussetzte?
Das kann man sicherlich sagen, denn in der Antike und auch lange Zeit später hat es keine solche Regierungsform gegeben.
Die Staatsform der Demokratie in Athen beruhte auf der Gleichheit aller Bürger, die in der
Volksversammlung - der höchsten demokratischen Einrichtung - abstimmten. Athen war somit eine
direkte Demokratie, was in modernen Demokratien gar nicht zu verwirklichen ist, da sie für eine direkte Mitwirkung des Volks zu groß sind. Sie lösen das Problem daher durch die Wahl von Volksvertretern, die im Parlament politische Entscheidungen treffen, sodass eine
parlamentarische Demokratie entstanden ist.
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass auch in der attischen Demokratie nur eine Minderheit herrschte, da breite Bevölkerungsschichten keine politischen Rechte besaßen. Dazu zählten die Frauen, ferner freie Bewohner Athens, die keine Bürger waren (Metöken) und schließlich die Sklaven. Man schätzt, dass bei einer Bevölkerung Attikas von etwa 350 000 Menschen nur etwa 40 000 aktiv politisch als Bürger mitwirkten. Dennoch war die Regierungsform der attischen Demokratie für die damalige Zeit revolutionär. In Deutschland finden wir etwas ähnliches (!) erst wieder in den freien Reichsstädten des Mittelalters, wo ebenfalls bestimmte Gruppen von der Mitbestimmung ausgescjlossen waren, der Rest jedoch seine Repräsentanten in den Stadtrat wählen konnte.
Die
Volksversammlung in Athen (Ekklesia) bestand aus den stimmberechtigten Bürgern und bestimmte alle Abgesandten für die verschiedenen Staatsorgane durch das Los: Rat der Fünfhundert, Richter des Volksgerichts, neun oberste Beamte (Archonten). Allein die 10 Feldherren, die Strategen, wurden gewählt, denn von deren militärischer Begabung hing das Schicksal der Stadt ab.