Computerspiele mit historischem Inhalt

Also ich kenn nur ein spiel das vom Militär direkt vertrieben wird und das wäre Americas Army. Qualitativ sicherlich kein Meilenstein und für "Spieler" eher weniger interessant. Die Intention dahinter hatte ich allerdings eher als eine Werbung für die Army aufgefasst, die ja scheinbar verstärkt um Rekruten werben muss. Eine Beteiligung des Pentagons bei den von dir genannten Spielen ist mir dagegen nicht bekannt.
Diese Diskussion ändert auch nichts daran, dass uns die Intention des Spiels nicht bekannt ist, also ob es nur zur Unterhaltung dienen oder auch zum Nachdenken anregen soll. Ob man aber mit Verbrechen, die man nachspielen kann, ein Nachdenken erreichen kann und soll, stell ich mal in Frage.

Für BB: http://www.kultboy.com/werbespiele/37/
 
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"Unreal Tournament" ist von Epic Games, ein kommerzielles Spiel.
Das vom Pentagon ist "Americas Army".
 
Ob man aber mit Verbrechen, die man nachspielen kann, ein Nachdenken erreichen kann und soll, stell ich mal in Frage.

Ich sehe mich gerade etwas unfreiwillig in die Rolle des advocatus' dieses Projekts gesetzt, aber ohne den Zusatz diaboli.*
Ich weiß nicht, ob man die Auswahl der Mittel als adäquat bezeichnen kann, doch mir erscheint es so, als würde ein wichtiger Punkt nicht berücksichtigt: Im Egoshooter erhält man Punkte, teilweise umgerechnet in "Leben", bis zum Game Over. Das ist für den Spieler positiv.
In dem hier besprochenen Fall spanisch-afrikanische Grenze/innerdeutsche Grenze endet das Spiel aber - sofern man den Mauerschützen spielt - mit einer Verurteilung, was für den Spieler negativ ist. Nun wäre es naiv zu glauben, dass das einen Spieler wirklich treffen könnte. Aber ich denke, dass man damit durchaus einzelne Spieler erreichen kann, die dadurch vielleicht auch mal über die geschichtlichen Zusammenhänge ihres Computerspiels nachdenken.
Desweiteren hat man, wenn ich richtig informiert bin (dass ich mir die ZDF-Seite dazu durchgelesen habe ist schon etwas länger her) auch die Möglichkeit den (unbewaffneten) Flüchtling zu spielen.




*Das liegt vor allem daran, dass mir die Kritik an dem Projekt zu einseitig erscheint, das Szenario wird so behandelt, als handele es sich um einen normalen Egoshooter. Die Worte die ich jetzt verwende, werden meist von Zynikern verwendet, gerne auch von Neonazis. Ich bin weder das eine, noch weniger bin ich das andere und doch möchte ich vor einem allzu gutmenschlichen Empörungsreflex warnen! (Btw: ich halte sehr viel von den viel gescholtenen Gutmenschen und hoffe selber einer zu sein!)

Edit: Wer 2:05 Minuten Zeit hat, der kann sich mal den Beitrag aus der ZDF-Mediathek ansehen und hören, was der Szenarioersteller selber dazu sagt. Wer die Zeit nicht hat, kann sich diesen gerafften Artikel dazu durchlesen: Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl - ein Spiel - heute.de Nachrichten.
 

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Hat das Spiel denn hier schon jemand ausprobiert, oder sprechen wir hier alle wie die Blinden vom Licht? Insbesondere was die Verurteilung betrifft, wäre es mal interessant zu wissen, wie das denn nun genau abläuft. Die Hauptkritik an den Ego-Shootern ist ja der positive Verstärkereffekt von aggressivem Verhalten. Wird hier aber Aggressivität negativ verstärkt, ists ja nun wieder was anderes. Allerdings würde ich dann die Zielgruppenaffinität nochmal hinterfragen wollen... :still:
 
Lieber @El, dein obiges Statement sei dir unbenommen. Die Sache ist für mich, egal ob ich im Spiel vor Gericht lande oder selbst in die Flüchtlingsrolle schlüpfe, einfach nur ein geschmackloser Griff ins Klo. Und das hat nichts mit "reflexartiger Gutmenschenreaktion" zu tun, ich bin in der DDR aufgewachsen und habe seinerzeit mögliche Szenarien des Abhauens oft genug gedanklich durchgespielt.

Die Sache lässt sich auch nicht so einfach aus der Welt schaffen, wie den Protest irgendwelcher depperter Radikaltierschützer, denen man einfach ein eigenes Spiel gab.
Die Rache der Moorhühner - Golem.de
 
Solche "Ballerspiele" gibt es und solange sie nachgefragt werden, wird es auch entsprechende Entwicklungen geben, daß da Grenzen in Bezug auf Geschmacklosigkeit häufig überschritten werden, ist uns allen doch auch klar.

Nur dieses Spiel kommt uns geographisch und zeitlich sehr nah. Daher vllt. die Emotionalität der Diskussion.

Köbis17 hat in einem Posting im Thread "Grenztruppen der DDR" das Ohnmachts- und Haßgefühl bei dem Anblick der Grenze beschrieben. Vllt. stand ich da gerade hinter dem Stacheldraht. Es gibt bei einer MPI drei Einstellungen, "Gesichert", "Einzelfeuer" und "Dauerfeuer" aber nicht die Einstellung "game over".

Das sollten die Kids begreifen und m.E brauchts dafür keine psychologisch- und soziologischen Studien.


M. :winke:
 
Die Sache ist für mich, egal ob ich im Spiel vor Gericht lande oder selbst in die Flüchtlingsrolle schlüpfe, einfach nur ein geschmackloser Griff ins Klo. Und das hat nichts mit "reflexartiger Gutmenschenreaktion" zu tun,...

Das ist völlig in Ordnung. Damit, dass du bei deiner Bewertung die zweite Seite des Spiels (Übernahme der Flüchtlingsrolle/Gerichtsverhandlung) berücksichtigst, ist das keine reflexartige Gutmenschenreaktion mehr. Diese ist es nur, wenn man nicht alle Aspekte des "Spiels" und vor allem seine Intention miteinbezieht und am medialen Aufhänger (Skandal! Computerspiel für Mauerschützen!) hängen bleibt.
Eine solche Bewertung hätte mich niemals zu einer Gegenreaktion animiert.
 
@ Lili:
Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich kann nur immer wieder betonen, dass es mir nicht darum geht, dass das Spiel ein Shooter ist (zumal ich gegen Shooter erstens nichts habe und zweitens selbst schon drei gespielt habe), sondern dass ich die Art, wie hier mit den traurigen Ereignissen an der innerdeutschen Grenze umgegangen wird, für völlig daneben halte. Ob Shooter Aggressivität verstärken oder reduzieren, ist für diese Frage belanglos.
Und nein, ich werde dieses Spiel ganz bestimmt nicht spielen, weil es einfach nicht gespielt werden sollte. Ich verspüre auch nicht im geringsten den Wunsch, auf fliehende Zivilisten zu ballern.
 
Der Thread hat mich inzwischen reichlich neugierig gemacht: Wenn ich die Engine hätte, würde ich es mir runterladen und in drei Szenarien spielen.
a) der böse Grenzsoldat
b) der gute Grenzsoldat
c) der Flüchtling
 
... sondern dass ich die Art, wie hier mit den traurigen Ereignissen an der innerdeutschen Grenze umgegangen wird, für völlig daneben halte.
Ich glaub das hat jetzt jeder verstanden. Da gibts auch nix zu diskutieren, so wie ich das sehe, ist hier grundsätzlich niemand anderer Meinung.

Ob Shooter Aggressivität verstärken oder reduzieren, ist für diese Frage belanglos.
Gut, das mag deine Laiensicht sein. Meine Sicht ist es allerdings nicht. Aber du musst meine Beiträge dazu ja nicht lesen.

Der Thread hat mich inzwischen reichlich neugierig gemacht: Wenn ich die Engine hätte, würde ich es mir runterladen und in drei Szenarien spielen.
a) der böse Grenzsoldat
b) der gute Grenzsoldat
c) der Flüchtling
Ich bin leider völlig untalentiert was PC-Spiele betrifft. Vielleicht erbarmt sich aber noch jemand anders? Die Szenarien passen so auf jeden Fall. Wichtig zur Beobachtung wäre die Sicherstellung des behaupteten Lerntransfers im Spiel.
 
Gut, das mag deine Laiensicht sein. Meine Sicht ist es allerdings nicht. Aber du musst meine Beiträge dazu ja nicht lesen.
Ich habe sie gelesen, und wie ich oben schon geschrieben habe, teile ich da Deine Ansichten.

Da gibts auch nix zu diskutieren, so wie ich das sehe, ist hier grundsätzlich niemand anderer Meinung.
El Quijote irgendwie schon.
 
El Quijote irgendwie schon.

Was stört sollte deutlich geworden sein: Das Szenario wird von einigen völlig losgelöst von seiner Intention wie ein reguläres Egoshooter-Szenario betrachtet und deshalb verurteilt. Die Intention ist es, bei Egoshooterspielern Denkprozesse anzuregen. Das wird aber in dieser Diskussion von Seiten einiger Teilnehmer vollkommen außer Acht gelassen. Und auf dieser Basis wird dann ein Werturteil abgegeben. Das reicht mir einfach nicht. Deshalb auch die Vokal vom gutmenschlichen Empörungsreflex.

Zu einer fairen Bewertung gehört es auch die Fragen zu stellen: Wer ist die Zielgruppe? Wie kann ich diese Zielgruppe erreichen? Hat die Methode Erfolg (Zielgruppe erreicht und Denkprozesse angeregt)?

Es kann ja sein, dass am Ende niemand in den Denkprozess gekommen ist und sich vielleicht sogar ein paar kaputte Leute daran erfreut haben, dass sich der Gegner endlich mal nicht wehrt. Aber diese Leute würden sowieso Egoshooter spielen und sich darüber freuen. Für den einen Spieler, der in den Denkprozess kommt, selbst wenn er in Zukunft weiterspielt, hat sich das Projekt schon gelohnt.
 
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Braucht man denn überhaupt so einen Denkprozess? Die Todesschüsse wird kaum jemand gut finden, und die paar Ewiggestrigen, die sie heute noch verteidigen, werden das Spiel wohl eh nicht spielen, jedenfalls aber nicht ihre Meinung ändern. Und wenn es darum geht, dass sie auch bei der heutigen Jugend nicht in Vergessenheit geraten, so ist das die Aufgabe der Schule. Ich denke nicht, dass sich ein Shooter zur Wissensvermittlung eignet, da sich die Masse der Spieler aufs Spiel konzentrieren wird und die Hintergründe ausblenden.
 
Braucht man denn überhaupt so einen Denkprozess? Die Todesschüsse wird kaum jemand gut finden, und die paar Ewiggestrigen, die sie heute noch verteidigen, werden das Spiel wohl eh nicht spielen, jedenfalls aber nicht ihre Meinung ändern. Und wenn es darum geht, dass sie auch bei der heutigen Jugend nicht in Vergessenheit geraten, so ist das die Aufgabe der Schule. Ich denke nicht, dass sich ein Shooter zur Wissensvermittlung eignet, da sich die Masse der Spieler aufs Spiel konzentrieren wird und die Hintergründe ausblenden.

Glaubst du wirklich an die Allwirksamkeit der Schule?
Die Geschichte wird immer länger, die Schulzeit immer kürzer (G9 > G8), da fallen schon mal ein paar Unterrichtsinhalte hintenüber. In einem Zwangssystem (denn das ist Schule für die Mehrheit der Schüler bis zur Klasse 10/9) in drei Schuljahren Geschichte (das sind 360 Schul- oder 270 Zeitstunden), Evolution des Menschen bis Wiedervereinigung abzuhandeln, ist ohne Abstriche nicht möglich.
Und ja, es braucht diese Denkprozesse, denn es geht auch darum Dinge zu vermitteln, welche die Schule nicht vermitteln kann, z.B. dass sowohl die Mauerschützen, als auch, um das größere Fass aufzumachen, die Einsatzgruppen immer die Möglichkeit hatten, auszusteigen (und eben nicht, wie vielfach kolportiert sich "gleich dazustellen" konnten).
Wenn der Lehrer in der Schule an das moralische Gewissen der Schüler appelliert, erreicht er die wenigsten und vor allem diejenigen, an deren Gewissen er nicht appellieren muss. Ein Egoshooter hat da eine ganz andere Möglichkeit Interesse zu wecken (historisches Interesse ist nämlich, auch wenn die aktiven Member dieses Forums sich das nur schwer vorstellen können weder natürlich noch angeboren).
 
Wenn der Lehrer in der Schule an das moralische Gewissen der Schüler appelliert, erreicht er die wenigsten und vor allem diejenigen, an deren Gewissen er nicht appellieren muss. Ein Egoshooter hat da eine ganz andere Möglichkeit Interesse zu wecken.
Ob man das mit einem Spiel erreichen kann, in dem die Todesschüsse keine Konsequenzen für das reale Leben haben?
Ich spiele zwar fast nie Shooter, aber Strategiespiele. Da geht es zwar normalerweise nicht um das Töten von Zivilisten, aber ganz ehrlich: Wenn z. B. in einem "Panzer General"-Teil der Feind eine Artilleriestellung in einer Stadt hat und sie nicht durch eine Flakstellung geschützt ist, dann schicke ich einen Bomber hin und zerstöre das Geschütz, ohne mir Gedanken darüber zu machen, dass in der Stadt bestimmt auch Zivilisten wohnen, die durch mein Bombardement zu Schaden kommen würden. Wäre ich in der Realität ein militärischer Befehlshaber, würde ich mir aber sehr wohl über die "Kollateralschäden" den Kopf zerbrechen. Dass Krieg in der Realität furchtbar ist, ist mir auch ohne Spiele klar, hingegen hat mir das noch kein Spiel vermittelt, eben weil die Toten dort nicht real sind.
 
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