Musste nicht unbedingt defensiv gemeint sein...Eigenartigerweise haben die Russen aber im Westen imm mehr Truppen stationiert;
Deutsches Interesse war es, Österreich-Ungarn zu schützen. Genau das war mit dem Rückversicherungsvertrag nicht gegeben. 1890 hatte das Deutsche Reich sicher noch etwas zu bieten, daher auch die russichen Fühler. Nach der Ablehnung jedoch nicht mehr wirklich, und nach 1905 überhaupt nicht mehr. Die von Dir zitierten Briefe Briefe Wilhelms müssen die Russen doch zutiefst von der deutschen Unredlichkeit überzeugt haben.Russland hat aber zu Beginn des Jahres 1890, und noch einmal später im Verlauf des Jahres, um die Verlängerung des Rückversicherungsvertrages doch geworben und war auch bereit auf das "Geheime Zusatzprotkoll" zu verzeichten. Warum haben die Russen das bloß getan? Doch wohl nicht deshalb, weil das Reich nichts zu bieten hatte.
Na das gefällt jeder Macht, zwei andere gegeneinander auszuspielen.Ich denke, Russland gefiel auch der Gedanke, zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich als "Schiedsrichter" zu agieren.
Man tat es dennoch und schob die den eigenen Interessen entgegengerichtete Entwicklung zusätzlich kräftig mit an.Deutschland musste diesbezüglich niemanden aufstacheln, das Rad lief schon von allein,
Fast Germanophobie, aber keine Einkreisung Deutschlands? Geht irgendwo nicht recht zusammen. Und die "Neumischung der Karten" tut ein Übriges. Böse Absicht braucht hier gar nicht unterstellt werden, das Gewicht der neuen Konstellation ist schon allein ausreichend.Dazu zählt die Distanz zum Deutschen Reich, für manche bis zur Germanophobie, ebenso wie die Wertschätzung des Zweiverbandes mit dem republikanischen Frankreich, weniger als Einkreisung Deutschlands, sondern als Partner gegen den Gegenspieler England (auch hier waren aber 1904 durch die Entente die Karten neu gemischt worden).
Das ist nicht unmittelbar einsichtig. Außerdem zweifle ich, ob eine Darstellung unter ausreichender Berücksichtigung der "globalen Zusammenhänge" tatsächlich mehr Licht ins Dunkel bringen könnte.Die ganze Diskussion um Einkreisung/Ausgrenzung in Bezug auf das Deutsche Reich 1875/1914 ist mE zugleich eine Simplifizierung der globalen Zusammenhänge.
Sondern?Damit meine ich nicht die Frage der Interdependenzen von Peripherie und europäischer Bühne.
Umso wichtiger wäre es, den Versuch einer objektiven Einordnung vorzunehmen. Natürlich ist eine solche Diskussion aufgrund der damit verbundenen Kriegsschuldfrage immer ideologisch belastet, siehe z.B. unser Turgot hier, der offensichtlich keinen Einkreisungsgedanken zulassen will (die Feststellung eines solchen bei sich selbst beantwortet er mit einem lapidaren "Nö" statt mit Argumenten).Geradezu pathologische Züge in der Zentrierung nimmt hier die zeitgenössische und dem (verlorenen) Weltkrieg unmittelbar nachfolgende deutsche Literatur an.
Ich denke, nur wenn man beides zulässt, kommt man der Wahrheit näher. Die ganze Thematik hier bringt einen sonst fast unbekannten (danke Silesia für die Aufdeckung!:winke Auskreisungstatbestand ans Licht.
Grüße, Holger