@Stilicho:
Es stimmt zweifellos, dass antike Handwerkstraditionen in der romanischen Bevölkerung über Generationen weitergegeben wurden - übrigens nicht nur in Italien.
Trotzdem, ist es wahrscheinlich, dass die Langobarden (die ja auch irgendwann einmal im Laufe der Geschichte zu "Italienern" wurden), über Jahrhunderte hinweg davon größtenteils ausgeschlossen waren?
Ich habe da meine Bedenken.
In der Kirche waren ja auch die Romanen, bis in die Karolingerzeit hinein, vielerorts tonangebend, aber eben nicht auf Dauer.
Aber egal, die Baumeister aus Italien waren das Maß aller Dinge - da stimme ich dir voll zu.
Bleibt nur noch meine ursprüngliche Frage:
Wer holte die Baumeister aus Italien, und vor allem zu welcher Zeit, um die Torhalle zu bauen?
Karl der Große hatte eine direkte, intensive Beziehung zu den Italienern/Langobarden.
Aber wo lag die Beziehung Ludwigs des Deutschen, den man neuerdings die Torhalle zuschreibt, zu diesem Teil der Welt?
Woher stammt diese Erkenntnis? Ich frage das, weil ich gewissermaßen Schwierigkeiten damit habe, mir vorzustellen, dass die Maßeinheiten derart gut dokumentiert sind, dass man das so einfach vorstellen kann. Desweiteren bauen wir heute ja auch nicht in ganzen Maßeneinheiten, sondern eine Hausfront ist etwa 11,34 m lang, wer wollte da als Bauhistoriker später herausfinden, in welchem Maß gebaut worden sei, wenn mehrere parallel existieren?
Ich würde sagen, in der Regel ist selbst heute eine Hauswand noch 11 oder 12 Meter lang - zumindest wenn der Platz vorhanden ist und die Umgebung einen nicht einschränkt. Man kann mit ganzen Zahlen einfach leichter rechnen.
Früher war der Zwang dazu noch viel größer, aus Ermangelung einer elektronischen Rechenhilfe.
Kein Baumeister hätte im Mittelalter ohne zwingenden Grund ein Gebäude geplant das z.B. 20 4/18 Fuß lang und 13 5/12 Fuß breit gewesen wäre.
Es mussten schließlich immer gewisse Proportionen eingehalten werden.
Und dies bedeutet, man hätte fast alles am Gebäude auf diese komplizierten Maße umrechnen müssen.
Schwierig, wo man doch zum Ausmessen nur eine Schnur mit ein paar Knoten darin, zur Verfügung hatte...
Wenn man heute bei einem historischen Gebäude mehrere wichtige Maße abgenommen hat, und diese Maße immer mit einer geraden Anzahl einer bestimmten Maßeinheit "aufgefüllt" werden können, dann kann man sehr gute Rückschlüsse auf die verwendete Maßeinheit selbst ziehen.
Dies ist eine gebräuchliche Herangehensweise in der Forschung.
Dadurch kann man beispielsweise auch römische Wehrgräben von frühmittelalterlichen unterscheiden. Die römischen Gräben sind immer eine gerade Anzahl (manchmal +/- ein halber) römischer Fuß breit, die germanischen nicht.
Die exakte Vermessung der Lorscher Torhalle (und ihre stilistische Untersuchung), nahm übrigens Heinrich Walbe in den 30ern vor.