Die Entwicklung der unterschiedlichen christologischen Positionen lässt sich gut an den Quellen zu den judenchristlichen Ebioniten festmachen. Für die Ebioniten war Jesus ein einfacher Mensch (siehe bei Kerinth), sie hielten am Gesetz und an der Bescheidung fest, beides war für sie unabdingbare Voraussetzung zur Erlösung. Paulus galt ihnen als Verräter. Sie benutzen ein entsprechend adaptiertes "Matthäusevangelium" (siehe Irenäus, Adv. Haer. I 26,2) und die Grundschriften der Pseudoclementinen.
Kerinth wird in den "Epistula Apostolorum" "Pseudoapostel" (Übers. K. Berger "Feind unseres Herrn Jesus Christus") genannt, für ihn war Jesus ein natürlicher Mensch, ausgezeichnet durch Klugheit, Weisheit und Gerechtigkeit. Bei der Taufe sei Christus in Gestalt einer Taube auf Jesus herabgekommen, er habe dann den "unbekannten Vater" verkündet und Wunder vollbracht. Nur Jesus habe am Kreuz gelitten und sei gestorben, denn der Christus habe ihn vor seinem Tode verlassen (Adv. haer. I,26,1).
Die Christologie des Judenchristentums war offenbar zu dieser Zeit schon zu einem guten Teil gnostisch und doketisch beeinflusst und mit jener der frühen Kirche (aber auch mit den Christologien der heutigen Kirchen) nicht vereinbar.