Ich hatte nachgeschlagen und für Carl Theodor war wohl Vorderösterreich nie zur Diskussion, jedenfalls nicht seinerseits. Von daher könnt ihr Bayern,
Luki, beruhigt sein. Für solch eine kleine* und nicht eben reiche Provinz hätte er euch nicht getauscht.
Ich führe hier einmal auf, was Kreutz unter dem Stichpunkt "Erste Tauschpläne und der Bayerische Erbfolgekrieg" darstellte:
Am 30. Dezember 1777 war Max III. Joseph überraschend gestorben.
Carl Theodor und Joseph II. hatten sich bis dahin nicht über den Ländertausch einigen können. (Der Grund wird unten ganz klar - die Positionen waren offenbar zu unterschiedlich.)
Der Kurfürst von der Pfalz reiste rasch nach München, wo er am 2. Januar 1778 bereits eintraf. ** Die Beamten huldigten ihm dort als neuen Kurfürst von Bayern.
Gleichzeitig rückten 10.000 österreichischer Soldaten in Straubing und in den sulzburgischen Stammlanden ein.
Am 3. Januar zwang Kaunitz den pfälzischen Gesandten Ritter, die österreichischen Ansprüche auf die Grafschaft Mindelheim, den Straubinger Teil Niederbayerns und die böhmischen Lehen in der Oberpfalz anzuerkennen.
"Durch seine Unterschrift hoffte dieser [also Ritter], weiteren Annexionsgelüsten die Spitze abbrechen und durch sein Eingehen auf die Zumutungen Wiens, den Weg für den von Carl Theodor favorisierten Tausch Bayerns gegen die österreichischen Niederlande, das heutige Belgien, ebnen zu können."
Doch hatten sowohl Ritter als auch Carl Theodor die Rechnung ohne den Kaiser gemacht, der das, übrigens schon seit 1686 auf Wittelsbacher Seite geäußerte, Tauschprojekt zurückwies. Statt dessen gedachte Joseph II. dem pfälz. Kurfürst Gebiete im Breisgau zu überlassen.
Carl Theodor allerdings lehnte alle alternativen Tauschvorschläge von Joseph II. ab.
Nun ging es um die Meinung des scheinbar künftigen Erben Bayerns, dem Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken. Unter anderem durch die Beeinflussung der Kurfürstin Maria Anna wies er die erzwungene Konvention vom 3. Januar ab.
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* Immerhin flächenmäßig größer als Württemberg, aber er hätte wohl nicht gesamt Vorderösterreich, sondern nur den Breisgau erhalten.
** Das nur mal zum Thema, man hatte damals lange Reisezeiten.
Die Information vom Tod des bayerischen Vetters kam nach Mannheim und der pfälz. Kurfürst schaffte es binnen weniger als 2 Tagen offenbar, und das im Winter, nach München.
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"Lebenslust und Frömmigkeit, Kurfürst Carl Theodor zwischen Barock und Aufklärung", Handbuch und Ausstellungskatalog, hier: Handbuch, Pustet, Regensburg 1999
hier: Wilhelm Kreutz: "Außenpolitik und diplomatische Beziehungen bis 1789" S. 221