Man muss bedenken, dass Ägypten rund 300 Jahre giechisch-hellenistischer Herrschaft unterstand, danach rund 700 Jahre römischer bzw. byzantinischer. Das bedeutet ein rundes Jahrtausend (!) Fremdherrschaft, die sicher nur noch Reste einer altägyptischen Identität vermuten lässt.
Ägypten wurde aber nie wirklich hellenisiert. Der Hellenismus beschränkte sich im Wesentlichen auf Alexandria und einige wenige andere Städte wie Ptolemais und Naukratis. Die Masse der Bevölkerung blieb vom Hellenismus relativ unberührt.

Ganz anders die Situation im persischen Sassanidenreich, wo seit den Parthern und Sassaniden unzweifelhaft ein Staat mit persischer Kontinuität und einer iranischsprachigen Bevölkerung existierte.
Ja, wobei allerdings die Parther Fremdherrscher waren und blieben. Aber sie stellten nur eine dünne Oberschicht.
 
Eroberungen gab es im Laufe der Geschichte viele, aber die meisten Eroberer konnten ihre eroberten Gebiete irgendwann nicht mehr halten. Die durch die islamische Expansion eroberten Gebiete sind allerdings bis heute weitgehend erhalten geblieben.

Wie konnten die damaligen Araber in so kurzer Zeit so große Landstriche erobern? Abgesehen davon, dass das Römische Reich zu der Zeit schon am Auseinanderfallen war, würden mir dazu spontan folgende Erklärungsmöglichkeiten einfallen:
2. "Pragmatiker-These": Die Bevölkerung hatte keine Motivation sich gegen sie zu erheben, weil sich ihr Alltag durch die arabische Herrschaft kaum änderte. Die Akzeptanz der neuen Herrscher fiel den Eroberten nicht schwer.

Ob meine Anmerkung zur Pragmatikerthese paßt, mußt du entscheiden. Ich möchte auf die islamische Agrarrevolution hinweisen. die als Folge der islamischen Expansion erfolgte.
Durch die Eroberung Persiens kam es zum Kontakt zu den östlichen, bes. den indischen Kulturen und die pflanzliche Anbaupalette wurde durch den Sommeranbau von Sorghum, Hartweizen, Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Orange, verschiedene andere Zitrusfrüchte, Banane, Kokospalme, Wassermelone, Spinat, Aubergine etc erweitert. Diese Pflanzen benötigten Bewässerung, deren Technik verbessert wurde. Dadurch konnte neben dem traditionellen Winterregen-Getreideanbau eine 2. Ernte im Sommer erfolgen. Viele Früchte wurden für den Handel produziert, was wiederum den Austausch förderte und vielleicht, außer der gemeinsamen Religion, zur raschen Übernahme des arabischen Sprache beigetragen hat. http://wirtges.univie.ac.at/Wiso/Mitterauer/MM_rororo.pdf
 
Viele Früchte wurden für den Handel produziert, was wiederum den Austausch förderte und vielleicht, außer der gemeinsamen Religion, zur raschen Übernahme des arabischen Sprache beigetragen hat. http://wirtges.univie.ac.at/Wiso/Mitterauer/MM_rororo.pdf
Das mit der Übernahme des Arabischen hat ja nun aber eben in Iran und Zentralasien nicht stattgefunden, obwohl dort die neuen Entwicklungen in der Landwirtschaft - wie sie in dem Artikel beschrieben werden - mit als erstes auftauchten.
Ich glaube, wir hatten die Diskussion schon mal vor einer Weile. Soweit ich mich erinnere, lief es darauf hinaus, daß eine Kombination von starkem oder schwachem Zuzug von Arabern und der Existenz oder Nicht-Existenz einheimischer Lokaldynastien war, die die Arabisierung oder eben Nicht-Arabisierung verursacht hat.
 
Soweit ich mich erinnere, lief es darauf hinaus, daß eine Kombination von starkem oder schwachem Zuzug von Arabern und der Existenz oder Nicht-Existenz einheimischer Lokaldynastien war, die die Arabisierung oder eben Nicht-Arabisierung verursacht hat.

Das sind die entscheidenden Punkte, die in den obigen Beiträgen bereits mehrfach genannt wurden.
 
Man sollte in erster Linie unterscheiden zwischen Annahme der arabischen Sprache, oder aber der Schrift. Die Turkstämme Zentralasiens nahmen ja die Schrift an, ohne ihre Sprache aufzugeben und haben sie teilweise noch heute (z.B. Ostturkestan).

Erwähnenswert wäre auch die Tatsache, dass die arabischen Streitkräfte einen qualitativ hochwertigen militärischen Anführer nach dem anderen hervorbrachten, die bedeutende Eroberungen bewerkstelligten - angefangen beim Propheten Mohammed selbst, bis hin zu Khalid oder Tariq ibn Ziyad. Dazu noch der Umstand, dass das arabische Gebiet Grenzland zweier Kontrahenten war, die einander in mehreren erbitterten Kriegen zerfleischt hatten, wobei die Sassaniden zusätzlich innenpolitisch auch noch grosse Probleme hatten, was ihnen eine effektive Gegenwehr unmöglich machte. Aufgehalten bzw. verzögert wurde der Vormarsch eigentlich nur in geographisch schwierigen Gebieten (die Bergregionen Kurdistans oder im nördlichen Iran).
 
Erwähnenswert wäre auch die Tatsache, dass die arabischen Streitkräfte einen qualitativ hochwertigen militärischen Anführer nach dem anderen hervorbrachten, die bedeutende Eroberungen bewerkstelligten - angefangen beim Propheten Mohammed selbst, bis hin zu Khalid oder Tariq ibn Ziyad.

Die Expansion der Araber in Vorderasien und Nordafrika ist weniger der Qualität ihrer Heerführern geschuldet, als der Schwäche des morschen byzantinischen Regimes in diesen Regionen.

Die Ausbeutung durch Steuerbeamte war immens und die Verwaltung zum Teil desaströs. Somit begrüßte die Bevölkerung vielfach die islamischen Eroberer und die byzantinische Herrschaft stürzte in Nordafrika und Vorderasien wie ein Kartenhaus zusammen.

Nicht unerwähnt darf natürlich auch die Anziehungskraft der neuen Religion auf die Bevölkerung dieser Gebiete bleiben, auch wenn die komplette Islamisierung mehrere Jahrhunderte brauchte.
 
Die Expansion der Araber in Vorderasien und Nordafrika ist weniger der Qualität ihrer Heerführern geschuldet, als der Schwäche des morschen byzantinischen Regimes in diesen Regionen.

Ganz so einfach ist es aber nicht. Diesen Umstand habe ich zudem bereits angedeutet, aber Fakt ist, dass die islamische Expansion in einem solchen Ausmass niemals ohne fähige Anführer zu bewerkstelligen gewesen wäre, erst recht hätte man die eroberten Gebiete nicht auf Dauer halten können - da konnte Byzanz so schwach sein wie es wollte. Allerhöchstens wäre es zu einem Machtvakuum gekommen, aber doch nicht zu einer vollständigen Eingliederung der eingenommenen Gebiete. Ein Khalid z.B. gehört eben nicht umsonst zu den herausragendsten Figuren der Militärgeschichte. Nur durch Persönlichkeiten wie ihn konnte das militärische Potenzial der Araber gebündelt und vollends ausgeschöpft werden. Sonst hätte es keine Expansion, sondern allenfalls Raubzüge gegeben.

Im militärischen Bereich ist der Anführerfaktor ein ganz wesentlicher, der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und gerade in diesem Kontext nicht ausser Acht gelassen werden darf. Die gesamte Entwicklung der islamischen Expansion bzw. ihren Verlauf der Schwäche der Sassaniden bzw. Byzanz zuzusprechen, wird den Ereignissen und ihrem jahrhundertelangem Nachhall schlicht und einfach nicht gerecht.
 
Im militärischen Bereich ist der Anführerfaktor ein ganz wesentlicher, der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und gerade in diesem Kontext nicht ausser Acht gelassen werden darf. Die gesamte Entwicklung der islamischen Expansion bzw. ihren Verlauf der Schwäche der Sassaniden bzw. Byzanz zuzusprechen, wird den Ereignissen und ihrem jahrhundertelangem Nachhall schlicht und einfach nicht gerecht.

Bei der Expansion der Araber in Vorderasien und Nordafrika greifen mehrere Komplexe ineinander. Die rasche Eroberung weiter Gebiete ist vor allem auf die Schwäche von Byzanz und die Faszination des neuen Glaubens zurückzuführen.

Gegen die Perser im Osten konnte sich Byzanz nicht durchsetzen, nur mit ungeheuren Tributen an das Sassanidenreich konnten noch schwerere Verluste vermieden werden. Beide Reiche zermürbten sich gegenseitig so sehr, dass sie dem Ansturm der Araber im 7. Jh. nur wenig entgegensetzen konnten. An der oströmischen Westgrenze erschienen zudem Langobarden in Italien und Slawen auf dem Balkan, sodass Byzanz angesichts dieser zahlreichen Gegner nicht in der Lage war, den Arabern erfolgreich Widerstand zu leisten.

Nach der entscheidenden Niederlage der Byzantiner im Jahr 636 am Jarmuk leisteten sie in Vorderasien und Nordafrika keinen ernsthaften Widerstand mehr. So konnten die Araber nahzu ohne Gegenwehr 635 Syrien und den Irak, 638 Jerusalem, 639/41 Ägypten und 643/47 Libyen und Tripolis besetzen.

Talentierte arabische Feldherren hat es sicher gegeben, aber nur im Verbund mit der Schwäche der beiden vorderasiatischen Großmächte - Byzanz und persisches Sassanidenreich - und der Anziehungskraft des Islam war eine so rasche Eroberung des Vorderen Orients in rund 30 Jahren möglich.
 
Talentierte arabische Feldherren hat es sicher gegeben, aber nur im Verbund mit der Schwäche der beiden vorderasiatischen Großmächte - Byzanz und persisches Sassanidenreich - und der Anziehungskraft des Islam war eine so rasche Eroberung des Vorderen Orients in rund 30 Jahren möglich.



Natürlich war die Schwäche der beiden Grossreiche ein wesentlicher Punkt, welcher der Expansion zugute kam - jedoch mussten die Araber die "Instandhaltung" der eingenommenen Gebiete selber in die Hand nehmen, wollten sie es dauerhaft ihrem Reich einverleiben und sich nicht wieder zurückziehen und sie somit wieder dem Gegner oder einem Machtvakuum überlassen. Weiters zählst du Fakten auf, da kann man dir nicht widersprechen. Mir war es wichtig, den Anführerfaktor noch einmal zu unterstreichen - gerade bei (grossteils) nomadischen Völkern DER entscheidende, wie auch viele andere Beispiele immer wieder gezeigt haben (vgl. das Auseinanderbrechen riesiger "Reiche", die im Wesentlichen an eine Person gebunden waren und mit ihrem Tod untergingen --> Attilla), ohne jetzt einen direkten Vergleich zu suchen, da Umstände und Zeitalter durchaus zu berücksichtigen sind.
 
Die Ausbreitung des Islams

Hallo!

Ich muss in Reli einen Vortrag über die Ausbreitung des Islams halten, was wa da beim tod von Mohammed, was genau ist da passiert, dass der Islam sich so schnell verbreitet hat (Islamische Expansion???)?

THX JBT
 
Hallo!

Ich muss in Reli einen Vortrag über die Ausbreitung des Islams halten, was wa da beim tod von Mohammed, was genau ist da passiert, dass der Islam sich so schnell verbreitet hat (Islamische Expansion???)?

THX JBT

Die Ausbreitung des Islam nach dem Tod Mohammeds ist in deinem Geschichtsbuch genau beschrieben. Ergänzende Informationen findest du z.B. hier:

http://www.lsg.musin.de/geschichte/!daten-gesch/MA/islam.htm

Geschichte des Islam ? Wikipedia

Diercke Weltatlas - Kartenansicht - Die Ausbreitung des Islam 632 – 750
 
Woher weißt du, dass Julian gerade Geschichte hat bzw., auf welcher Schulform und in welcher JGS er in welchem Bundesland ist?

In jedem Geschichtsbuch ist die Expansion des Islam dargestellt, sei es nun ein Unterrichtswerk für die Haupt- und Realschule oder für das Gymnasium. Das zählt zum Kernbestandteil aller Lehrpläne aller Bundesländer und unterscheidet sich lediglich im Niveau voneinander.
 
Hätten sich Sassaniden und Byzantiner nicht gegen die neue Bedrohung durch die Araber verbünden können? Hier: Schlacht an der Brücke ? Wikipedia ist den Sassaniden ja ein Anfangserfolg gelungen, der sich vielleicht hätte ausbauen lassen. Interessant auch die Tatsache, dass diesmal der grosse Vorteil so mancher iranischen Reiche, nämlich der dezentralisierte Aufbau, gegen die Araber nicht ausgespielt werden konnte und das Reich nicht vor dem Ende bewahrt hat.
 
Die Erfolge der Araber schulden wahrlich nicht ihrer großen strategischen Fähigkeiten, sie schlugen lediglich zu einem sehr guten Zeitpunkt zu.

Das Sassanidenreich und Byzanz hatten zwar seit dem Testamentsfrieden von Kaiser Arcadius ein weniger kriegerisches Verhältnis zueinander, doch die machtpolitischen Interessen sprachen einfach gegen ein solches Bündnis gegen die Araber zumal davon auszugehen ist, dass weder die Byzantiener noch die Perser die Lage richtig eingeschätzt haben, die Perser hätten sicherlich nie mit ihrer Vernichtung gerechnet.

Ein weiteres Problem ist die militärische Philosophie der Sassaniden gewesen. Die Römer und die Perser haben gerade zu ihrer Spätphase immer mehr auf schwere Reiter gesetzt, also ein Wettrüsten zwischen den damaligen zwei Supermächten, doch gegen die flinken Reiter der Araber bringt so eine Taktik nichts. Bei der Schlacht an der Brücke setzten die Perser auf die Taktik mit den Bogenschützen und waren prompt erfolgreich. Es ist davon auszugehen, dass wenn die Perser mit dem alten normadisch-parthischen Stil gekämpft hätten - also flinke Reiter mit Bögen - hätten die Araber sehr viel größere Schwierigkeiten gehabt oder wahrscheinlich sogar gegen Persien verloren. Eine Taktik wie in Carrhae hätte deutlich größere Verluste den Arabern zugefügt, aber mit der Taktik des damaligen Sassanidenreiches war es nicht machbar die Araber zu schlagen, außer man wäre deutlich in der Überzahl gewesen.

Eine weitere Komponente, die eine wichtige Rolle im Zerfall des Irans spielt, ist die innenpolitisch angespannte Lage gewesen. Spätestens seit der Rebellion von Mazdaq war der Iran sehr wacklig, die einfache Bevölkerung unzufrieden, die ehemalige Staatsreligion unter Zugzwang vom Christentum im Westen und dem Buddhismus im Osten, zum Teil hat der Islam auch die heutige Einheit des Irans gefördert und die schnelle Oppositionsstellung der Shia von Seiten der Buyiden im heutigen iranisch-irakischen Territorium stärkte das iranische Bewusstesein zu der neuen Religion. Der Iran war schon vor der Eroberung instabil und durch Jahrhunderte der religiösen Ungewissheit geprägt, ein Vakuum, das der Islam gut füllen konnte, deshalb hielt es sich im Iran im Großen und Ganzen in Grenzen mit großen Volksaufständen.
 
Ausbreitung der Arabischen Sprache in Ägypten

Nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber war der amtliche Sprachverkehr in Ägypten zweisprachig, also koptisch und arabisch. Im 7ten Jahrhundert wurde das Koptische als Amtssprache verboten. Erst um die Jahrtausendwende hatte sich das Arabische auch als Umgangssprache weitgehend durchgesetzt. Bis ins 18. Jh gab es in Oberägypten noch Dörfer in denen das Koptische als Umgangssprache gebräuchlich war. Der Prozess der Arabisierung der Sprache war also relativ langsam.
 
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