Wie würde die heutige Welt aussehen...?

Tyrael

Neues Mitglied
Hallo Leute,
ich halte demnächst einen Vortrag über die Perserkriege in der Schule.
Und ich soll auch beim dem Thema bezug auf die heutige Welt nehmen.
Daher habe ich mir ein Szenario überlegt, in dem die Perser die Griechen besiegt haben.

Was meint ihr? Wie würde die heutige Welt aussehen,wenn die Perser damals die Griechen geschlagen hätten?
Ich freue mich schon auf eure Antworten ;)
 
Das ist natürlich eine hochgradig spekulative Angelegenheit. Immerhin sind seit damals fast zweieinhalb Jahrtausende vergangen.

Ich persönlich glaube aber nicht, dass die heutige Welt wirklich sehr viel anders aussehen würde. Zunächst muss man sich einmal fragen, was wohl mit Griechenland nach einer Unterwerfung passiert wäre, dann kann man spekulieren, wie die Geschichte weiter verlaufen wäre.

Meine Mutmaßungen:
Wenn die Perser Griechenland unterworfen hätten, dann hätten sie wahrscheinlich in den wichtigsten und ihnen abgeneigtesten Städten Besatzungen hinterlassen, während die anderen autonom geblieben wären, aber natürlich Tribut zahlen und wahrscheinlich im Kriegsfall Schiffe oder Truppen stellen müssen hätten. (Sie machten es ja nicht nur mit Ionien und Zypern so, sondern auch mit Phönizien, dass sie unterworfene Stadtstaaten so beherrschten.) Wahrscheinlich hätten die Perser auch in den Städten wie in Ionien ihnen loyale Tyrannen oder zumindest aristokratische Regimes an die Macht gebracht. Trotz allem wären die Auswirkungen auf Griechenland weitgehend auf die Politik beschränkt geblieben: Kunst, Literatur und Philosophie hätten sich weitgehend trotzdem entwickeln können. (Bei diesem Punkt bin ich mir allerdings am unsichersten, denn in den griechischen Städten Kleinasiens gab es nach der Unterwerfung durch die Perser anscheinend auch einen kulturellen Niedergang. Er lag allerdings auch daran, dass viele Talente von dort ins freie Griechenland ausgewandert sind. Ob nach einer Unterwerfung Griechenlands auch von dort ein "Brain Drain" nach z. B. Süditalien erfolgt wäre? Möglich.) Zwar war in Athen die Demokratie der kulturellen Blüte durchaus förderlich, aber es gab sie auch in anderen Städten. Eine "Persifizierung" hätte wohl nicht stattgefunden, allenfalls die Entwicklung einer Art Hellenismus, also eine Mischung aus griechischer Kultur mit orientalischen Elementen.
Dass Griechenland seine Freiheit aus eigener Kraft zurückerlangt hätte, glaube ich eher nicht, das gelang anderen Territorien ja auch nicht. (Ägypten hatte die zeitweise Zurückerlangung seiner Unabhängigkeit maßgeblich griechischer Hilfe zu verdanken.) Natürlich hätte es wahrscheinlich hin und wieder lokale Aufstände gegeben, aber den Persern wäre es schon gelungen, andere Städte loyal zu halten und die Aufständischen niederzuwerfen.
Tja, und nach einigen Jahrhunderten wäre dann Rom ins Spiel gekommen. Irgendwann hätte es wohl Krieg gegen die Perser gegeben, in dem Rom dann Persien wohl zumindest nach Asien zurückgedrängt hätte. Griechenland wäre wie in der Realität unter römische Herrschaft geraten.
Die Auswirkungen einer persischen Unterwerfung Griechenlands auf die europäische Geschichte wären dann gering gewesen: Rom hätte sein Reich trotzdem errichtet, und es wäre (schon dank der Griechen Süditaliens, denn die Perser hätten wohl keinen Grund gehabt, auch noch die Griechen Süditaliens zu unterwerfen, sie wollten nur die Störenfriede im eigentlichen Griechenland ausschalten) trotzdem unter den kulturellen Einfluss Griechenlands geraten.
Auswirkungen hätte die Unterwerfung Griechenlands durch Persien aber vielleicht auf das Christentum gehabt: Wäre zur Zeit seiner Entstehung Iudaea noch persisch gewesen, hätte es es wohl wesentlich schwerer gehabt, sich auch im Römischen Reich auszubreiten.

Ich bin allerdings nicht sicher, ob Dein Lehrer eine Freude haben wird, wenn Du im Rahmen Deines Vortrags solche Spekulationen anstellst. Ihm schwebt wohl doch etwas "Handfesteres" vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Findest du nicht, dass du da um zwei Ecken denkst? Warum willst du die Auswirkungen so spekulativ beschreiben? Beschreibe doch die Auswirkungen, wie sie wirklich sind, ich glaube das ist es auch, was dein Lehrer hören möchte.

Ich stimme abgesehen davon Ravenik im Großen und Ganzen zu. Ich wüsste wirklich nicht, was für Europa anders gelaufen sein könnte bis auf die Verbreitung des christlichen Glaubens, der sicher viel später Europa erreicht hätte. Aber wer weiß, vielleicht hätte Rom Judäa auch erobert.

Das ist alles einfach sehr spekulativ und eigentlich nicht wirklich sinnvoll. Aber kurzweilig :) .
 
Im Grunde halte ich solche Spekultaionen auch für verfehlt, eine Entwicklung über 2500 Jahre hinweg zu prognostizieren ist ein Raten ins Blaue. Zu Raveniks Gedanken könnte man allerdings ein Gedankenspiel anfügen: wie wäre die Entwicklung Roms verlaufen, wenn der griechische Einfluß anders oder schwächer gewesen wäre?
 
Vermutlich nicht viel anders. Griechisch beeinflusst wurde Rom zuerst schließlich durch Magna Graecia, erst später durch das eigentliche Griechenland. Aber auch Etrurien war kulturell griechisch beeinflusst. Aber auch wenn Rom gar nicht griechischem Einfluss ausgesetzt gewesen wäre, hätte sich wohl nicht allzu viel verändert. Seine Kultur wäre dann mehr italisch und etruskisch geprägt geblieben, aber die Verfassungsentwicklung und die militärische Expansion wären wohl nicht viel anders verlaufen.
 
Es gab im 19. Jh. einen englischen Historiker, der sinngemäß gesagt haben soll, dass auch für die englische Geschichte die Schlacht von Marathon einen höheren Stellenwert gehabt haben soll als die Schlacht von Hastings.

Da spielen wohl genau solche Gedanken mit, dass es bei einer Niederlage der Griechen gegen die Perser keine Demokratie, keine griechische Kultur, vielleicht auch kein Christentum usw. gegeben hätte.

Dennoch ist es fraglich, welchen Mehrwert solche weitläufigen Spekulationen haben können.
 
Naja, diese Sichtweise war im 19. Jhdt. beliebt (und in Amerika ist sie es teilweise noch heute). Da wurde vor allem die Schlacht von Salamis zu einer der großen Schicksalsschlachten der Weltgeschichte hochstilisiert und dass im Falle einer griechischen Niederlage Europa orientalisch geprägt worden wäre - wobei man "orientalisch" mit Despotie, Verweichlichung etc. verband.

Doch sogar für die Entwicklung der Demokratie war die Welt nicht auf Athen angewiesen, demokratische Regierungsformen entwickelten sich auch auf Sizilien, und die Demokratien der Neuzeit hatten in der Praxis ohnehin kaum etwas mit der in Athen zu tun. Gerade in England war die Entstehung der Demokratie ein jahrhundertelanger eigenständiger Prozess.
 
Stimmt. Die amerikanische Demokratie hat sich ja - soweit ich weiß - aus Kritik am athenischen Modell entwickelt.
 
Wurde die frühe römische Kultur, bzw. auch die Etrusker nicht stark (in manchen Bereichen zumindest) durch grieschiche Kolonien beeinflusst? Und zumindest mythologisch waren sich die Römer doch ihren Wurzeln bewusst.

Ich halte es aber für absolut unmöglich hier Aussagen zu treffen, allerdings ist sowas immer wieder eine nette Diskussion bei einem Glas Wein, nur weit kommt man dabei nie ;)
 
Wurde die frühe römische Kultur, bzw. auch die Etrusker nicht stark (in manchen Bereichen zumindest) durch grieschiche Kolonien beeinflusst? Und zumindest mythologisch waren sich die Römer doch ihren Wurzeln bewusst.

Das ist schon richtig.

Aber dadurch, dass die Griechen in den Perserkriegen besiegt worden wären, wäre sicher nicht die griechische Kultur untergegangen. Dieser Einfluss wäre also sicher noch vorhanden gewesen und die Entwicklung Roms wäre nicht groß anders verlaufen.
 
Ich finde die Frage an sich nicht schlecht. Aber immer dieses WAS WÄRE,Wenn---es die Minoer nicht gegeben hätte, die Goldene Horde nicht in Russland geblieben wäre, es die Theodosianische Mauer in Konstantinopel nicht gegeben hätte, Napoleon in Waterloo gewonnen hätte usw. usf.

Zum Thema schließe ich mich gerne Ravenik an.

Wenn man mal das Persische Reich und das Gebiet der Griechischen Stadtstaaten auf der Karte ansieht, oh was für ein RIESEN Unterschied. die Perser waren sicher beeindruckt von der Widerstandskraft eines so kleinen Völkchens, wie den Griechen. Es hätte einen Satrapen gegeben und Besatzungen in den größeren Städten.

Mirtos
 
Ich möchte euch hier mal einen Denkanstoß geben, welcher sich von der Version von Ravenik unterscheidet!
Persien war und ist ein Vielvölkerstaat, wenn Griechenland wirklich besiegt worden wäre, dann wäre die Griechische Kultur in die Persische eingeflossen, wie alle anderen Kulturen und auch Hochkulturen (Agypten!) auch. Persien hätte sich im Mittelmeerraum ausgedehnt, warscheinlich die Küsten Italiens, spaniens und Nordafrikas kurz und bündig: Rom wäre nicht zu einer weltkultur sondern vllt. zu einer bedeutenden stadt geworde. Irgendwann wäre dieses Riesenreich kollabiert, weil es einfach zu riesig ist und dadurch unregierbar worden wäre, der Einfluss auf Mitteleuropa durch eine Hochkultur wäre nicht entstanden, das christentum hätte sich nicht entwickelt und infolgedessen auch nicht die Epoche des Mittelalters, wie es also heute aussehen würde wäre schwer zu sagen wobei ich bezweifle, dass wir heute so fortschrittlich wären... kann auch anders sein!

Gruß
Gaius
 
Ist, dank Alexander, nicht viel des Persischen in dne griechischen (und weiteren) Kulturraum eingeflossen? Zumindest in die Diadochenreiche.
 
Persien war und ist ein Vielvölkerstaat, wenn Griechenland wirklich besiegt worden wäre, dann wäre die Griechische Kultur in die Persische eingeflossen,

Die griechische Kultur, also der Hellenismus, hat ohnehin Persien berührt, da das griechische Diadochenreich der Seleukiden den hellenistischen Einfluss begünstigte. Noch die ihnen nachfolgenden Parther waren stark vom Hellenismus beeinflusst.

Persien hätte sich im Mittelmeerraum ausgedehnt, warscheinlich die Küsten Italiens, spaniens und Nordafrikas kurz und bündig: Rom wäre nicht zu einer weltkultur sondern vllt. zu einer bedeutenden stadt geworde.

Das halte ich für überaus spekulativ. Niemand vermag zu sagen, ob die Perser über Griechenland hinaus nach Europa vorgedrungen wären, denn dafür boten sich 500 v. Chr. wenig materielle Anreize. Vermutlich wären die griechischen Poleis lediglich Vasallenstaaten geworden, wie das z.B. Makedonien widerfuhr.
 
Ich muss mich wohl etwas korrigieren, mit eingeflossen meinte ich übergegangen oder wenn man es so will annektiert!

@Dieter
In dem Punkt muss ich dir Recht geben, spekulativ ist es, doch kannten und schätzten die Griechen die Keltischen Waren und auch die Kultur, welche sich damals in Nord und Mitteleuropa ausgebreitet hatte, auch die Etrusker hatten eine Blühende und handelnde Kultur, warum also sollten die Perser nicht überall an den Küsten nord- bzw. Süditalien oder der von Südfrankreich Kolonien einrichten um die Handelswaren und Routen im ganzen Mittelmeerraum zu kontrollieren, sie hatten ja (fast) keine Konkurrenten, wer also sollte sie aufhalten? von diesen Kolonien aus hätten sie sich ausbreiten können, wie es die Römer dann auch taten! Ich denke nicht, das wenig materielle Anreize da waren, man darf die Handwerkskunst der kelten und anderen Völker damals nicht unterschätzen!
 
... warum also sollten die Perser nicht überall an den Küsten nord- bzw. Süditalien oder der von Südfrankreich Kolonien einrichten um die Handelswaren und Routen im ganzen Mittelmeerraum zu kontrollieren ...!

Da kann man lange spekulieren, ohne jemals zu einem Ergebnis zu kommen. Die was-wäre-wenn-Fragen sind in dieser Hinsicht nicht sonderlich ergiebig, denn jeder kann sich ein beliebiges Szenarium nach eigenen Vorstellungen zimmern. Überhaupt nicht bedacht wird dabei, dass die Geschichte häufig die unerwartetsten Wendungen genommen hat und somit nicht vorhersehbar ist. Erst nachfolgenden Generationen erscheinen manche Ereignisse als logisch und folgerichtig - oft zu Unrecht.
 
Klar, aber die Frage ist, wäre das aus deiner Sicht so abwegig? Du bist ja eher nicht der MEinung, dass sie es getan hätten, deshalb frage ich nochmal nach ;)
mfg
 
Es ist einfach extremst abwegig weil sich Geschichte zwar aus heutiger Sicht oftmals scheinbar "logisch" entwickelt hat, im Zusammenhang betrachtet, du aber, die zigtausend Faktoren die geschichtliche Entwicklungen bedingen heutzutage schwerlich rekonstruieren kannst. Somit sind was wäre wenn Fragen zwar unterhaltsam, aber einfach nicht begründet zu beantworten. Und natürlich auch alles andere als wissenschaftlich, es sei denn man grenzt das ganze sehr stark ein, was hier nicht der Fall ist.
 
Klar, aber die Frage ist, wäre das aus deiner Sicht so abwegig? Du bist ja eher nicht der MEinung, dass sie es getan hätten, deshalb frage ich nochmal nach ;)
mfg

Nein, der Meinung bin ich nicht, da das Europa um 500 v. Chr. nicht sonderlich zu Eroberungen verlockte.

Die Perser hätten bei einem Sieg über die Griechen die Poleis zu Vasallenstaaten degradiert, wie sie das auch bei Makedonien taten. Weitere Vorstöße nach Westen erscheinen mir unwahrscheinlich, denn dort gab es 500 v. Chr. noch keine reichen Länder, deren Eroberung ein logistisch und machtpolitisch aufwendiges Unternehmen gerechtfertigt hätte.

Die Perser blieben stets eine asiatische Macht und ihr Konflikt mit Griechenland resultierte nicht aus einem Eroberungsdrang, sondern entzündete sich an den ionischen Griechenstädten in Kleinasien. Es ging also um eine Abgrenzung der Interessenspären auf der Grenze zwischen Asien und Europa und nicht um den Plan einer persischen Eroberung des Abendlandes.
 
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