Konzil von Nicäa

wie kommt man darauf, daß der Mithras-kult der vorherrschende in der Breite der Bevölkerung war? Aufgrund archäeologischer Funde?

Der Mithraskult ist in zahlreichen zeitgenössischen Quellen bezeugt. Zum einen sind es Schriftquellen, zum anderen archäologische Funde wie z.B. Mithräen - also Kultstätten - , geschmückt mit Fresken.

Mithräen sind z.B. in Ostia antica, Rom, Capua, auf Ponza, in Dura-Europos, Sidon, London, in Deutschland in Heddernheim (Frankfurt), Dieburg, Ladenburg, Köln, Heidelberg-Neuenheim, Saarbrücken, Wiesloch, Osterburken, Pons Aeni (bei Rosenheim), in Östzerreich in Carnuntum, Virunum, in Rumänien in Sarmizegetusa, in Ungarn in Aquincum usw. usw entdeckt worden.

Gefunden wurden auch zahlreiche Kultgeräte mit Schlangenhenkeln, Schlangen- oder Löwenmotiven und den berühmten Stiertötungsszenen - zentraler Mittelpunkt des Rituals.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich der Mithraskult in der Spätantike zur verbreitetsten Mysterienreligion entwickelte und lange Zeit auf Augenhöhe mit dem Christentum stand.
 

Ich bin kein Spezialist für Mysterinreligionen und kann dir diese Frage nicht völlig beantworten. Da aber zahlreiche rennomierte Historiker über den Mithraskult publiziert haben, wird es neben den von mir genannten archäologischen Quellen mit Sicherheit zeitgenössische Schriftquellen geben. Dass diese Quellen ungenügend und oft marginal sind, beklagt auch Franz Cumont, einer der besten Kenner orientalischer Mysterienkulte.

Die Invasion der barbarischen Kulte erfolgte so offenkundig,. so geräuschvoll, so siegreich, dass sie nicht unbemerkt bleiben konnte. Sie lenkte die sorgenvolle oder zustimmende Auzfmerksamkeit der antiken Schriftsteller auf sich ... Man muss zugenebn: diese Quellen sind ungenügend und immer noch nicht genug ausgenutzt. Bei dem großen Schiffbruch der antiken Literatur ist vielleicht kein Verlust mehr zu bedauern, als der der liturgischen Bücher des Heidentums ...

Seltsamerweise beschäftigt sich das leichtere Genre der Literatur zuerst mit diesen Fragen. Die Riten der ausländischen Kulte haben den Witz der Satiriker herausgefordert und der Pomp ihrer Feste hat den Romanschriftstellern den Stoff zu glänzenden Schilderungen geliefert. Juvenal macht sich lustig über die Kasteiungen der Isisgläubigen, Lucian verspottet in seiner Nekyomantie die endlosen Waschungen der Magier ...

Um eine vollkommenere Einweihung zu erzielen und eine Offenbarung der Lehren zu erhalten, welche in den orientalischen Kulten gepredigt wurden, müssen wir Zeugnisse heranziehen, die von entgengesetzten ... Tendenzen beseelt sind: die der Philosophen und Kirchenväter. Die Stoiker und Platoniker haben sich oft für den religiösen Glauben der Barbaren interessiert und uns darüber Nachrichten von hohem Wert aufbewahrt ...

(Franz Cumont, Die orientalischen Religionen im Heidentum, Darmstadt 1972, S. 10 f., Wissenschaftliche Buchgesellschaft)
 
Der Mithraskult ist in zahlreichen zeitgenössischen Quellen bezeugt.
Bei den schriftlichen Quellen muss man ein bisschen differenzieren: Es gibt einige, die Mithras als Gestalt des persischen Kulturraumes erwähnen, aber das ist etwas anderes als Erwähnungen des Mithraskultes. Die anscheinend erste vage Erwähnung des Mithraskultes stammt aus Plutarchs Pompeius-Biographie, in der er schreibt, dass die kilikischen Piraten den Mysterienkult des Mithras gegründet hätten. Porphyrios, ein Philosoph des 3. Jhdts., erwähnt den Ursprung des Mithraskultes bei den Persern. In der Commodus-Biographie der Historia Augusta wird Commodus mit dem Mithraskult in Zusammenhang gebracht. Dazu kommen dann noch Erwähnungen bei christlichen Autoren wie Iustinus dem Märtyrer und Tertullianus.
 
Vielen Dank für die Quellen; was die Bedeutung, Relevanz der Schriften über den Mithras-Kult gegenüber Isis aussagen, hat sich mein erster Eindruck mit Juvenal, jetzt noch verfestigt.
Kommt darauf was genau bei Plutarch usw. steht, eine einfache Nennung des Ursprungs zeigt nicht viel über die Stelllung in der Gesellschaft
 
Dass der Mithraskult im 2. und vor allem 3. Jhdt. relativ weit verbreitet gewesen sein muss, sieht man an den relativ zahlreichen Mithräen. Bei der gesellschaftlichen Stellung muss man aber natürlich bedenken, dass er ein Mysterienkult war und sich somit nicht öffentlich präsentierte, außerdem war er ein reiner Männerkult. Von den Kaisern war ihm anscheinend nur Commodus zugetan. (Man sollte nicht den Fehler machen, den Mithras- mit dem Sol invictus-Kult gleichzusetzen.)
 
Kommt darauf was genau bei Plutarch usw. steht, eine einfache Nennung des Ursprungs zeigt nicht viel über die Stelllung in der Gesellschaft

Über den Mitheaskult hat eine Reihe rennomierter Forscher publiziert und anhand archäologischer und schriftlicher Quellen herausgefunden, dass er in der Spätantike eine große Rolle spielte. Warum sollte man das bezeifeln?
 
Über den Mitheaskult hat eine Reihe rennomierter Forscher publiziert und anhand archäologischer und schriftlicher Quellen herausgefunden, dass er in der Spätantike eine große Rolle spielte. Warum sollte man das bezeifeln?

Ja Spätantike die Evangelien wurden freilich früher geschrieben. Eine Beeinflussung des Christentums durch den Mithraskult in einer so frühen Phase würde ich als unwahrscheinlich ansehen.
 
Ja Spätantike die Evangelien wurden freilich früher geschrieben. Eine Beeinflussung des Christentums durch den Mithraskult in einer so frühen Phase würde ich als unwahrscheinlich ansehen.

Dazu sagt diese Publikation:

Sonntag ist in der spätantiken Planetenwoche der zweite, dem Sonnenkult gewidmete Tag, unter Einfluss des Mithraskultes dann der erste Tag der Woche, erster Werktag der jüdischen Woche (nach dem Sabbat).

(Lexikon Alte Kulturen, Band 3, Mannheim 1993, S. 415)
 
Eine aufschlussreiche Stellungnahme zur Ähnlichkeit der Riten und Feste zwischen Christentum und Mithraskult gibt Franz Cumont:

Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Religionen war so groß, dass sie im Altertum selbst allgemein auffiel. Seit dem 2. Jh. zogen die griechischen Philosophen zwischen den persischen Mysterien und dem Christentum eine Parallele, die natürlich zum Vorteil der ersteren ausfiel. Die Apologeten betonen ihrerseits ebenfalls die Analogien zwischen den beiden rivalisierenden Religionen und erklären sie durch satanische Nachäffung der heiligsten Riten ihres Glaubens ...

Wir dürfen heute nicht mehr daran denken, eine Frage zu entscheiden, deren Beantwortung schon die Zeitgenossen in zwei feindliche Lager trennte, und die zweifellos niemals gelöst werden wird. Wir kennen die Dogmen und die Liturgie des römischen Mazdaismus und ebenso die Geschichte des Urchristentums zu ungenügend, um beurteilen zu können, unter welchen wechselseitigen Einflüssen ihre gleichzeitige Entwicklung sich vollzogen hat. Überdies setzt Ähnlichkeit nicht unbedingt Nachahmung voraus.

Viele Übereinstimmungen zwischen der mithrischen Lehre und dem katholischen Glauben erklären sich aus ihrem gemeinsamen orientalischen Ursprung. Gewisse Ideen, gewisse Zeremonien müssen trotzdem aus dem einen in den anderen verpflanzt sein, aber meist mutmaßen wir diese Anleihen mehr, als dass wir sie deutlich bemerken.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man aus der Legende des iranischen Heros ein Seitenstück zum Leben Jesu zu machen strebte, und dass die Schüler der Magier eine Anbetung der Hirten, ein Abendmahl und eine Himmelfahrt mithrischen Charakters den entsprechenden Erzählungen der Evangelien gegenüberzustellen suchten ...

Dagegen konnten die orthodoxen Liturgien, welche sich im Laufe der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung allmählich fixiert haben, durch diese Mysrerien mehr als eine Anregung empfangen, da sie unter allen heidnischen die meiste Verwandtschaft mit den Institutionen des Christentums zeigten. Wir wissen nicht, ob das Ritual der Sakramente und die Hoffnungen, welche man an sie knüpfte, irgendwelchen Einfluss der mazdäischen Bräuche und Dogmen erfahren haben können ... und jedenfalls scheint die Feier der Geburt des Weltheilands auf den 25. Dezember gelegt zu sein, weil man zur Feier des Wintersolstitiums den Natalis Invictis, die Wiedergeburt des unbesiegten Gottes feierte.

(Franz Cumont, Die Mysterien des Mithra, Darmstadt 1975, S. 183 f., Wissenschaftliche Buchgesellschaft)

Da sowohl Christentum als als auch Mithraskult aus gemeinsamer orientalischer Wurzel stammen, haben sie ähnliche Züge und gewiss auch gegenseitige Entlehnungen. Das ist das Resumée von Cumont, dem man sicher zustimmen kann.
 
Hab auch nicht was anderes Behauptet, aber hier geht es nicht um Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Religionen sonder um den Sonntag.
 
Hab auch nicht was anderes Behauptet, aber hier geht es nicht um Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Religionen sonder um den Sonntag.


Es ging in unserer Diskussion vor allem darum, ob und inwieweit das Christentum vom Mithraskult beeinflusst wurde. Der Sonntag war dabei lediglich ein Aspekt.

Dazu hat Franz Cumont (s. oben) sehr aufschluss- und kenntnisreich geurteilt.
 
Unumstritten sind Cumonts Ansichten zum Mithraskult aber nicht. (Kein Wunder, stammen sie doch vom Anfang des 20. Jhdts.)
http://en.wikipedia.org/wiki/Mithraic_mysteries#Modern_debate_about_origins
Mithraismus und Christentum ? Wikipedia

Das Resumée dises Wiki-Artikels bestätigt genau das, was Cumont oben aussagt. Im übrigen sind neuere Publikationen im Grundtenor absolut auf Cumonts Linie, auch wenn er erinzwischen schon als "antik" gelten kann. Seine Forschungen über orientalische Mysterienreligionen gelten bis heute als maßgeblich. Nicht umsonst wurde er von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt 1972 erneut aufgelegt (s. oben mein Auszug).
 
Es ging in unserer Diskussion vor allem darum, ob und inwieweit das Christentum vom Mithraskult beeinflusst wurde. Der Sonntag war dabei lediglich ein Aspekt.

Dazu hat Franz Cumont (s. oben) sehr aufschluss- und kenntnisreich geurteilt.

Nein ging es nicht sondern um den Sonntag und warum er den Christen heilig ist. Nur um diesen Punkt und da ist die Bibel mehr oder weniger klar.
 
Nicht umsonst wurde er von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt 1972 erneut aufgelegt (s. oben mein Auszug).
Das allein sagt nicht viel aus. Delbrück wurde auch vor ein paar Jahren erneut aufgelegt, trotzdem ist sein Werk vor allem hinsichtlich seiner Ausführungen zu den Germanen teilweise überholt. Eduard Meyers "Geschichte des Altertums" wird auch immer wieder aufgelegt, obwohl sie vor allem hinsichtlich Ägyptens und Mesopotamiens hoffnungslos veraltet ist.
 
Über den Mitheaskult hat eine Reihe rennomierter Forscher publiziert und anhand archäologischer und schriftlicher Quellen herausgefunden, dass er in der Spätantike eine große Rolle spielte. Warum sollte man das bezeifeln?

Tu ich nicht. Wie in 140# und 145# gesagt, geht es mir um die Bedeutung des Mithras-Kultes im Vergleich zu Isis.

Im Moment, unter Vorbehalt, von den Schriftquellen ausgehend, war der Isiskult bedeutender.
 
Das allein sagt nicht viel aus. Delbrück wurde auch vor ein paar Jahren erneut aufgelegt, trotzdem ist sein Werk vor allem hinsichtlich seiner Ausführungen zu den Germanen teilweise überholt.

Dann zitiere bitte aus den dir vorliegenden neueren Publikationen Stellen, die von der generellen Aussage Cumonts abweichen, die da lautet :

"Da sowohl Christentum als als auch Mithraskult aus gemeinsamer orientalischer Wurzel stammen, haben sie ähnliche Züge und gewiss auch gegenseitige Entlehnungen."
 
Dieter/Cumont:
Wir kennen die Dogmen und die Liturgie des römischen Mazdaismus und ebenso die Geschichte des Urchristentums zu ungenügend, um beurteilen zu können, unter welchen wechselseitigen Einflüssen ihre gleichzeitige Entwicklung sich vollzogen hat.

Danke für den forschungsgeschichtlich interessanten Literaturverweis. Aber eine Gegenfrage (auch wenn es unhöflich ist): Hast du irgendwelche Belege für die hier angenommene "gleichzeitige" Entwicklung? Aus der Geschichte und einem nicht-rationalen Bauchgefühl heraus würde ich nämlich dem Mithras-Kult einen kleinen Vorsprung einräumen. Diese Frage wäre aber sehr wichtig, also bitte nicht nur mit Cumont als Beleg antworten.

@rephaim: Der Isis-Kult spielt in meiner Auffassung in einer anderen Liga, zumindest bis zur staatlichen Förderung der anderen beiden Religionen (Mithras/Christentum). Der Isis-Kult hatte sehr früh auch in Rom einen Tempel und Kultpersonal, selbst Caesaren hatten hier Priesterfunktion. Das hängt mit der Funktion Ägyptens als Kornkammer und Wirtschaftsmacht zusammen, nehme ich mal an. Und vielleicht damit, dass Kleopatra so eine schöne Nase hatte oder andere körperliche Vorzüge.
 
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