Wie lange war das bayerische Pfund in Gebrauch?

Bernhard S.

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Liebe Geschichtsfreunde!
In einem Artikel aus dem Jahr 1913 wird das Gewicht eines in Bayern (Burghausen) gefangenen Fisches (Huchen) mit 50 Pfund angegeben.<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Ich weiß, dass im Königreich Bayern zu dieser Zeit das metrische System schon lange eingeführt war. Mich würde interessieren, ob im Alltag das Pfund zur damaligen Zeit in Bayern noch mit 560 g gerechnet wurde, oder ob bereits das Pfund mit 500 g einheitlich im gesamten Deutschen Reich verwendet wurde. Falls hier jemand genaue Zahlen hätte, wäre ich sehr dankbar.<o:p></o:p>
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Liebe Grüße,<o:p></o:p>
Bernhard
 
1913 waren es schon 500g (so wie heute auch :D), die Umstellung erfolgte mit dem Gesetz zur Einführung des metrischen Systems von 1872.

Ein bayerisches Pfund gibt es im übrigen nicht. In Bayern galt das Wiener Pfund, das bereits 1811 um 1g abgerundet wurde um eben die Umstellung auf das metrische System vorzubereiten.
 
Hallo Lili!
Danke für Deine Infos. So ganz überzeugt bin ich allerdings nicht.
Es ist schon klar, dass per Gesetz die alten Maße und Gewichte 1872 offiziell abgeschafft wurden. Die Frage ist nur, wie lange sie noch inoffiziell im Alltag in Gebrauch waren.
Der als "Bayerndichter" bekannte Ludwig Thoma, der in vielen seiner ab 1893 erschienenen Werken das Alltagsleben seiner Landsleute, insbesondere des Bauernstandes, authentisch schilderte, verwendet gelegentlich die nicht-metrischen Bezeichnungen "Schuh" oder "Vierling". Er hätte diese Begriffe zu jener Zeit wohl kaum noch verwendet, wären sie nicht im Alltag gebräuchlich gewesen.

LG,
Bernhard
 
Wenn du heute 2012 in Bayern einkaufen gehst, dann wirst du schnell eines feststellen: die reden komisch die Bayern... Die kaufen 1/2 Pfund Butter, 1 Pfund Kaffee und 2 Pfund Brot? Was'n das? Und ihr Bier trinken sie aus der Maß oder aus dem Seidel? Hä? Und den Wein im Achterl oder im Schoppen? Und die Kartoffeln vom Bauern gibts als Zentner? Neue Sorte, oder was?

Nichts desto trotz wurden die Eichgewichte mit Gesetzeseinführung 1872 ausgetauscht dementsprechend wog 1 Pfund ab 1872 500g statt 560g und lang davor, vor 1811, wog es mal 561 und ein paar Zerquetschte, es hieß die ganze Zeit über aber Pfund. Dementsprechend wog der Fisch aus dem Jahr 1913 eben 25 kg und nicht 28 kg.
 
Ja, meine bayerischen Nachbarn, die sind schon ein lustiges Völkchen, und das macht sie mir sehr sympathisch.
Wie wäre das jetzt aber bei uns in Österreich. Da war ja das Wiener Pfund mit 560 g in Gebrauch. Wäre dieser Wert auch noch nach der Einführung des metrischen Systems 1876 heranzuziehen? Ich habe in einem Kalender aus dem Jahr 1920 noch Umrechungstabellen von Wiener Pfund in kg gefunden.
B.
 
Ja, meine bayerischen Nachbarn, die sind schon ein lustiges Völkchen, und das macht sie mir sehr sympathisch.
Danke, wir geben uns Mühe was den Unterhaltungswert betrifft.

Wie wäre das jetzt aber bei uns in Österreich. Da war ja das Wiener Pfund mit 560 g in Gebrauch. Wäre dieser Wert auch noch nach der Einführung des metrischen Systems 1876 heranzuziehen? Ich habe in einem Kalender aus dem Jahr 1920 noch Umrechungstabellen von Wiener Pfund in kg gefunden.
B.
Ok, ich begebe mich jetzt mal auf unsichereres Gebiet, aber ich versuche es mal. Das Wiener Pfund wog ursprünglich 561 Komma irgendwas Gramm. Nachdem Montgelas zur Vorbereitung der Einführung des metrischen Systems in Bayern schon auf glatte 560g abgerundet hatte, haben das die Österreicher aus gleichem Grund entsprechend übernommen. Wann genau die Abrundung stattfand, kann ich dir aber leider nicht sagen. Irgendwann zwischen 1811 und 1871. Eine weitere Abrundung zum Einfügen der alten Gewichtsangaben in das metrische System fand offiziell in Österreich nicht statt, nichts desto trotz hat man mich auch in Wien verstanden, wenn ich zwei Pfund Brot verlangt habe, daher vermute ich mal, dass es sich in Österreich vergleichbar wie in Bayern verhielt: die Maße, die so ungefähr zum metrischen System passten, wurden im Sprachgebrauch weiter verwendet, wenn dann auch abweichende Gewichtsangaben dahinter steckten.

Was die Umrechnungstabellen betrifft: für die wäre ich heute noch dankbar, wenn ich bspw die Rezepte meiner Uroma zücke, die sie irgendwann mal im alten bayerischen Maß aufgeschrieben hat und die nie jemand umgeschrieben hat, kann man ja im Kopf... (ich bin auch nicht besser - ich schreibe sie auch nicht um, kann ich ja mitm Taschenrechner :red:). Vom einzelnen auf die Allgemeinheit übertragen: mit der Einführung des metrischen Systems und des Austauschens der Eichmaße musste trotzdem noch über lange Zeit und in größerem Umfang umgerechnet werden, nicht nur bei Rezepten, denk an Printerzeugnisse im Allgemeinen, Atlanten, Landkarten aber auch Rezepturen, Mischungen, Bauanleitungen, Pläne usw. usf. die wurden schließlich nicht zusammen mit den Eichmaßen gegen umgerechnete Versionen ausgetauscht, sondern schlummerten noch lange Zeit insbesondere in den Privathaushalten.
 
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