Ich kann mich mit dem Begriff Präventionskrieg in diesem Zusammenhang nicht anfreunden.
Richtig dargestellt wurde der Zusammenhang, dass sich die Innenpolitik bald nicht mehr von der Außenpolitik trennen ließ:
"Die Girondisten als Wortführer der Kriegspartei in der gesetzgebenden Versammlung deklarierten den Krieg ganz offen als innenpolitische Maßnahme: "Ein Volk, das nach zehn Jahrhunderten der Sklaverei seine Freiheit errungen hat", erklärte Brissot am 16. Dezember 1791 im Jakobinerklub, "braucht den Krieg: der Krieg ist notwendig, um die Freiheit zu festigen." Noch deutlicher wird die innenpolitische Begründung des Krieges ins Brissots Rede vor der gesetzgebenden Versammlung: "Im jetzigen Zeitpunkt ist der Krieg eine nationale Wohltat, und das einzige Unglück, das wir zu fürchten haben, ist, dass es keinen Krieg geben wird ... Das ausschließliche Interesse der Nation rät zum Krieg." [1/Seite 42]
Da wird der Versuch der innenpolitischen Machtfestigung der Protagonisten deutlich, denn zu diesem Zeitpunkt verspürten die europäischen Fürsten wenig Bedürfnis, sich tatsächlich in Frankreich einzumischen:
"Die Pillnitzer Erklärung sollte die Franzosen einschüchtern und zu einem gemäßigten Verhalten bewegen." [Wiki]
Betrachtet man die Kriegserklärung:
"Die offenen Feindseligkeiten begannen am 20. April 1792, als Ludwig XVI., immer noch das französische Staatsoberhaupt, Franz II. nicht als Kaiser des Reichs, sondern als König von Ungarn und Böhmen den Krieg erklärte. Die französische Hoffnung, das militärische Geschehen somit auf die österreichischen Niederlande begrenzen und kontrollieren zu können, trog. Preußen erklärte Frankreich sofort den Krieg." [Wiki]
... dann muss man auch unter dem Aspekt, dass gleichzeitig Verhandlungen mit England unternommen wurden, um sich dessen Neutralität sich sichern konstatieren, dass der Krieg begrenzt geführt und gewonnen werden sollte, um damit die innenpolitische Macht zu erhalten und dass der Kriegseintritt Preußens eine Pleite der politisch Verantwortlichen war.
Wie wenig wichtig z.B. Preußen das franz. Problem war, zeigt sich an der Tatsache, dass Preußen nach der Kanonade von Valmy aus dem Konflikt ausschied und sich um ureigenste preußische Interessen im Osten Europas kümmerte.
Valmy besagt, dass der Krieg Frankreich erreicht hatte, jetzt - natürlich - Verteidigungskrieg war.
Aber:
"Obgleich die Konstituante sich öffentlich den Eroberungskrieg verurteilt hatte, ließen sich die Girondisten nur allzu bereitwillig von Flüchtlingen und Sympathisanten aus den Nachbarländern zu einem Dekret übbereden, in dem es hieß: "Der Nationalkonvent erklärt im Namen der franz. Nation, dass er allen Völkern, die ihre Freiheit wiedererlangen wollen, Brüderlichkeit und Hilfe gewähren wird... Brissot sprach zu gleicher Zeit bereits davon, "ganz Europa in Brand" zu stecken. Als Savoyen und Nizza, als Belgien und die Rheinlande um Mainz erobert wurden, stellte sich das Problem, was nun mit den besetzten Gebieten geschehen sollte. Die Girondisten befürworteten zunächst die Schaffung von unabhängigen Tochterrepubliken. Aber, so argumentierte Cambon, der Finanzexperte der Jakobiner, wenn man alle Völker befreien will, ist es dann Sache der Franzosen, allein die Lasten des Krieges zu tragen? Die Rheinländer und Belgier erfuhren bald, dass die Franzosen nicht nur die Befreiung aus monarchischer und feudaler Knechtschaft bescherten, sondern auch drückende Steuern, Kriegslasten, Truppenaushebungen und entwertete Assignaten. Savoyen und Nizza, Belgien und die eroberten linksrheinischen Gebiete wurden annektiert, was Danton nur notdürftig mit der Theorie der "natürlichen Grenzen" rechtfertigte." [1/Seite 46-47]
Nicht nur, dass die Revolutionäre sich jetzt in der Tradition franz. Außenpolitik befanden, der Krieg war jetzt ein Eroberungskrieg.
Prävention ist für mich allerdings nicht erkennbar.
Grüße
excideuil
[1] Fehrenbach, Elisabeth: Vom Ancien régime zum Wiener Kongress – Europa 1789-1815, R. Oldenbourg, München, 2001