Herrschaftsinszenierung im Dritten Reich

G

Gimikimi

Gast
Hallo,

Ich bereite mich gerade auf das Abitur in Geschichte, speziell der Nationalsozialistischen Diktatur, vor. In den Vorabhinweisen, die ich gerade durcharbeiten möchte, steht: "Formen der Herrschaftsinszenierung" (im Dritten Reich) und ich wollte mal Fragen was genau damit gemeint ist und wo ich Informationen herbekomme. Ich hab noch keine einzige Seite im Netz gefunden, die das wirklich erklärt oder wenigstens ein paar Beispiele nennt.

Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen!

LG Gimikimi
 
Die Inszenierung eines "Totalen Staates" basierte auf Massenveranstaltungen. Im wesentlichen erzeugten diese Veranstaltungen einen Konformitätsdruck, indem man sich kollektiv zum NS-System bekennt.

Auf der Strecke bleiben bei solchen Veranstaltungen der kritische, rationale Gedanke und das Hinterfragen, welchen Zielen diese Veranstaltungen dienen.

Die Gruppendynamik, die im NS-Staat benutzt wurde, ist am ehesten heute noch mit Großveranstaltungen im Rahmen von Fussball zu vergleichen.

Typischerweise inszenierte sich das NS-System im Rahmen von "Innen- und Außenveranstaltungen. Durch Wiederholung von sprachlichen Codes, wiederkehrende Begriffe, typische Verhaltensrituale, wie den heute als lächerlich erscheinenden "Hitler-Gruss" und durch die Verwendung von politischer Symbolik. Fahren, Hakenkreuz, Uniformen und sonstiges militärisches oder pseudo-militärisches Gehabe.

Typischerweise in Innenveranstaltungen:
- Reden in großen Räumen / Hallen / Bierkellern etc. wie beispielsweise

Sportpalastrede ? Wikipedia

Oder bei Außenveranstaltungen, wie beispielsweise
Reichsparteitag ? Wikipedia

Propaganda-Schlachtschiff - einestages

Ein weiterer Bereich der Inszenierung war der Bereich der Planung des öffentlichen Bereichs und betrifft die Anlage von Städten, ihrer Architektur und ihrer Raumplanung. Wie es beispielsweise in der Planung von "Germania" es zum Ausruck kommt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Welthauptstadt_Germania
 
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Viele Herrschaftsinszenierungen waren auch mit der Idee einer Volksgemeinschaftswiederherstellung verzahnt. Unmittelbar nach der Machtergreifung am 30.1.33 hat Goebbels ein zweites Augustergebnis grandios im Sinne einer Nationalen Revolution inszeniert. Solche Zitate beschreiben die entfachte Atmosphäre recht genau:

„Wir waren wie berauscht vor Begeisterung, geblendet vom Licht der Fackeln gerade vor unsern Gesichtern und immer in ihrem Dunst, wie in einer süßen Wolke von Weihrauch. Und vor uns Männer, Männer, Männer, braun, bunt, grau, braun, eine Flut von einer Stunde und 20 Minuten. Im zuckenden Licht der Fackeln meinte man nur einige Typen zu sehen, die immer wiederkehrten, aber es waren an 22–25 000 verschiedene Gesichter!
Neben uns hob ein kleiner Junge von 3 Jahren immer wieder die winzige Hand »Heil Hitler, Heil Hitlermann!«
Ein SA-Mann hatte morgens zu Gisela gesagt: »Jetzt heißt es nicht mehr ›Heil Hitler‹, jetzt heißt es ›Heil Deutschland‹.« »Juda, verrecke«, wurde auch mal gerufen und vom Judenblut gesungen, das vom Messer spritzen solle. [Späterer Zusatz: Wer nahm das damals ernst?!]
[…]“


In der Regel wurden aber solche Inszenierungen, Fackelzüge und so fort von erheblicher Gewalt begleitet. Gewaltexzesse waren sozusagen Teil dieser Veranstaltungen und ebenso ein erheblicher Teil des Nationalsozialismus, der durch dieselbe ganz zentral, definierend und charakterisierend bestimmt wird.

Weitere Inszenierungen waren auch der "Tag von Potsdam", wo es zu einer Vereinigung der alten preußischen Elite mit den jungen Nationalsozialisten kam.
Tag von Potsdam

Man muss sich auch vor Augen führen, dass jede Hitlerrede medial ausgestrahlt wurde und für eine ständige Führerpräsens sorgte. Auch das sei als Teil der Herrschaftsinszenierung hingestellt.
 
Man muss zur Inszenierung der Macht eigentlich auch den Volksempfänger zählen. Ohne ein billiges Radio, welcher sich fast jeder leisten konnte, währe die Mediale Propaganda bei weitem nicht so erfolgreich gewesen. Zum anderen muss man auch die Wochenschau, welche im Kino lief dazu zählen. Dies vor allem weil die Bilder auch viele Leute beeindruckt haben.

Apvar
 
Radio, Wochenschauen, Aufmärsche sind schon genannt worden.

Teil der Herrschaftsinszenierungen waren auch die diversen Einweihungen, blättert man den Domarus mit Hitlers Reden bzw. seine Anwesenheiten durch. Das reicht von Autobahnabschnitten bis Schlachtschiff-Stapelläufen.

Dazu wurden bestimmte Daten mit Massenkundgebungen gefeiert, so zB betr. 1923 und 1933.
 
Weitere Beispiele, die man betrachten könnte, in denen sich das NS-Regime und seine Herrschaft inszenierte: Die Nürnberger Reichsparteitage, die Bücherverbrennungen oder die Olympischen Spiele 1936.

Ein wichtiges Merkmal (wenn auch sicherlich nicht das einzige) vieler solcher Inszenierungen: Die Dimensionen allein sollten jeden Beobachter nicht nur beeindrucken, sondern überwältigen, ja geradezu erschlagen; durch die Masse der gesichtlosen "Anhänger", durch die schiere Größe von Bauwerken, Aufmarschplätzen etc; für den politischen Gegner waren diese Spektakel, in Verbindung mit dem brutalen Vorgehen, v.a. eines: Eine Drohung.
 
Das dritte Reich war einfach strukturiert.
1. Verschaffe den Leuten Arbeit.
2. Gebe Ihnen ein Feindbild.
3. Schanze die Schuld der Misäre dem Feindbild zu.
4. Wenn Du alle im Sack und hinter Dir hast, schlage zu.
5. Bei verzweifelten Menschen klappt das am besten, wenn Du überzeugend genug bist.
Anders hätte der "Krakeler" Hitler das niemals hinbekommen.
Alles was er tun mußte, war den Nerv der Zeit zu treffen. Das hat er gut gemacht, denn er hat sich die passenden Helfer gesucht, ja sogar General Ludendorff auf seine Seite gezogen.
Er hat mit den Hoffnungen von so vielen wie auf einer Harfe gespielt.
Metaphorisch gesehen.
 
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Weitere Beispiele, die man betrachten könnte, in denen sich das NS-Regime und seine Herrschaft inszenierte: Die Nürnberger Reichsparteitage, die Bücherverbrennungen oder die Olympischen Spiele 1936.

Ein wichtiges Merkmal (wenn auch sicherlich nicht das einzige) vieler solcher Inszenierungen: Die Dimensionen allein sollten jeden Beobachter nicht nur beeindrucken, sondern überwältigen, ja geradezu erschlagen; durch die Masse der gesichtlosen "Anhänger", durch die schiere Größe von Bauwerken, Aufmarschplätzen etc; für den politischen Gegner waren diese Spektakel, in Verbindung mit dem brutalen Vorgehen, v.a. eines: Eine Drohung.

Aber auch andere Tricks wurden verwendet. Auf einem der Besuche des Duce waren zahlreiche Flugzeuge am Himmel. Der Duce war beeindruckt. Am nächsten Tag an einem anderen Ort, waren die selben Flieger am Himmel mit anderen Abzeichen. Da war der Duce noch mehr beeindruckt.
;)
 
1. Verschaffe den Leuten Arbeit.
2. Gebe Ihnen ein Feindbild.
3. Schanze die Schuld der Misäre dem Feindbild zu.

Die Thesen sind nicht falsch. Wenn man innenpolitische Schwierigkeiten hat wird sich fast immer auf die Aussenpolitik konzentriert, damit sich im Inneren des Staates die Reihen schliessen.
Man darf nicht übersehen das direkt nach der Machtübernahme die NSDAP noch nicht in der breite bei der Bevölkerung angekommen war.
Zur Konsolidierung der Macht gehörte auch die Gleichschaltung. Hier wurde nicht nur Politik direkt beeinflusst, sondern auch z.B. Vereine, so das der Pluralismus in der Bevölkerung ausgeschaltet wurde.
Gleichschaltung ? Wikipedia

Apvar
 
Das dritte Reich war einfach strukturiert.
1. Verschaffe den Leuten Arbeit.
2. Gebe Ihnen ein Feindbild.
3. Schanze die Schuld der Misäre dem Feindbild zu.
4. Wenn Du alle im Sack und hinter Dir hast, schlage zu.
5. Bei verzweifelten Menschen klappt das am besten, wenn Du überzeugend genug bist.
Anders hätte der "Krakeler" Hitler das niemals hinbekommen.
Alles was er tun mußte, war den Nerv der Zeit zu treffen. Das hat er gut gemacht, denn er hat sich die passenden Helfer gesucht, ja sogar General Ludendorff auf seine Seite gezogen.
Er hat mit den Hoffnungen von so vielen wie auf einer Harfe gespielt.
Metaphorisch gesehen.

So einfach wie du das hier gerade darstellst war es nun auch wieder nicht. Vor allem vermischt du die Jahre vor 1933 mit den Jahren nach der sog. Machtergreifung.

Dann blendest du mit deinen einfachen Thesen die Zeit der Weimarer Republik kommplet aus.
 
Aber auch andere Tricks wurden verwendet. Auf einem der Besuche des Duce waren zahlreiche Flugzeuge am Himmel. Der Duce war beeindruckt. Am nächsten Tag an einem anderen Ort, waren die selben Flieger am Himmel mit anderen Abzeichen. Da war der Duce noch mehr beeindruckt.
;)

Bitte nenn uns deine Quelle oder die Sekundräliteratur von der du dies hast. Danke
 
Nicht verstanden?

Es geht hier nicht um Literatur. Ich rede aus den Erfahrungen meines Vaters, Onkels, Mutter und Großmüttern und Co! Die haben diese Zeit noch erlebt und sind da aufgewachsen. Ich habe das Glück gehabt, mit meiner Oma noch über die Zeit reden zu können. Wie Ihr Mann nicht mehr aus Tchechien heimkam! Dinge, die ich weiß, wer beispielsweise ein SS Mann war, und ich Oma gefragt habe;"Wie kannst Du dem verzeihen? Er hat Deinen Mann in den Krieg geschickt?"
Wenn Du Fragen hast, dann kontaktiere mich direkt. Ich antworte gerne und ausführlicher als hier.
Meine Quellen, sind Leute, die diese Zeit noch erlebt und mitgemacht haben.
 
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Es geht hier nicht um Literatur. Ich rede aus den Erfahrungen meines Vaters, Onkels, Mutter und Großmüttern und Co! Die haben diese Zeit noch erlebt und sind da aufgewachsen. Ich habe das Glück gehabt, mit meiner Oma noch über die Zeit reden zu können. Wie Ihr Mann nicht mehr aus Tchechien heimkam! Dinge, die ich weiß, wer beispielsweise ein SS Mann war, und ich Oma gefragt habe;"Wie kannst Du dem verzeihen? Er hat Deinen Mann in den Krieg geschickt?"
Wenn Du Fragen hast, dann kontaktiere mich direkt. Ich antworte gerne und ausführlicher als hier.

Weisst du ich habe es sehr gut verstanden. Du musst mich hier nicht so anblaffen.

Es ist nun mal in der Geschichtswissenschaft so, dass man seine Quellen nennt. Sei es Zeitzeugenaussagen (das nennt man in der Fachsprache Oral History), oder Sekundärliteratur, oder eben Quellen.

Dann ist es auch so, dass man Zeitzeugenaussagen immer mit andern Quellen überprüfen muss - denn in diesen Aussagen vermischt sich eben doch einiges. Das geschieht unbewusst und ist menschlich. Es ist die Aufgabe der Historiker hier ein objektives Bild herzustellen. Dies geschieht mit Herbeiziehung von andern Quellen.
 
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@Jimmy Brand: Ein sehr autobiographisches Tagebuch aus der Zeit ist das Buch von Brand. In der Bundeszentrale für politisiche Bildung ist es gerade vergriffen.

Ansonsten sehr lesenswert!!!, dass es damals nicht nur "Jubler" gab, sondern auch Personen, die dem "närrischen Treiben" sehr kritisch gegenüber standen.

Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne - Schriftenreihe (Bd. 1195)

Auch Personen, die durch ihre Position nicht besonders prädestiniert für politischen Widerstand waren und sich der Wirkungen der NS-Ideologie und der Herschaftsinszenierung durchaus entziehen konnten.
 
Weisst du ich habe es sehr gut verstanden. Du musst mich hier nicht so anblaffen.

Es ist nun mal in der Geschichtswissenschaft so, dass man seine Quellen nennt. Sei es Zeitzeugenaussagen (das nennt man in der Fachsprache Oral History), oder Sekundärliteratur, oder eben Quellen.

Dann ist es auch so, dass man Zeitzeugenaussagen immer mit andern Quellen überprüfen muss - denn in diesen Aussagen vermischt sich eben doch einiges. Das geschieht unbewusst und ist menschlich. Es ist die Aufgabe der Historiker hier ein objektives Bild herzustellen. Dies geschieht mit Herbeiziehung von andern Quellen.

Mensch Ursi! Ich wollte Dich gar nicht anblaffen? Das lag soweit fern von mir. Nur ein kleiner Überblick. Ich bin 38 Jahre alt, logischerweise habe ich Leute, die haben eine Menge Müll damals mitgemacht. Nur ich kann als Familie mit Denen reden. Was man da erfährt, das will keiner von uns erleben. Ich versuche noch immer meinen Opa (väterlich) zu finden. Das ist heute trotz aller Bürokratie nicht so einfach.
Oder kannst Du verstehen, wie meine Oma und mein Dad vor Tieffliegern in den Graben am Ackerrand springen mußten?
 
@Jimmy Brand: Ein sehr autobiographisches Tagebuch aus der Zeit ist das Buch von Brand. In der Bundeszentrale für politisiche Bildung ist es gerade vergriffen.

Ansonsten sehr lesenswert!!!, dass es damals nicht nur "Jubler" gab, sondern auch Personen, die dem "närrischen Treiben" sehr kritisch gegenüber standen.

Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne - Schriftenreihe (Bd. 1195)

Auch Personen, die durch ihre Position nicht besonders prädestiniert für politischen Widerstand waren und sich der Wirkungen der NS-Ideologie und der Herschaftsinszenierung durchaus entziehen konnten.

Bücher brauche ich nicht, wenn ich Zeitzeugen habe. Und ich habe noch Leute, die wissen was wirklich war.
 
Bücher brauche ich nicht, wenn ich Zeitzeugen habe. Und ich habe noch Leute, die wissen was wirklich war.

so sehr ich die Geschichten meiner Familie schätze, weiß ich doch, dass die Erinnerung nicht das einzige Kriterium sein kann, beim Versuch, die Vergangenheit zu betrachten.

In der Familie meiner Mutter werden die Tiefflieger-Angriffe nach dem Feuersturm auf Dresden beschworen.

Die Forschung meint dazu:
Dresden: Wenn schlimme Kriegs-Erinnerungen verschmelzen - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE

siehe auch:

Helmut Schnatz "Tiefflieger über Dresden?"
ISBN 3412136999


Erinnerungen verschwimmen, werden von Erzählungen überlagert oder verändern sich durch andere Eindrücke. Von daher ist die Forderung von Ursi nach Quellen und der Buchtipp von Thanepower durchaus nachvollziehbar.
 
Ich halte Zeitzeugenaussagen nicht für historisch viel aussagekräftiger als Bücher von Wissenschaftlern, die sich jahrelang akribisch und (meistens) im Willen, möglichst objektiv zu urteilen mit einem bestimmten Thema beschäftigt haben. Die Aussagen irgendwelcher Leute, die diese Zeiten miterlebt haben, sind nicht selten ideologisch aufgeladen, unsachlich oder einseitig. Wenn ich mir so anhöre, was meine Oma zum Zweiten Weltkrieg zu sagen hat - ich bin froh, nicht nur von ihr darüber erfahren zu haben...
 
Ich halte Zeitzeugenaussagen nicht für historisch viel aussagekräftiger als Bücher von Wissenschaftlern, die sich jahrelang akribisch und (meistens) im Willen, möglichst objektiv zu urteilen mit einem bestimmten Thema beschäftigt haben. Die Aussagen irgendwelcher Leute, die diese Zeiten miterlebt haben, sind nicht selten ideologisch aufgeladen, unsachlich oder einseitig. Wenn ich mir so anhöre, was meine Oma zum Zweiten Weltkrieg zu sagen hat - ich bin froh, nicht nur von ihr darüber erfahren zu haben...
Also gut! Meine Oma!:
"Jeden morgen sind wir rauf auf's Feld. Unkraut jäten. Das dauerte Stunden ohne Maschinen wie heute. Dann hörten wir die Motoren, meistens schon fast zu spät. P51 Mustangs! Wir konnten nur Richtung Straße rennen und uns in den Graben werfen. Und schon schmetterten die MG's auf uns los. Im letzten Kriegsjahr, habe ich 2 Freundinnen zu Grabe getragen, deren Männer auch nicht zurückkamen. Und die Kinder? Die Kinder?????!"
Was soll ich da nachweisen? Es zu hören ist schon schlimm genug.
 
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