Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
Bei "Amazing Grace" fand ich es ein bisschen seltsam, dass es nicht in Dtl. in den Kinos kam. Klar ist die Handlung sehr auf England zugeschnitten. Andererseits hat der humane Grundton einen Absolutheitsanspruch. Der Film wäre doch was für Schulklassen gewesen, auch wenn es ein paar historische Schnitzer gibt.

Ich hab das Gefühl, dass solche Filme es nur in die hiesigen Kinos schaffen, wenn zumindest ein internationaler Name damit verknüpft ist. Und da Keira Knightley ausnahmsweise nicht dabei war, konnte der Film hier keine Käufer finden. ;) Während Ioan Gruffudd und Romola Garai auf der Insel auf jeden Fall Star-Status haben. Hier kennt die natürlich kein Mensch.
Aber ich kann es ja nicht mit Bestimmtheit sagen, vielleicht gab es ja einen limited release hierzulande, der an uns allen vorbei gegangen ist.
 
Vielleicht geht ihr auch einfach in die falschen Kinos. Solche Filme laufen häufig eher in Programmkinos, als in den großen Kinokomplexen. Ist natürlich auch immer eine Frage, was für ein Publikum eine Stadt hat, ob ein Programmkino dort überlebensfähig ist oder nicht.
 
Vielleicht geht ihr auch einfach in die falschen Kinos. Solche Filme laufen häufig eher in Programmkinos, als in den großen Kinokomplexen. Ist natürlich auch immer eine Frage, was für ein Publikum eine Stadt hat, ob ein Programmkino dort überlebensfähig ist oder nicht.
Ich gehe nur in Programmkinos. In den großen Kinos laufen doch garkeine Historienfilme, außer vielleicht welche in der Qualität vom letzten "Robin Hood". :rofl:
Guck Dir mal meine Filmkritiken in dem Thread zu aktuellen historischen Filmen an! Sowas läuft nicht im Cinemaxx.:fs:
 
Das ist dann wieder so eine Sache, wo ich dankbar bin, in einer Stadt mit Uni zu leben - hier hats so viele Studenten, die auch mal nen Independent-Film schauen wollen oder einfach auch mal was abseits der Massenindustrie, dass hier sowas auch gern einmal in den kleineren Kinos gezeigt wird...
 
Das ist dann wieder so eine Sache, wo ich dankbar bin, in einer Stadt mit Uni zu leben - hier hats so viele Studenten, die auch mal nen Independent-Film schauen wollen oder einfach auch mal was abseits der Massenindustrie, dass hier sowas auch gern einmal in den kleineren Kinos gezeigt wird...
Das heißt, der Film lief bei Dir?

Hm, also ich wohne ja auch in einer Studentenstadt: Freiburg. Independentkinos gibt es 2, abgesehen von noch kleineren zeitweiligen Bühnen.
 
Ich bin mir nicht sicher, ob er hier lief, da ich schlicht keine Zeit fürs Kino habe *Schande über mich* und zudem derzeit mangels Begleitung auch keine Lust verspüre, in eines zu gehen (meine bessere Hälfte ist kein Kinofan *gg und meine beste Freundin ist mit Mutterschaft beschäftigt)..

Aber die Wahrscheinlichkeit ist schon recht hoch, da hier auch gerne mal Filme aus Cannes und von ähnlichen Filmfestivals gezeigt werden, die sonst in keinem Kino laufen.. Zum Beispiel habe ich hier in einem Minikino damals "Gegen die Wand" gesehen, ein Film, der in meiner Heimatstadt Lübeck nicht gezeigt wurde.
 
Also da ich in Berlin lebe, kann ich mit Sicherheit behaupten, dass hier ALLES läuft, was in Deutschland einen Verleiher hat. Die Masse der Progamm- und Nischenkinos ist unüberschaubar hier, dennoch ist mir der Film nur als DVD untergekommen, was nicht heißt, dass er nicht doch irgendwo lief. Wenn man aber nicht wöchtenlich Kino- oder Veranstaltungsmagazine studiert, kann so eine wenig beworbene Produktion schon mal untergehen.
 
"George Washington" Miniserie (1984)

Ich habe jetzt in den letzten Tagen die Miniserie "George Washington" gesehen. Über 480 Minuten (!) wird die Karriere von George Washington von seiner Kindheit bis hin zum Jahr 1783 gezeigt.

Zur Handlung
Neben den allgemein bekannten historischen Ereignissen um George Washington (Barry Bostwick) wurde der Fokus v.a. im ersten Teil auf seine Beziehung zu Sally Fairfax (Jaclyn Smith) lang und breit gezeigt.
Leider sind gerade diese Szenen wie auch um das Familienleben von Washington für meinen Geschmack zu sentimental geraten, vielleicht auch weil man immer nur Schicksalsschläge und Konflikte und kaum fröhliche Momente zu sehen bekommt.
Washington wird als streitbarer Mensch dargestellt, der entweder schweigt oder schimpft. Obendrein erscheint er als ein Dickkopf, der sich bspw. dem Befehl seines Vorgesetzten General Braddock (James Mason) widersetzte.
Recht uninspiriert, aber dennoch mit wenig Längen, wird der Unabhängigkeitskrieg abgearbeitet. Die Schlachten von Long Island, Trenton, Monmouth und Yorktown kommen vor.

Ausstattung und Kostüme
Die Ausstattung ist relativ gut. Natürlich fehlen bei den Soldaten durchweg Tornister und die meisten weiteren Ausrüstungsgegenstände, bis auf das allernötigste wie Patronentaschen und Gewehre. Bei den Dragonern fehlen die Karabinerbandeliers und eigentlich so ziemlich alles.
Die Frisuren sind weitesgehend eine Katastrophe, v.a. wenn Perücken eingesetzt wurden. "Herrlich" sind die Fönfrisuren der Protagonisten v.a. am Anfang der Reihe. Später wird es bei George Washington zumindest besser.
Die Schnitte (die Schulterpolster! =)) sind bis auf ein paar Ausnahmen nicht gelungen. Gerade bei den Frauenkostümen findet man alle möglichen Fehler wie Rückenschnürung, keine authentischen Korsetts usw.. Die Frockcoats und Justaucorps der Herren sind entweder von fürchterlichem Stoff (die Muster!) oder/und viel zu kurz. Bei dem Auftritt von Lafayette glaubt man fast, man kriegt was an den Augen.:nono:
Bei den Darstellern der amerikanischen Milizen im French and Indian War sieht man bspw. kaum Uniformröcke. Die meisten laufen dann tatsächlich nur mit Hemden und Westen rum. Später wird es nicht viel besser.
Erst bei Yorktown wird es deutlicher, dass die Contintals auch regimentsspezifische Uniformen hatten.
Die deutschen Truppen bestehen hier im Film nur aus Hessen. Und von den Hessen sieht man nur Grenadiere vom Regiment Hessen-Ditfurth, die dann auch bei Trenton vernichtet werden. Bei Trenton war das Regiment aber in Wahrheit nicht anwesend (dort waren Regiment v. Knyphausen, Lossberg, Rall).

Schauspieler
Es ist schwierig, wenn man nicht aufpasst, die Charaktere auseinander zu halten. Am schwierigsten ist es bei den Briten, welche einheitlich weiße Kunsthaarperücken mit einheitlichen "Frisuren" bekommen haben, die aber kaum etwas mit zeitgenössischen Frisuren bei Offizieren zu haben. Bei der Auswahl der Darsteller wurde kaum bis nicht auf eine Ähnlichkeit mit den historischen Vorbildern geachtet, was die Wiedererkennung noch schwieriger macht, wenn eine Rolle nicht länger auftaucht und häufiger in den Dialogen mit Namen angesprochen wird.
Die schauspielerischen Leistungen scheinen mir durchwachsen. Seltsam erschien mir, dass berühmtere Schauspieler wie James Mason, Trevor Howard und Lloyd Bridges durchweg nur für extreme Nebenrollen eingesetzt wurden.
V.a. der Darsteller von Lafayette (Philip Casnof - bestimmt vielen aus "Krieg und Frieden bekannt) hat garkeine Ähnlichkeit mit der historischen Person.

Historischer Ablauf / Aufwand
Die Schlachten werden zuvor recht gut erläutert. Soweit ich mich auskenne, wurden keine arg groben Faux Pas gemacht.

Gut gefiel mir, dass die Franzosen und Deutschen in Landessprache sprechen, was dann wiederholt zu amüsanten Szenen führt, wobei zwischen Washington und Franzosen oder Deutschen (Lafayette, Rochambeau, von Steuben) übersetzt wird. Bei dem Darsteller von Steuben (Kurt Knudson) haben sie es vielleicht etwas übertrieben, zumal er scheinbar kaum Deutsch konnte.

Es wurden große Mengen an Statisten mobilisiert und obendrein geschickt gefilmt, dass man den Eindruck hatte, eine komplette Schlacht zu sehen. Der Vorteil ist freilich, dass die Schlachten im Unabhängigkeitskrieg kaum europäische Maßstäbe erreichten, was die Zahl der Beteiligten anbelangt, sondern in Europa wohl eher unter der Rubrik "Gefechte" abgehandelt würden (die Armee unter Washington hatte selten mehr als 10.000 Mann).

Drehorte
Hier ist ein großes Plus zu verbuchen. Dankbarerweise befindet sich im heutigen Museum Colonial Williamsburg noch die Rekonstruktion des Gouverneurspalastes bspw.. Die Anwesen von Washington (Mount Vernon) ist in drei unterschiedlichen Zuständen mit zunehmend großem Wohngebäude zu sehen. Auch die Drehorte der Schlachten scheinen mir recht gut gewählt. Im Abspann wird auch eine ganze Reihe von Museen erwähnt, wo gedreht wurde.


Trotz der großen Mängel, fand ich die Miniserie ganz interessant. Man sollte sich vielleicht zuvor grob mit Amerikanischer Geschichte auskennen, um da mitzukommen, weil wirklich die Ereignisse teilweise rasch aufeinander folgen und die Nebenhandlung manchmal die historischen Ereignisse überlagert (aus dem Fokus rückt).
Insgesamt wirkte die Miniserie archaisch, erinnerte von den Bildern und der Dramatik her eher an Abenteuerfilme der 1950er.
 
Die deutschen Truppen bestehen hier im Film nur aus Hessen. Und von den Hessen sieht man nur Grenadiere vom Regiment Hessen-Ditfurth, die dann auch bei Trenton vernichtet werden. Bei Trenton war das Regiment aber in Wahrheit nicht anwesend (dort waren Regiment v. Knyphausen, Lossberg, Rall).


Gut gefiel mir, dass die Franzosen und Deutschen in Landessprache sprechen, was dann wiederholt zu amüsanten Szenen führt, wobei zwischen Washington und Franzosen oder Deutschen (Lafayette, Rochambeau, von Steuben) übersetzt wird. Bei dem Darsteller von Steuben (Kurt Knudson) haben sie es vielleicht etwas übertrieben, zumal er scheinbar kaum Deutsch konnte.

Es wurden große Mengen an Statisten mobilisiert und obendrein geschickt gefilmt, dass man den Eindruck hatte, eine komplette Schlacht zu sehen. Der Vorteil ist freilich, dass die Schlachten im Unabhängigkeitskrieg kaum europäische Maßstäbe erreichten, was die Zahl der Beteiligten anbelangt, sondern in Europa wohl eher unter der Rubrik "Gefechte" abgehandelt würden (die Armee unter Washington hatte selten mehr als 10.000 Mann).

Drehorte
Hier ist ein großes Plus zu verbuchen. Dankbarerweise befindet sich im heutigen Museum Colonial Williamsburg noch die Rekonstruktion des Gouverneurspalastes bspw.. Die Anwesen von Washington (Mount Vernon) ist in drei unterschiedlichen Zuständen mit zunehmend großem Wohngebäude zu sehen. Auch die Drehorte der Schlachten scheinen mir recht gut gewählt. Im Abspann wird auch eine ganze Reihe von Museen erwähnt, wo gedreht wurde.


Trotz der großen Mängel, fand ich die Miniserie ganz interessant. Man sollte sich vielleicht zuvor grob mit Amerikanischer Geschichte auskennen, um da mitzukommen, weil wirklich die Ereignisse teilweise rasch aufeinander folgen und die Nebenhandlung manchmal die historischen Ereignisse überlagert (aus dem Fokus rückt).
Insgesamt wirkte die Miniserie archaisch, erinnerte von den Bildern und der Dramatik her eher an Abenteuerfilme der 1950er.


Ich nehme an, dass die Produzenten der Serie bei den Hessians auf die Reenactor der Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte e. V. in Fulda zurückgegriffen haben, denn die stellen das Füsilierregiment von Dittfuhrt, das hochfürstliche Jägerkorps und Jäger zu Pferde dar, und ich habe die Truppe bei verschiedensten Gelegenheiten gesehen und kennengelernt und erkenne einzelne Bekannte immer wieder bei verschiedensten Gelegenheiten und US- produktionen, so auch in der Dokureihe "The American Revolution" und auch in einer Reihe des Historychannels, die sich "Great Commanders" zum Thema gesetzt hat, wobei sich eine Folge mit William Howe beschäftigt.
 
Ich nehme an, dass die Produzenten der Serie bei den Hessians auf die Reenactor der Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte e. V. in Fulda zurückgegriffen haben, denn die stellen das Füsilierregiment von Dittfuhrt, das hochfürstliche Jägerkorps und Jäger zu Pferde dar, und ich habe die Truppe bei verschiedensten Gelegenheiten gesehen und kennengelernt und erkenne einzelne Bekannte immer wieder bei verschiedensten Gelegenheiten und US- produktionen, so auch in der Dokureihe "The American Revolution" und auch in einer Reihe des Historychannels, die sich "Great Commanders" zum Thema gesetzt hat, wobei sich eine Folge mit William Howe beschäftigt.
Den Verein gibt es aber erst seit 1998. Ob die Einheit schon in den frühen 80ern dargestellt wurde, kann ich aber mal fragen.
Bei den Hessen habe ich nicht darauf geachtet, beim Rest sah die Qualität der Ausstattung im Film aber auf jeden Fall zu schlecht für Reenactors, auch welchen in den 1980ern, aus. Ich kenne da Fotos aus den 1970er/80er Jahren, da ist die Ausstattung der Reenactors in den USA schon besser oder wenigstens vollständiger.
 
Les adieux à la reine (2012)

Les adieux à la reine basiert auf dem gleichnamigen Roman und erzählt eine kleine Geschichte, die sich vor dem Hintergrund der französischen Revolution abspielt. Die Handlung beginnt am 14. Juli 1789 und erstreckt sich nur über wenige Tage. Der Sturm auf die Bastille wird nicht direkt gezeigt. Der Fokus der Handlung liegt klar auf der Perspektive der Dienerschaft in Versailles oder präziser auf der (fiktiven) Vorleserin der Königin, Sidonie Laborde. Insofern ist das Kinoplakat, auf dem nur Marie Antoinette und ihre Favoritin, Gabrielle de Polignac, zu sehen sind, etwas irreführend. Der Sturm auf die Bastille taucht so auf, wie ihn wohl die Dienstboten in Versailles erlebt haben könnten: Ein Gerücht, dass sich zur Wahrheit verdichtet. In der Folge liegt eine bedrohliche Stimmung über Versailles. Die Palette der Reaktionen bei Dienerschaft und Adel geht von nichts-wie-weg über gleichgültig oder loyal bis hin zu verzweifelt.

Glücklicherweise hat der Film eine der seltenen Drehgenehmigungen für Versailles bekommen. Dementsprechend schön sind die Szenerien, aber... an manchen Stellen habe ich mich gefragt ob man kein Geld hatte um manche touristenfreundliche Umbauten am Computer zu retuschieren. Im Kino fiel mir eine Szene besonders unangenehm auf - der König verlässt Versailles - , die im Trailer bei 0:54 zu sehen ist. Der Regisseur wirft mit einer Handkamera einen Blick auf das Innenleben von Versailles abseits der Repräsentationsräume. Der Kontrast zwischen den schmucklosen, labyrinthartigen Dienstbotenfluren und den Repräsentationsräumen fällt dadurch umso stärker aus. U.a. wird in Form eines alten Marquis' recht gut gezeigt, dass der Adel in Versailles um sich in der Nähe des Königs aufzuhalten, auch vergleichsweise armselige Appartements in kauf nahm. Wer sich für diese Perspektive auf Versailles interessiert, sollte vielleicht auch einen Blick auf "Hinter den Fassaden von Versailles" von William Ritchey Newton werfen.*

Die Kostüme sind hmm... nennen wir es mal zweckdienlich. In dieser Beziehung ist "the duchess" sicher um einiges besser, aber dafür eben auch um einiges langweiliger (!!!).

Der Alltag einer Vorleserin in Versailles bietet i.d.R. keinen Platz für CGI-Massenschlachten und Explosionen. Die Handlung endet noch vor dem Marsch der Fischweiber nach Versailles. Les adieux à la reine war vielen Kritikern daher wohl zu unspektakulär. Wenn man auch Geschmack an ruhigeren Tönen und in Alltagsszenen einen gewissen Charme findet, lohnt sich der Kinobesuch. Natürlich drängt sich der Vergleich mit dem Marie Antoinette-Film von Sofia Coppola mit Kirsten Dunst auf. Rein subjektiv erscheint mir Les adieux à la reine deutlich spannender (und zum Glück auch nicht so poppig). Die Darstellung der Beziehung zwischen Marie Antoinette und Gabrielle de Polignac kann man kritisch sehen. Eine lesbische Beziehung zwischen den beiden ist historisch nicht nachweisbar und gehört eher zum Repertoire der revolutionären Schmähschriften. Andererseits kann man die entsprechenden Szenen auch einfach nur als innige Frauenfreundschaft interpretieren. Positiv ist mir die Darstellung von Louis XVI aufgefallen: Er ist ausnahmsweise nicht der Trottel vom Dienst, sondern erscheint in seinen wenigen Szenen sehr entschlossen und wohlüberlegt zu handeln. Es schadet sicher nicht, sich auf die ruhige Atmosphäre mit einem Glas guten Whisky einzustimmen. Ebenfalls empfehlenswert ist die französische Originalsynchronisation mit Untertiteln.

*furchtbarer Untertitel in der deutschen Übersetzung. Es geht nicht um "Mätressen, Flöhe und Intrigen", was lustigerweise zu vielen negativen Bewertungen infolge enttäuschter Erwartungen bei Amazon geführt hat.
 
"Der Winter, der ein Sommer war" (1976)

"Der Winter, der ein Sommer war" (1976) Regie u. Drehbuch: Fritz Umgelter

Ich bin nun endlich in das mehr oder weniger große Vergnügen gekommen, den Fernsehdreiteiler von 1976 anzuschauen. Ich werde diesmal Handlung und inhaltliche Fragen zusammen verschmelzen.


1. Teil
Die 3 Teile erstrecken sich über etwa zwei Jahre - 1775-1776.
Der Film beginnt mit der Erhebung eines Kaufmannes (Hans Caninenberg) durch den Landgrafen Friedrich II. (Günter Strack) zum Baron von Haynau. Gottfried von Haynau hat zwei Söhne, welche rasch charakterisiert wurden. Das ist zum einen Robert von Haynau (Sigmar Solbach), der von einer Handelsreise in die Niederlande zurückkehrt. Er ist Tierfreund und überhaupt scheinbar der - halbwegs naive - Gutmensch des Films. Er rettet angelegentlich Deserteure, die aus der Festung Ziegenhain fliehen wollen. So bemüht er sich auch diesmal, als er von einer Flucht hört, den Deserteur Soermann (Horst Frank) über die Grenze zu bringen und die Verfolger zu verwirren. Das hessische Offizierscorps wird repräsentiert durch Oberst Rall (Heinz Baumann) und Claus von Haynau (Christian Quadflieg), welche sogleich auf die Jagd nach dem Deserteur gehen.
- Ich muss hier kurz einschieben, dass ich Heinz Baumann in seiner Rolle wunderbar besetzt fand, auch wenn ich an sich nicht genug über den Charakter des echten Rall weiß, bringt Baumann für mich hervorragend einen Offizier rüber, der es gewohnt ist zu kommandieren und dass man seinen Befehlen gehorcht. -
Gottfried von Haynau ist ein großer Gläubiger des Landgrafen und wird durch die Hilfe des Ministers Schlieffen (Pinkas Braun) immer reicher. Dennoch versteht er auch die Sorgen seiner Bauern, welche sich über die Schäden der Wildschweine beschweren, welche daher kommen, dass der Landgraf verbietet diese zu schießen.
Soermann war ein Freund von Roberts wirklichen Vater und sucht daher Anna von Haynau (Anneliese Uhlig) auf. Schließlich rettet Robert von Haynau den Deserteur und erfährt, dass sein totgewähnter Vater noch lebt.
Eine Nebenhandlung beschreibt den Streit zwischen dem alteingesessenen Grafen von Sonsfeld (Ernst von Klipstein) und Gottfried von Haynau.

2. Teil
Der Landgraf will sich Christine von Sonsfeld (Claudia Golling) zur Mätresse nehmen, weshalb eine Scheinehe angestrebt wird. Als Bräutigam für Christine wird Claus von Haynau ausgesehen. Dieses Projekt wird aber durch Roberts Vergehen verhindert.
Denn Robert von Haynau lässt sich erneut mit Soermann ein. Er ist zugegen als ein Offizier eines Werberkommandos von aufgebrachten Landleuten und Räubern gelyncht wird, wobei er von einem anderen Offizier erkannt wird, der es Oberst Rall meldet. Außerdem raubt Robert zusammen mit Soermann das Lager eines Posamentenmachers aus. Als beide Claus von Haynau in Kassel begegnen, will dieser sie über die Grenze bringen. Denn allen ist klar, dass Robert die Familie ins Unglück stürzt, wenn er verhaftet wird. An einem Wachtposten verrät Claus, als die Soldaten ohnehin schon fast hinein schauen, dass sein Bruder und Soermann in der Kutsche sind, die er lenkt. Der Landgraf verurteilt daraufhin die beiden Verbrecher zum Tode durch Erschießen.
- Gab es denn sowas? Hier wird die Erschießung irgendwo auf dem Land gezeigt. Wurden nicht Räuber aufgehangen oder geköpft? Erschießen kenne ich nur als Strafe für Deserteure. Für Soermann wäre das ja evtl. die angemessene Strafe gewesen, aber für Robert von Haynau?:confused: -
Die Familie verliert aber ihre Besitzungen, die vom Landgrafen eingezogen und auf einen Rat von Schlieffen an den Kammerherrn Stein (Klaus Höhne) vergeben werden, der Christine von Sonsfeld heiratet. Gottfried von Haynau begeht Selbstmord. Robert von Haynau und Soermann werden zum Militärdienst begnadigt und kommen in eine Jägerkompanie unter Major Claus von Haynau. Mit der Einschiffung der Truppen endet die Folge.
- Hier folgt Frau von Haynau ihren Söhnen. Da musste ich total mit dem Kopf schütteln. Wieso sollte das Militär eine abgehalfterte Adelige mitnehmen? Es wird keine Erklärung geliefert, warum sie mit auf das Boot darf. Leider entwickelt sich nicht zuletzt dadurch Baronin von Haynau zu einer total nervigen Figur, die dann auch im Feldlager andauernd ihre Söhne ins Gericht nehmen will. :rofl: -

3. Teil
Der dritte Teil spielt überwiegend in Amerika. Man sieht einen Ausschnitt einer Schlacht bei Flatbush, währenddessen sich gefangene Amerikaner mit den hessischen Jägern unterhalten dürfen. Sie geben den Hessen ein Pamphlet, was sie zum Überlaufen aufruft.
- Im gesamten Film und in diesen Szenen der "Schlacht" insbesondere vollbringen die Jäger wahre Wunder! Es gelingt ihnen mit offenen Pfannen zu schießen, was nicht nur von daher eine Kunst ist, dass dann das Pulver von der Pfanne rieseln würde, sondern auch schwerlich Funken geschlagen werden können. :rofl:Ah ja, und die Jäger haben Angst vor den angeblich so treffsicheren amerikanischen Scharfschützen. -
Relativ rasch wird Robert Selnik vorgestellt, der in der Nähe von Trenton wohnt und offenbar der leibliche Vater von Robert von Haynau ist. In Trenton angekommen gelingt es Soermann, Anna und Robert von Haynau sowie einigen anderen Jägern zu desertieren. Alle bis auf Soermann und Robert von Haynau finden aber entweder durch den Superschützen Claus von Haynau oder Amerikaner, die sie für Spione halten, den Tod. Endlich kommt Robert von Haynau bei seinem Vater an. Ehedem hatte ein Leutnant Bligh von der Kontinentalarmee (Sky Dumont) wiederholt die Moral der Einwohner dadurch zu untergraben versucht, indem er voll Schrecken von den Hessen berichtet; dabei sah er aus als wäre er irgendwie in seine Uniform reingepinkelt worden... Während die Amerikaner die Hessen in Trenton angreifen, irren Robert von Haynau und Soermann in der Gegend rum, weil sie Claus töten wollen. Warum sie dann nicht einfach am Angriff auf Trenton teilnehmen, wird nicht erklärt.
Oberst Rall scheint so länger er in Amerika ist seinen Schädel ausgebrannt zu haben. Er fantasiert dauernd davon mit seinem Regiment allein, denn die anderen Regimenter werden nicht erwähnt, die Amerikaner anzugreifen und Philadelphia einzunehmen. Schließlich verfällt er in Trenton angekommen im Haus eines loyalistischen Arztes dem Suff und wird vom Angriff der Amerikaner überrascht, weil er auf Warnungen natürlich überhauptnicht reagierte.
Aber Robert ist dann rechtzeitig in Trenton, um dabei zu sein, als sich sein Halbbruder ergeben will. Er verleitet Claus dazu, indem er nach einer Waffe greift, dass Claus auf Robert anlegt, woraufhin Claus von umstehenden Amerikanern erschossen wird.
Robert von Haynau kehrt zu seinem Vater auf dessen Gut zurück und verliebt sich in dessen Mündel Mary(Nicole Heesters).

Aufwand und Drehorte
An Aufwand für Statisten etc. wurde nicht gespart! Die Szenen wie die des Abschiedes der hessischen Truppen sind wahrlich beeindruckend, wozu nicht nur die vielen Boote auf dem Fluss, sondern auch die Zivilisten am Rande beitragen. Immer wieder sieht man, dass offensichtlich hier keine Sparnummer probiert wurde, auch wenn es sehr langweilige Kammerspielsequenzen v.a. innerhalb der Familien von Sonfels und von Haynau usw. gibt.
Die Drehorte sind ähnlich beeindruckend. Einige Drehorte wie Schloss Wilhelmsthal mit Innen- und Außenszenen sowie Schloss Weilburg und auch Parkszenen waren klar Baudenkmälern zuzuordnen. Ganz toll fand ich den Gutshof der Haynaus und die Straßenszene vor dem Stadtpalais der Haynaus, dann die Szenen an der Wassermühle mit dem verfallenen Schloss, das hier als durchaus glaubhafter Sitz des Landreiters präsentiert wird. Die Gemächer in den Innenszenen sind durchweg beeindruckend. Es wird oft auf originales Mobiliar zurückgegriffen, man sieht beeindruckende Mengen an Gemälden etc. - es wird sogar einmal ein gut nachgemachtes Bild von Strack als Landgraf an einer Wand gezeigt, ein toller Einfall!

Selten habe ich wie in dieser Produktion ein solches Nebeneinander zwischen fürchterlichen Aspekten und tollen Einfällen erlebt! Da gibt es diese immer wieder tollen Möbel. In einer Szene liegt Robert v. Haynau mit einer Geliebten in einem tollen Ambiente einer Wirtschaft im Bett und dann knöpft sie ihm ein Etwas von Hemd auf dem Rücken zu!
- Das war übrigens in der Hinsicht der spannendste Film! Ich habe ein bisschen eine Affinität dafür entwickelt wie bei Filmkostümen erfunden wird, wie Hemden aussahen. In vielen schlechten Theaterkostümsammlungen schwirren solche "Lösungen" rum bei denen man sich fragt, wie die wohl darauf kamen. Hier in dem Film werden verschiedene Formen von Hemden gezeigt, das meiste ist so Typ Theaterfundus: komisch eingerafft an den Schultern, Ärmel sitzen falsch, Knopfleiste wie bei modernen Hemden. Die kreativste Lösung aber sah man in der Wirtshausszene. Das Hemd wird am Rücken zusammengeknöpft. Die komische Krawatte (die es in der Form zu der Zeit eh nicht gab) ist am Hemdskragen angenäht und hat also keine Funktion. Das "Jaobot" ist ein irgendwie gearteter Latz, der unter der Krawatte auf das Hemd aufgenäht ist, natürlich ohne Schlitz. -
Die Kostüme variieren zwischen auf die Entfernung ganz gut bis oh Gott, oh Gott! Da wurde sich einmal die Mühe gemacht, dass der Hofstaat des Landgrafen durchweg die roten Jagduniformen wie von den Gemälden Tischbeins, die auch gezeigt werden, trägt und dann wieder läuft der Kammerherr Stein in undefinierbaren Klamotten rum... Mal sind die Frisuren recht gut, mal theatreske Plastikperücken und dann manchmal sogar einfach moderne 70er-Jahre-Frisuren.
Besonders positiv fiel mir auf, dass der Landgraf ein Chatelain trägt (allerdings in einer Westentasche) und einmal Robert v. Haynau sogar ein schönes Feuerzeug benutzt.

Gegensätze bei den Schauspielern
Da sind diese nervigen Szenen zwischen den Haynaus und auf der anderen Seite die wirklich toll gemachten Auftritte von Günter Strack als Landgraf und Baumann als Rall! Manchmal wurde sich bemüht, dass der Landgraf als couragierter Landesvater gezeigt wurde, dann wieder wirken die Dialoge der Haynaus oder auch anderer Figuren hölzern und geradezu naiv. Da dann der Landgraf im 3. Teil nicht mehr vorkam, habe ich mich eigentlich immer wieder auf die Szenen mit Rall gefreut. :D

Der Film strotzt immer wieder von Logikfehlern oder historischen Ungereimtheiten von denen wohl mit die geringste ist, dass der Eindruck erweckt wird, dass bei Trenton nur das Regiment Rall mit einigen Jägern unter einem Major von Haynau waren.

Insgesamt
Unterm Strich muss ich zugeben, dass man den Film im Kontext der Herstellungszeit sehen muss. Und auch heute würde sich wohl das Öffentlich Rechtliche froh schätzen, wenn es so eine Produktion auf die Beine stellen könnte. Einige internationale TV-Produktionen der letzten Jahre wie der ZDF-Napoleon-Vierteiler nahmen sich gegen diesen Dreiteiler von 76 geradezu lächerlich aus, von Machwerken wie "Trenck-Zwei Herzen gegen die Krone" :nono: mal ganz zu schweigen!
Allein wegen der Drehorte und Innen- und Außenszenen würde ich den Film schon empfehlen, einfach mal anzuschauen.
 
"Der Winter, der ein Sommer war" (1976) Regie u. Drehbuch: Fritz Umgelter

Ich bin nun endlich in das mehr oder weniger große Vergnügen gekommen, den Fernsehdreiteiler von 1976 anzuschauen. Ich werde diesmal Handlung und inhaltliche Fragen zusammen verschmelzen.

Ganz toll fand ich den Gutshof der Haynaus und die Straßenszene vor dem Stadtpalais der Haynaus, dann die Szenen an der Wassermühle mit dem verfallenen Schloss, das hier als durchaus glaubhafter Sitz des Landreiters präsentiert wird. Die Gemächer in den Innenszenen sind durchweg beeindruckend. Es wird oft auf originales Mobiliar zurückgegriffen, man sieht beeindruckende Mengen an Gemälden etc. - es wird sogar einmal ein gut nachgemachtes Bild von Strack als Landgraf an einer Wand gezeigt, ein toller Einfall.

Ich komme aus Nordhessen, und für mich war der größte Schnitzer,die Sprache. An den Drehorten in der Schwalm, nahe der Festung Ziegenhain wurde/ wird auf den Dörfern Schwälmer Platt, in den erwähnten Städten Ziehenhain und Treysa (heute Schwalmstadt) ein korrumpiertes Hochdeutsch gesprochen, während weiter nördlich das Idiom der Metropolis Kassel domininiert. Kein Mensch grüßt nördlich des Maines mit "Grüß Gott, Herr Robert!". Buben gibt es in Nordhessen nur beim Kartenspiel. Bei der Liason mit der Wirtstochter habe ich weniger aufs Interieur geachtet. Weil das Kostum, eine Mischung aus Dirndl und Schwälmer Tracht grässlich war, und dann noch der Satz:

"Die in der hinneren Reihe sind die besten.. (Äpfel)


Ich hätte eine Liebesszene bevorzugt, bei der der Herr Robert sich mit "Wätts Katräng oder Wätts Annels vergnügt und sich durch 7 Röcke und Unterröcke den Weg bahnt.

Die Kavalkade die sich mit Rall an der Spitze aufmacht, um den Deserteur Soermann zu jagen, stimmt mich wehmütig.
Der Ritt durchs Lüdertor wird seit 1994 durch bauliche Panzersperren und einen Wachturm verschandelt, seit ein Zeitgenosse sich auf dem Truppenübungsplatz Stadtallendorf einen Panzerspähwagen ausborgte und damit seinen Kumpel Lothar Luft aus der JVA Schwalmstadt befreite, die aus Gründen der Arbeitsplatzsicherung unbedingt im Schloss von Ziegenhain untergebracht werden musste. Zur Arbeitsplatzsicherung muss in der Panzerfeste Ziegenhain auch ein Gebäude für Sicherungsverwahrung gebaut werden, weil sonst Verwerfungen drohen.

Beim Gutshof der Haynaus handelt es sich um das Schloss der Freiherren von Schwertzell in Willingshausen, die das Gebäude heute noch bewohnen und besitzen.

Selbst der Graf Sonsfeld babbelt Äbbelwoihessisch.

Der Gutshof
 
Ich komme aus Nordhessen, und für mich war der größte Schnitzer,die Sprache. An den Drehorten in der Schwalm, nahe der Festung Ziegenhain wurde/ wird auf den Dörfern Schwälmer Platt, in den erwähnten Städten Ziehenhain und Treysa (heute Schwalmstadt) ein korrumpiertes Hochdeutsch gesprochen, während weiter nördlich das Idiom der Metropolis Kassel domininiert. Kein Mensch grüßt nördlich des Maines mit "Grüß Gott, Herr Robert!". Buben gibt es in Nordhessen nur beim Kartenspiel. Bei der Liason mit der Wirtstochter habe ich weniger aufs Interieur geachtet. Weil das Kostum, eine Mischung aus Dirndl und Schwälmer Tracht grässlich war, und dann noch der Satz:

"Die in der hinneren Reihe sind die besten.. (Äpfel)


Ich hätte eine Liebesszene bevorzugt, bei der der Herr Robert sich mit "Wätts Katräng oder Wätts Annels vergnügt und sich durch 7 Röcke und Unterröcke den Weg bahnt.
...
Joa, es sprechen eben alle Hessen, egal aus welcher Gegend sie kommen in dem Film entweder das Hessisch aus dem Raum von Frankfurt oder Hochdeutsch. Ich kenne sowohl die Kasseler Gegend als auch die Gegend um Idstein im Taunus und Wiesbaden, auch ein bisschen Alsfeld und Fulda. Jedenfalls spricht man in Nordhessen keineswegs so wie in dem Film. Ich musste immer wieder an "Badesalz" denken, auch wenn ich die nicht so arg mag.
Zu den Trachten habe ich mir kein Urteil erlaubt. Bewusst wurde mir eigentlich nur einmal, dass wohl eine regionale Tracht gezeigt werden sollte, als die Bauern auf dem Weg zum Baron von Haynau waren und alle schwarze Kleider trugen. Schwarz ist ja oftmals die Festtagstracht in lutherischen Gegenden. Die schlichten Schnitte der Röcke und die recht kurzen Westen sind eigentlich typisch sowohl für die 2. Hälfte des 18.Jh. als auch das 19.Jh. bei vielen Trachten.

Ich habe das lieber weggelassen in meiner Betrachtung, weil sie ohnehin zu lang ausfiel und ich mich mit Volkskunde etc. in Hessen kaum auskenne.

Da mit dem Dialekt ist ja immer dasselbe. Soll eine Rolle durch den Dialekt charakterisiert werden, dann nimmt man oft den Dialekt, der für ein "Land" als typisch gilt. Also ich habe bspw. in Filmen, wo historisch Sachsen auftreten sollen auch immer nur einen Dialekt gehört, der vielleicht zwischen Leipzig und Dresden, aber keinen, der in den anderen Gegenden des Kurfürstentums gesprochen wurde, wahrgenommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Joa, es sprechen eben alle Hessen, egal aus welcher Gegend sie kommen in dem Film entweder das Hessisch aus dem Raum von Frankfurt oder Hochdeutsch. Ich kenne sowohl die Kasseler Gegend als auch die Gegend um Idstein im Taunus und Wiesbaden, auch ein bisschen Alsfeld und Fulda. Jedenfalls spricht man in Nordhessen keineswegs so wie in dem Film. Ich musste immer wieder an "Badesalz" denken, auch wenn ich die nicht so arg mag.
Zu den Trachten habe ich mir kein Urteil erlaubt. Bewusst wurde mir eigentlich nur einmal, dass wohl eine regionale Tracht gezeigt werden sollte, als die Bauern auf dem Weg zum Baron von Haynau waren und alle schwarze Kleider trugen. Schwarz ist ja oftmals die Festtagstracht in lutherischen Gegenden. Die schlichten Schnitte der Röcke und die recht kurzen Westen sind eigentlich typisch sowohl für die 2. Hälfte des 18.Jh. als auch das 19.Jh. bei vielen Trachten.

Ich habe das lieber weggelassen in meiner Betrachtung, weil sie ohnehin zu lang ausfiel und ich mich mit Volkskunde etc. in Hessen kaum auskenne.
.



Die schmucke oder "stolze" Schwälmer Tracht, die reich mit den Goldbrokat verzierten Brommkappen aus Otterfell, die fast ungarisch anmuten, die heute bei Hessentagen die Besucher entzückt, ist erst nach Aufhebung der Kleider- und Luxusgesetze im 19. Jahrhundert entstanden. Typische Alltags- und Sonntagskleidung der Schwälmer war die erwähnte Bromkapp die in Grimms Märchen der kluge Hans trägt oder einflacher runder Hut wie ihn die Wilddecker Herzbuben tragen, von denen einer Görzhainer "Heckeschwälmer" ist. Die langen Gehröcke und der Zweispitz war die typische Abendmahls- und Sonntagstracht, Frauen trugen eine Abendmahlshaube wie sie im Märchen von der weißen Frau erwähnt wird.

Lutherisch waren in der Schwalm nur einige Dörfer im Süden wie der Ort Holzburg, der schon zu Hessen- Darmstadt gehörte, während Nachbarorte wie Schrecksbach und Röllshausen in Hessen Kassel lagen, das reformiert war.
 
Im 1. oder 2. Teil gibt der Landgraf ein Fest im Bergpark von Wilhelmshöhe und die Festteilnehmer fahren auf Gondeln im Teich, der die Kaskaden vom Herkuöles auffängt, mit venezianischen Gondeln oder fahren auf einem Karusell, das sich tatsächlich im Park von Hanau- Wilhemsthal befindet. Währtend der Bergpark mit dem Herkules schon von Friedrich (II.) Großvater Karl angelegt wurde, ist der Bau von Schloss Wilhelmshöhe erst 1786 nach dem Tod Friedrichs von seinem Sohn Wilhem IX. von Simon du Rhis begonnen und 1798 vollendet worden.
 
Im 1. oder 2. Teil gibt der Landgraf ein Fest im Bergpark von Wilhelmshöhe und die Festteilnehmer fahren auf Gondeln im Teich, der die Kaskaden vom Herkuöles auffängt, mit venezianischen Gondeln oder fahren auf einem Karusell, das sich tatsächlich im Park von Hanau- Wilhemsthal befindet. Währtend der Bergpark mit dem Herkules schon von Friedrich (II.) Großvater Karl angelegt wurde, ist der Bau von Schloss Wilhelmshöhe erst 1786 nach dem Tod Friedrichs von seinem Sohn Wilhem IX. von Simon du Rhis begonnen und 1798 vollendet worden.
Danke für die Hinweise zu den Schauplätzen des Films, das ist sehr interessant. :yes:
 
Beim Lesen dieses Threads musste ich an eine andere Fernsehfilmproduktion denken, die vor dem gleichen historischen Hintergrund spielt. Allerdings handelte es sich um eine Defa- Produktion, und ich erinnere mich leider nur noch dunkel an die Handlung, die wir im "goldenen Westen" auch nur in Schwarz-Weiß sehen konnten:

"Das große Abenteuer des Kaspar Schmeck". Kaspar, ein Waisenkind, arbeitet als Küchenjunge in einem Gasthaus und ist unzufrieden. Ein Gast, der Hauptmann Emmerich ist ebenso unzufrieden und total pleite. Ohne die Hilfe Kaspars wäre er längst rausgeflogen wegen seiner Schulden, aber Emmerich weiß phantastisches von Amerika zu berichten, so dass Kaspar Schmeck davon träumt, die Neue Welt zu sehen. Das erfüllt sich schneller, als er sich hat träumen lassen, denn Emmerich, der als arbeitsloser Offizier jetzt plötzlich wieder gefragt ist, erweist sich als skrupelloser Kotzbrocken, der seinen "Freund" an Werber "verkauft".

Im Rekrutendepot der Festung Ziegenhain kommt die große Ernüchterung: Mieses Essen, miese Behandlung, miese Laune, miese Aussichten. Eine Abwechslung bietet nur der Student Anselm, der seine Kameraden über Schriften von Thomas Paine aufklärt und der Mops der Frau des Kommandanten, der bestens verpflegt wird und von den Soldaten heimlich aufgegessen wird.
 
Beim Lesen dieses Threads musste ich an eine andere Fernsehfilmproduktion denken, die vor dem gleichen historischen Hintergrund spielt. Allerdings handelte es sich um eine Defa- Produktion, und ich erinnere mich leider nur noch dunkel an die Handlung, die wir im "goldenen Westen" auch nur in Schwarz-Weiß sehen konnten:
Schade, dass Deine Erinnerungen nur noch dunkel sind. Ich hätte jetzt mal vermutet, dass die Ausstattung bestimmt ähnlich wie bei der "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" war, war ja sicher derselbe Fundus. Auf die Drehorte bin ich aber zumeist ohnehin am meisten gespannt. :)
 
Zurück
Oben