Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
"Fanny Hill" (2007)

Endlich hat sich einmal jemand an eine ernsthafte Verfilmung des Stoffes von Cleland gewagt und man erwartet bei einer BBC-Adaption natürlich nur das Beste. Vorab, so groß war der Wurf nicht, aber es ist ansehlich.

Die Handlung dürfte wohl in groben Zügen bekannt sein. Fanny Hill (Rebecca Night) kommt vom Land und wird von einer Bekannten Esther (Emma Stansfield) in London in die Kreise der Mrs. Brown (Alison Steadman) eingeführt oder vielmehr an diese verschachert. Mrs. Brown führt ein Bordell und erhofft sich von Fanny glänzende Einnahmen, da diese nicht nur jung und schön ist, sondern obendrein noch nicht entjungfert, was sich ältere Herren offenbar gut bezahlen lassen. Nach einigen Erlebnissen in dem Haus von Mrs. Brown, wobei sich Fanny noch sehr naiv anstellt, kommt sie in die Gesellschaft von Charles Standing (Alex Robertson), in den sie sich verliebt und der sie aus den Fängen von Mrs. Brown errettet. Nachdem sie von ihm geschwängert wurde, will er sie heiraten. Sie suchen darum seinen Vater auf, der sie allerdings schon von einem peinlichen Vorfall aus dem Haus von Mrs. Brown kennt. Schließlich gelingt es Charles' Vater beide voneinander zu trennen und so sitzt nun Fanny auf sich allein gestellt in dem Logis, das Charles für sie gemietet hatte.
Mrs. Jones, die Vermieterin, drängt Fanny in ihrer ausweglosen Situation und nach einer Fehlgeburt dazu, eine Liaison mit Mr. H. (Hugo Speer) einzugehen, den sie schon im Hause von Mrs. Brown kennengelernt hatte. Mr. H. bezahlt ihr die Bleibe und ermöglicht ihr ein komfortables Leben. Da er sie mit einer Magd betrügt, will sich Fanny mit dem Diener an ihm rächen. Wie erwartet erwischt er die beiden in unzweifelhafter Lage, reagiert aber ganz für Fanny unerwartet indem er sie hinauswirft.
In der Gesellschaft von Charles hatte sie den Laden der Marchande de Mode Mrs. Coles (Samantha Bond) kennengelernt. Daran entsinnt sie sich. Mrs. Coles offenbart daraufhin Fanny, dass es sich bei dem Putzmacherladen allerdings vorwiegend um ein Edelbordell handelt. Jedoch findet Fanny rasch Vergnügen am Leben bei Mrs. Coles, das auch weniger unschön als das bei Mrs. Brown ist. Nachdem sie einige Kunden dort hatte und einige Zeit verflossen ist, begegnet ihr dort Mr. H. wieder, der in seiner Raserei Mrs. Coles Unternehmen der Polizei anzeigt. Bei einer Verhaftung von Mrs. Coles und der meisten ihrer Mädchen gelingt es Fanny durch die Hintertür zu entkommen.
Zufällig lernt sie einen älteren Herren kennen, der sie bei sich dankbar aufnimmt, da sie ihm den Lebensabend durch ihre Gesellschaft versüßt. Nach dem Tod des Herren ist sie sehr betrübt, erbt aber dafür ein stattliches Vermögen und ist nun reich. Auf der Rückkehr aufs Land, welches sie am Beginn verlassen hatte, trifft sie Charles wieder, der mittlerweile scheinbar ein Highwaymen geworden ist und sie auf der Fahrt überrascht. Schließlich leben beide reich und zufrieden.

Handlung und Romanvorlage
Andrew Davies ("Pride and Prejudice" BBC-Adaption von 1995) hielt sich offenbar mit dem Drehbuch nicht ganz getreu an die Vorlage. Insgesamt sind die Handlungen eher ineinander verwoben. Im Roman trifft Fanny immer wieder neue Leute und das Meiste ereignet sich eher zufällig, während hier viele Figuren wie die der Esther oder des Mr. H. gleich mehrfach auftauchen. Ein ganzer Teil der Nebenhandlungen des Romans sind auch fortgelassen. Aber insgesamt verliert dadurch der Film nicht ganz den Charakter des Romans und in ungefähren Zügen wird der Roman getroffen.
Schön ist natürlich, dass der frivole Charakter des Films gewahrt bleibt. Der Film ist im Vereinigten Königreich ab 15.

Ausstattung
Diese stellt ein wenig ein Manko dar. Natürlich ist sie dem Großteil deutscher Fernsehproduktionen haushoch überlegen, einfach schon daher, da die BBC-Verfilmungen durch eine Fülle an Komparsen und Ausstattungsstücke die Räume füllen und Atmosphäre schaffen. Aber die Kleidung der Herren ist meines Erachtens durchweg schlecht gelungen ungefähr wie in "Aristocrats" - vielleicht sogar noch schlechter, weil ohne Ausnahme der eher maue Standard von der ersten Folge von "Aristocrats" durchweg bleibt. Bei den Damenkleidern ist es durchwachsener, dafür aber sind einige Dekaden durcheinander geworfen... Betten, Bettwäsche oder diese extrem hervorgehobene Stahlfeder von Fanny, die auch als Erzählerin einer Rahmenhandlung auftritt, sind ärgerlich.
Die Frisuren sind in der Regel nicht so dolle, am schlechtesten aber bei Charles, der einen damit an Mel Gibson in der Rolle des Fletcher Christian erinnert.

Die Darsteller
Rebecca Night vorneweg ist bestechend schön und vor allem auch nach den Maßstäben des 18.Jh. schön - helle Haut, funkelnde Augen und eben die damals bevorzugten Maße. Schauspielern kann sie ebenfalls und auch ansonsten ist das Schauspieleraufgebot von bewährter BBC-Qualität. Alison Steadman als Mrs. Brown ist natürlich eine hervorragende Besetzung.:D Ich glaube, es hat ihr selber Spaß gemacht.

Insgesamt ist Andrew Davies und James Hawes ein unterhaltsamer Film gelungen, der auf die etwa zwei Stunden durchweg unterhält und zugleich ein bisschen was vom 18.Jh. herüber bringt und auch etwas vom Esprit und der Libertinage.

Ich würde dem Film 7 von 10 zerwühlten Betten geben.:pfeif::D
 
Der stand letztens in der Videothek vor mir aber ich habe nicht zugelangt. Aber bei immerhin 7 von 10 "zerwühlten Betten" überleg ich mir das nochmal. :O
 
Demnächst läuft in deutschen Kinos der Film Goyas Geister an, dessen Handlung zwischen 1792 und 1808 angesiedelt ist. Laut Vorankündigung geht es in diesem Film um Goya, dessen Geliebte Inés (N. Portman) und einen Inquisitor (der großartige Javier Bardem, wenigstens ein echter Spanier!) als Gegenspieler Goyas.

Allerdings scheint mir der Film den historischen Stoff recht frei zu verarbeiten, denn Goyas Frankreich-Exil wird in der Spielzeit des Filmes angesetzt, welches er eigentlich erst knapp 20 Jahre später antrat und Inés scheint mir auch eher erfunden, denn real zu sein - was jetzt nicht auf das Aussehen der bemerkenswerten Natalie gemünzt ist.

Ich hab gestern Nacht Goyas Geister gesehen. Ich ging mit freudiger Erwartung an die Sache heran, schließlich sind die Rezensionen größtenteils positiv, zudem sah der Trailer gut aus und das Thema ist auch interessant (und Natalie Portman spielt mit :rotwerd::love::devil:).
Fazit: Eher enttäuschend. Die Handlung wird Episodenhaft rübergebracht, die Schnitte sind merkwürdig gewählt, eine Charakterisierung/Vorstellung der Personen bleibt fast vollständig aus.
Man bekommt das Gefühl, dass Forman ein bewusst unnahbares Episodendrama drehen wollte - ein wenig ala Alejandra Gonzalez in Amores Perros oder Babel - und daran kläglich gescheitert ist.
Von der Kameraführung war der Film gut, die Bilder sind teils klasse. Das Spiel Stellan Skarsgards gewinnt erst in der zweiten Hälfte an Energie, Javier Bardem spielt durchschnittlich gut, Natalie Portmann sehr überzeugend die Rolle der (vom Drehbuch aus leider eher fad gezeichneten) Ines.

Hat noch jemand den Film gesehen? Wie hat er euch gefallen?:winke:
 
@Gauis Marius
Ich hab den Film auch gesehen und stimme mit deinen Eidnrücken weitgehend überein.

Der Film hat viele gute Ansätze und auch die Geschichte ist interessant. Aber durch seine Erzählweise, in der die Handlung sehr schnell zu Ort und Zeit springt, hat er viel verspielt. Besonders eine tiefere Charakterisierung der drei Hauptpersonen (Lorenzo, Ines, Goya) fehlte fast vollständig, da hätte man besser eine halbe oder gleich eine ganze Stunde mehr investieren sollen.
 
Der Film hat viele gute Ansätze und auch die Geschichte ist interessant. Aber durch seine Erzählweise, in der die Handlung sehr schnell zu Ort und Zeit springt, hat er viel verspielt. Besonders eine tiefere Charakterisierung der drei Hauptpersonen (Lorenzo, Ines, Goya) fehlte fast vollständig, da hätte man besser eine halbe oder gleich eine ganze Stunde mehr investieren sollen.

Ich würde nicht mal sagen, dass es an der Erzählweise liegt. Viele brilliante Filme sind episodenhaft inszeniert und schaffen dennoch eine gute Charakterisierung der Personen.
Forman hat das (zumindest bei Goyas Geister) einfach nicht drauf. Aber du hast Recht, mit einer halben Stunde mehr hätte man das ganze schon ändern können.
 
Hat schon jemand "Le Libertin" (2000) mit Vincent Perez als Diderot und u.a. Audrey Tautou als Julie d'Holbach gesehen?
Würde mich brennend interessieren wie historisch akkurat der ist.
 
Endlich hat sich einmal jemand an eine ernsthafte Verfilmung des Stoffes von Cleland gewagt und man erwartet bei einer BBC-Adaption natürlich nur das Beste. Vorab, so groß war der Wurf nicht, aber es ist ansehlich.

Auch wenn ich hier ankomme wie die 'Alt Fasnacht' und meine Erinnerung an die Verfilmung etwas verblasst ist, will ich es doch endlich wagen. :rotwerd:

Im Großen und Ganzen stimme ich zu, auch wenn meine Beurteilung etwas weniger gut ausfällt, was in erster Linie mit der Hauptdarstellerin zu tun hat, die auf meiner britischen Insel aus verschiedenen Verfilmungen bekannt ist. Das Problem besteht für mich darin, daß sie aus verschiedenen historischen Verfilmungen bekannt ist, in denen sie immer wieder mehr oder weniger die gleiche Rolle spielt. Damit will ich sagen, daß sich ihre Darstellung der Fanny meines Erachtens nach nicht sonderlich von anderen Rollen unterscheidet, die sie gespielt hat, was es dem Zuschauer erschwert ihr die Fanny abzunehmen, statt die gleiche Frau zu sehen, die vor ein paar Wochen noch in einem viktorianischen Drama oder ähnlichem zu sehen war.

Bei der Ausstattung muß ich @ Brissotin zustimmen, daß sich die BBC hat lumpen lassen. Dennoch hatte ich das Gefühl, daß man sich Mühe gegeben hat dem Geist der Zeit, und vor Allem dem Geiste Fanny Hills, gerecht zu werden, anders als mir dies zum Beispiel bei der Verfilmung von 1983 der Fall zu sein schien.
 
Im Großen und Ganzen stimme ich zu, auch wenn meine Beurteilung etwas weniger gut ausfällt, was in erster Linie mit der Hauptdarstellerin zu tun hat, die auf meiner britischen Insel aus verschiedenen Verfilmungen bekannt ist. Das Problem besteht für mich darin, daß sie aus verschiedenen historischen Verfilmungen bekannt ist, in denen sie immer wieder mehr oder weniger die gleiche Rolle spielt. Damit will ich sagen, daß sich ihre Darstellung der Fanny meines Erachtens nach nicht sonderlich von anderen Rollen unterscheidet, die sie gespielt hat, was es dem Zuschauer erschwert ihr die Fanny abzunehmen, statt die gleiche Frau zu sehen, die vor ein paar Wochen noch in einem viktorianischen Drama oder ähnlichem zu sehen war.
In Deutschland ist sie eben weitesgehend unbekannt und aus dem Roman kann man kaum entnehmen, wie Gestik oder Mimik von Fanny Hill ist. Gut, vielleicht deutet sie wirklich nur allzu schemenhaft das naive Landei an. Aber ich finde sie halbwegs überzeugend, aber bin eben auch durch die deutschen Romanverfilmungen und Historienfilmversuche nicht eben verwöhnt.:scheinheilig:

Ich hatte eher befürchtet, als Du Deine Kritik angebracht hast, weil Rebecca Night nicht jung genug aussieht. Da bekäme man aber sowieso bei "Fanny Hill" wie auch bei Verfilmungen anderer Romane, wo ausdrücklich auf die mädchenhafte Gestalt der Protagonistinnen (wie z.B. in "Liebesfrühling") eingegangen wird, Probleme mit dem Jugendschutz oder würde in eine pädophile Ecke gerückt. (Vielleicht entsprächen die Mädchen von David Hamilton am ehesten vom Aussehen, räusper, obwohl eben volljährig, dem was die Romane hergeben.)

PS: Alison Steadman ähnelt ja auch Mrs. Bennet und Samantha Bond ähnelt Mrs. Weston. Also ich muss da auch immer an die beiden Austen-Verfilmungen aus der Mitte der 1990er denken, was mir aber nichts ausmacht.:winke:
 
PS: Alison Steadman ähnelt ja auch Mrs. Bennet und Samantha Bond ähnelt Mrs. Weston. Also ich muss da auch immer an die beiden Austen-Verfilmungen aus der Mitte der 1990er denken, was mir aber nichts ausmacht.:winke:
Titanic-Wiederholung im Fersehen und für mich steht da immer Marianne Dashwood ...:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
In Deutschland ist sie eben weitesgehend unbekannt und aus dem Roman kann man kaum entnehmen, wie Gestik oder Mimik von Fanny Hill ist. Gut, vielleicht deutet sie wirklich nur allzu schemenhaft das naive Landei an. Aber ich finde sie halbwegs überzeugend, aber bin eben auch durch die deutschen Romanverfilmungen und Historienfilmversuche nicht eben verwöhnt.:scheinheilig:

Ich hatte eher befürchtet, als Du Deine Kritik angebracht hast, weil Rebecca Night nicht jung genug aussieht. Da bekäme man aber sowieso bei "Fanny Hill" wie auch bei Verfilmungen anderer Romane, wo ausdrücklich auf die mädchenhafte Gestalt der Protagonistinnen (wie z.B. in "Liebesfrühling") eingegangen wird, Probleme mit dem Jugendschutz oder würde in eine pädophile Ecke gerückt. (Vielleicht entsprächen die Mädchen von David Hamilton am ehesten vom Aussehen, räusper, obwohl eben volljährig, dem was die Romane hergeben.)

Objektiv betrachtet ist die Hauptdarstellerin vermutlich wirklich keine schlechte Wahl. Sie macht sich in allerlei Historienverfilmungen der BBC recht gut, aber leider bin ich gerade eben dadurch vorbelastet :(

Nachdem ich noch mal darüber nachgedacht habe, ist mir wieder eingefallen, daß ich des Weiteren nicht mochte, daß die Protagonistin sich hin und wieder an die Kamera, und an die Zuschauer direkt gewendet hat. Als Stilmittel fand ich es in diesem Fall weniger wirksam- auch wenn dazu gesagt werden muß, daß es eigentlich zum Roman passt- insofern als das es mich hin und wieder aus der Geschichte herausgerissen hat. Im Vergleich zur Verfilmung von 1983 jedoch fand ich diese um einiges besser.
 
Nachdem ich noch mal darüber nachgedacht habe, ist mir wieder eingefallen, daß ich des Weiteren nicht mochte, daß die Protagonistin sich hin und wieder an die Kamera, und an die Zuschauer direkt gewendet hat. Als Stilmittel fand ich es in diesem Fall weniger wirksam- auch wenn dazu gesagt werden muß, daß es eigentlich zum Roman passt- insofern als das es mich hin und wieder aus der Geschichte herausgerissen hat. Im Vergleich zur Verfilmung von 1983 jedoch fand ich diese um einiges besser.
War die von 83 hinsichtlich der Ausstattung zumindest besser?

Ich befürchtete stets, dass der Grad zwischen Pornographie und Langeweile, wenn man die Geschichte zu prüde erzählt, eigentlich die Hauptgefahr für eine Verfilmung dieses und anderer Stoffe, ja auch von "Gefährliche Liebschaften" darstellt.
 
War die von 83 hinsichtlich der Ausstattung zumindest besser?

Ich befürchtete stets, dass der Grad zwischen Pornographie und Langeweile, wenn man die Geschichte zu prüde erzählt, eigentlich die Hauptgefahr für eine Verfilmung dieses und anderer Stoffe, ja auch von "Gefährliche Liebschaften" darstellt.


Ich schaue zwar gerne noch mal nach um ganz sicher zu sein, aber soweit ich mich gerade aus dem Stehgreif erinnere, ist die Antwort auf die Frage ob die Ausstattung besser war ein eindeutiges 'nein'. Im Gegenteil. :weinen:Man sieht, daß es sich um eine Verfilmung aus den 80er Jahren handelt, und die Mode der 80er ist sehr präsent. Die Gründe warum ich diese Verfilmung als Vergleich heranziehe, sind der Versuch der Verfilmung dem Stoff gerecht zu werden, was eher peinlich berührt, und dadurch unfreiwillig komisch, wirkt und die Tatsache, daß es sich um den gleichen Stoff handelt. Das ist also eher soetwas wie ein hinterhältiges Kompliment an die zeitgemäßere Verfilmung. :still:

Meines Erachtens nach ist die 1983er Verfilmung noch stark von britischen Klamaukkomödien der 60er und 70er geprägt, in denen mit Freizügigkeit eben nur umgegangen werden konnte, indem man versucht hat sich der Sache mit Komik zu nähern, was heutzutage etwas befremdlich wirkt. In dieser Hinsicht, denke ich, daß die neue Verfilmung weit über der Älteren steht. Aus heutiger Sicht erweckt es den Eindruck, als stehe weder Erotik, noch Drama im Vordergrund, sondern das Ganze sei der Versuch eine Menge Fleisch zu zeigen ohne der Zensur zum Opfer zu fallen. Die musikalische Untermalung bei einigen Szenen verstärkt diesen Eindruck leider. Ich stimme dir zu, daß bei solchen Verfilmungen ein dünner Grat besteht auf dem man wandelt, wobei ich die dritte Gefahr darin sehe ein moralisches Lehrstück aus solchen Geschichten zu machen. Bei keiner mir bekannten Verfilmung von 'Fanny Hill' ist das meines Erachtens nach der Fall, aber so weit ich mich an die letzte (amerikanische) Verfilmung von 'Moll Flanders' erinnere, war das ganz extrem der Fall- auch wenn man gleich dazusagen muß, daß 'Moll Flanders' mit anderem Hintergrund geschrieben wurde als 'Fanny Hill'.
 
Bei keiner mir bekannten Verfilmung von 'Fanny Hill' ist das meines Erachtens nach der Fall, aber so weit ich mich an die letzte (amerikanische) Verfilmung von 'Moll Flanders' erinnere, war das ganz extrem der Fall- auch wenn man gleich dazusagen muß, daß 'Moll Flanders' mit anderem Hintergrund geschrieben wurde als 'Fanny Hill'.
Jetzt hast Du aber was gesagt! :devil:

Stellst Du uns die Verfilmung bitte vor?

Ich persönlich fand "Moll Flanders", ich habe es als Hörbuch, schrecklich langweilig und langatmig und so eigentlich noch nicht wie einen wirklichen Roman, sondern eher als eine etwas lustlose Aneinanderreihung von Etappen einer Odysee des Lebens.
Der etwas über 10 Jahre später in Deutschland erschienene "Im Irrgarten der Liebe herum taumelnde Kavalier" von Schnabel, weißt zwar im zweiten Teil des Buches auch ähnliche Züge auf, hat aber im ersten Teil eher eine komplexere Handlung. (Sprich: man sollte das Buch nach dem 1. Teil weglegen)
 
Jetzt hast Du aber was gesagt! :devil:

Stellst Du uns die Verfilmung bitte vor?

Ich persönlich fand "Moll Flanders", ich habe es als Hörbuch, schrecklich langweilig und langatmig und so eigentlich noch nicht wie einen wirklichen Roman, sondern eher als eine etwas lustlose Aneinanderreihung von Etappen einer Odysee des Lebens.
Der etwas über 10 Jahre später in Deutschland erschienene "Im Irrgarten der Liebe herum taumelnde Kavalier" von Schnabel, weißt zwar im zweiten Teil des Buches auch ähnliche Züge auf, hat aber im ersten Teil eher eine komplexere Handlung. (Sprich: man sollte das Buch nach dem 1. Teil weglegen)

Oha! :still: Na gut, im Namen der Vollständigkeit stelle ich eine Zusammenfassung und Kritik herein. Ich sollte aber warnen, daß die Verfilmung herzlich wenig mit dem Buch zu tun hat. Bei mir ist es auch schon etwas länger her seit ich 'Moll Flanders' gelesen habe, und meines Erachtens nach hast du durchaus recht, daß es eine schier endlose Aneinanderreihung von Episoden ist, von denen eine alleine schon den Stoff für einen ganzen Roman hätte liefern können. Vom 'zweiten Teil' habe ich noch nie etwas gehört, aber ich habe fest vor deinen Ratschlag zu berücksichtigen.
 
Moll Flanders (1996)

NB: 1996 sind zwei Versionen von 'Moll Flanders' rausgekommen, eine davon im britischen Fernsehen mit Daniel Craig und Alex Kingston in den Hauptrollen, und ein amerikanischer Film mit Robin Wright Penn und Morgan Freeman in den Hauptrollen. Hier wird die letztere besprochen.

'Moll Flanders' ist die Lebensgeschichte einer Frau (Wright Penn) die im 18. Jahrhundert im Londoner Gefängnis Newgate geboren wurde, und auf allerlei moralischen Irrwegen schließlich zu Geld und Ansehen kommt. Die Heldin wird im Gefängnis geboren, wo ihre Mutter für eine ungenannte Tat eingesperrt ist und ihre Tugend an einen der Wärter verkauft um ein blechernes Kreuz an einer Schnur zu erwerben, welches sie der Tochter vermacht, die aus diesem Handel hervorgeht. Kurz darauf wird die Mutter gehenkt, und die kleine Moll Flanders wächst zuerst im Kloster auf, aus dem sie schließlich flieht nachdem sie sich der Avancen eines Priesters erwehrt hat und dafür bestraft wird. In Folge kommt sie bei einer Familie unter, von der sie jedoch auch wieder fliehen muß, um schließlich im Bordell von Mrs Allworthy (Stockard Channing) zu enden, wo sie nach einigem Zögern und moralischen Skrupeln ihre Karriere als gefallene Frau und Alkoholikerin beginnt, nur um schließlich von einem armen Maler als Muse angeheuert zu werden. Der Maler verliebt sich in Moll, heiratet sie, sie bekommen ein Kind, er stirbt. Moll hat inzwischen den rechten Weg wieder gefunden und will nicht davon abkommen, weswegen Mrs Allworthy sie entführt, wobei sie ihre kleine Tochter verliert. Mrs Allworthy ist auf dem Weg in die karibischen Kolonien und nimmt Moll mit. Das Schiff erleidet Schiffbruch, Moll hat aber durch Zufall alles Geld von Mrs Allworthy an sich und nimmt deren Identität an. Jahre später schickt sie ihren Freund Hibble (Freeman) um ihre Tochter zu finden.

Handlung und Romanvorlage:
Bei genauem Hinsehen sind Elemente des Romans durchaus zu erkennen. So zum Beispiel werden sowohl die Romanheldin als auch die Filmheldin im Gefängnis geboren. Irgendwo dort hören jedoch die Ähnlichkeiten auf. Wo im Buch Molls Mutter statt gehenkt zu werden, in die Kolonien verschifft wird, was wichtig für den weiteren Plot ist, wird sie im Film gleich zu Anfang erhängt. Während im Film die Heldin ganz offen zur Prostituierten in einem Bordell wird, heiratet die Romanheldin einen Mann nach dem anderen und lebt eine zeitlang als Mätresse eines reichen Mannes, bevor sie sich dem Diebstahl und anderen kriminellen Tätigkeiten widmet. Die Vorlage bewegt sich eindeutig im moralischen Zwielicht, und zeigt Molls Hauptmotivation als den Versuch finanzielle Sicherheit zu erreichen, wobei sie eher nebensächlich die Liebe ihres Lebens findet, und Kinder von verschiedenen Männern bekommt, die sie entweder verliert oder bei ihren Vätern lässt, die für sie sorgen können. Im Film ist Molls Lebensweg ein großes Unglück, welches ihr geschieht und von dem sie sich moralisch rehabilitiert. Moll Flanders im Film ist ein Opfer ihrer Umstände aus denen sie durch die Liebe ihres Malers, und die Liebe zu ihrem Kind befreit wird.

Zu Beginn des Filmes sagt Moll Flanders aus, daß sie vor 30 Jahren in London geboren wurde. Meines Wissens nach gab es bis zur Französischen Revolution keine katholischen Nonnen in England, was dann ihre Geburt frühestens um ca 1793 ansiedelt, womit dann der Teil des Filmes in dem ihre Tochter gesucht wird um ca 1823 spielen würde. Das Buch erschien 1722, und eine der Episoden befasst sich mit Katholiken die versuchen Moll Flanders zu ihrem Glauben zu bekehren, ohne das dies geschieht.

Ausstattung:
Wie oben bemerkt wurde die Vorlage 1722 veröffentlicht, während es meines Wissens nach keine Angaben im Film gibt. Was es im Film gibt ist Verwirrung. Die Kulissen von London sind eher bescheiden, vor Allem im kurzen Panoramablick, wo allerlei Fachwerkhäuser zu sehen sind. Unscharf erkennt man dabei St Paul's Cathedral und die Kirchtürme anderer Kirchen im Hintergrund, was darauf hinweist, daß es sich bei dem Gefängnis im Film nicht um Newgate handelt- es sei denn das Panorama ist als seitenverkehrt zu verstehen-, sondern um das Bridewell Gefängnis am Fluß (eher ein Gefängnis für Prostituierte), welches während des großen Feuers 1666 stark beschädigt wurde und dessen Umgebung definitiv vom Feuer zerstört wurde. Die Häuser die im Panorama gezeigt werden durften nach dem Feuer gar nicht mehr gebaut werden, sondern mussten per Vorschrift alle flache Fassaden haben und aus Backstein sein. Aber solche Dinge könnte man gerne großzügig übersehen, wenn der Rest des Filmes besser wäre.

Ist er nicht. Es wird nicht besser. Anfangs im Kloster trägt Moll ein Kleid, welches aus der Regency Zeit zu kommen scheint und rennt an ein paar Soldaten vorbei, die vom frühen Beginn des 18. Jhdts zu kommen scheinen, direkt in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein- sofern man das an den Perrücken festmachen kann. Eigentlich könnte man es an dieser Stelle schon aufgeben, wäre da nicht noch der Zusatz, daß Moll Flanders zwischenzeitlich mal wieder im Regency-Kleid auftaucht, wobei jedoch ihre kleine Tochter viele Jahre später zurück im 18. Jahrhundert ist. Das Durcheinander erinnert an 'Fluch der Karibik', ohne jedoch auch nur annähernd so amüsant zu sein.

Darsteller
:
Die Darsteller geben sich redliche Mühe. Robin Wright Penn spielt ihre Moll vermutlich genau so wie das Drehbuch es verlangt und mit so viel Feuer wie ein nasser Waschlappen, auch wenn es gelegentliche Momente gibt in denen sie etwas Elan an den Tag legt. Ihre besten Szenen, sind meines Erachtens nach im Bordell der Mrs Allworthy. Leider stellt sie Moll fast fortwährend als leidende junge Frau dar, die sich in ihr Schicksal ergibt. Morgan Freeman als Hibble spielt seine Rolle solide, und einzig Stockard Channing als Mrs Allworthy bleibt mir deutlicher in Erinnerung. Sie spielt die Bordellbesitzerin die auf finanzielle Sicherheit aus ist und noch immer verletzlich ist, wobei sie sich allerlei Straftaten erlaubt um an noch mehr Geld zu kommen, der 'echten' Moll näher ist als der von Robin Wright Penn gespielten. Kurzum, die Darsteller geben sich Mühe das Beste aus dem Drehbuch zu machen, aber nur Stockard Channing bringt etwas Leben in den Film.

Fazit:
Der ursprüngliche Roman ist extrem langatmig und besteht aus dutzenden von Episoden, die mehr oder weniger ineinander verwoben sind. Der Film hat ein paar Anleihen getan, hat aber mit dem Buch wenig zu tun, auch wenn er ebenso langatmig ist. Der größte Unterschied jedoch ist, daß die Moll des Buches nicht darauf wartet gerettet zu werden und stattdessen versucht sich selbst die finanzielle Sicherheit zu schaffen, die sie sucht, während die Filmheldin ganz offensichtlich ein Opfer widriger Umstände ist, die sie auf Abwege geführt haben, und sie versucht ihre moralische Integrität und ihren Charakter zu retten. Es wird von Anfang an deutlich gemacht, daß Moll gegen ihren Willen auf Abwege geraten ist, während sie im Buch keineswegs unschuldig ist.

Abschließend noch: In einer der Szenen besucht Moll Flanders das 'Blackgate Prison', welches es in London nicht gibt, oder nie gegeben hat. Es gibt aber anscheinend durchaus ein Blackgate Gefängnis, nur befindet sich dieses in der Welt Batmans auf einer Insel, in der Nähe von Gotham City. Nichts gegen Batman, aber meines Erachtens nach sagt das alles über den Anspruch aus, den man an den Film stellen sollte.

Nachtrag: Ich habe gerade in einer Kritik des Filmes gelesen, daß der Regisseur sich nur vom Buch hat inspirieren lassen, was einen Großteil meiner Kritik hinfällig macht. Das Ganze sollte aber anscheinend vor 250 Jahren spielen, also zum Zeitpunkt des Erscheinen des Films im Jahre 1746, oder zumindest in der Mitte des 18. Jahrhunderts und nicht nach der Französischen Revolution.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Saint-Simone
Ich war schon stutzig gemacht, als ich vor Jahren mal las, dass Morgan Freeman in einer Verfilmung von Moll Flanders mitspielen soll. Denn ich kann mich an keine wesentliche Rolle eines Sklaven in Amerika oder eines Bedienten entsinnen, welche da von Seiten des Romans eine Hauptrolle für einen Morgan Freeman gerechtfertigt hätte.

Mir scheint das stets das alte Leid.
1. Man sucht sich einen Klassiker raus. Weil Klassiker ziehen Bildungsbürgertum ins Kino und manche, die hingehen, weil man zumindest dem Namen nach den Stoff schon kennt.
2. Angeblich finden ja Drehbuchautor und Regisseur die Vorlage soooo spannend.
3. Dann ist aber das Buch doch nicht spannend genug.
Also kann man:
3.1. Etwas hineindeuteln, was darin nicht ist: meinetwegen einen tieferen Sinn.
3.2. Die zu altbackenen Figuren modernisieren - weil angeblich will ja keiner Menschenbilder der Vergangenheit sehen. ("Ey Du, ich bin die Eliza Bennet, Darcy altes Haus, wie gehts?";))
3.3. Den Stoff straffen.
3.4. Etwas Action, wahlweise bei einem Heulsusen-Regisseur auch Kitsch. Wenn das nicht im Roman zu finden ist, muss man halt was dazu dichten, was dann die verstümmelte Vorlage wieder aufpeppt und vielleicht (?) in sich wieder schlüssiger macht.
3.5. Mir fällt nichts mehr ein als Regisseur, um dieses langweilige Buch zu retten. Also lasse ich einfach den Autor der Vorlage auftreten oder versehe die Protagonistin mit Wesensmerkmalen des Autors oder vielmehr, was ich dafür halte(siehe "Mansfield Park" 1999). :D
4. Eigentlich soll ja alles ganz authentisch sein. (Dann kriegt man auch den Oscar für bestes Kostüm - wobei nee halte mal den hat "Marie Antoinette" doch auch gekriegt :D) Nee, aber der Hauptdarstellerin ist das zu blöd. Und überhaupt ist die Regisseurin mit einer tollen Designerin zusammen auf die High School gegangen. Soll die das doch machen...
5. Also eigentlich muss ich ja auch meine Kumpels als Darsteller unterbringen. Die haben zwar nur zwei-einhalb Gesichtsausdrücke (wen mein ich wohl? :devil:), aber im letzten Teeniefilm kamen die gut an.
Und die eine sieht zumindest aus wie ein Magermodell, vielleicht fühlen sich dann wenigstens 14-jährige Girlies angesprochen, die dann auch gleich die Werbung auf MTV(-Niveau) am besten schnallen. Ah so ja und ein paar Stars, Sternchen und Skandalnudeln brauche ich auch. Die machen zwar Stress von wegen Allüren, aber dafür gehen manche nur wegen denen ins Kino. (Entsprechend lustlos agieren dann auch mal gern Stars in einem Teeniefilm oder einer Billigproduktion, wo sie für einen 5-Minutenauftritt das Gehalt der 3. Hauptrolle einstreichen...)

Habe bestimmt einiges vergessen.:pfeif:
 
@ Brissotin
So könnte es durchaus gewesen sein. :D
Ich habe aber nochmal gerade in einer Kritik gelesen, daß sich der Regisseur 'nur' vom Stoff hat 'inspiriren' lassen, was anscheinend heißen soll, daß wir das alles auch gar nicht so ernst nehmen dürften. Na gut... dann halt...

Morgan Freemans Rolle ist auch schlecht erklärt. So weit ich das vom Akzent her festmachen konnte, gibt er sich Mühe kein Amerikaner zu sein, also nehme ich mal an, daß er aus der Karibik kommen soll und auf unerklärten Umwegen in London gelandet ist. Wäre da nicht seine seltsame Beziehung zu Mrs Allworthy, könnte man auch annehmen, daß er ein Teil der schwarzen freien Minderheit Londons war, die im 18. Jahrhundert durchaus präsent war. Wie gesagt, seine Gegenwart ist nicht wirklich erklärt.
 
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