Adlige Gefangene!

Mirtos

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Durften Adlige ( Grafen, Ritter, Fürsten usw, )im Mittelalter in HRRDN ohne weiteres gefangen genommen werden? Mich interessiert ins besondere die "Gefangennahme"der Adligen durch Städte. Hat sich da was im Verlauf des Mittelalters etwas geändert ? :red:

Und wie sieht es damit nicht nur in Europa, sondern in anderen Erdteilen aus ?
 
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Durften Adlige ( Grafen, Ritter, Fürsten usw, )im Mittelalter in HRRDN ohne weiteres gefangen genommen werden?

Das sicher nicht. Ganz grob: Auseinandersetzungen verschiedener Parteien innerhalb des HRR liefen nach tradierten, gewohnheitsrechtlich als verbindlich angesehenen Ritualen ab. Dazu gehörte auch das Ritual der Gefangennahme, Unterwerfung der Gefangenen und deren anschließende Freilassung. Siehe hierzu: Deditio ? Wikipedia

Verstieß ein Sieger hiergegen weil er die herkömmliche Praxis ändern wollte, war ihm der Unmut vieler Zeitgenossen gewiss. Als Beispiel sei Heinrich IV. genannt, der mit der Gefangennahme seiner Gegner trotz deren vorheriger Unterwerfung bei Spier keinen politischen Erfolg erzielen konnte - im Gegenteil: Viele seiner Verbündeten ließen die ihnen überlassenen Gefangenen gegen den Willen Heinrichs bald wieder frei. (Hierzu kein direkter Beleg, Wiki und die dortigen Verweise müssen vorerst genügen: Carmen de bello saxonico ? Wikipedia).

Zum Thema sehr empfehlenswert sind die Literaturverweise hier: Symbolische Kommunikation ? Wikipedia
 
Ich will gar nicht grundsätzlich widersprechen. Aber auch für die Deditio gilt die alte Weisheit: Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn.
Die Deditio diente nicht so sehr dazu, eine Gefangennahme zu verhindern, als dazu, sich daraus wieder zu befreien. Um jemanden zu einer Deditio oder Urfehde zu veranlassen, war zunächst schon eine Gefangennahme, Ächtung oder ein anderes Druckmittel sehr hilfreich.
Das kann man nicht nur am wohl bekanntesten Beispiel Heinrich IV. sehen, sondern z.B. auch bei
Eppelein von Gailingen ? Wikipedia
Götz von Berlichingen ? Wikipedia (nicht nur Götz selbst)
 
Um jemanden zu einer Deditio oder Urfehde zu veranlassen, war zunächst schon eine Gefangennahme, Ächtung oder ein anderes Druckmittel sehr hilfreich.

Ja natürlich! Aber einfach so ging es denn doch nicht. Und meine Darstellung ist wirklich sehr holzschnittartig gewesen. Danke für die Hinweise!
 
Hier ist jetzt bisher der kriegerische Kontext aufgeworfen worden, die Gefangennahme als Akt der Lösegelderpressung bzw. der "Diplomatie".*
Ist dieser auch gemeint oder geht es eher um die juristische Fragestellung, wie mit einem Adeligen verfahren werden durfte, wenn er eines Verbechens bezichtigt wurde?




*Ein interessanter Fall ist hierzu Alfonso V. von Aragón und Sizilien, der bei dem Versuch von einem Zweig der Angevinen das ihm per Adoption zugesprochene, dann aber durch Auflösung der Adoption wieder abgesprochene Neapel zu erobern von der französisch-norditalienischen Allianz in Folge einer Seeniederlage bei der Insel Ponza (im Zuge der Belagerung Gaetas) bei den Visconti in Mailand inhaftiert wurde. Die Aragonesisch-katalanische Ständeversammlung trat zusammen und brachte das Geld auf, um den König freizukaufen, was formaljuristisch gar nicht möglich gewesen wäre: Ohne den Vorsitz des Königs war die Ständeversammlung nicht beschlussfähig. Wenn der aragonesische Adel und die katalanischen Städte nicht gewollt hätten, hätten sie ihn in der Mailänder Gefangenschaft - die sicher standesgemäß war - versauern lassen können.
Wie sie das formaljuristische Kriterium umgingen (oder ob sie es schlichtweg ignorierten), weiß ich leider nicht, vielleicht haben sie die Regentin, seine Ehefrau María schlicht als beschlussfähige Königin angesehen. (Hierzu noch ein Detail: Alfonso und María haben sich über Jahrzehnte nicht gesehen, weil Alfonso die Zeit in Italien bei seinen Mätressen lieber verbrachte, als in Spanien bei seiner Frau. Er scheint ihr aber vertraut zu haben.)
 
Das ist aber auch eine Sache der Zeit. Wenn man etwa an die Gefangennahme Friedrichs des Schönen denkt oder daran, wie Kaiser Maximilian in Brügge festgehalten wurde lief das schon anders ab als bei Otto dem Großen und seinem Bruder.
 
Die prominenteste Gefangenahme wird wohl die Richard Löwenherz' auf Dürnstein durch Leopold V. gewesen sein.
 
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