Kann mir jemanden diesen Text übersetzen

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Hallo, der Text soll von 30 Frauen handeln, die im Jahr 1115 in Graz verbrannt worden seien sollen :confused:
 

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MCXV concremate sunt (lese ich so, grammatisch müsste dort concremante stehen) triginta mulie|res in graz una die.

1115 es wurden verbrannt 30 Frauen in Graz an einem Tag.

Es sind halt Annalen mit einem sehr dünnen Informationsgehalt. Die ncähste INformation betrifft schon das Jahr 1116.
 
MCXV concremate sunt (lese ich so, grammatisch müsste dort concremante stehen) triginta mulie|res in graz una die.

1115 es wurden verbrannt 30 Frauen in Graz an einem Tag.

[KLUGSCHEISS-MODUS ON]
m. E. wäre die Form concrematae die richtige Form (Partizip Perfekt Passiv) = verbrannt. "Concremante" wäre Partizp Präsens Aktiv (= verbrennend). Aber cremante (Abl. Sg.) würde nicht zu mulieres (Nom. Pl.) in Kongruenz stehen.

Da der ae-Diphtong lautlich dem e-Laut ähnlich ist, gab es m. W. häufiger Fälle, in denen im späten oder ma Latein es diese Fehler gab.

Vergleichbar wäre im Deutschen eine Verwechslung von "Fälle" mit "Felle" oder "ähnlich" mit "ehnlich".

Die Übersetzung von El Q. ist ansonsten korrekt. [KLUGSCHEISS-MODUS OFF:rofl:]
 
Da hast du Recht: Sowohl, was meinen Fehler angeht als auch, dass ab dem 10. Jhdt. bis die Humanisten das ca. ab dem 15. Jhdt. wieder korrigieren, <ae> als <e> wiedergegeben wird. Im 8. und 9. Jahrhundert wird die e caudata <ę> als Zwischenform verwendet.
 
Vielen Dank!

Ich habe gehofft, auch etwas über den Grund dieser Verbrennungen zu erfahren, aber dem Chronisten war das zu erwähnen, leider zu viel Mühe.

Die Stelle findet sich in Codex 30 "Reiner Annalen" (Reiner Handschrift 30) , Blatt 208 verso. aus der Bibliothek Stift Rein.
 
Pergament war ein sehr wertvoller Stoff. Du siehst ja, wie gedrungen das Ganze ist und dass für einzelne Jahre auch nur eines oder sogar gar kein Ereignis vermerkt ist.
 
Nein, habe ich noch nicht gesehen ... frage mich, wieso dieses Ereignis von Historikern angezweifelt wird - hätte der Chronist einen Grund haben können falsche Angaben zu machen.
 
Warum könnten 30 Frauen an einem Tag verbrannt worden sein?

Hallo, bezug nehmend auf das Thema unterhalb "Kann mir jemanden diesen Text übersetzen", frage ich mich immer noch nach dem Grund.

Waren ähnliche Verbrennungen damals üblich und was könnte der Beweggrund gewesen sein, dreißig Frauen an einem Tag zu verbrennen :confused:
 
frage mich, wieso dieses Ereignis von Historikern angezweifelt wird - hätte der Chronist einen Grund haben können falsche Angaben zu machen.

Dazu besorgst du dir am besten die angegebene Literatur. Es dürfte aber daran liegen, dass die Angabe nicht zeitnah aufgeschrieben wurde, sondern vermutlich - ich weiß nicht in welchem Zeitraum die Reiner Annalen genau geführt wurden, sie enden ja 1307 - ca. 180 Jahre später.

Waren ähnliche Verbrennungen damals üblich und was könnte der Beweggrund gewesen sein, dreißig Frauen an einem Tag zu verbrennen :confused:

Das Verbrennen war die Strafe für Häresie. Was stutzig macht ist, dass der Termin einige Jahrzehnte vor den bekannten häretischen Bewegungen des Hochmittelalters liegt. Aber wie gesagt, um genaueres zu erfahren, müsstest du die entsprechende Literatur lesen.
 
Nachforschung

Hallo,

Naschenweng schreibt im Historischen Jahrbuch Graz Band 40 sinngemäß etwa folgendes:

Eine Fälschung des Eintrages wäre aus fehlenden Motiven unwahrscheinlich.
Es gehe aus dem Text eindeutig hervor, dass es sich nicht um ein Unglück gehandelt haben könne, allerdings gebe es keine anderen Quellen zu diesem Vorfall.

Erklärungsversuche, wie Lynchmord oder Brandstiftung werden gemacht, auch ein Schreibfehler beim Vokabel fürs Verbrennen wäre denkbar - was dann statt "verbrannt" "geweiht" hieße, jedoch fehlte hierzu wieder die übliche Angabe des Klosters.

:winke:
 
Erklärungsversuche, wie Lynchmord oder Brandstiftung werden gemacht, auch ein Schreibfehler beim Vokabel fürs Verbrennen wäre denkbar - was dann statt "verbrannt" "geweiht" hieße, jedoch fehlte hierzu wieder die übliche Angabe des Klosters.
Zwischen concremare und consecrare besteht allerdings auch ein Unterschied, den man mit einem Abschreibfehler nur schwerlich rechtfertigen könnte. Mindestens aber das <s> :rechts: <ſ> stünde dem tendenziell entgegen.
Eine Fälschung des Eintrages wäre aus fehlenden Motiven unwahrscheinlich.
Aber stand Fälschung denn wirklich zur Debatte, war es nicht eher ein Irrtum (z.B. in der Jahreszahl)?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, die Abhandlung ist doch an die 15 Seiten lang, und es wird auf manches eingegangen, was ich hier nicht erwähnt habe, bitte für alle Interessierten dort nachlesen - es wird auch der mögliche Irrtum mit dem Datum erörtert, aber ebenso als unwahrscheinlich angesehen.
 
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