@Apvar
Ich zitiere hier mal:
"Bei einer normalen Hoplitenschlacht (anm. wie sie bis zum peloponnesischen Krieg üblich war) pflegte es zu geschehen, daß beide Teile sich etwas rechts zogen und der linke Flügel hing, weil jeder einzelne Mann die Rechte, unbeschilderte Seite als die weniger gedeckte empfand und deshalb von rechts an den Feind zu kommen suchte. Leicht überflügelte daher jeder Teil den anderen von rechts, gewann ihm diese Flanke ab und siegte infolgedessen an dieser Stelle. Dann hatten die beiden Siegreichen Flügel zum zweitenmal, oft mit verkehrter Front, gegeneinander zu schlagen, und erst dieser zweite Akt des Treffens entschied die Schlacht."
(Hans Delbrück: "Die Geschichte der Kriegskunst", Seite 123 1.Kapitel des zweiten Buches; ISBN 13: 978-3-937872-41-4)
Dieser Aussage folgend lege ich nahe, dass zumindest bis zum Peloponnesischen Kriege, sehr wohl lediglich Phalangen als taktische Körper in einer rein griechischen Schlacht bestanden.
Was auch Sinn ergibt, wenn man die Gesellschaft betrachtet, in welcher diese "Treffen" stattfanden. Die griechischen Stadtstaaten hatten i.d.R. kein stehendes Heer, sondern zogen alle Wehrfähigen im Bedarfsfall ein. Die Hopliten-Phalanx ist eine ideale Formation für ungedrillte Truppen. Die Anforderungen an den Einzelnen halten sich in Grenzen und sind auch ohne intensives exerzieren leicht zu erreichen. Die Männer mussten lediglich dahingehend ausgebildet sein, sich in ihrer schweren Rüstung zu bewegen, den Spieß zu führen, sowie Vordermann und Richtung zu halten. Das ganze bildet einen einzigen geschlossenen Körper, der geradeaus marschiert und kurz vor dem Feind den Anlauf zur Attacke macht. (Wenn man Herodot folgen möchte, der diesen "Anlauf zur Attacke" beim ersten Mal in der Schlacht von Marathon erwähnt)
Erst später wurden erst sogenannte Hilfswaffen (Leichtbewaffnete, Reiterei etc.) angeführt, die allerdings lange nicht in den festen Schlachtkörper aufgenommen wurden. Interessanterweise blieb man bei der Hopliten-Phalanx obwohl bereits in den Perserkriegen zum Teil beträchtliche Verluste auftraten, indem die Phalangen von persischer Reiterei gefasst wurden.
@huski
Du kannst die beiden Prinzipien gerne Vergleichen, aber wenn du dich dem gesellschaftlichen Kontext verstellst, bist du blind für die Bedeutung, die Entstehung und der Einsatz des jeweiligen Körpers.
@ huski und El Quijote
Ich gehe mal davon aus, dass ich, da huski hier gerne auf Gemeinsamkeiten kommen möchte, nicht in die gesellschaftlichen Strukturunterschiede zwischen den Völkern eingehen muss.
Wenn wir einmal Begriffe wie Schildwall oder Phalanx beiseite lassen und lediglich von taktischen Körpern sprechen, sehen wir, dass die kriegerische Leistung auf zwei Wurzeln beruhen, die einander bedurfen und doch in gewisser Form widersprechen.
Die eine ist die Tapferkeit und die physische Tüchtigkeit des Individuums, die andere ist die Festigkeit des Zusammenhalts der einzelnen Krieger.
Um kurz abzuschweifen: Die Römer waren eben erfolgriech weil sie beides geschickt verbanden. Durch drill und exerzieren waren ihre Legionäre sowohl fähig als auch aufeinander eigespielt.
So, lasst mich nun den Bogen wieder spannen. Sowohl die Phalangen als auch die Schildwälle waren gebrochen, wenn der taktische Körper zerschlagen wurde. Beide modelle basieren Maßgeblich eher auf dem Zusammenhalt der Krieger, als auf die individuelle Fertigkeiten der einzelnen. Trotzdem gibt es Unterschiede, die sich allerdings auch nicht generell greifen lassen. Denn während in einer Hopliten-Phalanx teils 'Wildfremde' nebeneinander funktionierten, waren es in germanischen Formationen steht's 'Hundertschaften', sprich Familienverbände, welche durch Verwandtschaftliche und Dorfgemeinschaftliche Aspekte enger Verbunden waren. Eine zerschlagene Hopliten-Phalanx ist, sofern als taktischer Körper in auflösung begriffen, allein aufgrund der Bewaffnung bereits schwerer zu reorganisieren als ein zerschlagener Schildwall.
Betrachtet man hingegen den taktischen Körper einer Phalanx, so ist dieser im Grunde recht schnell erneut organisiert, sobald zeit und raum zum sammeln bereitstehen.
(Ich hoffe ihr könnt mir folgen, dass ich einerseits von Hopliten-Phalangen, dem "girechischen" Modell spreche, andererseits von Phalangen als taktischem Körper zu denen ich sowohl den Schildwall der 'Germanen' oder die Reihen der römischen Legionen zählen möchte, spreche)
Der taktische Körper von Phalangen ist eine weiterentwicklung der Hopliten-Phalanx. Erfolgreich von Römern kopiert und dann modfiziert. Und mit den römischen Legionen in die ganze Welt verteilt. Und dort von den Feinden Roms erneut genutzt.
So ist z.b. der germanische Keil im Grunde eine Phalanx. Nicht missverstehen, der Keil als solches hat rein gar nichts mit einer Phalanx zu tun, doch der Keil ist prädestiniert um gegen Phalangen vorzugehen. Durchbricht er die Phalanx schlägt er sie, hält die Phalanx jedoch stand, so bleibt dem Keil nichts anderes übrig als an den Flanken aufzuschließen und ebenfalls eine Phalanx zu werden. Darum meine Aussage, dass auch ein Keil eine Phalanx ist, obwohl ein Keil keine Phalanx ist. (Anm. Ich denke und schreibe manchmal um einige Ecken, Entschuldigt bitte)
Gruß
WW