"Nukleares Wettrüsten" einleitende Frage bei Referat

Amy27

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Hallo ich muss bald eine Präsentation über das Nukleare Wettrüsten im Kalten Krieg halten. Ich zerbreche mir aber schon seit Tagen den Kopf darüber wie ich den Einstieg gestalten soll und kann deshalb noch nichtmal beginnen. Ich wollte eigentlich eine einleitende Frage stellen die sich dann wie ein roter Faden durch das Referat zieht aber das ist so schwer eine zu finden die sich NUR auf das Wettrüsten bezieht und nicht auf den gesamten Kalten Krieg, Habt ihr vielleicht eine Idee? Das wäre echt super
 
Wo siehst Du denn den Unterschied zwischen dem Nuklearen Wettrüsten und dem Kalten Krieg? Das verlief zumindest auf weiten Strecken gleichzeitig.

Apvar
 
naja ich weiss, eigentlich ist da kein wirklicher Unterschied, aber das Thema "Kalter Krieg" wurde aufgeteilt ( ein Referat über Kubakriese, eines über Stellvertreterkriege usw) und ich mache halt sozusagen nur die Konstellation der SU und USA. Und ich habe mir gedacht ich werde meinen Schwerpunkt auf das "Gleichgewicht des Schreckens" legen, weil das meiner Meinung nach das wichtigste an diesem Wettrüsten war. Ich glaube das war die MAD-Doktrin? Nur weiss ich nicht wie so eine Frage aussehen könnte, die ich auch am Ende wieder aufgreifen und beantworten kann, sozusagen als Fazit.
 
Ich habe so meine Probleme, ob wirklich jemand beim Wettrüsten an das Gleichgewicht dachte. Wettrüsten heißt doch, man will dem anderen überlegen sein. Dies vor allem aus dem Grunde, weil man ihn vernichten möchte, ohne dass dieser wirklich was dagegen tun kann. Daran wurde ständig gearbeitet. So z.B. die Strategic Defense Initiative der USA unter Ronny.
 
Oder die Marine der 600 Schiffe. Auch unter Ronald Reagan.
NATO-Doppel-Beschluss, welcher eine Antwort auf die Stationierung der SS 20 Raketen war. Der Nato-Doppel-Beschluss hat in West-Deutschland für gewaltige Demonstratioen gesorgt.

Apvar
 
@Amy27

Meine Eingangsfrage und somit der "Rote Faden" würde lauten: "Sicherte das nukleare Wettrüsten im Kalten Krieg den Frieden?"

M.
 
Hallo! Erstmal vielen dank für die Antworten! Ich habe es aber schon so verstanden dass niemand den anderen vernichten wollte, sondern dass beide Parteien wussten, dass beide zerstört werden würden egal wer den Erstschlag macht. Deshalb war es doch so wichtig dass sie dieses Gleichgewicht aufrechthielten. Oder hab ich da was falsch verstanden?

@Melchior, diese Frage finde ich super und sie passt auch noch zum Schwerpunkt den ich setzen wollte, danke :)
 
Glaube nicht das es auf die gleichen Menge an Massenvernichtungswaffen ankam. Der Doppel-Beschluss war wegender Mittelstreckenracketen wohl zwingend, zumindest aus der Sicht der Nato.
Das 600 Schiffe-Programm der US-Regierung dagegen war wohl der Versuch die UDSSR ineinen weiteren Rüstungswettlauf zu bringen. Ziel war wohl die Wirtschaft zu schädigen. Was dann am Ende auch geglückt ist.

Apvar
 
Ich habe es aber schon so verstanden dass niemand den anderen vernichten wollte, sondern dass beide Parteien wussten, dass beide zerstört werden würden egal wer den Erstschlag macht. Deshalb war es doch so wichtig dass sie dieses Gleichgewicht aufrechthielten.

Solange alle bei klarem Verstand sind, mag das zutreffe. Wenn sich allerdings eine Paranoia herausbildet, können kleinste Zwischenfälle katastrophale Folgen haben. Ich denke da an den Ausruf: "Die Russen kommen!" Man muss das nur lange und laut genug rufen...
1914 ging in Europa der Verstand schon einmal spazieren. Wen hatten da die Folgen interessiert?
Man könnte sagen, ein nuklearer Krieg wäre etwas ganz anderes. Allerdings haben die Militärs auf beiden Seiten an der Führbarkeit eines Nuklearkrieges gearbeitet. Allein die Illusion, man könne ihn gewinnen, lässt dem Wahnsinn jeden Spielraum.
 
Das 600 Schiffe-Programm der US-Regierung dagegen war wohl der Versuch die UDSSR ineinen weiteren Rüstungswettlauf zu bringen. Ziel war wohl die Wirtschaft zu schädigen. Was dann am Ende auch geglückt ist.

Von Clark wird diese Strategie im Rahmen von NSDD-75 als Erfolg von Reagan gedeutet. Aus seiner Sicht war das "Totrüsten" im Rahmen der ökonomischen und militärischen Konfrontation die zentrale Größe für den Zusammenbruch.

Und diese Strategie wird so gedeutet, dass sie die Voraussetzung für den Fall der Mauer war. Eine Sichtweise, über die man durchaus streiten könnte.

The fall of the Berlin Wall: reassessing the causes and consequences of the ... - Peter Schweizer - Google Books

NSDD-75 im Rahmen der Außenpolitik von Reagan
Reagan Doctrine, Pt.2: NSDD 75

NSDD-75 (Original)
NSDD - National Security Decision Directives - Reagan Administration

Sämtliche Direktiven
NSDD - National Security Decision Directives - Reagan Administration
 
Von Clark wird diese Strategie im Rahmen von NSDD-75 als Erfolg von Reagan gedeutet. Aus seiner Sicht war das "Totrüsten" im Rahmen der ökonomischen und militärischen Konfrontation die zentrale Größe für den Zusammenbruch.

Und diese Strategie wird so gedeutet, dass sie die Voraussetzung für den Fall der Mauer war. Eine Sichtweise, über die man durchaus streiten könnte.

Richtig.

Und Dein Hinweis macht zu den vorhergehenden Posts sehr deutlich, dass es im s.g. "Wettrüsten" nicht um das einfache "mehr" ging. Das ergäbe bei einem bereits mehrfach vorhandenen Vernichtungspotenzial (das einen Erstschlag überstehen musste oder mindestens "rechtzeitig" mit Einsatz drohte) auch wenig Sinn.

Das strukturelle Problem der SS-20 lag im möglichen Auseinanderdividieren von Europa und den USA im vernichtenden Einsatz der Atomwaffen. Schmidt hat das präzise formuliert, und auf die Gefahr hingewiesen, dass ein "begrenzt" europäischer Einsatz von Seiten des Warschauer Paktes in einem Konflikt den amerikanischen Schirm in Frage stellen würde. Genau deswegen lag die NATO-Reaktion auch nicht auf dem Fokus, den SS-20 in einem "einfachen" Modell von Wettrüsten "nur" ein paar Minuteman-Interkontinentalraketen mehr gegenüber zu stellen.

Dazu Kurzzitat VfZ 2011:

"Wie Helga Haftendorn schon Mitte der achtziger Jahre gezeigt hat, ging es beim NATO-Doppelbeschluss, anders als es Herf, Wehler, Wettig und andere suggerieren, nur vordergründig um die Frage der sowjetischen Hoch-Rüstung. Vielmehr war es der sozial-liberalen Bundesregierung unter Helmut Schmidt und dann auch der christlich-liberalen Koalition unter Helmut Kohl darum zu tun, die Glaubwürdigkeit der westlichen Nuklearstrategie zu erhalten. Diese war nach Ansicht der Bundesregierung nicht nur durch die Stationierung einer neuen Generation sowjetischer Mittelstreckenwaffen vom Typ SS-20 seit Mitte der siebziger Jahre gefährdet, die im Westen keine Entsprechung fand. Schmidt fürchtete vor allem, dass die amerikanische Nuklearstrategie die Sowjetunion nicht mehr glaubwürdig abschrecken konnte, da europäische und amerikanische Sicherheitspolitik sich in seinen Augen im Zuge der globalen Entspannungspolitik der Vereinigten Staaten ab Mitte der siebziger Jahre zu entkoppeln drohten. So war die Sicherheit in Europa in den bilateralen und multilateralen Ost-West-Verhandlungen ausgeklammert geblieben, und auch in den Verhandlungen über strategische Waffensysteme im Zuge der SALT (Strategic Arms Limitation Talks) hatte sie keine Rolle gespielt. In den Debatten zur KSZE wurden solche sicherheitspolitischen Fragen ebenfalls nicht explizit diskutiert; selbst in den Gesprächen über eine Reduzierung der Landstreitkräfte in Europa (Mutual Balanced Force Reduction) behandelte man Schmidts Sorgen nur am Rande."

Das ist die "schwarze Wand".

Holger Nehring/Benjamin Ziemann: Führen alle Wege nach Moskau? Der NATO-Doppelbeschluss und die Friedensbewegung – eine Kritik
VfZ 2011, S. 81ff.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solange alle bei klarem Verstand sind, mag das zutreffe. Wenn sich allerdings eine Paranoia herausbildet, können kleinste Zwischenfälle katastrophale Folgen haben. Ich denke da an den Ausruf: "Die Russen kommen!" Man muss das nur lange und laut genug rufen...
1914 ging in Europa der Verstand schon einmal spazieren. Wen hatten da die Folgen interessiert?
Man könnte sagen, ein nuklearer Krieg wäre etwas ganz anderes. Allerdings haben die Militärs auf beiden Seiten an der Führbarkeit eines Nuklearkrieges gearbeitet. Allein die Illusion, man könne ihn gewinnen, lässt dem Wahnsinn jeden Spielraum.

Dazu sei auf jenen Mann verwiesen der (vermutlich) einen Atomkrieg verhinderte:
Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow ? Wikipedia
 
Moin,
wir müssen eine Präsentation über das Thema "USA&UdssR-Wettrüsten auf Augenhöhe halten", nun zwei Fragen:

1. In welchen Bereichen fand dieses Wettrüsten, außer Weltraum und Atomraketen, statt?

2. War dieses Wettrüsten dann auf Augenhöhe?
 
Moin,
wir müssen eine Präsentation über das Thema "USA&UdssR-Wettrüsten auf Augenhöhe halten", nun zwei Fragen:

1. In welchen Bereichen fand dieses Wettrüsten, außer Weltraum und Atomraketen, statt?
In allen. Und es war ein Wettrüsten zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt, nicht USA/UDSSR. Man vergleiche z.B. die Bundeswehr der Achtziger Jahre mit heute, beispielhaft bei den Panzerbeständen.

2. War dieses Wettrüsten dann auf Augenhöhe?

Ja. Wie genau ein nichtnuklearer Krieg verlaufen wäre kann niemand sagen. Zumal nach ein paar Wochen die Munition knapp geworden wäre.
Aber der Warschauer Pakt war absolut ernst zu nehmen, auch wenn da von westlichen Militärs gern übertrieben wurde (das passiert heute noch genau so).
 
Wobei der Warschauer Pakt recht geschickt darin war Fahrzeugbestände vorzutäuschen, die nicht vorhanden waren. Angeblich kam das erst nach der Wende heraus.

Dennoch war es auf Augenhöhe, die Täuschungen sollten wohl in erster Linie verhindern, dass die Verteilung der Kräfteverborgen wird. Aber Vorsicht, dass habe ich vor allem aus Dokus.

Was aber nützlich sein dürfte, ist der Hinweis, dass es verschiedene Phasen des Wettrüstens gab.
 
Wobei der Warschauer Pakt recht geschickt darin war Fahrzeugbestände vorzutäuschen, die nicht vorhanden waren. Angeblich kam das erst nach der Wende heraus.

Da spielt Dir Deine Erinnerung wohl einen Streich.

Es waren vor allem konservative Kreise (Stoltenberg etc.), die im Konzert mit "Welt", "FAZ" und dem "ZDF-Magazin" Panzerbestände aufaddierten, die im Bereich von ca. 50.000 Panzer waren, nur für die UdSSR (so aus dem Kopf meine Erinnerung).

Und ein Bedrohungsszenario an die Wand malten, bei dem jeder Deutscher am besten morgens in den Garten schaun sollte, ob da nicht ein T55, T62 oder T72 oder ähnliches bereits steht.

Und es waren die Bücher von einem gewissen Helmut Schmidt, der als Militärexperte seiner Partei den Unsinn dieser angeblichen Bedrohungsszenarien offenlegte.

Und dabei - so meine Erinnerung - folgende zentrale Argumente vorbrachte.

- Bestände sind total veraltet gewesen und umfaßten "Reservebestände", die auch noch T34 enthielten.
- die Dislozierung in Zentralrussland verhinderte zudem die Relevanz für einen mitteleuropäischen Konflikt
- die Bedeutung der sowjetischen Streitkräfte (u.a. GSSD), die nominell eine "defensive Angriffsarmee" bildeten, war auch immer in eine innenpolitische Ordnungsfunktion einer "Besatzungsarmee" eingebunden.

Aus diesen Gründen wurde mit hohen Panzerbeständen im WP in der Regel - und das funktionierte ja traditionell in Deutschland besonders gut - die Notwendigkeit legitimiert, durch eine zusätzliche Rüstung der "Roten Walze" gerade so bekämpfen zu können.

In diesem Sinne rüstete der Westen - so die offizielle Sicht der Nato - immer nur am untersten noch gerade zu vertretenden Level.

Dennoch wird man auch festhalten müssen, dass das miltärische Bedrohungspotential der WP-Truppen durchaus real war. Das Material war nicht so schlecht und die Ausbildung der Truppen ebenfalls nicht. Es ist gut, dass niemand "Krieg spielen" wollte, um auszuprobieren, welche Seite "erfolgreicher" in einem Krieg in Mitteleuropa gewesen wäre.

Sicher wäre, dass es das Geschichtsforum nicht geben würde, so oder so.
 
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