Wie habt Ihr von 9/11 erfahren?

Mir fallen nur wenige, (inter-)nationale Ereignisse der Vergangenheit ein, bei denen mir in Erinnerung geblieben ist, wie und wann ich davon Kenntnis genommen habe:

9/11 ist bei mir das einzige historische Ereignis, dass bei mir in solcher Erinnerung geblieben ist. Alle anderen sind eher von privater Natur. Vielleicht weil ich dies damals schon unterschwellig als eine bedeutende historische Zäsur, deren bewusster Zeuge ich geworden bin, eingeordnet hab. Bei der Wende z.B. war ich noch zu jung, um deren Tragweite zu begreifen. Und Rückblickend nach 12 Jahren hat sich bei mir dieser Eindruck immer mehr bestätigt, allein schon wegen der weltweiten politischen Folgewirkungen aber auch bedingt durch persönliche Eindrücke. Mit 9/11 gingen für mich die 1990er Jahre zu Ende, das "amerikanische Jahrzehnt", die postwende Ära und zugleich auch meine Jugend.

Dazu kommen ja noch einige andere historische Ereignisse um jener Zeit, die diesen Wandel begleiteten: In Deutschland war kurz zuvor die Kohl-Ära zu ende gegangen, in Russland kündigte sich das Ende der libertären Jelzinzeit und die Rückkehr des autoritären KGB-Staates unter Putin an und in Asien endete das japanische Wirtschaftswunder parallel zum Aufstieg Chinas als neue Weltwirtschaftsmacht.
 
Ich habe es auf der Arbeit erfahren, einige Kollegen hatten Radio gehört ... es war von Flugzeugen, den Zwillingstürmen und von Krieg die Rede ... ich hatte ein ungutes Gefühl und bin nach Feierabend unter Übertretung einiger Verkehrsregeln nach Hause geeilt und habe dann stundenlang ferngesehen, langsam begreifend, dass dieser Tag einschneidend sein wird.

Grüße
exci
 
Ich habe die erste Zeit auch in Betracht gezogen, das es Amerikaner waren, die diese Anschläge verübt haben, um die amerikanische Nation für die nachfolgenden Aktionen "bereit" zu machen...
 
Dazu kommen ja noch einige andere historische Ereignisse um jener Zeit, die diesen Wandel begleiteten: In Deutschland war kurz zuvor die Kohl-Ära zu ende gegangen, in Russland kündigte sich das Ende der libertären Jelzinzeit und die Rückkehr des autoritären KGB-Staates unter Putin an und in Asien endete das japanische Wirtschaftswunder parallel zum Aufstieg Chinas als neue Weltwirtschaftsmacht.
Und die Einführung des Euro = Teuro nicht zu vergessen, alles wurde zwei zu eins umgerechnet und dennoch teurer ;)



Saludos!
 
Ich befand mich gerade in Lateinamerika bei einem Praktikum, ich packte gerade meinen Rucksack, weil ich an dem Tag nach Hause fliegen sollte. Das Radio lief und in den Nachrichten sagten sie, ein Flugzeug sei in einen der torres gemelas in New York geflogen. Ich habe gedacht, ich hätte mich verhört und ärgerte mich über mein Spanisch, das doch nicht schlecht in dürfe, dass ich so etwas verstünde. Dann lief von La Mosca das Lied Yo te quiero comer la boca, welches damals aktuell war und das ich sehr mag. Dann wurde das Lied für eine Sondermeldung unterbrochen. Den Rest des Tages verbrachte ich vorm Fernseher.
 
Ich saß auf dem Fußboden im Wohnzimmer, mein kleiner Sohn - damals ein Jahr alt - war in meinen Armen eingeschlafen und ich schaltete das TV an, um Nachrichten zu schauen, den Ton weit runter gedreht, um den Kleinen nicht zu wecken.
Zuerst schnallte ich gar nicht, was ich da sah und kapierte auch nicht, dass die Bilder live waren. Nach etwa 10 Minuten krachte dann das zweite Flugzeug in den Tower...

Ich hatte einfach nur Angst. Eine entsetzliche Angst, wie ich sie bis dahin nicht kannte.
 
Erst als das 2. Flugzeug in den Turm krachte, wurde mir klar, dass es kein Unfall war...

Ich glaube, so ging es vielen, vielleicht sogar den meisten. Man mochte lieber an ein schreckliches Unglueck glauben, als an das, was es dann tatsæchlich war.
Als ich realisierte, dass es sich um Attentæter handelte, gab es wirklich so etwas wie Angst: Wo werden sie noch angreifen? Gar in Deutschland?
Mit der Næhe zum Frankfurter Flughafen und Fliegern im Minutentakt hatte nicht nur ich auch Tage danach ein mulmiges Gefuehl. In Frankfurt sah man viele, die mit Blick nach oben herumliefen.
Die Bilder von den verzweifelten Menschen oberhalb der Einschlagsstelle(n), die sich ja teilweise auch einfach herunterfallen liessen, habe ich heute noch im Kopf, wenn ich an 9/11 denke.

Gruss, muheijo
 
Die Bilder von den verzweifelten Menschen oberhalb der Einschlagsstelle(n), die sich ja teilweise auch einfach herunterfallen liessen, habe ich heute noch im Kopf, wenn ich an 9/11 denke.
Wenige Tage nach 9/11 hatte ich dazu eine Website gefunden, die schlicht eklig war. Es wurden Bilder solcher Leute gezeigt und darunter drei "Wertungsnoten" wie beim Tanzen oder Eiskunstlaufen.
 
ich hab die Einschläge auf nem Beamer im Büro verfolgt, das war ein kleinwenig surreal so auf 2x2 metern.

Der Beamer war noch wegen irgendeinem Fußballevent aufgebaut...

@mehijo&tela
ja da gab es einige Geschmacklosigkeiten. höhepunkt war mmn die eine "Videochoreographie" zu einem Slipknot Lied, bei dem die Einschläge der Menschen "auf dem Beat" lagen, also im Takt der Musik. Das war ziemlich krank.
 
ich hab die Einschläge auf nem Beamer im Büro verfolgt, das war ein kleinwenig surreal so auf 2x2 metern.

Die ganze Szenerie wirkte auf mich surreal bzw. unwirklich. Ein Terroranschlag mit Flugzeugen, die das Herz von Manhattan treffen - nicht einmal Hollywood hätte sich so etwas ausdenken können. In den Hollywood-Filmen wäre allerdings ein von Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Kurt Russell*, Steven Seagal oder ähnlichen Granden des Actionsfilms verkörperter Held aufgetreten und hätte die Situation gerettet.

Die immer im Verlauf des Abends des 11.09.2001 wiederholten Bilder der zusammenstürzenden Twin Towers auf allen TV-Kanälen wirkten so unwirklich, dass ich dachte, einen schlechten Film zu sehen. Zwar waren die Ereignisse in den USA weit weg, doch einige Tage später erfuhr ich aus den Medien, dass einer der Attentäter, Ziad Jarrah ? Wikipedia, "inoffiziell" bei seiner Freundin in einem Studentenwohnheim der Ruhr-Universität Bochum gewohnt hat - die Universität, an der ich auch Jahre zuvor studiert hatte. Da ich in den Jahren nach dem Studium einige Male pro Jahr noch dort war, mußte ich daran denken, dass er mir vielleicht auch in Bibliothek, Mensa, einer der Cafetierien oder sonstwo auf dem Campus hätte über den Weg gelaufen sein können. Schon seltsam...


*wobei es 1996 einen Film gab, in dem Terroristen eine entführte Maschine mit einer Bombe mit Nervengas nach Washington fliegen. Der von Kurt Russell gespielte Held kann dies allerdings verhindern: Einsame Entscheidung ? Wikipedia
 
Es gab allerdings ein paar Jahre vor 9/11 einen Film "Ausnahmezustand" (mit Bruce Willis als diktatorischem Offizier, der ohne Rücksicht auf Grundrechte durchgreift!), in dem auch Islamisten Anschläge in New York verüben, wenn auch keine so spektakulären. Aber ansonsten nahm der Film durchaus einiges vorweg: Infolge der Anschläge wurden zunehmend die Bürgerrechte ausgehebelt, und es stellte sich, glaube ich, auch heraus, dass die Attentäter aus ursprünglich von der CIA selbst geförderten Kreisen stammten.
 
*wobei es 1996 einen Film gab, in dem Terroristen eine entführte Maschine mit einer Bombe mit Nervengas nach Washington fliegen. Der von Kurt Russell gespielte Held kann dies allerdings verhindern: Einsame Entscheidung ? Wikipedia

Das schöne an diesem Film ist, dass der Held (Russell) von einem Zivilisten verkörpert wird während der ultraharte Navy Seal-Kommander (Segal) ziehmlich früh drauf geht. In einem post-9/11-Film hätte man das sicher umgekehrt dargestellt.
 
Ich glaube zwar nicht (mehr) an Verschwörungstheorien, doch verstehe ich bis heute nicht, warum keine Abfangjäger zu den entführten Maschinen geschickt wurden...
 
Ich glaube zwar nicht (mehr) an Verschwörungstheorien, doch verstehe ich bis heute nicht, warum keine Abfangjäger zu den entführten Maschinen geschickt wurden...

Bis dahin gab es keine Selbstmordanschläge mit entführten Maschinen - gängige Praxis war es bis dahin, mit den Entführern zu verhandeln oder ggf. am Boden diese zu überwältigen. Ein Abfangjäger hätte schlimmstenfalls die Maschine mit den unschuldigen Passagieren abschießen müssen.
Nach Ablauf der Terroranschläge am 11. September 2001 ? Wikipedia sind Abfangjäger gestartet. Es gab unmittelbar nach den Anschlägen auch Pressemeldungen, dass eine der Maschinen von den Abfangjägern abgeschossen worden sei. Spätere Untersuchungen zeigten jedoch, dass die Entführer selbst die Maschine abstürzen ließen, nachdem die Passagiere, die mittlerweile von den Anschlägen in New York erfahren hatten, versuchten, die Maschine zu übernehmen.
 
Auch wenn es sich schlimm anhört: Besser die Maschinen mit ein paar hundert Menschen zur Landung zwingen oder notfalls abschießen - als tausende von Toten in Kauf nehmen...
 
Das ist eine ex-post-Betrachtung. Wie Carolus schon ausgeführt hat: Vor 9/11 war es bei Flugzeugentführungen üblich, dass die Entführer mit dem gekaperten Flugzeug irgendwo landen und mit der Ermordung der Passagiere drohen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Dann wurde verhandelt und eventuell gestürmt.

Aber auch nach 9/11 war und ist heftig umstritten, ob man entführte Flugzeuge, bei denen Grund zur Annahme besteht, dass sie für einen Anschlag verwendet werden sollen, abschießen darf/soll. In Österreich wurde 2008 anlässlich der Fußball-EM heftig darüber diskutiert und gestritten. Die typisch österreichische Politikerlösung sah dann so aus, dass der Verteidigungsminister erklärte, der Pilot des Abfangjägers müsse selbst über einen Abschuss entscheiden. Im Klartext: Wenn sich hinterher die Entscheidung als falsch herausstellt (oder auch wenn sie sich als richtig herausstellt, aber durch den Abschuss viele Unschuldige gestorben sind und die Gerichte keinen entschuldigenden Notstand sehen), wandert der Pilot ins Gefängnis, und der Minister ist fein heraus.

Ganz sicher sein, dass eine entführte Maschine als Waffe verwendet werden sollte, kann man leider ohnehin immer erst nach dem Anschlag. Wenn sie abgeschossen wird, wird hinterher die tatsächliche Notwendigkeit immer politisch und juristisch umstritten sein.
 
Immer diese neuralgischen Fragen, nach dem , was habt ihr getan als .... oder:
I Know What You Did Last Summer :cool:

Warum ist dieses Ereignis immer wieder so Zentral? Es war ein Terrorangriff, der über eine normale Flugzeugentführung hinaus ging, aber mehr nicht.

Für Europa hatte die Finanzkrise, die auch von USA ausging wesentlich schlimmere Folgen für Europa, als die Story um die Türme ... zumal dieser "Angriff" auch noch in die Amtszeit von Blitzkrieg Bush Junior gefallen ist ...
(Gerade wir Deutschen sollten wissen, wie schnell ein gewichtiger Grund inszeniert oder vorgeschoben wird, um einen Weltenbrand zu entfachen.)

Warum fragt hier keiner, was er am Abend des Mauerfalls getan hat! Ich denke, daß ist ein viel wichtiger historischer Punkt ...
 
Für Europa hatte die Finanzkrise, die auch von USA ausging wesentlich schlimmere Folgen für Europa
Allerdings war die Finanzkrise (die ja eigentlich immer noch nicht richtig überwunden ist) kein so punktuelles Ereignis wie 9/11. Somit kann man nicht gut fragen: Was hast Du während der Finanzkrise getan?

Die Frage scheint ohnehin von der in den USA beliebten Frage "Was hast Du bei Kennedys Ermordung getan?" - auch ein punktuelles Ereignis - inspiriert zu sein.

Warum ist dieses Ereignis immer wieder so Zentral? Es war ein Terrorangriff, der über eine normale Flugzeugentführung hinaus ging, aber mehr nicht.
Allerdings kann man die Finanzkrise in Europa nur teilweise den USA anlasten, sie lieferten nur den Anstoß, aber das meiste, was zu ihrer Verschärfung in Europa beitrug, war hausgemacht.
Bei 9/11 ist das anders: Viele der gravierenden Folgen (Einschränkungen der Menschenrechte in den USA und Europa, wirtschaftliche Probleme [z. B. Tourismus, Rohstoffpreise], Intervention in Afghanistan, massive Auswirkungen auf Flugreisen) waren direkt auf 9/11 zurückzuführen. Insbesondere die Beschneidungen der Bürgerrechte in vielen Staaten hätten ohne den Schock über 9/11 innenpolitisch nicht so rasch und problemlos durchgewunken werden können.

Warum fragt hier keiner, was er am Abend des Mauerfalls getan hat! Ich denke, daß ist ein viel wichtiger historischer Punkt ...
Keine Ahnung, damals war ich erst 11 und hatte noch kein Radio. Ich bekam die Ereignisse also leider nur am Rande mit.
 
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