Handschrift, Nachlassinventar aus dem 17. Jht. HILFE

desert_rose89

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Hallo meine Lieben.

Also ich bin noch ganz neu hier und auch mit einer speziellen Anfrage. Ich schreibe gerade Diplomarbeit zu einem Mann, der 1673 gestorben ist. Hinterlassen hat er ein Testament und ein Nachlassinventar. Das Testament ist weitestgehend übersetzt und entziffert, ABER ich habe heute das Inventar bekommen und komme mit der Schrift kaum zurecht. -.- Die Überschriften kann ich entziffern, aber beim Fließtext geht garnichts mehr. Außerdem sind eine Menge Kürzel enthalten, was Geld angeht usw.

Der Betreffende war Geistliche aus der Nähe von Wien.

Wäre super, wenn jemand sich mal den Text ansehen könnte. Die Qualität der Bilder ist direkt aus dem Archiv und somit super. Vielleicht kann jemand ein paar Zeilen entziffern. Schon damit wäre mir UNENDLICH geholfen, denn dann kann ich Buchstabe für Buchstabe durchgehen und beim restlichen Text rückschließen. Insgesamt sind es nämlich 22 Seiten und bei dem Tempo wie es gerade geht, kann ich die Arbeit zum Sommersemester 2025 beenden. :S:motz:
Also falls jemand sich wirklich damit auskennt und mit der Schrift zurechtkommt...bitte Tipps und Hilfe sind jederzeit willkommen.

Danke schonmal für hoffentlich baldige Antworten und die Mühe.

lg
 

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Hier die Fortsetzung, falls jemand sich nicht sattlesen kann und das liest wie die Druckschrift der Lehrerin an der Tafel. :rofl:
 

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Außerdem sind eine Menge Kürzel enthalten, was Geld angeht usw.

Die Kürzel lassen sich in fl (= Gulden) und xr (= Kreuzer) auflösen.

Den Absatz mit dem Bargeld lese ich:

"Baar Geldt
Erstlichen in goldt 21. ducaten. 63 fl
In großer silberner münz
6: R[ei]chsthaller 9 fl
In neuen groschen 30 fl
In alten groschen 2 fl 15 xr
In Khreuzern 8 fl 36 xr"
 
Inventarium
Über ______* Herrn Christopheri ________ | Jüngers gewesten Beneficiaten des | Stiffts B[aetae] M[ariae] Virginis allhier S______

Darunter kommt dann das, was Sepiola schon transkribiert hat.


*Weylanden?
 
Darunter:
Ausständige actiu Schulden (Aktivschulden)
Erstlich verfallenes Interesse von | seinem beÿ der Stadt Eisenstatt mit | 1000 in capital anli[e]genden Stiffts=|gelt ... 600 fl (=Gulden)
Item (interessanterweise in deutscher und nicht in lateinischer Kurrent) verfallenes Interesse, von | einem beÿ H[errn] Franz Bernhardt allhier, mit 500 fl anli[e]genden Stifftscapital per ... 100 fl
Mehr verfallenes Interesse von 200 fl Stifftscapital beÿ der Gmain* zu Einstenberg* anliegend ... 10 fl.

Status 822 fl 54 xr
[Ende der ersten Seite]

*Lesung unsicher, bei Einstenberg ist der erste Buchstabe eigentlich kein <E>
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Linßberg komm ich auf Linsberg, bei Google Maps heute ein Spa bei Bad Erlach südlich von Wien Neustadt, wenn ich aber Bad Erlach bei Wikipedia eingebe, finde ich ein Schloss Linsberg. Wäre also von der Geographie her durchaus eine sinnvolle Auflösung.
 
[Seite 2]
Item (wieder in dt. Kurrent!) beÿ Johann Öellberger ... 20 fl

Gold und Silbergeschier (sic!)
Erstlichen ein Einsez(?), mit zweÿ silberen | Schisserl :rofl:, zweÿ silberen Tällern, eines | silber vergolden ______, einem | silber vergolden Salzstößel, einem | silber vergolden Aÿrs[c]hällel (? Eierschälchen? > Eierbecher?), zweÿn | silberen löfel, deren einen gar clein, | Einen vergolden Zahnstörer (Zahnstocher?), einem | Messer mit einem silber vergolden | Stihl,
 
silber vergolden ______,
"trinckhschall"

silber vergolden Salzstößel
oder eher "Salzfäßl"

Einen vergolden Zahnstörer (Zahnstocher?)
"Zehnstörer" (= "Zähnstörer", gemeint ist sicher der Zahnstocher)


"... und dan einer silber vergolden
gabbel, so alles zusamben wägt 90:
loth, das loth geschezt per 1 fl bringt
zusamben - - - 90 fl
Item zwey silberne khändel die eine
Innen: die andere aber auch außwen=
dig vergoldt, seindt vermög testaments
verschafft.
Ein silbernes in und außwendig vergoldes
Pluzerfläschel, ist verschafft.
Zwey silberne Suppenschallen mit deckheln,
beede inwendig vergoldt, seindt gleichfahls
verschafft.
Ein silber vergolde Zuckherpixen 18 loth
schwähr, das loth per 1 fl - - 18 fl
Latus 128 fl"

"Latus" (nicht "Status") = Zwischensumme
 
Vielen Dank

:winke:

Vielen Dank schonmal an Sepiola und Don Quijote. Der Kampf gegen MEINE Windmühlen ist gerade etwas einfacher geworden. :yes::yes:

Falls ich nicht zurechtkomme, wäre ich dankbar, wenn ich nochmal Rat einholen könnte. :friends:

Seid ihr im Lesen der Handschriften studiert/ spezialisiert? Ist ja Wahnsinn...:red:
 
:winke:

Vielen Dank schonmal an Sepiola und Don Quijote. Der Kampf gegen MEINE Windmühlen ist gerade etwas einfacher geworden. :yes::yes:

Das ist doch schön.

Seid ihr im Lesen der Handschriften studiert/ spezialisiert? Ist ja Wahnsinn...:red:
Ein wenig Übung, und man kann es einigermaßen.
Ich hatte allerdings gehofft, dass noch drei, vier andere Leute in die Transkription mit einsteigen...

[Seite 3]
Ein silberes Weichbheserl (was ich hier lese, ergibt leider keinen Sinn - oder soll es sich um einen Rasierpinsel ("beserl") handeln?) 18 1/2 loth | haltend pro... 18 fl 30 xr
Ein silber vergoldes Salzfäßl, ist | verschafft*
Sechs silberne löfel, sind verschafft
Ein silberes Crucifixl, sambt einer | Uhr** verschafft
Ein silber vergold[e?] Gürtl, ist verschafft.
Ein guldenes Khettl 29: Ducaten schwär | sambt einem dazue gehörigen guldenen | Creuz verschafft.
Ein gar kleines zartes guldenes Khettl mit einem kleinen geschmelzten(?) guldenen | Creuzl, sambt einer anhangenden kleinen Berl***, ist mit geschätzt.
Ein guldenes Pottschie_________ ____ 3 fl
Ein kleines Silbernes Täferl mit 8: Anna Bildnis, ist zur Khirche vermaint(?).

Uhrn(?)
Ein _________________________________Bruedern | geben __________________________
Zweÿ _engschen, ist eine verschafft, | die andere mit dem ________ bleibt | beÿm Stift.
Zweÿ _als_hrl ____ ... 40 fl

Latus 61 fl 30 xr
[Ende Seite 3]


*bei diesem von mir als *verschafft aufgelösten bin ich mir absolut unsicher, ggf. kann man das auch als *verschasst lesen? Möglicherweise eine niederösterreichisch-dialektale Form?
Ich kann mir da im Augenblick keinen rechten Reim drauf machen.
**Die Uhr ist recht schwierig zu lesen, aber ich denke, dass sie richtig gelesen ist. Der Unterstrich des <E> vom Ein in der Zeile darüber und das <U> kreuzen sich, das <r> ist verschmiert.
***Ich lese hier eindeutig ein <B>. Möglicherweise ist das eine Hyperkorrektur, da im bairischen gerne mal das hochdeutsche /b/ zu /p/ verhärtet wird, mag der Schreiber hier vermeintlich dialektale <P> zu <B> "korrigiert" haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
*Lesung unsicher, bei Einstenberg ist der erste Buchstabe eigentlich kein <E>

Kann wohl nicht sein, vgl. "Eisenstatt".

Ich würde eher "Linßberg" lesen. Bin mir aber auch nicht sicher.

Mit Linßberg komm ich auf Linsberg, bei Google Maps heute ein Spa bei Bad Erlach südlich von Wien Neustadt, wenn ich aber Bad Erlach bei Wikipedia eingebe, finde ich ein Schloss Linsberg. Wäre also von der Geographie her durchaus eine sinnvolle Auflösung.

So schön Linsberg auch wäre, da es ein so lautendes Toponym in der Region gab, bin ich doch zu der Überzeugung gelangt, dass es ein <C> ist. Man müsste also nach Zinsberg oder (unwahrscheinlicher) Kinsberg suchen.
Mit Google Maps finde ich einen Zinsberg in Tirol, dass der damit gemeint ist, ist aber wohl auszuschließen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann ich gern machen, El Quijote.

Sieht doch sehr schön und ordentlich geschrieben aus, da war manch ein kaiserlicher Notarius schlimmer.

S.4:

"Khlaider
Ein Schwarztiechener Mantl pu = 12 fl
Ein sameter Stuzen pu 2 fl
Ein rothes Cämisoll mit silber vergolden
khnöpfer, ist verschafft. [wohl unbrauchbar und deswegen nichtmehr zu bewerten]
Ein altes paar Hossen von schwarzem
Tuech pu: 2 fl
Ein Belz von schwarzem Zeug mit neuen
Puxfutter geschezt pu: 15 fl
Ein Schlaffbelz pu: 8 fl
Ein alter Rai0mantl pu: 1 fl
Ein alter Rockh von tuech pu: 3 fl
Item mehr ein dergleichen 2 fl
Ein Rockh von Zeug schon abtragen 3 fl 30 D
Ein alter Mantl von Zeug 6 fl

Leinwand
Underschiedliches leinwandt, von ..."

Weiter gehts morgen, wenn ihr wollt. :D
 
Kann ich gern machen, El Quijote.

Du warst einer von den drei, vier Leuten, an die ich dachte. :winke:

Was du als "pu" auflöst bereitet mir noch Rätsel. Der Strich über der Abkürzung ist ziemlich eindeutig derselbe Strich, den der Schreiber verwendet, um ein <u> zu kennzeichnen. Das <p> allerdings ist ständig durchgestrichen, was nach alter Konvention als per gelesen werden muss. Diese Konvention hat sich schon mit der karolingischen Schriftreform entwickelt und zieht sich durch Mittelalter und Neuzeit. Ein Strich über dem <p> wiederum würde auf pro deuten. Hier würde pro Sinn ergeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte auch an ein pro gedacht. Der Strich hat mich ebenfalls verwirrt. Manchmal tauchen diese ps auch stellvertretend in Form von p.p. auf. Einmal war ich ganz verwirrt, als aber auch mit einem ähnlich Buchstaben "Rp" geschrieben wurde, was eher auf ein "Rs" hindeuten könnte, da ich das R in dem Fall als "Rath" auflösen konnte. Manchmal findet sich aber auch bei Wörtern wie "Weeg" über dem zweiten "e" ein solcher Strich. Verwirrung genug gestiftet?
:D
 
Was du als "pu" auflöst bereitet mir noch Rätsel. Der Strich über der Abkürzung ist ziemlich eindeutig derselbe Strich, den der Schreiber verwendet, um ein <u> zu kennzeichnen. Das <p> allerdings ist ständig durchgestrichen, was nach alter Konvention als per gelesen werden muss. Diese Konvention hat sich schon mit der karolingischen Schriftreform entwickelt und zieht sich durch Mittelalter und Neuzeit. Ein Strich über dem <p> wiederum würde auf pro deuten. Hier würde pro Sinn ergeben.

Ich würde das "pu" vor der jeweiligen Geldsumme zu "zu" auflösen. Würde zumindest inhaltl. Sinn ergeben.

Den Namen auf der ersten Seite lese ich übrigens als Christopherus Huntzinger.
_______________________________

Und hier mein lückenhafter und im Detail sicher verbesserungswürdiger Vorschlag zur nächsten Seite:

Böttgewandt. [oder Bättgewandt?]

Ein Som¯erdeckh auf ein Bätt zu --------
Zweien(?) grüner Vorhäng zu -------
Ein altes Bätt mit zugehörigen
Bölstern [oder: Polstern] zu -------
Ein alte Madratzen sampt
der Däckh -------
Ein neuer rother liderner(?) (lederner?)
Bolster [oder: Polster] zu -------
Ein … (Stückhl oder tunckl=dunkel) blaues Bättzeug zu -----
Mehr(?) ein letztes(?) Bätt, der Köchin
zu ihrer Abfertigung geben wordn


Haußrath allerhandt.

Zwey Bättstätten, die eine bleibt beym
Stifft, die andere geschäzt zu -------
Ein … Hand(?)khasten [oder: Kleider- und Hemdkasten]
Ein große alte Truhen --------
Ein … (Pultgerätt?) zu --------
Ein Sessel mit rothem Leder über-
zogen, zusamben …
Item noch ein … (neurer?) Sessel mit rothem
Leder überzogen, bleibt beym Stifft.
Sechs Stiele(?) [=Stühle?] bleiben beym Stifft.
Drey … (Disch?), davon bleiben 2: beym
Stifft, der dritte geschäzt zu -------
 
Das ist aber so etwas von eindeutig kein <z>, und das <u> eigentlich auch kein solches, dass sich die Auflösung zu "zu" eigentlich verbietet.

Ja, das stimmt. Der erst Buchstabe ist ziemlich eindeutig ein "p" wie bei Brissotins "altes paar Hossen".
Dann lese auch ich "pu" oder evtl. auch "pv" (denn so ich es richtig gelesen habe, wird auf S. 5 in der vorletzten Zeile das Wort "davon" mit "u" geschrieben, also "dauon". Gibt es zufällig eine damals gängige Abkürzung "pv"? Wahrscheinlich ebenso wenig?)
 
Es handelt sich ja eigentlich um ein <ᵱ>. Ich schreib's mal größer:
<ᵱ> - also die Abk. für per, par oder por. Der Strich für's <u> welches keines ist, könnte auch für ein auslautendes -ur stehen, was allerdings wiederum für mich im Augenblick keinen Sinn ergibt.

 
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