Die Bundeslade, Steckbrief und Verbleib

Riothamus

Aktives Mitglied
Spätestens durch den ersten Indiana-Jones-Film ist die Bundeslade und mit ihr das Rätsel um ihren Verbleib im Bewusstsein weiter Schichten verankert.

Im Katholischen Religionsunterricht wird gesagt - jedenfalls war das bei uns so -, dass über den Verbleib der Bundeslade nichts in der Bibel zu finden sei. Dies findet sich auch mitunter in den Werken von Wissenschaftlern, die sich mit der Bibel beschäftigen. Allerdings ist diese Information falsch. Aus der Bibel lassen sich mehrere Versionen des Verbleibs benennen, bzw. rekonstruieren. Diese werde ich in einem Folgepost noch darstellen, da ich in einem anderen Thread darum gebeten wurde.

Wer in historischer Fachliteratur stöbert, stößt schnell auf die Behauptung, dass die Bundeslade schon vor dem Untergang Judas aufgrund der Entwicklung des jüdischen Glaubens überflüssig wurde und dementsprechend aus dem Tempel entfernt wurde. Auch dies werde ich aufgrund oben genannter Bitte noch etwas genauer ausführen.

Dann gibt es mehrere andere Versionen, was aus der Bundeslade wurde, und wann sie verschwand. Schließlich werden 2 oder 3 heute existierende Gegenstände mit der Bundeslade identifiziert. Die Existenz der Bundeslade wird aber auch bezweifelt.

Auch über ihr Aussehen und ihre Aufbewahrung gibt es widersprüchliche Theorien, da die biblischen Angaben für sich genommen keine Rekonstruktion erlauben.

Ich habe bereits mehrfach einen Anlauf genommen, einen Thread zur Bundeslade zu eröffnen. Da dies Thema im Hinblick auf die Situation im Heiligen Land heikel ist, bin ich bisher davor zurückgeschreckt. Daher sei hier betont, dass sowohl die aus der babylonischen Gefangenschaft Zurückkehrenden, als auch Herodes, als auch die Römer auf dem Tempelberg aufgeräumt haben. In den letzten Jahren wurde dort zudem antiker Schutt von Seiten der Islamischen Verwaltung der Religiösen Stätten auf dem Tempelberg abgefahren. Letzteres geschah nicht, wie oft behauptet, um Zeugnisse der Vergangenheit zu vernichten, sondern aufgrund von Baumaßnahmen.

Ich selbst habe mir zwar eine Meinung über das wahrscheinliche Schicksal der Bundeslade gebildet, bin aber gespannt, ob die Diskussionen meine Meinung ändern. Warum ein solcher Thread im Geschichtsforum? Bei diesem Thema vermengen sich Historie und Mythos. Es gibt abstruse Theorien, wie die, dass die Bundeslade ein außerirdisches Gerät zur Kommunikation war (Erich von Däniken, Erinnerungen an die Zukunft). Es gibt aber auch Theorien die weniger leicht zu durchschauen sind, sowie wissenschaftliche Schriften zum Thema. Dann hat die 'Wohnstatt Gottes' den Menschen zu verschiedenen Zeiten Unterschiedliches bedeutet. Es gibt also eine Menge zu diskutieren.

Da ich erst noch einiges nachschlagen muss, um ohne Wikipedia auszukommen, werden einige Posts meinerseits ein paar Tage benötigen. ;) Das soll aber kein Hinderungsgrund für andere sein, schon etwas dazu zu schreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
In einem anderen Thread bin ich nach der Äthiopischen Bundeslade, die in Aksum aufbewahrt werden soll, gefragt worden. Dies beantworte ich schon mal aus dem Kopf, obwohl ich einiges sicher nachtragen werden muss.

Laut Sage sollen Salomo und die Königin von Saba einen Sohn gehabt haben, der später die Bundeslade nach Äthiopien entführte.

Dazu gibt es die Theorie, dass die Bundeslade von Jeremia, der mit Tempelgeräten in die Wüste geflohen war, nach Ägypten gebracht wurde. Auf der Insel Elephantine hat es einen jüdischen Tempel gegeben. Es wird angenommen, dass die Bundeslade bis zur Zerstörung dieses Tempels 410 v.Chr. dort war. Dann sollen die Juden die Lade weiter nach Süden bis nach Äthiopien gebracht haben. Dabei wird ignoriert, dass der Tempel wohl wieder aufgebaut wurde.

Im Mittelalter war die Legende um den Sohn von Salomo und der Königen bekannt. Sie findet sich z.B. an der Kathedrale von Chartres. Die Templer sollen Expeditionen in Richtung Äthiopien unternommen haben, um die Bundeslade zu finden. Wer einen rationaleren Grund bevorzugt, wird eher an eine Kontaktaufnahme zu den Äthiopischen Christen denken.

Die angebliche Bundeslade in Aksum wurde im 19. Jahrhundert von einem Armenier beschrieben, der sie ins 14. Jh. datierte und Kreuze beschrieb. Allerdings passen die Ausmaße nicht zu den biblischen Angaben. Daher wurde auch schon vermutet, dass in der erhaltenen Truhe nur die Überreste der echten Bundeslade aufbewahrt sind...

Ach, ja, wenigstens hier :D : Dies sagt Wikipedia.
 
Die Bundeslade in Äthiopien soll von mehreren ausländischen Reisenden gesehen worden sein. Allerdings wird sie von ihnen allen ganz unterschiedlich beschrieben, so dass man wohl davon ausgehen muss, dass die Reisenden was anderes gesehen haben. Vielleicht Kopien der Bundeslade, so wie sie in jeder äthiopisch-orthodoxen Kirche aufbewahrt werden. Letztlich geht es bei dem, was sie in Äthiopien darüber erzählen, aber sowieso nur um die Schrifttafel(n) und nicht um die Kiste.
Die christlichen Äthiopier jedenfalls "wissen" ganz genau, dass sich die Bundeslade in Axum befindet und dass die Legende mit der Königin von Saba und König Salomon der Wahrheit entspricht. Viele empfehlen auch immer wieder dieses monströs-absurde Buch von Graham Hancock "The Sign and the Seal", in dem der Autor nachzuweisen glaubt, dass die Legende mit der Bundeslade tatsächlich stimmt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bundeslade

Hallo

Die Bundeslade in Äthiopien soll von mehreren ausländischen Reisenden gesehen worden sein. Allerdings wird sie von ihnen allen ganz unterschiedlich beschrieben, so dass man wohl davon ausgehen muss, dass die Reisenden was anderes gesehen haben.

Das kann schon deshalb nicht stimmen, da nur sehr sehr wenige äthopische Christen diese Truhe, genauer den Raum in dem die Truhe aufbewahrt wird, betreten dürfen, ein nicht Äthiopier darf diesen Raum absolut nicht betreten und es wird ihm auch nicht gestattet,, wie kann da ein Ausländer die Truhe gesehen haben, völlig unmöglich.

mfg
schwedenmann
 
Hallo



Das kann schon deshalb nicht stimmen, da nur sehr sehr wenige äthopische Christen diese Truhe, genauer den Raum in dem die Truhe aufbewahrt wird, betreten dürfen, ein nicht Äthiopier darf diesen Raum absolut nicht betreten und es wird ihm auch nicht gestattet,, wie kann da ein Ausländer die Truhe gesehen haben, völlig unmöglich.

mfg
schwedenmann
Ja, ich weiß, dass die eigentlich keiner sehen darf. Es gibt aber trotzdem Berichte und die Vermutung ist wohl, dass diese Reisenden irgendwelche ausrangierten Kopien gesehen haben müssen.
 
Bundeslade

Hallo


@Riathomus
da die biblischen Angaben für sich genommen keine Rekonstruktion erlauben.


wenn sich aber hier die Ergbenisse mal durchliest, gelingt ein Rekonstruktion sehr gut
Suchergebnisse für: Lade

Kistenförmig Maße in Ellen werden angegeben, Akazien- oder Zedernholz, incl. Tragestangen + Engel(Cherubim) auf der Truhenoberseite.



mfg
schwedenmann
 
Das sehe ich auch so. Exodus 25 enthält eine detaillierte Bauanleitung, in der nicht nur die Maße angegeben werden, sondern sogar noch, wie die Cherubim angebracht werden sollen und wie sie ihre Flügel halten müssen. Was will man mehr?
 
Die Bibelstellen kommen noch, die Bibel liegt seit über einer Woche bereit, aber ich hab' dummerweise keine Zeit. Vielleicht klappt es morgen. Sonst liefere ich sie einzeln.

Bezüglich der Rekonstruktion bezog ich mich vorwiegend auf die Frage der Maßeinheit. Aber auch einige Einzelheiten sind etwas unklar, z.B. die Anbringung der Ringe.

Und bezüglich der äthiopischen Bundeslade muss man bedenken, dass die zivilisierten Reisenden der Vergangenheit und auch der Gegenwart nicht immer vor Verboten zurückschrecken, wenn es um die Forschung geht. (Edit:) Vorsichtig ausgedrückt. Bezüglich der Bundeslade reden wir von Einbruch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bezüglich der Rekonstruktion bezog ich mich vorwiegend auf die Frage der Maßeinheit. Aber auch einige Einzelheiten sind etwas unklar, z.B. die Anbringung der Ringe.
Na gut, es kommt natürlich immer darauf an, wie penibel man sein will. Ich verstand den Satz "Auch über ihr Aussehen und ihre Aufbewahrung gibt es widersprüchliche Theorien, da die biblischen Angaben für sich genommen keine Rekonstruktion erlauben." so, dass man im Grunde gar nicht weiß, wie sie ausgesehen haben soll. Prinzipiell erlaubt die biblische Beschreibung schon eine recht gute Vorstellung, auch wenn es nicht möglich ist, eine 100%ig exakte Kopie anzufertigen. Aber wann kann man das schon?

Und bezüglich der äthiopischen Bundeslade muss man bedenken, dass die zivilisierten Reisenden der Vergangenheit und auch der Gegenwart nicht immer vor Verboten zurückschrecken, wenn es um die Forschung geht.
Da Äthiopien aber nur kurze Zeit Kolonie war, werden sie sich vermutlich nicht so viel erlauben können haben wie anderswo.
 
Ich hatte mich mal an einem kleinen Modell versucht. Vielleicht bin ich dadurch so penibel geworden. ;) Aber ja, die Formulierung war etwas ungeschickt. Ich wollte ausdrücken, dass man nicht einfach die Angaben der Bibel nehmen kann, um die Truhe nachzubauen. Man muss fragen klären, wie z.B.: Wie sieht ein Cherubim aus? (Die Abbildungen, die im Netz zu finden sind, kriegen das zumeist schon nicht richtig hin.) Welche Maßeinheit liegt zugrunde? Wie wurde so ein Ding grundsätzlich aufgebaut? (Ringe, Rahmen, ...) Eine genauere Beschreibung ist natürlich aus dem Altertum nicht zu erwarten.
 
Endlich komme ich wenigstens dazu die ersten Bibelstellen um den Verbleib der Bundeslade aufzuführen. (Zitate erfolgen nach der Einheitsübersetzung.) Nicht alles hat auf den ersten Blick mit der Bundeslade zu tun, aber den Zusammenhang werde ich noch erklären. Die Stellen sind nach ihrer mutmaßlichen Entstehungszeit geordnet.

Jeremia 3, 16: "In jenen Tagen, wenn ihr euch vermehrt und fruchtbar seid - Spruch des Herrn - wird man nicht mehr rufen: Die Bundeslade des Herrn! Sie wird niemand in den Sinn kommen; man denkt nicht mehr an sie, vermißt sie nicht und stellt auch keine neue her."

Klagelieder 2, 1: "[...] Nicht dachte er an den Schemel seiner Füße/ am Tag seines Zornes."

Klagelieder 2, 6: "Er zertrat wie einen Garten seine Wohnstatt, zerstörte seinen Festort."

Jeremia, 43, 8-10: "In Tachpanhes erging das Wort des Herrn an Jeremia: Nimm vor den Augen judäischer Männer große Steine in die Hand, und mauere sie mit Mörtel in das Ziegelpflaster am Eingang zum Haus des Pharao in Tachpanhes! Dann sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht ich werde meinen Knecht Nebukadnezzar, den König von Babel herbeiholen; er wird seinen Thron über diesen Steinen, die ich hier eingemauert habe, aufstellen und sein Prunkzelt darüber ausspannen."

2 Makkabäer, 1, 19-22: "Denn als unsere Väter nach Persien in die Verbannung geführt wurden, nahmen die Priester, die fromm geblieben waren, etwas von dem Feuer des Altars mit und verbargen es heimlich im Schacht eines leeren Brunnens. Sie versteckten es so, daß die Stelle allen unbekannt blieb." Als Nehemia danach suchen läßt findet er "nur eine dicke Flüssigkeit", "zähflüssiges Wasser".

2 Makkabäer, 2, 4-8: "In dem Buch stand weiter zu lesen, daß der Prophet [Jeremia] einen Gottesspruch empfangen habe und daraufhin das Zelt und die Lade hinter sich hertragen ließ. Er sei hinausgegangen zu dem Berg, auf den Mose gestiegen war, um das von Gott verheißene Erbteil zu sehen. Dort fand Jeremia eine Höhle wie ein Haus. Er trug das Zelt, die Lade und den Rauchopferaltar hinein; dann verschloß er den Eingang. Einige von seinen Begleitern gingen hin, um sich den Weg zu markieren; aber sie konnten ihn nicht finden. Als Jeremia davon hörte, schalt er sie und sagte: Die Stelle soll unbekannt bleiben, bis Gott sein Volk wieder sammelt und ihm gnädig ist."

Eine Stelle muss ich noch nachreichen.

EDIT: Die Stelle ist mir doch zu lang, um sie hier aufzuführen. Es handelt sich um Ezechiels Vision vom Auszug des Herrn aus dem Tempel: Ezechiel 8-11.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jeremia, 43, 8-10: "In Tachpanhes erging das Wort des Herrn an Jeremia: Nimm vor den Augen judäischer Männer große Steine in die Hand, und mauere sie mit Mörtel in das Ziegelpflaster am Eingang zum Haus des Pharao in Tachpanhes! Dann sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht ich werde meinen Knecht Nebukadnezzar, den König von Babel herbeiholen; er wird seinen Thron über diesen Steinen, die ich hier eingemauert habe, aufstellen und sein Prunkzelt darüber ausspannen."
Hier sehe ich keinen Zusammenhang zur Bundeslade.

2 Makkabäer, 1, 19-22: "Denn als unsere Väter nach Persien in die Verbannung geführt wurden, nahmen die Priester, die fromm geblieben waren, etwas von dem Feuer des Altars mit und verbargen es heimlich im Schacht eines leeren Brunnens. Sie versteckten es so, daß die Stelle allen unbekannt blieb." Als Nehemia danach suchen läßt findet er "nur eine dicke Flüssigkeit", "zähflüssiges Wasser".

2 Makkabäer, 2, 4-8: "In dem Buch stand weiter zu lesen, daß der Prophet [Jeremia] einen Gottesspruch empfangen habe und daraufhin das Zelt und die Lade hinter sich hertragen ließ. Er sei hinausgegangen zu dem Berg, auf den Mose gestiegen war, um das von Gott verheißene Erbteil zu sehen. Dort fand Jeremia eine Höhle wie ein Haus. Er trug das Zelt, die Lade und den Rauchopferaltar hinein; dann verschloß er den Eingang. Einige von seinen Begleitern gingen hin, um sich den Weg zu markieren; aber sie konnten ihn nicht finden. Als Jeremia davon hörte, schalt er sie und sagte: Die Stelle soll unbekannt bleiben, bis Gott sein Volk wieder sammelt und ihm gnädig ist."
Die Stelle in 2 Makkabäer ist die einzige mir bekannte Stelle, wo etwas über den Verbleib der Bundeslade gesagt wird - allerdings mit der Pointe, dass schon die Begleiter Jeremias das Versteck nicht mehr finden konnten.

Die anderen Stellen enthalten keine Informationen über den Verbleib.

Nimmt man alle angeführten Stellen zusammen, lautet das Fazit:
Das Ding ist weg.
 
Ich würde sagen, das Fazit lautet, die Bundeslade ist wahrscheinlich zerstört.

Die Klagelieder stammen aus der Zeit des Exils, vielleicht sogar noch von einem Zeitgenossen der Zerstörung des Tempels. Als Wohnstatt Gottes wird im alten Testament häufig die Stiftshütte bezeichnet. Der Schemel dürfte für die Bundeslade stehen. Gott soll in einer Wolke darüber sichtbar gewesen sein, wie z.B. aus der Ezechiel-Vision hervorgeht - einer der Gründe, sie anzuführen. Nach den Klageliedern, ob nun Zeitgenössisch oder eine Generation später geschrieben, sind also Bundeslade und Stiftshütte zerstört.

Jeremia 3, 16 wird als authentisch oder von Baruch, dem Schreiber Jeremias und einer der wenigen biblischen Personen, von denen es materielle Belege gibt, ergänzt angenommen. Daher habe ich sie vor den Zitaten aus den Klageliedern eingebaut. Die Stelle wird z.B. herangezogen, um darzulegen, dass Jeremia, ein Levit, der Lade ablehnend gegenüber stand. (Bekanntlich kann man verschiedene Schichten der Thora unterscheiden. P erwähnt die Bundeslade, J und E vermeiden dies, stehen ihr, bzw. der Aufteilung des Stammes Levi in Leviten und Priester ablehnend gegenüber.) Natürlich kann man die Stelle auch einfach als nachträglich eingebaut betrachten, womit ein weiteres Zeugnis für die Zerstörung der Bundeslade vorliegt: Sonst ergäbe der Hinweis auf einen möglichen Neubau keinen Sinn.

Das zweite Makkabäer-Buch wurde nach 160 v.Chr. geschrieben. Es stellt bezüglich der Bundeslade einen Mythos dar. Dieser hat sich aus der Überlieferten Nachricht, dass Jeremia gezwungen wurde nach Ägypten zu fliehen entwickelt. An anderer Stelle ist erwähnt, dass eine Gruppe, die einige Tempelgerätschaften retten konnte, in die Wüste floh (Könige, oder Chronik). Diese Nachrichten sind wohl verknüpft worden. Die Bundeslade war den Juden von Gott anvertraut worden, und sie hatten sie verloren. Es gibt in der Geschichte andere Beispiele von solchen Geschichten, die die Verantwortung für eine Katastrophe verneinen oder diese abmildern. Bekanntlich wurde mit der Geschichte vom Verstecken der Bundeslade durch Jeremia schon mehrfach danach gesucht, bzw. ein Fund behauptet, der dann nicht belegt werden konnte.

Bei Jeremia wird wiederholt davor gewarnt, nach Ägypten zu fliehen -er war der Verfechter eines Bündnisses mit Babylon. Hier scheint deutlich ein Konflikt zwischen den jüdischen Gemeinden im Zweistromland und in Ägypten hindurch. Baruch, der einen Großteil des Buches Jeremia verfasste befand sich ja in der Babylonischen Gefangenschaft. Dazu wurde vermutet, dass Jeremia 43, 8-11 eine verstümmelte Form einer Legende zum Verbleib aus Sicht der ägyptischen Diaspora ist. Motto: Da ist nicht die Bundeslade versteckt, sondern die Bestrafung Ägyptens und der Abtrünnigen Juden durch einen heidnischen Herrscher, der dann auch noch über dem angeblichen Versteck thronen soll, in einer symbolischen Handlung durch den Propheten vorweggenommen. Dies scheint auch mir etwas weit weggeholt, aber es würde immerhin die seltsame Stelle erklären. Ich habe es insbesondere deshalb aufgeführt, weil es im Zusammenhang mit der äthiopischen Bundeslade angeführt wird. Dabei wird dann einfach folgendes angenommen: Haus des Pharao=ägyptischer Tempel=jüdischer Tempel auf der Insel Elephantine!

Warum ist die Stelle mit dem "zähflüssigen Wasser" angeführt? Hier sieht man, dass man sich auch bei den Zurückgebliebenen in Juda mit dem Thema auseinandersetzte. Dann wurde an diese Stelle auch die Theorie eines Verstecks in Jerusalem oder Umgebung angelehnt: Wenn schon das Feuer versteckt wurde, dann bestimmt auch die Bundeslade. Den Urheber kann ich nicht nennen, wie gesagt, meine Aufzeichnungen sind verloren. Uns bringt diese Stelle eigentlich nichts.

Die Ezechiel-Vision nun geht mit dem Verlust anders um: Gott will Juda strafen und zieht freiwillig aus dem Tempel aus. Theologisch wird die Stelle meines Wissens als Beleg von der Vorstellung der Allmacht und Allgegenwart Gottes gedeutet. Für uns ist sie als ein weiteres Beispiel für die Verarbeitung der Katastrophe wichtig. Nach ihr ist die Bundeslade völlig bedeutungslos geworden, wird nicht einmal erwähnt.

Damit es nicht zu lang wird, geht es in einem weiteren Post weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:
An Berichten der Bibel hätten wir damit:


  1. Zerstörung (Klagelieder, Jeremia 3)
  2. Versteck im Ostjordanland (2 Makkabäer 2)
  3. Versteck in Ägypten (Jeremia 43)
  4. (Versteck in Juda (2 Makkabäer 1))
  5. Bedeutungslosigkeit durch den Auszug Gottes aus dem Tempel (meinetwegen auch: Entrückung).
Aus angegebenen Gründen erscheint mir die Zerstörung am plausibelsten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Betrachtung des Zeithorizontes der Überlieferungen ist in der Tat sehr hilfreich. Sie zeigt ganz deutlich, daß die Klagelieder, die bis ca. 530 im Exil entstanden, von der Zerstörung der Lade erzählen. Erst spätere oder viel spätere kennen Geschichten ihrer Errettung und über den Verbleib in einem geheimen Versteck. Es sollte daher von einer Zerstörung der Lade ausgegangen werden.
 
Vielen Dank für die Auflistung und die Erläuterungen.

Mein einziger Kritikpunkt betrifft die Formulierung
An Berichten der Bibel hätten wir damit:
Vielleicht sollten wir doch trennen zwischen "Berichten" der Bibel* und sonstigen Thesen, die (unter teilweiser Verwurstung dieser Bibelstellen) gesponnen wurden.

1. Zerstörung (Klagelieder, Jeremia 3)
Da ist von der Zerstörung des Tempels die Rede. Ob auch die Bundeslade zerstört wurde, wird nicht ausdrücklich gesagt.
2. Versteck im Ostjordanland (2 Makkabäer 2)
Wie gesagt, die einzige Stelle, wo etwas über den Verbleib der Bundeslade gesagt wird.
3. Versteck in Ägypten (Jeremia 43)
Da ist weder von einem Versteck noch von der Bundeslade die Rede.
4. (Versteck in Juda (2 Makkabäer 1))
In 2 Makkabäer 1 ist auch nicht von der Bundeslade die Rede. Wie Du selber sagst:
Uns bringt diese Stelle eigentlich nichts.
5. Bedeutungslosigkeit durch den Auszug Gottes aus dem Tempel (meinetwegen auch: Entrückung).
Die Bedeutungslosigkeit sagt nichts darüber aus, ob die Bundeslade zerstört, "entrückt" oder sonstwie entsorgt wurde.


Es bleibt bei meiner ersten Zusammenfassung: Außer der einen Makkabäer-Stelle wird nirgends in der Bibel etwas über den Verbleib der Bundeslade gesagt. Und auch diese Stelle läuft auf ein "seit Jahrhunderten unauffindbar" hinaus.

Die Aussage, "dass über den Verbleib der Bundeslade nichts in der Bibel zu finden sei" wäre also im katholischen Religionsunterricht zu beanstanden, im evangelischen nicht.


* "Berichte" deshalb in Anführungszeichen, weil Klagelieder, Visionen und Prophezeiungen eigentlich nicht zur Gattung "Bericht" gehören. (Auch beim Makkabäer-Zitat aus einer obskuren Quelle sind die Anführungszeichen wohl angebracht.)
 
Die "Berichte" sind natürlich ausgesprochen schlechte Wortwahl. :red: Wie in Post 1 geschrieben handelt es sich um Versionen des Verbleibs oder deren Rekonstruktion.

zu 1: Das sehe ich anders. Die Klagelieder sind keine Prosa. Der Festort=Tempel wird zerstört, ebenso die Wohnstatt=Stiftshütte. Der Schemel=Bundeslade wird nicht geschont, also auch zerstört. Gedichte sind oft durchaus klar zu verstehen, wenn sie auch die Dinge nicht direkt benennen. Die Gleichung Schemel Gottes=Bundeslade ist doch offensichtlich. Und Jeremia erwähnt ausdrücklich die Lade. Historisch kann man eine Prophezeiung nicht als solche interpretieren. Ich kann daran glauben, dass etwas vorhergesagt wurde, oder nicht. Wissenschaftlich ist dies nicht. Somit bleiben die beiden dargelegten Interpretationen. Zu Zeiten des ersten Tempels hätte die Aussage ketzerisch gewirkt. Daher halte ich eine Datierung der Stelle auf die Zeit nach der Zerstörung des Tempels für wahrscheinlicher. Ich gebe natürlich sofort zu, dass Wahrscheinlichkeitsgründe äußerst unsicher sind, wie ich schon öfter schrieb. Daher führte ich sie nur als Zusatz der Klagelieder an.

zu 3: Wie ich dargelegt habe, lässt sich durchaus ein Bezug zur Lade konstruieren. Auch wenn, wie ich ebenfalls andeutete das ganze etwas holprig wirkt, hat es den Vorteil den seltsamen Bericht des Fundaments für eine Rache zu erklären. Ich selbst bin hier unentschlossen, wie ich die Theorie bewerten soll.

zu 4: Das habe ich auch eingeklammert. Der Vollständigkeit halber musste es genannt werden. Statt solche Meinungen zu unterdrücken, zeige ich lieber, dass sie haltlos sind. Wegen eventueller zartbesaiteter Rationalisten habe ich übrigens das Wunder weggelassen, dass Öl leicht entzündlich ist. ;) Aber solche priesterlichen Taschenspielertricks haben ja immer wieder funktioniert...

zu 5) Wie die anderen, bzw., wenn man 3 weglassen will, der andere Mythos ist die Vision des Ezechiel - für uns also der von ihm geschaffene Mythos - eine weitere Version des Umgangs mit dem Verlust der Wohnung Gottes, d.h. der Sitz/Schemel Gottes ist nicht mehr da, sonst wäre die exklusive Gegenwart Gottes den Juden nicht verloren. Daher spielt es keine Rolle, dass die Lade nicht erwähnt wird.

Es bleibt dabei: Laut den älteren Zeugnissen ist die Lade zerstört, später haben sich 2 oder 3 Legenden um ihre Errettung, bzw. Bedeutungslosigkeit entwickelt.

Und der Protestant darf vom Ende der Lade in den Klageliedern und bei Jeremia lesen. Dann braucht er nicht konvertieren, um sich zu informieren.:D
 
Zurück
Oben