Größe antiker Städte

Zethos

Neues Mitglied
Servus,
Ich hätte eine (wahrscheinliche ziemlich einfache) Frage and die Spezialisten hier im Forum:
Und zwar geht es um die v.a. flächenmäßige Größe antiker Städte im Vergleich. Im Besonderen schwebt mir da Alexandria und Rom vor. Wie groß war Rom denn zur Zeit als Alexandria fertiggestellt wurde und kann man das in Zahlen ausdrücken also in km²?
Gibt es da Quellen, oder zumindest einschlägige Literatur? Kann man das u.U. auf bestimmten Seiten vllt. sogar ausrechnen (lassen)?
Würde mich über eine Antwort freuen!
 
Keine Ahnung, ob es da Seiten gibt, auf denen man das aussrechnen kann oder ob es schon mal jemand ausgerechnet hat.

Aber Rom war damals auf jeden Fall deutlich kleiner als später. Einen recht guten Überblick über die ungefähre Größe der Stadt im 3. Jh. v. Chr. ergibt sich durch den Verlauf der sog. Servianischen Mauer, die nicht viel älter ist.

File:plan Rome- Servische Muur.png - Wikimedia Commons

Ich glaube nicht, dass man die Grenzen der Stadt auf den Meter genau bestimmen kann, aber so gibts zumindest einen gewissen Eindruck von der ungefähren Größe in dieser Zeit.

Wie viel km² das sind, kann man sicher ausrechnen.
 
Zwar nicht Rom oder Alexandria; aber über die antiken Städte Trier und Köln gibt es im Internet genügend Karten mit Rekonstruktionen aus dieser Zeit, bei denen Maße angegeben sind.
 
Ich hab mich jetzt gestern mal daran gemacht etwas zu recherchieren, und hab tatsächlich was gefunden. Im 3. Jh. v. Chr, war Rom flächenmäßig ca. 430 hA groß, zumindest ist das die Fläche, die die Servianische Mauer umschließt. Im Gegensatz dazu war Alexandria mit 920 HA mehr als doppelt so groß wie Rom. Das fande ich allerdings schon wirklich interessant!

Aus weiterem Interesse habe ich mal ausgemessen, wie groß die Entfernung vom Südtor bis zum Nordtor der Servianischen Mauer (in Luftlinie) ungefähr betrug. Wenn ich mich nicht allzu blöd angestellt habe, müssten das 3km gewesen sein. Als Vergleich habe ich mal die Entfernung der Ostseite der alexandrinischen Stadtmauer zur Westseite anhand der Hauptstraße(n) gemessen. Da kamen sage und schreibe 13 km zustande! Das ist ja 4x so viel!
 
Interessant! ...Hmm, diese Abstände sind mir nicht aussagekräftig genug. Wenn ich mir die Karten bei Wiki ansehe fällt auf, dass Alexandria eine eher schmale, lang gestreckte Fläche einnahm, Rom dagegen eher „kompakt“ geformt war. Der große Abstand zwischen den beiden Toren in Alexandria alleine ist also kaum verwunderlich. Dazu kommt die Frage, wie kompakt damals gebaut wurde. Alexandria als geplante Residenzstadt wies eine große Fläche für das Regierungsviertel aus. Ein derartig repräsentatives Zentrum war der „öffentliche Raum“ Roms lange Zeit nicht gewesen, dazu kommt die Entstehung Roms auf den bekannten „7 Hügeln“, was Abstände verzerren kann… Aber genaue Ergebnisse kann man wohl kaum erwarten…

File:Antikes Alexandria Karte.JPG - Wikimedia Commons
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Roma_Plan.jpg
 
Vor allem komme ich handgemessen eher auf 4,5 - 5 km Länge in der Ost-West Ausdehnung bei Alexandria. Das ist dann auch nicht so viel anders als die rund 3 km bei Rom.

Und ein großer Unterschied ist natürlich, dass Rom eine gewachsene Stadt ist, Alexandria eine geplante. Rom durch die Hügel durchaus gewisse natürliche Grenzen besaß - und aufgrund der vielen Feinde rundum auch nicht ungebremst wachsen konnte, sondern man auf strategische Gesichtspunkte wohl auch achten musste, Alexandria dagegen wie von Tejason erwähnt, eine Residenzstadt war, für die vielleicht auch andere Gesichtspunkte gelten konnte.

Und dann stellt sich natürlich auch noch die Frage, ob die ummauerte Fläche oder die Strecke zwischen bestimmten Toren auch eine tiefere Aussagekraft besitzen können. Schaut man da z.B. nach Pompeji, dann kann man feststellen, dass die ummauerte Fläche schon sehr früh (wohl um 200 v. Chr.) sehr groß war (so wie heute die Ausdehnung der Stadt), der besiedelte Raum aber deutlich geringer war.
 
Die Größe antiker Provinzstädte kannst Du anhand der Stadtmauer von Worms/Borbetomagus noch gut sehen
denn dort waren römische und mittelaterliche Stadtmauer deckungsgleich.
 
Als Beispiel für eine hellenistische Residenzstadt ist Pergamon immer gut zu gebrauchen, unter Eumenes II auf ca. 90 ha Stadtgebiet erweitert, mit einer Stadtmauer von ca 4 km Länge. Allerdings wird auch hier nicht das gesamte Gebiet innerhalb der Mauer besiedelt gewesen sein.
Wenn Galen im 2. Jh. n. Chr. die Einwohnerschaft irgendwo zwischen 150 000 und 200 000 verortet, muß man allerdings sowohl die noch außerhalb der eumenischen gelegenen römischen Viertel mit einberechnen als auch bedenken, daß viele Bürger Pergamons verstreut im Umland lebten.
 
Vor allem komme ich handgemessen eher auf 4,5 - 5 km Länge in der Ost-West Ausdehnung bei Alexandria. Das ist dann auch nicht so viel anders als die rund 3 km bei Rom.
Hmm, echt? Also die Karten, die ich benutzt habe waren eben jene, die oben verlinkt sind (von tejason). Und wenn man ein Lineal benutzt und den Maßstab ausrechnet, kommt bei mir ca. 13km raus...
 
Wie das denn? Dir ist aber schon klar, dass zwei Felder zusammen in der Maßstableiste 1 km bilden?
 
Im 3. Jh. v. Chr, war Rom flächenmäßig ca. 430 hA groß, zumindest ist das die Fläche, die die Servianische Mauer umschließt.
Rom wuchs schon bald über die durch die Servianische Mauer umgebene Fläche hinaus. Der Umfang der Mauer allein ist also wohl nur für die Zeit ihrer Errichtung (vermutlich 4. Jhdt. v. Chr.) und die nähere Zeit danach hinsichtlich der Stadtfläche aussagekräftig.
Sogar der Ianiculum auf der anderen Seite des Tiber soll schon relativ früh befestigt und mit der Stadt verbunden worden sein, um zu verhindern, dass Feinde dort ihr Lager aufschlagen konnten. Insofern könnte man ihn auch zum Stadtgebiet rechnen.
 
Zu Rom:
Rom besaß als magische Stadtgrenze das Pomerium, welches den Verlauf der von Romulus gezogenen Ackerfurche darstellen sollte. Es galt als heilig und durfte nur von Staatsmännern verändert werden, die die Größe des Imperiums gemehrt hatten. Alles innerhalb des Pomeriums galt als Rom Stadt, alles besiedelte Gelände außerhalb, als Rom Land. Nach außen verschoben wurde diese magische Grenze von Sulla, Caesar, Augustus, Claudius, Vespasian und Hadrian. Außerhalb des Pomeriums gab es aber ebenfalls bewohntes Gebiet, sodass es ziemlich schwierig ist die tatsächliche Größe Roms zu bestimmen. Die Fläche, die von der Mauer des Aurelian, die noch fast vollständig erhalten ist, umgeben war, betrug 13,9 Quadratkilometer. Ihr größter Abstand war ca 5 Kilometer. Mit Sicherheit befand sich auch außerhalb der Mauer besiedeltes Gebiet.
Bedenkt man die große Anzahl öffentlicher und sakraler Bauten, Plätze, Palästen, Parks und Gärten fällt es schwer sich vorzustellen, wo die bis zu 1 Million Einwohner untergebracht waren. Aus der Zeit Konstantin existieren Zahlen von Bauwerken. Danach gab es in Rom zu dieser Zeit 1700 private Wohnhäuser, 46602 mehrstöckige Mietshausblöcke, 8 Brücken, 190 Getreidespeicher, 254 Mühlen, 8 große Plätze, 11 Foren, 36 Triumphbögen, 1152 Brunnen, 28 Bibliotheken, 2 Zirkusse, 3 Theater, 11 große Thermen und 856 kleinere Badeanstalten. Das Stadion des Domitian mit angrenzendem Odeon, die heutige Piazza Navona, fehlen in der Auflistung.
Eine sehr große Ausdehnung der hätte in einer Stadt ,ohne jede Verkehrsmittel keinen Sinn ergeben. Die Römer waren Fußgänger und Sänftenbenutzer, der Gebrauch von Wagen war bei Tage, wegen der Enge der Gassen verboten. Es musste gewährleistet bleiben, in einen akzeptablen Zeitraum jeden Teil der Stadt erreichen zu können. Also drängten sich die Einwohner auf einen ziemlich kleinen Raum zusammen. Die Insulae waren keine Orte, an denen man sich den ganzen Tag aufhielt. Das Leben fand auf der Straße statt. Da in den meisten Mietskasernen keine Kochmöglichkeiten vorhanden waren, musste man sich zwangsläufig an Garküchen ernähren.
 
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