Unbekanntes Steinobjekt (Volkskunde/Kulturgeschichte/Neuzeit-Archäologie)

Wenn es eine Barrenform ist, dann eine nie genutzte. Weil der Sandstein sonst eine Rotverfärbung durch die Hitze zeigen würde.
 
Da fällt mir grad ein... hätte eigentlich ein längerer Aufenthalt im Wasser einen Einfluss auf diese Rotfärbung? Könnte die also z. B. mit der Zeit abgetragen werden? Das Ding wurde immerhin in den Burggraben geschmissen.
 
Das weiss ich nicht. Ich bin auch nicht sicher ob das immer der Fall ist dass der Stein sich verfärbt. Die prehistorischen Formen die ich in Erinnerung habe (Sicheln und Lanzenspitzen) waren m.E. nicht rötlich.

Da die Form ja zerbrochen ist, könnte es ja auch sein, dass sie gar nicht erst zum Einsatz kam und als Ausschussware im Graben landete.
 
Okay, tut es laut einem Freund von mir, der Geowissenschaften studiert, scheinbar eher nicht. Ich hab die Fotos jetzt mal mit ner Anfrage ans Freilichtmuseum Hagen geschickt. Wenns ne Antwort gibt, löse ich auf ;D
 
Silex ist ja im Prinzip versteinerter Glibber, wenn ihr mir die Flappsigkeit erlaubt. Der hat natürlich völlig andere Eigenschaften, als aus Anorganischem zusammengepresstes Gestein.
 
nach reiflicher Überlegung (Material, Verwendung, Wahrscheinlichkeiten, Haptik usw.) denke ich, dass es sich um einen Doppelfreßnapf für die edlen Hunde des Burgherrn handelt.

Dies ist ernst gemeint und kein Ulk.

Ausschlußverfahren:
Als Brotbackform zu schwer (stürzen). Als Ofenbackform ebenfalls zu schwer, Boden zu dick, Innen zu rauh. Als Ziegelform ebenfalls zu schwer (Stürzen) innen zu rauh. außerdem sind derart konische Ziegel unbekannt. Als Tränke für größere Tiere, außer Hund & Katze zu klein. Als Metallgußform völlig ungeeignet. Freßnäpfe aus Metall sind relativ leicht und werden gerne von den Tieren über den Boden geschoben und umgekippt.

Andere Verwendungsmöglichkeiten könnten leichter und 'eleganter' aus Ton hergestellt werden (Backformen z.B.). Als Mörser würden die Ecken 'stören'.
 
Silex ist ja im Prinzip versteinerter Glibber, wenn ihr mir die Flappsigkeit erlaubt. Der hat natürlich völlig andere Eigenschaften, als aus Anorganischem zusammengepresstes Gestein.

Wie kommst Du auf Silex?

Wenn Du die Sicheln und Lanzenspitzen die ich oben erwähnte meinst, ich bezog mich damit auf Gussformen aus Sandstein für solche, bei denen ich keine rotlichen Verfärbungen in Erinnerung habe.
 
Wäre das ein Napf für hochherrschaftliche Hunde, würde ich ein paar besser bearbeitete Außenseiten erwarten. Diese sind aber sehr grob gehalten, während die Innenseiten recht exakt herausgearbeitet sind. Ich würde auch mehr zu Bdajans These tendieren. Einen Trog hätte man keinen planen Boden gegeben sondern ihn abgerundet gestaltet. Die schrägen Seiten deuten auf Barren hin. Es wurde nicht nur Gold sondern auch Blei, Silber oder Rohglas in Barrenform gegossen.
 
Also das mit der Gussform ist eh so eine Sache, weil ich mir auch nicht erklären kann, wozu die da verwendet worden sein soll. Das stammt vermutlich aus einer Zeit, in der die Burg nur noch Verwaltungssitz war (16.-18. Jh.) und auch vorher weiß man da nichts von Metallverarbeitung.
Die Frage beim Fressnapf wäre eben einmal, warum dann so eine unpraktisch schmale Form gewählt wurde und zum anderen, wenn man ihn extra aus Stein macht, damit er stabil steht, warum man dann die Unterseite abgerundet hat...

PS: Es gibt übrigens eine Karte aus der "Verwaltungs-Zeit". Laut der Karte gibt es auf dem Burggelände eine Ratskammer mit Kanzlei, einen Turm, eine Stallung mit Kornhaus (?), eine Kapelle, ein Haus, bei dem mein Mittelhochdeutsch nicht gut genug ist ("Dat Nie getimmer am Hause Hörd" steht auf der Karte) und ein "altes verlassenes Haus".
 
"Dat Nie getimmer am Hause Hörd" würde ich als "das neue Gezimmer" übersetzen, Gezimmer im Sinne eines Holzbaus.
 
Kleines aber feines Update: Wenn man sich die Zeichnung (oder auch die Fotos) anguckt, sieht man ja, dass der obere Teil der einen Außenseite ziemlich glatt gehauen ist, während der untere Teil noch sehr grob ist. Die andere Seite ist im Gegensatz dazu komplett glatt gehauen (und der untere Abschluss ist etwas kantiger als auf der abgebildeten Seite). Das heißt für mich, dass die glatten Flächen entweder Sichtflächen waren oder dass sie irgendwo hineinpassen mussten. Und wenn sie wirklich geglättet wurden, damit die entsprechenden Flächen passgenau sind, dann müsste man das ganze Teil im Grunde auf den Kopf drehen, da die grobere "Unterseite" sonst ja der glatteren "Oberseite" im Weg wäre. Ist jetzt leider alles sehr theoretisch, aber ich kann leider erst morgen neue Fotos machen.
 
PS: Es hat übrigens auch eine leichte Schräglage. Gab es in der Frühen Neuzeit eigentlich so eine Art Wasseraufbereitung oder so? Dass das eventuell ein Filtersystem zur Trennung von (grobem) Schmutz und Wasser war? Eventuell auch in Zusammenhang mit einem Abort? Es könnten ja auch mehr als zwei Kammern zu diesem Objekt gehört haben, dann könnte das ja auch ein mehrstufiges System gewesen sein.
 
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Auch wenn die Mehrheit den Vorschlag von Edgar nicht überzeugend fand:

Zwei ähnliche Tröge befanden sich in den 1980er Jahre auf dem Anwesen eines zwischenzeitlich verstorbenen Onkels. Einer der beiden diente für Geflügel als Futter-/Wasserbehälter, der andere diente einem mir nicht bekannten Zweck und stand auf dem Hof an einer Hauswand. Da der Onkel schon vor 25 Jahren verstorben ist und ich zu den heutigen Eigentümern keinen Kontakt mehr habe, weiß ich über deren Verbleib leider nichts.

Wie Edgar zu Recht schrieb, sind solche Dinger aus rotem oder gelben Sandstein in allen Größen heute in vielen rustikal gestalteten Anwesen zu finden und dienen nun als Pflanzenbehälter. Ob die dann mit dieser Barrenform im Inneren ausgestattet sind, entzieht sich meines Wissens. Vielleicht war es für einen Steinmetz in vorindustriellen Zeiten einfacher, die Innennfläche abgeschrägt heraus zu arbeiten als in der von der Mehrzahl der Mitdiskutanten erwarteten kastenförmigen Bearbeitung.

Es könnte natürlich sein, dass diese Teile ursprünglich eine andere Verwendung hatten. Durch eine Veränderung von Prozessen wurde diese vielleicht nicht mehr gebraucht und haben dann als Zweitverwendung den Weg als Futterbehälter gefunden.

Bei E-Bay (ich darf das nicht verlinken) findet man einen Sandsteintrog mit einer identischen Aufteilung. Dort wird genannt, dass es sich um einen Waschtrog aus einem Kloster handele, welche zu diesem Zweck immer zwei Kammern gehabt hätten. Das hier im Forum vorgestellte Formular ist jedoch deutlich kleiner. Das E-Bay-Exemplar ist 1,75 Meter lang.
(Vielleicht diente "unser" Exlemplar ja zum Reinigen der Unterwäsche der Burgherrin :ironie: )
 
Wenn das hier gefragte Exemplar ein Futtertrog ist, dann höchstens für Hühner oder Enten, bei dieser geringen Größe und Tiefe. Alle, bei Ebay gezeigten Futtertröge aus Sandstein sind innen rund ausgearbeitet und außen eckig ,was der Standfestigkeit dient.
 
Nö, mir ist auch keine wissenschaftliche Arbeit bekannt, die meine Vermutung bestätigen würde.

Dachte ja eigentlich, der mögliche Barren wäre viel zu dick und eine landläufige Schiede würde den ungern kaufen. Falls ich das jetzt richtig sehe, sind es nur so 4 cm. Das hätte wohl im allgemeinen Handel funktioniert.

Die Frage ist aber: Wurden solche Barren auch wirklich hergestellt ? Ich hab mal in eine Schrift von 1830 reingelesen. Da wurden zylinderförmige Formen auf kleine Wägelchen gesetzt und vor den Ofen geschoben. Das Produkt nannte man dann Kolben. Diesen Kolben verarbeitete man aber gleich weiter.

Hat schon jemand erwähnt, dass das Teil vielleicht noch gar nicht fertig war, sondern während der Herstellung womöglich zu Bruch ging ?
 
Zu Futtertrögen werd ich mir mal Vergleichsdarstellungen heraussuchen. Was die Barren angeht, stellt sich halt immer noch die Frage, was die in einer Burg zu suchen haben, die nur noch zu Verwaltungszwecken verwendet wurde. Und auch vor dieser Verwendung gab es wohl keine Metallverarbeitung in der Hörder Burg.
Aber wie gesagt, was mich halt im Moment vor allem stutzig macht, ist die unterschiedliche Bearbeitung des Steins (hab leider meine Kamera vergessen -.-) und die leichte Schräglage...
 
Nö, mir ist auch keine wissenschaftliche Arbeit bekannt, die meine Vermutung bestätigen würde.

Dachte ja eigentlich, der mögliche Barren wäre viel zu dick und eine landläufige Schiede würde den ungern kaufen. Falls ich das jetzt richtig sehe, sind es nur so 4 cm. Das hätte wohl im allgemeinen Handel funktioniert.

Die Frage ist aber: Wurden solche Barren auch wirklich hergestellt ? Ich hab mal in eine Schrift von 1830 reingelesen. Da wurden zylinderförmige Formen auf kleine Wägelchen gesetzt und vor den Ofen geschoben. Das Produkt nannte man dann Kolben. Diesen Kolben verarbeitete man aber gleich weiter.

Wie Galeotto anmerkte, hat man auch andere Metalle wie z.B. Blei und sogar Glas in Barrenform gegossen.

Hat schon jemand erwähnt, dass das Teil vielleicht noch gar nicht fertig war, sondern während der Herstellung womöglich zu Bruch ging ?

Den Gedanken hatte ich auch und es weiter oben auch erwähnt.

Gegen die Nutzung als Trog für Wasser oder eines Dekantationbeckens spricht dass die beiden Mulden nicht durch eine Rinne Verbunden sind und kein Abfluss vorhanden ist.
 
So, ich hab jetzt mal die zusätzlichen Fotos gemacht, um die verschiedene Behauung der Außenseiten zu zeigen. Vielleicht inspiriert das ja jemanden :D
Könnte aber natürlich auch ein weiteres Indiz dafür sein, dass das Objekt schon bei der Herstellung beschädigt würde und die eine Seite einfach noch nicht fertig behauen ist.
 

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