Suche Korrektur - und Mitschreiber für fiktionale Mittelaltertexte

Hallo liebes Forum,

der Auftrag der Bildung und persönlicher Bildungsdrang treiben mich weiter.
Nachdem das Leben auf dem Land hinter uns liegt, geht es nun weiter in die Stadt und dann ins Kloster.

Um das mit meiner Klasse aufzuarbeiten, habe ich einen Text geschrieben, mehr oder weniger detailliert, um Platz für Fragen zu lassen.
Da ich selbst (noch) kein Mittelalterexperte bin, frage ich euch um eure Mithilfe. Schön wäre, wenn ihr folgenden Text durchlesen und kommentieren würdet.(Übernommen habe ich bereits die Tagesreise als Zeiteinheit aus der Debatte, angeleitet von Dions Romanexperiment.)

Eine konkrete Frage habe ich bereits dazu: Wenn man einfach so als Marktbesucher in eine Stadt wollte, musste man "Eintrittsgeld / Passiergeld / Brückengeld" zahlen?

Also willkommen im Mittelalter: :winke:

Früh am Morgen macht sich Rupert junior, der Urururururururenkel von Rupert, auf den Weg in die nächstgelegene Stadt.
Ein Händler war am Tag zuvor an seinem Hof vorbeigezogen. Er hatte um ein Glas Wasser gebeten. Er erzählte, er sei auf dem Weg nach Salzburg und hoffe, auf dem Weg nicht von Räubern überfallen zu werden. Schließlich erzählte er Ruprecht junior soviel von der Stadt, dass Ruprecht beschloss, ein Wagnis auf sich zu nehmen. Er wollte sich selbst ein Bild vom Leben hinter der Stadtmauer machen. Außerdem hatte sich seine Frau die Hand gestaucht und er brauchte neue Leinensäcke für das Saatgut.
Er beauftragte also seine Knechte, das Vieh selbst zu versorgen und auf den Feldern nach dem Rechten zu sehen. Dann machte er sich auf den Weg in die etwas mehr als einen Halbtagesmarsch entfernte Stadt.

Als er aus dem Wald heraustrat, erkannte er die Silhouette der Stadt. Als einfachen Gehöftbewohner brachte ihn, was er sah, schon zum Staunen: Der Turm der riesigen Kirche, die Dächer der mehrstöckigen Häuser, die Zinnen der Stadtmauer und ihre erhabenen Tore. Er wusste, dass die Stadt sehr stolz darauf war, vom Grafen überhaupt das Markt-, das Münz- und das Befestigungsrecht erhalten zu haben. Nun wuchs und gedieh sie schon seit etwa hundert Jahren und wurde zu einem Zentrum von Kunst und Kultur, Handel und Handwerk und Information und Bildung. Schließlich lief Rupert über die knarzende Holzbrücke zum Stadttor.

Eine Wache versperrte ihm dort den Weg. In barscher Sprache fragte, sie ihn nach seiner Herkunft und was er in der Stadt wolle. Ruprecht junior meinte, er wolle den Markt besuchen. Die Wache musterte ihn, fragte, ob er Waren mitbringe? Ruprecht verneinte. Der Wächter ließ ihn schließlich passieren. Unser Bauer durchschritt das Tor und erkundete die engen Gassen der Stadt. Nirgendwo waren Straßenschilder angebracht und lesen konnte er eh nicht. Aber er wusste, dass der Markt meistens ganz im Zentrum der Stadt war, am Fuß der Kirche.

Auf den Pflastersteinen herrschte ein reges Treiben, es stank aber auch ziemlich. Am Rand der Stadt waren die kleinen Häuser der Armen, bald mischten sich auch ordentlichere Fachwerkhäuser dazu. Hier wohnten Händler und Handwerksmeister mit ihren Familien. Unten in den Häusern waren deren Läden oder Werkstätten, darüber meistens die Wohnstube. Ganz oben, unter dem Dach, so hatte der Händler erzählt, würden kleine Kammern für die Beisassen sein. (Dies wären Lehrlinge, Gesellen, Knechte, Mägde oder Tagelöhner. Sie arbeiteten gegen Brot und Lohn).
Schließlich kam Ruprecht am Marktplatz an. Hier und da ragte ein Zunfthaus und ein Gildehaus aus der Masse der Häuser hervor. Das Menschengedränge war inzwischen viel dichter geworden und Ruprecht hörte einen Marktschreier:

„Wir verbieten, Schwerter und Dolche innerhalb der Stadt zu tragen. Und sooft Leute getroffen werden, die Schwerter tragen, werden sie der Stadt 6 Schillinge und an den Richter 60 Pfennige zahlen. Wir verordnen Rindfleisch für 1 Pfennig zu verkaufen und ebenso viel Hammelfleisch und 3 Pfund Ziegenfleisch.
Wir verordnen, dass kein Kauf außerhalb des Marktes stattfindet, was die Leute betrifft, die der Stadt Waren zuführen.
Die Leute, die wider diese Satzungen handeln, werden der Stadt 6 Schillinge und dem Richter 60 Pfennige zahlen. Wenn einer aber kein Geld besitzt, wird ihm die Hand abgeschlagen.“

Einige Häuser fielen Ruprecht junior besonders auf, weil sie prächtiger, als alle andern Häuser waren. Sie waren um den Marktplatz herumgruppiert. Ruprecht kaufte seine Leinensäcke zu einem ordentlichen Preis und fragte den Händler:
„Sag, Händler, was sind das für Häuser, die hier so prächtig auf den Marktplatz schauen? Wohnt hier euer Landesherr?“ -
„Nein, nein, mitnichten. Den Landesherrn sehen wir hier so selten, wie nur möglich. Wir wollen unsere Geschäfte selbst regeln. Die Patrizier haben hier das Sagen.“
„Die Patrizier?“
„Ja, die angesehensten und reichsten Bürger der Stadt. Sie bilden den Hohen Rat und entscheiden über die Geschicke der Stadt. Man sieht sie nur selten auf der Straße, aber wenn du einem begegnest, wirst du ihn an seiner schweren, schwarzen Robe erkennen und Schmuck, der mehr Wert ist als alles, was ich je verdienen werde!“
Ruprecht junior bedankte und verabschiedete sich.
Beim Verlassen des Marktplatzes fiel ihm noch ein seltsames Holzgestell auf, mit ein paar kreisrunden Löchern darin. Er wusste zwar nicht, was das war, aber ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.




 
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hörte einen Marktschreier:

„Wir verbieten, Schwerter und Dolche innerhalb der Stadt zu tragen. Und sooft Leute getroffen werden, die Schwerter tragen, werden sie der Stadt 6 Schillinge und an den Richter 60 Pfennige zahlen. Wir verordnen Rindfleisch für 1 Pfennig zu verkaufen und ebenso viel Hammelfleisch und 3 Pfund Ziegenfleisch.
Wir verordnen, dass kein Kauf außerhalb des Marktes stattfindet, was die Leute betrifft, die der Stadt Waren zuführen.
Die Leute, die wider diese Satzungen handeln, werden der Stadt 6 Schillinge und dem Richter 60 Pfennige zahlen. Wenn einer aber kein Geld besitzt, wird ihm die Hand abgeschlagen.“

Da habe ich gleich wieder die erste Frage:

Welchen Vorteil hat der Stadtherr davon, wenn er die Preise bestimmt?
war es
a) Samaritertum, damit alle Verkäufer in etwa dasselbe Geld nachhause tragen
b) Kalkül: Wenn er z.B. die Fleischpreise hoch drückt, damit er höhere Abgaben von den Fleischverkäufern verlangen kann?

Warum hier die UNfreie Marktwirtschaft? DUnnot understand!
 
Er wusste, dass die Stadt sehr stolz darauf war, vom Grafen überhaupt das Markt-, das Münz- und das Befestigungsrecht erhalten zu haben.


Wir verordnen Rindfleisch für 1 Pfennig zu verkaufen und ebenso viel Hammelfleisch und 3 Pfund Ziegenfleisch.
Wir verordnen, dass kein Kauf außerhalb des Marktes stattfindet, was die Leute betrifft, die der Stadt Waren zuführen.​
Nun, ich bin kein Mittelalterkenner, stelle dennoch einmal infrage, ob es denn einem Grafen generell möglich war, Markt-, Münz- oder Befestigungsrechte zu verleihen, oder ob dies nicht z.B. kaiserliche Rechte waren. Bei der erwähnten Stadt Salzburg war dies jedenfalls so:

"996 wurde Salzburg durch Kaiser Otto III. das Markt-, Münz- und Mautrecht verliehen..."
Salzburg ? Wikipedia

Da Schilling und Pfennig erwähnt werden, macht es sicher Sinn, über das Verhältnis Schilling zum Pfennig präpariert zu sein, oder z.B. auf die Frage wie denn nur 1 Pfund Ziegenfleisch bezahlt wurde. Stichwort Pfennigteilung oder -viertelung:

"Der Pfennig war um 1200 das größte und einzige deutsche Silber-Kurantmünzen-Nominal, wenn man von importierten ausländischen Gold- und Silbermünzen absieht. Kleinere Geldwerte wurden durch Halbierung oder Viertelung erzeugt (Hacksilber)"

Pfennig ? Wikipedia

Schilling ? Wikipedia

Da habe ich gleich wieder die erste Frage:

Welchen Vorteil hat der Stadtherr davon, wenn er die Preise bestimmt?
war es
a) Samaritertum, damit alle Verkäufer in etwa dasselbe Geld nachhause tragen
b) Kalkül: Wenn er z.B. die Fleischpreise hoch drückt, damit er höhere Abgaben von den Fleischverkäufern verlangen kann?

Warum hier die UNfreie Marktwirtschaft? DUnnot understand!
Stichwort:
Zunft ? Wikipedia

"Die Zünfte kontrollierten in den Städten die Anzahl der Handwerker und Gesellen und legten ihre Regeln schriftlich in obrigkeitlich genehmigten Zunftordnungen fest. Damit wurden die Regeln der jeweiligen Handwerksberufe aufgestellt und überwacht, beispielsweise Ausbildungsregeln, Arbeitszeiten, Produktqualität und Preise. Dadurch sicherten sie, dass nicht zu viel Konkurrenz innerhalb einer Stadt entstand."

Grüße
excideuil
 
Ich habe mir deinen Text jetzt kurz angesehen, und für mich ergeben sich da auf Anhieb folgende Fragen / Überlegungen.

Früh am Morgen macht sich Rupert junior, der Urururururururenkel von Rupert, auf den Weg in die nächstgelegene Stadt.

Erste Frage - in welchem Kontext ist dein Text zu sehen? Hast du die Absicht, ihn sozusagen als Ausschnitt einer mittelalterlichen Chronik zu präsentieren oder eher als Ausschnitt aus einem Roman oder als eigenständige Geschichte?

Zu Beginn heißt deine Hauptfigur Rupert, dann plötzlich Ruprecht. (Sicher, bis ins 19. Jahrhundert kommt es tatsächlich vor, dass ein Name innerhalb eines Textes unterschiedlich geschrieben wurde. Aber für Leser/innen wäre es sicher einfacher, wenn du dich auf eine einheitliche Schreibung des Namens beschränkst?

Ruprecht / Rupert der Jüngere macht eigentlich nur dann einen Sinn, wenn es einen zweiten Ruprecht / Rupert (eben den Senior) gibt, von dem er unterschieden werden muss bzw. will. Ein gleichnamiger Vater / Onkel / Dorfbewohner wird bei dir nicht erwähnt, und der Urururetc.-Vorfahre dürfte wohl kaum mehr am Leben sein. Vielleicht wäre es daher besser, wenn du nur von Rupert / Ruprecht schreibst oder du gibst ihm einen Beinamen, der etwas "individueller" ist, z. B. Rupert / Ruprecht, der wegen seiner Leibesfülle Ruprecht der Dicke genannt wurde, um ihn von seinem gleichnamigen Vetter zu unterscheiden, den sie Rupert / Ruprecht den Dünnen nannten.
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Weitere Fragen, die sich bei der Lektüre von dem Text ergeben:

Warum der Hinweis auf Räuber? Kommt da noch etwas? Oder soll das ein Hinweis darauf sein, dass die Reise gefährlich ist? Dann wäre vielleicht auch ein Hinweis sinnvoll, was Ruprecht als Schutzmaßnahme dagegen unternimmt.

Was hat der Umstand, dass "sich seine Frau die Hand gestaucht" hat, mit seiner Reise in die Stadt zu tun?

Was die Knechte betrifft, wenn Rupert / Ruprecht welche hat, so wird er die gewöhnlich doch auch für solche Arbeiten einsetzen? Wäre es hier nicht vielleicht besser, wenn Rupert / Ruprecht einen seiner Knechte beauftragt, ihn zu vertreten oder einen / den Nachbarn bittet, sich während der Abwesenheit um seinen Hof zu kümmen?

Um was für eine Stadt handelt es sich? Meinst du Salzburg?
Im Mittelalter dürfte es gar nicht so viele Städte gegeben haben. Oder meinst du mit der Stadt einfach nur eine größere Siedlung, die z. B. eben ein Marktrecht hatte?
Wann im Mittelalter spielt eigentlich dein Text?

"Nirgendwo waren Straßenschilder angebracht"
Schon klar, dass keine Straßenschilder angebracht waren, die gab es im Mittelalter noch nicht - aber woher kann Ruprecht / Rupert dann wissen, was ein Straßenschild ist? (Nach meinen Recherchen zu einem Vortrag, den ich vor einiger Zeit gehalten habe, waren die Fuggers im 16. Jahrhundert die ersten, die in ihrer Niederlassung eine Form der Hausnumerierung durchführten.)

„Sag, Händler, was sind das für Häuser, die hier so prächtig auf den Marktplatz schauen? Wohnt hier euer Landesherr?“ -
„Nein, nein, mitnichten. Den Landesherrn sehen wir hier so selten, wie nur möglich. Wir wollen unsere Geschäfte selbst regeln.“
Ist der Graf, der vorher erwähnt wurde, mit dem Landesherrn ident? In welchen Verhältnis steht er zu deiner Stadt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fände es noch schön, wenn am Pranger jemand angebunden ist, oder wenn eine Strafe gegen einen Händler mit falschen Gewichten verhangen wird, während der Junge da vorbei geht.
 
@Teresa,

die Story ist ja offenbar für den Schulunterricht - leider weiß ich immer noch nicht genau, welche Klasse und vermute mal eine 6 - konszipiert. Und Rupert/Ruprecht ist, glaube ich, auch kein Kind mehr, zumindest hat er eine Frau. :)


@questionmarque,

eine mittelalterliche Stadt ohne Kloster?
Sag mal, in welchem Geschichtslehrerparadies wohnst du, dass du, so früh im Schuljahr, so ausführlich das Mittelalter als Thema des Schulunterrichts behandeln kannst?
 
so früh im Schuljahr
geht derzeit nicht gerade das erste Halbjahr des Schuljahrs 2014/15 zu Ende? ;) die Mitte des Schuljahres würde ich jetzt nicht als "früh" wahrnehmen (demnächst gibt es Halbjahreszeugnisse)
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"um ein Glas Wasser bitten" - sind Gläser im Mittelalter für die Landbevölkerung eine Selbstverständlichkeit gewesen?
 
Hallo alle zusammen!
Bei so vielen Antworten muss ich jetzt eine Sammelantwort geben! Also vielen Dank für das Lesen und die Anmerkungen. Leider ist die Stunde jetzt schon gelaufen, so dass ich nicht mehr alles einbauen konnte - aber in diesem Falle: pro vita non pro scola ;)

Also erstmal zum Kontext_ Ich unterrichte in einer siebten Klasse an einem Gymnasium.

Rupert (der auch eigentlich nur Rupert heißen sollte....ich weiß nicht, wie sich der Ruprecht dann eingeschlichen hat), ist der Ur ur ur ur ur ur ur - Engel von einer Figur, die es zur Zeit Otto des Großen schon einmal im Unterricht gab: ein freier Bauer. Die Genealogie hab ich dann so mit den Schülern durchgerechnet, dass die Lebenserwartung etwa bei 30 Jahren lag. Unsere Handlung spielt also 210 Jahre nach Otto dem Großen, also grob um 1250.

Die Stadt ist nicht näher bestimmt, ich habe mich ein wenig von Nürnberg inspirieren lassen (aus der Schedelschen Weltchronik).

Der Graf ist natürlich nicht so hoch angesehen, wie Herzog oder König, kommt aber daher, dass die Schule in einer alten Grafschaft liegt. Also hab ich den Graf zum Stadtherren ernannt,:pfeif: und hoffe, dass der auch Markt-Münz-und Befestigungsrechte verleihen durfte. (Durfte er?)

Vielen Dank für die Anmerkungen, excideuil!
Wegen der Regulierung der Preise durch die Zünfte - einverstanden! Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass der Stadtherr die Zunftordnung genehmigen musste. Stammen dann die Fleischpreise von der Metzger-Zunft?

Teresa C. - die Anmerkungen zum Beinamen find ich spitze! Werden in meine zukünftigen Stunden mit einfließen!

Die Räuber wurden genannt, um die Schüler darauf aufmerksam zu machen, dass Reisen für Händler gefährlich war und manche Stadtherren ja auch Händler damit locken wollten, dass sie ihnen Geleitschutz gewährten.

Die verstauchte Hand der Frau führt dazu, dass sie keine Leinen spinnen, Stoff weben oder Säcke nähen kann. Bauern lebten ja vor den Städten in notwendiger Selbstständigkeit! Also - ich brauchte ein Motiv dafür, dass Rupert in die Stadt geht. Neugierde allein erschien mir zu "neuzeitlich" gedacht.

Was die Knechte betrifft, wenn Rupert / Ruprecht welche hat, so wird er die gewöhnlich doch auch für solche Arbeiten einsetzen? Wäre es hier nicht vielleicht besser, wenn Rupert / Ruprecht einen seiner Knechte beauftragt, ihn zu vertreten oder einen / den Nachbarn bittet, sich während der Abwesenheit um seinen Hof zu kümmen?

Versteh ich nicht ganz. Also Rupert hat Knechte, weil er freier Bauer ist. Was meinst du mit "für solche Arbeiten wird er sie einsetzen?" Für Erledigungen in der Stadt? Damit er seine Hofgeschäfte nicht aus der Hand geben muss?

In jedem Falle dachte ich nicht weiter darüber nach und wollte nur einen neugierigen Bauern, der seinen Hof eben nicht einfach unbeaufsichtigt ruhen lässt, während er "Shoppen" geht.
Ich fände es noch schön, wenn am Pranger jemand angebunden ist, oder wenn eine Strafe gegen einen Händler mit falschen Gewichten verhangen wird, während der Junge da vorbei geht.

Was du "schön" findest ;) Na, ich hab das nicht weiter ausgemalt, weil ich die Schüler selbst drauf stoßen wollte, ob sie das kennen. (einer wusste, was ein Pranger ist). Aber du hast recht, das ist ein gutes Fallbeispiel, um die mittelalterliche Strafe offensichtlich zu machen (öffentliche Schandstrafen). Und ja, Rupert ist kein Junge mehr.

eine mittelalterliche Stadt ohne Kloster?
Sag mal, in welchem Geschichtslehrerparadies wohnst du, dass du, so früh im Schuljahr, so ausführlich das Mittelalter als Thema des Schulunterrichts behandeln kannst?

Ja, das Kloster hab ich außen vor gelassen. Da geht es dann nächsten Donnerstag hin. Freue mich natürlich drauf, wenn ihr mir helft, hier auch das wesentliche für die Schule zusammenzudenken und abzuklappern. Storymäßig war es geplant, die Schüler nach dem Trubel der Stadt in die Stille des Klosters zu führen.

Nächste Stunde (Dienstag) geht es aber noch um Bürger- und Stadtrecht, Bevölkerungsschichten und ihre Größe, Berufe im Mittelalter und Randgruppen. Das war der Plan. Mein Betreuungslehrer moniert, ich würde nicht genug in die Tiefe gehen bei der Besprechung der einzelnen Aspekte.
Bisher steht eine Folie mit dem Bürgermeister, großem und kleinem Rat und eine Gruppenarbeit mit Juden, Bettlern und Ketzern. Den Rest muss ich mir noch überlegen.

In der Klosterstunde sollen auf jeden Fall gregorianische Gesänge zur Geltung kommen.

Ach ja, das Glas Wasser wurde zu etwas Wein und Rast umfunktioniert, dank einem - ich liebe das zu schreiben - anonymen Hinweis :) Den Hornbecher wollte ich jetzt nicht extra einführen. Danke trotzdem für den Hinweis!


Ist jetzt alles gesagt? Ich hoffe doch nicht !
 
Hi Questionmarque,

danke für Deine interessante Rückmeldung.
Was die verstauchte Hand seiner Ehefrau sowie die Säcke und das Saatgut betrifft, alles jetzt klar. Das zeigt mir wieder einmal, dass ich offensichtlich von praktischen Dingen manchmal nicht viel Vorstellung habe.:winke:

Zu Deiner Frage wegen der Knechte. Im Deinem Text heißt es:
Er beauftragte also seine Knechte, das Vieh selbst zu versorgen und auf den Feldern nach dem Rechten zu sehen.

Ich habe es ein wenig seltsam gefunden, dass die Knechte während er weg ist das Vieh selbst versorgen müssen. Auf mich hat das gewirkt, als wenn die Knechte sonst sich nicht um das Vieh kümmern.

Aber warum hat Rupert dann Knechte, wenn er gewöhnlich sein Vieh selbst bzw. alleine versorgt. Daher meine Überlegung, ob es hier nicht darum gehen könnte, dass jemand in seiner Abwesenheit die Aufsicht für ihn übernimmt. (Oder falls er den Hof tatsächlich alleine bewirtschaftet, ob ein hilfreicher Nachbar da nicht mehr Sinn macht, als Knechte, die vorübergehend einspringen müssen?)
 
Nächste Stunde (Dienstag) geht es aber noch um Bürger- und Stadtrecht, Bevölkerungsschichten und ihre Größe, Berufe im Mittelalter und Randgruppen.
Ähems, für eine Doppelstunde?
Das klingt aber so, als wäre das Pensum nur bei Frontalunterricht machbar, und falls das nicht der Plan ist, sondern die Schüler es sich selbst erarbeiten sollen, ist das zu vollgepackt.


Bisher steht eine Folie mit dem Bürgermeister, großem und kleinem Rat und eine Gruppenarbeit mit Juden, Bettlern und Ketzern. Den Rest muss ich mir noch überlegen.
Zünfte/Gaffeln müssen da auch unbedingt rein.
Außerdem finde ich, dass die Rivalitäten/Machtkampf zwischen Patriziern/Zünften zur Sprache kommen sollte.

Wenn Du das Ganze in Köln verörtest, kann ich Dir direkt eine konkrete Reihe von diesbezüglichen Auseinanderstzungen nennen.
 
Der Graf ist natürlich nicht so hoch angesehen, wie Herzog oder König, kommt aber daher, dass die Schule in einer alten Grafschaft liegt. Also hab ich den Graf zum Stadtherren ernannt,:pfeif: und hoffe, dass der auch Markt-Münz-und Befestigungsrechte verleihen durfte. (Durfte er?)
Sorry, mit ein paar Klicks hätte ich meine Infragestellung selbst beantworten können.
Ja, er durfte, sofern er weltlicher Fürst war und die Verleihung der Rechte vom Kaiser/König übertragen bekommen hatte:

"Die Verleihung des Marktrechtes stand seit der fränkischen Zeit dem König zu, und erst im 12. Jahrhundert ging dieses Regal auf geistliche und weltliche Fürsten über und gestattete ihnen die Gründung von Städten."
Marktrecht ? Wikipedia

"Seit Karl dem Großen lag das Münzregal nach dem Vorbild des antiken Rom bei der fränkischen Krone, die eine starke Zentralgewalt ausübte. Die königliche Verwaltung war auch für die Errichtung und den Betrieb der Münzstätten, den Münzfuß und die Münzprägung zuständig.
Mit starker Zunahme der Wirtschaft ab dem 9. Jahrhundert wurde das Münzrecht, häufig verbunden mit dem Zoll- und Marktrecht, an geistliche Herrscher, vorwiegend Bischöfe, delegiert. Seit dem 11. Jahrhundert wurde es auch an weltliche Fürsten verliehen und ging später auch auf Städte über.
Mit der Goldene Bulle von Karl IV. gingen 1356 das Münzregal und das Bergregal der römisch-deutschen Kaiser uneingeschränkt auch auf die Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches über.[2] Seit 1648 wurde auch anderen Reichsständen das Münzregal verliehen. Trotzdem blieb die Oberhoheit über das Münzwesen offiziell beim Kaiser des Heiligen Römischen Reiches."
Münzregal ? Wikipedia

Oder auch hier:
"Ein Münzherr war eine mit dem Münzregal ausgestattete Person, die Münzen prägen ließ. In der Regel war dies der König oder Kaiser selbst, aber auch Adlige oder Kleriker, die das Münzregal vom König erhalten hatten, z.B. als Bestandteil des Lehens. Im Spätmittelalter traten dann auch Städte in den Kreis der Prägeberechtigten, die sich von ihren Landesfürsten meist durch einmaligen Abkauf des Münzregals emanzipiert hatten."
Münzherr ? Wikipedia

Grüße
excideuil
 
Hi Questionmarque,

danke für Deine interessante Rückmeldung.
Was die verstauchte Hand seiner Ehefrau sowie die Säcke und das Saatgut betrifft, alles jetzt klar. Das zeigt mir wieder einmal, dass ich offensichtlich von praktischen Dingen manchmal nicht viel Vorstellung habe.:winke:

Zu Deiner Frage wegen der Knechte. Im Deinem Text heißt es:


Ich habe es ein wenig seltsam gefunden, dass die Knechte während er weg ist das Vieh selbst versorgen müssen. Auf mich hat das gewirkt, als wenn die Knechte sonst sich nicht um das Vieh kümmern.

Aber warum hat Rupert dann Knechte, wenn er gewöhnlich sein Vieh selbst bzw. alleine versorgt. Daher meine Überlegung, ob es hier nicht darum gehen könnte, dass jemand in seiner Abwesenheit die Aufsicht für ihn übernimmt. (Oder falls er den Hof tatsächlich alleine bewirtschaftet, ob ein hilfreicher Nachbar da nicht mehr Sinn macht, als Knechte, die vorübergehend einspringen müssen?)

Ach okay. Ich verstehe. Ich stelle mir das, weil Rupert ein netter Bauer ist, so vor, dass er schon gemeinsam mit seinen Knechten arbeitet. Das heißt, sie können, was er kann, gehen ihm aber normalerweise nur zur Hand, oder er beaufsichtigt sie.

vielleicht hätte ich schreiben sollen:

"Bevor er geht, redet er noch ein ernsthaftes Wort mit seinen Knechten, dass sie auch ohne seine Aufsicht, ihren Arbeiten pflichtbewusst und sorgfältig nachgehen."

Übrigens zum Flachsspinnen...also ich bin da auch nicht so der Profi. Ich habe gelesen, dass es in Grubenhäusern, die zu einem Gehöft gehören, Anzeichen für Webstühle gab. Ich hab aber auch in diesem Video gesehen (0:57 ff), wie Flachs tatsächlich gewonnen wurde, und frage mich, ob die Frau im Mittelalter das auch so tat. Ich mein, gehört nicht soviel dazu, den Flachs auszudreschen, außer das know how, eine geeignete Unterfläche und ein geeignetes Holz...

Ich hab auch echt wenig Ahnung vom Mittelalter...Bzw. es zu vermitteln ist nicht ohne. Jetzt, wo hier die Regalien angesprochen werden, fällt es mir natürlich alles wieder ein und wir haben auch besprochen, dass das Münzrecht auch als Lehen verliehen werden konnte. Heia, so jung und schon Alzheimer? :scheinheilig:

An jmj-ra ssm.wt : ich werf das ganze gerade um und arbeite mit Buchtexten. Ziel ist es, eine Pyramide zu erstellen mit den Patriziern, die das Stadtrecht quasi ausübten (soweit ihnen der Stadtherr nicht reinfunkte) und den Zünften, die sich wenigstens intern organisierten aber ihre Zunftordnung doch von der Obrigkeit genehmigen lassen mussten. Da möchte ich die Sicherheiten, die die Zünfte sich durch die Ordnung bescherten, herausarbeiten.
Dann die Unterschicht als rechtslose Gruppe.
Das schaffe ich in etwa 20 Minuten.
Dann hab ich noch, nach Abfrage und Klären der Hausaufgabe, etwa zehn Minuten zur Vertiefung. Und da kommen dann die Zunftkämpfe und eventuell eine Blick in die Lehrlingsausbildung der damaligen Zeit.

jmj-ra ssm.wt: Doppelstunde in Geschichte in der siebten Klasse. Nein, sowas gibt's hier nicht. In Öttingen vielleicht...aber bei mir an der Schule nicht.
 
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