Benutzung von Spitälern in Wegbeschreibungen oder als Zusatz bei Adressenangaben

Liuthé

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Guten Tag,

Ich arbeite aktuell an meiner Doktorarbeit über die topografische Situation der Spitäler in mittelalterlichen Städten und deren Impakt auf das alltägliche städtische Leben.Ich erarbeite Städte Nord- und Ostfrankreichs, Belgiens, Luxemburgs und Süddeutschland (Baden-Würtemberg und Bayern) und untersuche diese im Zeitraum zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert.

Ein Teil meiner Arbeit besteht darin herauszufinden, welchen Platz die Spitäler auf der mentalen Karte der Stadtbewohner hatten und inwieweit sie von ihnen wahrgenommen wurden. Neben Untersuchungen von Karten und Straßennamen bin ich momentan auf der Suche nach der Benutzung von Spitälern in Wegbeschreibungen oder als Zusatz bei Ortsbeschreibungen und Adressen. Wie zum Beispiel: «*Johann Weber, der Schreiner, wohnhaft neben dem Spital*» oder «*Auf dem Viehmarkt, hinter dem Spital*», usw.

Solche Informationen habe ich bis jetzt überwiegend für Nordfrankreich gefunden (in Straf- und Justizregistern, Chroniken, Rechnungen und sonstigen Quellen). Für Deutschland habe ich leider noch keine konkreten Beispiele gefunden.

Meine Frage ist deshalb ob jemand von Euch während seinen Forschungen und Archivbesuchen bereits auf Quellen, welche solche Andeutungen beinhalten, gestoßen ist, respektiv ob Ihr Tipps habt, wie ich diese ausfindig machen kann, ohne Tage und Wochen in den Archiven verbringen zu müssen und Urkunden, Rechnungen und Chroniken durchblättern muss.

Ich bedanke mich bereits im Vorfeld für Eure Antworten.
 
Duisburg fällt wohl nicht direkt in den Bereich, den Du geographisch abdeckst, aber es gab dort ein sog. Siechenhaus, das sich extra-muros, also außerhalb des durch die Stadtmauern umgrenzten Stadtbereiches befand. Das war allerdings eine Art Quarantäne für an Seuchen leidende (deshalb die isolierte Lage).

Auf dem Corputius-Plan von 1566 befindet es sich rechts oben an dem Bach:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b5/DuisburgVogelschauplan1566.jpg


Wie sich das Siechenhaus in den Archivalien niedergeschlagen hat (und wie umfangreich das Archiv der Stadt Duisburg die Jahrhunderte überdauert hat), vermag ich nicht einzuschätzen.


Noch heute gibt es in Duisburg die Siechenhausstraße, die auf das ehemalige Siechenhaus hinweist:

Archiv: Radio Duisburg
 
Bei Münster ganz ähnlich, da hat die Stadt ein Leprosorium eingerichtet, das sogenannte Kinderhaus, so heißt heute der Stadtteil und der dort fließende Bach heißt Kinderbach. Ich weiß aber nicht, ob Liuthé solche Einrichtungen meint, oder nicht eher Pilgerherbergen?
 
Ich hätte da - allerdings im Pustertal - das Kirchlein St. Johann im Spital anzubieten in der Gemeinde St. Lorenzen.
 
Recht gut dokumentiert in der Stadtgeschichte ist das Hospital zum Großen Heiligen Kreuz in Goslar. Ist aber wohl auch außerhalb des gefragten regionalen Bereiches.
 
Ist vermutlich bekannt:
Rothenburg ob der Tauber.
Das Spital entstand um 1280 und liegt auch außerhalb der Stadtmauern.
Dann gibt es noch Spitaltor und Spitalgasse.
 
Dann gibt es noch Spitaltor und Spitalgasse.
Die Frage ist nur, wann diese Orte so benannt worden sind.

Auch in der Zürcher Altstadt gibt es eine »Spitalgasse«, die direkt zur Predigerkirche führt. Die Kirche war im MA Teil der Anlage eines Dominikaner Klosters, wozu auch der Heiliggeist-Spital gehörte (siehe Murerplan, 1576).

Die heutige Spitalgasse wurde zwar erst nach dem Abbruch des Spitals im 19. Jh. angelegt. Es gab aber auch zuvor eine Spitalgasse, die direkt zum »Mushafen« führte, wo Bedürftige verpflegt wurden. Allerdings war der »Mushafen« erst 1525 unter Zwingli erstanden. Ob es jene Spitalgasse vorher schon gegeben hatte, weiß ich nicht. Der Spital sei aber bereits im 12. Jh. von Herzog Berchtold V. von Zähringen gegründet worden.
 
Bisher fallen die Antworten - ja, auch meine - nicht so aus, wei Liuthé sich das wohl erhofft hat. Daher schlage ich vor, dass wir seine eigentliche Anfrage etwas ernster nehmen:

bin ich momentan auf der Suche nach der Benutzung von Spitälern in Wegbeschreibungen oder als Zusatz bei Ortsbeschreibungen und Adressen.
Ohne jetzt eine konkrete Stelle vor Augen zu haben, würde ich mal in den Pilgerbericht des Arnold von Harff schauen. Außerdem das Buch Jakobus und die Stadt. Luzern am Weg nach Santiago de Compostela von Göttler. Ich habe das mal vor Jahren in einem germanistischen Seminar benutzt und meine - kann das aber nicht garantieren, ist so ca. 10 oder 11 Jahre her -, dass da eine entsprechende Ortsangabe zitiert ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Mashenka
Doch doch, das ist in Rothenburg schon eindeutig aus der Zeit.
Aber wie schon El Quijote anmahnte, der Fragesteller wollte eigentlich konkretere Informationen, damit er nicht allle Stadtarchive durchwühlen muss.
 
@Mashenka
Doch doch, das ist in Rothenburg schon eindeutig aus der Zeit.
Aber wie schon El Quijote anmahnte, der Fragesteller wollte eigentlich konkretere Informationen, damit er nicht allle Stadtarchive durchwühlen muss.

Hm, das tut mir leid, wenn ich Lithué Arbeit gemacht habe. Gewiss wird er sich freuen, dass Du ihm Deine Behauptung mit Deinem »doch, doch« belegt hast.
 
Zuerst einmal vielen lieben Dank für die zahlreichen Antworten.

Ich war leider die letzten Tage etwas verhindert, deshalb fange ich jetzt mal ganz vorne an um Euch zu antworten:

@ Carolus: In der Tat, Duisburg liegt leider nicht mehr im geographischen Bereich meiner Forschung. Ich danke Dir trotzdem und nehme Kenntnis von dem Corputius-Plan sowie den anderen Informationen. Vielleicht bekomme ich ja einmal die Gelegenheit, noch andere Gegenden miteinander zu vergleichen und somit die von Dir gegebenen Informationen zu benutzen.

@ El Quijote: Ich fange mal mit der Beantwortung deiner Frage an: In meiner Arbeit interessiere ich mich für jegliche Anstalten, welche Kranke, Arme und Bedürftige aufgenommen haben, schließe jedoch Leprosorien aus, weil diese, durch ihren speziellen Charakter, eine andere topografische Gliederung aufweisen, als die anderen Anstalten.
Leider gehören Münster und Luzern auch mehr zu den Städten, welche für meine Untersuchungen in Frage kommen könnten. Ich notiere mir jedoch auch die von Dir angegebenen Informationen für eventuelle spätere Forschungen, in denen ich auch die Leprosorien mit einbeziehen könnte und/oder welche über einen weiteren geografischen Bereich hinausreichen.

@ Hulda: Vielen Dank für die Information. Jedoch muss ich auch hier wieder sagen, dass Pustertal/Italien außerhalb meines Untersuchungsgebiets liegt. Ich schließe aber auch hier eine eventuelle spätere Benutzung der Information nicht aus.

@ Silesia: Während meinen Recherchen wurde ich bereits auf das Hospital zum Großen Kreuz in Goslar fündig, leider liegt die Stadt aber - wie von Dir bereits angegeben - außerhalb des Untersuchungsraums.

@ Edgar: Vielen Dank für die Informationen, welche ich einem anderen Kapitel meiner Arbeit verwenden werde. Jedoch frage ich mich, ob es zu dem Spital in Rothenburg ob der Tauber auch Quellen gibt, in welchen dieses als Wegbeschreibung oder als Zusatz bei Ortsangaben oder Adressen benutzt wird?

@ Mashenka: Keine Angst, Du hast mir keine unnötige Arbeit gemacht. Deine Bemerkung, dass die heutigen Straßennamen nicht unbedingt aus dem Mittelalter stammen und deshalb genauer untersucht werden müssen, stimmt. Einen Großteil meiner Arbeit verbringe ich damit, Topografien, Namenkunden und Stadtlexika zu durchlesen und den Zeitpunkt der Namensgebung der Straße ausfindig zu machen. Aber auch Dir vielen Dank für die zahlreichen Informationen über Zürich.


Wie El Quijote bereits in einem Post erwähnt hat, suche ich nach Benutzungen von Spitälern in Wegbeschreibungen oder als Zusatz bei Ortsbeschreibung und Ortsangaben oder Adressen. Ich bin weiterhin für jede Information und jeden Tipp dankbar.
 
Vielleicht wirst du ja in Rottweil fündig:

Heilig-Geist-Spital Rottweil - LEO-BW

Rings um das Spital (das heute noch steht und und zumindest bis vor Kurzem ein Seniorenheim war - aktuelles weiß ich nicht genau) gibt es keine Gassen oder Straßen mit "Spital" im Namen. Es existiert eine "Spitalhöhe" in Rottweil, die ist mWn aber neueren Datums, sprich ein Neubaugebiet und auch an ganz anderer Stelle.

Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass im Rottweiler Archiv noch Hinweise zu Bürgern existieren, die "beim Spital" o.ä. wohnten. Der Archivar dort hilft sicherlich weiter.

LG
Keine Ahnung
 
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