Ich muss demnächst eine Facharbeit schreiben und wie der Titel schon vorausahnen lässt über Caesar. Mit der Fragestellung, ob er ein Genie oder ein Draufgänger war.
Nun suche ich, nach bestimmten Knackpunkten die über Erfolg und Misserfolg von Caesar entschieden, also "all in or nothing"-Situation.
Mir ist nicht klar, warum "Genie" und "Draufgänger" ein Gegensatzpaar im Sinne eines entweder-oder sein sollen.
Draufgängerisches Verhalten zeigte Caesar mehrmals, wobei er aber mitunter mit dem Rücken zur Wand stand, sein Draufgängertum also eher eine Verzweiflungstat war.
Das gilt insbesondere für seine Überquerung des Rubicon, mit der er den Bürgerkrieg auslöste: Eine friedliche Einigung mit den "Republikanern" war illusorisch geworden, Caesar hatte nur noch die Wahl, sich seinen Gegnern zu ergeben oder den Bürgerkrieg zu wagen. Wenn er sich für Letzteres entschied, musste er rasch handeln und in Italien einfallen, ehe seine Gegner wirklich vorbereitet waren. (Denn die Zeit arbeitete eindeutig für sie, da sie den Großteil des Reiches und seiner Ressourcen kontrollierten.) Da er keine Lust hatte, als verurteilter "Hochverräter" im Staatsgefängnis zu enden, war der rasche Vorstoß mit geringen Kräften über den Rubicon wohl relativ "alternativlos" (auch wenn ich das Wort nicht mag).
Draufgängertum bewies Caesar neben schon genannten Beispielen auch als er mitten im Herbst/Winter 47 in der Sturmsaison von Sizilien nach Africa übersetzte, wobei er prompt in einen Sturm geriet und zunächst nur mit einem Bruchteil seines Heeres im von den Republikanern und den mit ihnen verbündeten Numidiern kontrollierten Africa landen konnte.
Draufgängerisch war auch, dass er sich davor mit viel zu geringen Kräften in die innerägyptischen Angelegenheiten eingemischt hatte. Wäre ihm nicht Mithridates von Pergamon mit Verstärkungen zu Hilfe gekommen, hätte das übel enden können.
(bei einem der ihm zugeordneten Bücher ist man heute der Auffassung, dass es eigentlich von einem seiner Anhänger ist)
Wenn Du das 8. Buch über den Gallischen Krieg meinst: Da war man doch nie anderer Auffassung, schließlich steht sogar im Vorwort, dass es nicht von Caesar ist. Auch Sueton nannte eindeutig Hirtius als dessen Verfasser.
War nicht bereits der Beginn des Gallischen Kriegs ein Wagnis ?
Hatte Cäsar dafür ein Mandat, oder startete er das Unternehmen mehr oder weniger in Eigeninitiative? Dass ein solches Unternehmen Sachzwänge und Risiken nach sich ziehen musste war ihm sicher bewusst.
Als Statthalter von Gallia Narbonnensis gehörte es zu Caesars Aufgaben, die Provinz gegen Invasionen zu schützen, und als eine mögliche solche betrachtete er den Zug der Helvetier. Heutzutage wird das zwar gerne als Propaganda Caesars abgetan, aber dabei wird übersehen, dass, wie wir aus einem Brief Ciceros wissen, die Römer die Lage tatsächlich als sehr bedrohlich einschätzten und zeitweise sogar beide Konsuln gegen die Helvetier schicken wollten. Aus römischer Sicht dürfte Caesars Eingreifen daher tatsächlich gerechtfertigt gewesen sein.
Hinsichtlich des Vorgehens gegen Ariovist konnte sich Caesar auf einen Senatsbeschluss aus dem Jahr 61 berufen, wonach der jeweilige Statthalter die verbündeten Haeduer erforderlichenfalls unterstützen solle.
Problematischer waren seine späteren Aktionen, allerdings war es nicht ungewöhnlich, dass Statthalter eigenmächtig im nahen Ausland Kriege anzettelten, bloß hatte keiner damit so viel Erfolg wie Caesar.