Elisabeth von Thüringen

Es war die Rede davon, dass man sich an der Bahre der Toten um die Reliquien gebalgt habe. Tatsächlich sind die Gebeine Elisabeths ja bis nach Österreich verteilt worden.

Meine Frage: (haltet mich jetzt bitte nicht für abartig): ich hatte irgendwo einmal gelesen/gehört, amn habe sogar ihre Brustwarzen abgetrennt und als Reliquien verehrt. Haltet ihr so etwas im Rahmen des Möglichen? Kennt gar jemand die Quelle, aus welcher ich dieses Gerücht geschöpft haben könnte?

U.a. ist das bei Walter Nigg: Elisabeth von Thüringen zu lesen. Geht wohl auf die Aussage einer der vier Mägde (Irmgard?) im Kanonisationsprozess zurück.
 
Vielen Dank Helma,

deine Angabe hat mir sehr geholfen. Ich werde die Stelle mit Interesse lesen. Bin froh, dass das "Gerücht" anscheinend nicht meiner blühenden Phantasie entsprungen ist.

Besten Dank
sala
 
Vielen Dank Mercy!!

Ich habe eben einmal probehalber gegoogelt und bin dann auch selbst auf die Seite gestoßen. Da hätte ich Euch manch Mühe ersparen können.

Aber vielen Dank, dass ihr mich blindes Huhn auf den Weg gewiesen habt. Im Internet habe ich anscheinend noch einiges an nachholbedarf.

Gruß
sala
 
Gestern hörte ich eine Sendung im MDR-Kultur über die hl. Elisabeth (1207-1231). Die erbitterte Diskussion von vier TeilnehmerInnen gipfelte in der Frage:

Elisabeth von Thüringen: starke Frau oder psychotischer Fall mit religiösen Wahnvorstellungen? :confused:

Also da muss ich auf die 3. Thüringer Landesausstellung über die Heilige Elisabeth in Eisenach verweisen (siehe auch: http://www.geschichtsforum.de/260648-post18.html), die ich bereits besucht habe.

Man nimmt an, das Elisabeth bereits im Jahr 1222/23, also mit 14 /15 Jahren, ersten Kontakt mit den Ideen des Franz von Assisi hatte. Sie unterstellte sich nach Genehmigung durch die Ordensoberen und ihren Mann Ludwig der geistlichen Führung des Laienbruders Rodeger. Konrad von Marburg wurde erst im Frühjahr 1226 ihr Beichtvater. Erst nach dem Tod ihres Mannes Ludwig im September 1227 wird er die bestimmende Persönlichkeit in ihrem Leben.

In den ersten Jahrzehnten des 13. Jhd. gab es zahlreiche Laienbewegungen die ein evangeliengemäßes Leben propagierten: die Humiliaten in Norditalien, die Bußbrüderschaften in Mittelitalien, der Beginen in Nordfrankreich, Belgien und Flandern, den Hospitalbruderschaften sowie die neuen Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner.

Was auch für mich neu war: Elisabeth gründete bereits im Frühjahr 1226 ein Hospital unterhalb der Wartburg auf dem sog. Elisabeth-Plan. Dies geschah zur Zeit der großen Hungersnot im Frühjahr 1226. Dies hat man durch archäologische Grabungen in den 1950/60er Jahren und 2006 bestätigt gefunden. Heute ist auf dem Elisabeth-Plan ein Platz für Gottesdienste im Freien und die Grundrisse sind durch kleine kniehohe Mauern kenntlich gemacht. Ab 1331 bis 1525 wurde eine Franziskanerkloster (Elisabethzelle) zu ihren Ehren errichtet.

Also als Frau mit religiösen Wahnvorstellungen würde ich sie nicht bezeichnen. Natürlich waren ihre Schwäger überhaupt nicht erfreut über ihren Lebenswandel und verweigerten ihr zunächst ja auch ihre Witwengüter. In diesem Konflikt vertrat sie Konrad, den der Papst zum Sachwalter ihrer weltlichen Belange bestellt hat.


Aus dem Katalog zur Landesausstellung:

Blume, Dieter und Werner, Matthias: Elisabeth von Thüringen - eine europäische Heilige, Katalog, Michael Imhof Verlag, Petersberg, 2007.
 
Wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass die Elisabeth der Wagner-Oper nicht mit der Hl. Elisabeth ident ist, denn diese Elisabeth ist eine fiktive, jungfräuliche Nichte eines Landgrafen Hermann. Allerdings wird mit der Namensgebung ein symbolischer Bezug zur Hl. Elisabeth hergestellt.

Bei Liszt's Oratorium finden wir wiederum das Motiv der bösen Schwiegermutter, hier Landgräfin Sophie, die ihre Schwiegertochter sozusagen nach dem Tod ihres Sohnes aus der Wartburg verjagt.
 
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