Wie genau die geographischen und vor allem kartografischen Kenntnisse der Römer waren, wissen wir ja leider nicht. Von den sicher einst vorhandenen streng geheimen Militärkarten ist offenbar nicht eine Einzige erhalten.
Also müssen wir uns an die Karten halten, die wir haben. Und die lassen zwar deutlich erkennen, dass die Römer recht genaue Kenntnisse hatten, aber nicht so genaue, dass sie mit modernen Landkarten zu vergleichen wären. Und ob man anhand solcher Karten und damit auch Landschaftsvorstellungen das konstruieren kann, was du gerne hättest, indem du Linien in Karten zeichnest, das kann durchaus bezweifelt werden.
Zu den Friesen: Ich bin sicher, es ist so ziemlich bei jeder Kultur möglich, Fundstellen so miteinander zu verbinden, dass Dreiecke entstehen. So wie es auch möglich war zu zeigen, dass man in beliebigen Kulturen Orte finden kann, die sowohl 9 als auch 10 Leugen voneinander entfernt waren.
Wenn du so viel Zeit hast, um Linien zwischen Fundstätten einzuzeichnen, dann mach das doch mal bei steinzeitlichen Höhlen. Sicher findet man dort auch Dreiecke. Und die Winkelhalbierenden ziehst du dann einfach um die halbe Erde. Dann hat man den Beweis, dass die Steinzeitmenschen schon z.B. Kenntnis davon hatten, wo zig-Tausende Jahre später San Francisco liegen wird (oder welchen Ort auch immer diese Winkelhalbierende sonst treffen würde)! Beweiswert?
Wo und wann hast Du dieses Thema denn diskutiert? Ich hatte ja ganz oben in diesem Thread nachgefragt, ob dergleichen schon publiziert wurde. Ich selber hatte es erst vor ein paar Tagen herausgefunden, als ich mich wegen der Diskussion im Nachbarthema mal wieder mit Anreppen, Wilkenburg und Hedemünden beschäftigt habe.
Meine Bemerkung zielte nicht auf diesen speziellen Punkt, sondern auf deine allgemeine Grundannahme:
Dass es möglich ist, römische Infrastruktur mittels mathematischer Berechnungen miteinander in Beziehung zu setzen. Ob dies jetzt über Abstände von 9 oder 10 Leugen passiert oder über die Konstruktion von Dreiecken, egal ob sie nun gleichschenklig sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
Dazu hatte Hermundure nebenan etwas geschrieben (
Link).
Da hast du ja Glück.
Ich verstehe nicht recht: Warum sollte es "gegen jede Vernunft" sein, ein Land, während man es mit einem riesigen Heer durchzieht, zu dem bekannterweise auch Vermessungsspezialisten gehörten, nicht gleich entlang der Durchmarschstrecken zu vermessen? Zumal, wenn man es so leicht hat, den Brockengipfel praktisch von überall anvisieren zu können.
Das ist nicht gegen jede Vernunft. Das sollte dir, wenn du meine Beiträge der letzten Jahre durchlesen würdest, auch klar sein, dass das nicht gemeint ist. Gegen jede Vernunft ist es, den Römern zu unterstellen, sie hätten ihre Lager, Militärposten, Städte, Grabsteine, hypothetische Fundorte oder was sonst du immer als Beleg schon verwendet hast, nach mathematischen Kritierien angelegt und nicht nach logisch sinnvollen, die da wären: Vorhandensein von Wasser, gute Verteidigungsmöglichkeit, gute Verkehrsanbindung usw.
Nehmen wir das Lager von Anreppen. Das spielt bei dir ja eine Rolle mit Hedemünden und Wilkenburg, wobei aber Wilkenburg der wirkliche Bezugspunkt ist, denn die Entfernungen sind ja darauf bezogen. Wie ist nun Tiberius bei der Anlage des Lagers Anreppen vorgegangen? Nach deiner Theorie wurde die Entfernung zwischen Wilkenburg und Hedemünden, das überhaupt nicht sicher bis in die Zeit der Gründung Anreppens existierte gemessen und dann wurde geschaut, wo man mit dieser Distanz von Wilkenburg an die Lippe kommt und dort hat man dann Anreppen gegründet. Und gehofft, dass man dort einen guten, ausreichend großen Lagerplatz findet, der auch über Wasser verfügt usw.
So sucht man keinen Platz für ein Militärlager!
Die Grundlagen der Triangulation sind spätestens seit Thales von Milet bekannt, und die Römer haben nicht zuletzt mit der Eifelwasserleitung bewiesen, dass sie Winkelmessung und Trigonometrie offenbar beherrschten und damit in der Lage waren, über mehr als hundert Kilometer sehr exakt zu bauen.
Ja und? Es spricht ja nichts dagegen Kenntnisse die man hat, dann und dort einzusetzen, wo ihr Einsatz sinnvoll ist.
Eine Frage an Dich mit Bitte um Beantwortung: Wie schafften es die Römer mit ihren nach Deiner Meinung sehr begrenzten Kartierungskünsten, für den Bau des Hadrianswalls genau die engste Stelle Großbritanniens auszuwählen?
Ich sehe da kein Problem. Ich behaupte ja nicht, dass die Römer über keinerlei besondere Kartierungskünste verfügt haben.
Ich kritisiere, dass du behauptest, die Römer hätten sich sklavisch an mathematisch festgelegte Distanzen - oder aktuell: geometrische Figuren - bei der Anlage ihrer Militäranlagen gehalten und dabei solche Fragen wie topographische Situation, strategische Situation, Wasserversorgung usw. vollkommen ignoriert. Sie hätten für die Anlage ihrer Lager auf Karten die Standorte ihrer Lagerpunkte mathematisch berechnet und dann gehofft, dass man an den so berechneten Punkten vor Ort auch einen sinnvollen Lagerplatz schon vorfinden würde.