Die Taktiken der römischen Armee

Sulla61

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Ich suche ein Buch von einem antiken Autor über Die Taktiken der römischen Armee. Das könnte auch der Titel sein.
Kann mir bitte jemand einen Hinweis geben?
 
Frontinus, Strategemata; Vegetius, De re militari. Weitere Militärstatrategien in Caesars Berichten z.T. auch bei römischen Historikern. So etwa über den "kantabrischen Zirkel", eine Taktik, welche die Römer im kantabrischen Krieg von den Kantabrern abschauten.
 
Wobei Vegetius mit Vorsicht zu genießen ist. Der hat zunächst einmal eine politische Denkschrift verfasst und wurde dann offenbar genötigt, diese auszuarbeiten. Dabei war er selber gar kein Militär.
 
Josephus sollte, insbesondere zu Belagerungen, nicht vergessen werden.

Die Römischen Militärschriftsteller sind im Anhang 1 von Kate Gilliver, Auf dem Weg zum Imperium - Die Geschichte der Römischen Armee, Hamburg 2007 aufgeführt.

Da wären noch zu nennen:

Asclepiodotos, Taktik (eigtl. zur Phalanx, aber sicher von Feldherren auch auf Römisches übertragen, zumal auch die Römische Schlachtreihe mitunter als Phalanx betrachtet wurde)

Onasander, Über die Feldherrenkunst

Aelian, Theorie der Taktik (Phalanx)

Arrian, Taktik

Polyainos von Makedonien, Strategemata (Ähnlich wie Frontinus)


Frontinus und Vegetius hat El Quijote ja schon genannt.

Es kommt aber auch darauf an, was Du unter Taktik verstehst. In der Alltagssprache gibt es da ja ein weites Bedeutungsfeld, während es militärisch verschiedene Definitionen gibt/gab.
 
Reitertaktiken
Zu Flavius Jospehus, noch zu erwähnen seine Schilderung des Kavalleriefernkampfs in Wellen (Jüdischer Krieg III,5.5) und was EQ erwähnte, kantabrischer Kreis:
Arrian (136.AD) 36,38 - sehe gerade Riothamus hat das Reitertraktat schon erwähnt

Gut dazu "Die Reiter Roms" Marcus Junkelmann, 2008, 3 Bände (bes.Band II)
 
Im Netz findet sich Scheuerbrandt, Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit, Freiburg 2004.

Trotz des Titels wird auf die Grundlagen von Strategie und Taktik eingegangen und natürlich werden auch Quellen angegeben.

Er zeigt insbesondere auch auf, wieso die Griechischen 'Militärtheoretiker' auch für die Römer Relevanz haben.
 
Bei Frontinus und Polyainos' Werken handelt es sich eher um Sammlungen von (obendrein aus dem Zusammenhang gerissenen) Militär-Anekdoten denn halbwegs systematische Darstellungen von Taktiken der römischen Armee.

Asklepiodotos' Werk bringt für die Fragestellung nicht viel, da es in ihm um die hellenistischen Armeen geht. Das gilt ebenso für Aelianus' (zu seiner Entstehungszeit bereits anachronistisches) Werk sowie Arrian.
 
Hallo, gibt es einen Fachbegriff für folgende römische Taktik?

Ich habe mittels Suchmaschinen noch keinen gefunden:

Ich hatte mal gehört, daß Legionäre heranstürmende Gegner kontrolliert in die eigenen Reihen hereinlaufen ließen. Dann hat die erste Reihe ihre Schilde dicht geschlossen. Erst wenn die eingeschlossenen Gegner besiegt waren, wurde der nächste Schub hereingelassen, so daß man Stück für Stück auch gegen eine Überzahl gewinnen konnte. Wenn ihr mir einen Fachbegriff dafür nennen könntet, wäre das prima, denn dann könnte ich damit zu diesem Thema nach Quellen weitersuchen.
 
Ich hatte mal gehört, daß ...
Bei welcher Gelegenheit? Wo?

Ich höre von dieser Taktik das erste Mal*, was per se nichts heißen muss. Du kannst ja mal in den Stratagema von Frontinus schauen, ob du dort etwas findest. Gibt es online in englischer Übersetzung. Andere Quellen sind Vegetius De re militari mit klaren Schwächen, da Vegetius kein Militär war oder das Strategikon, welches fälschlicherweise dem Kaiser Maurikios (daher wird als Autor Pseudo-Maurikios angegeben) zugeschrieben wurde. Letzteres stammt allerdings bereits aus dem 6. Jhdt. Alle genannten Texte gibt es in deutscher Übersetzung, du musst eben ggf. eine gut bestückte Bibliothek aufsuchen.

*ich kenne sie eher aus Spielfilmen
 
Mir ist diese angebliche Taktik auch neu. Ich kann mich auch nicht erinnern, bei Frontinus oder Vegetius von dergleichen gelesen zu haben.

Ich kann mir auch nicht so recht vorstellen, dass es so eine Taktik tatsächlich gab, denn normalerweise bedeutete es in einer Schlacht großes Unglück, wenn der Feind in die eigenen Reihen einbrach.

Etwas entfernt Vergleichbares gab es in der Schlacht von Zama, als die Römer eine Art Gassen durch ihre Reihen bildeten, durch die die feindlichen Kriegselefanten liefen.
Auch im Kampf gegen Streitwagen wurde empfohlen, sie durch die eigenen Reihen durchfahren zu lassen und dann zu neutralisieren.

Aber das waren Spezialfälle. Feindliche Fußtruppen gezielt in die eigenen Reihen einbrechen zu lassen und dann zu bekämpfen, während der Rest des feindlichen Heeres natürlich auch nicht untätig geblieben wäre, sondern weiter von außen angegriffen hätte, hätte in der Regel wohl eher dazu geführt, dass die eigenen Truppen komplett durcheinandergeraten und von mehreren Seiten angegriffen werden.
 
Wie El Quijote bereits schrieb, diese Taktik dürfte eine Erfindung von Hollywood sein. Und die wenigen Sonderfälle, in denen eine solche Taktik angewandt wurde, hat bereits Ravenik erläutert.

Eine solche Taktik war auch gar nicht nötig um eine feindliche (Infanterie-)Übermacht zu schlagen, dafür genügte die übliche geschlossene, aber bewegliche Formation, die Disziplin und die harte Ausbildung der Legionäre. Bei der Niederschlagung des Boudicca-Aufstands in Britannien vernichtete eine römische Armee bestehend aus anderthalb Legionen und einigen Hilfstruppen (zusammen wohl nicht mehr als 10.000 Mann) eine keltisches Heer mit 80.000 Mann. Am Ende der Schlacht waren die meisten der keltischen Krieger tot, verwundet oder in Gefangenschaft. Die Römer hatten nur etwa 400 Mann verloren. Diese Zahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, insbesondere die Anzahl der Kelten. Vermutlich waren es bestenfalls halb soviele. Aber auch das wäre noch eine überwältigende Übermacht. Und dass der Boudicca-Aufstand mit dieser Schlacht erfolgreich und sehr gründlich niedergeschlagen wurde, und zwar von einem recht kleinen römischen Kontingent, ist unzweifelhaft.
 
Mir ist auch gleich als erstes die Schlacht von Zama eingefallen, aber auf kleinerer Ebene wäre es wohl das schlechteste überhaupt gewesen. Die römische Schlachtordnung war zwar recht flexibel, aber war dadurch effektiv, dass die Reihen geschlossen blieben.
 
Es ist Jahrzehnte her, daß ich davon gehört hatte. Wo das war, weiß ich nicht mehr. Es ist gut möglich, daß es nur eine Film-Taktik war, und nach euren Argumenten auch das Wahrscheinlichste. Vielen Dank für eure fachkundigen Antworten.
 
Sehr selten macht Hollywood auch mal was richtig. Wie im Film Spartacus mit Kirk Douglas den Aufmarsch einer römischen Legion in Formation. Und nein, die lassen da niemanden rein. Sie schliessen vorne sogar extra die Lücken zu einer Phalanx.
Zumindest ist das eine von mehreren Theoriem wie die Schachbrett-Formation genau funktioniert hat.
 
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