Topo- (Orts-) oder Choronyme (Landschaftsnamen), die sich auf Fruchtbarkeit beziehen?

El Quijote

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Fallen euch Orts- oder Landschaftsnamen ein, die sich auf die Fruchtbarkeit eines Landstrichs beziehen? Ich hätte nämlich einen Ort in Spanien, dessen etymologische Herleitungen aus dem Arabischen Tribut bzw. aus dem Hebräischen Schönheit bedeuten würden, bei beiden Herleitungen habe ich meine Probleme. Ein Blick in ein Arabisch-WB hat ich auf das Wort für Esstisch/Speisezimmer gebracht, welches a) näher dran ist am Ortsnamen (und sich dabei mit den phonetischen Regeln der mittelalterlichen Übernahme von Arabismen ins Spanische gut verträgt) und b) zumindest mir auch sinnvoller erscheint. Hätte ich weitere Beispiele für ähnlich motivierte Ortsnamen in anderen Gegenden - es muss weder die iberische Halbinsel noch der arabischsprachige Raum sein, dann wäre ich schon ganz froh. Ich kenne das sonst vor allem bei Flüssen und Meeresbuchten: Río frío, Fiume freddo, bahía inútil...
 
In Ostwestfalen gäbe es als Landschaftsnamen den Hafergau nordwestlich von Detmold und den Wetigau (in der Regel als Weizengau interpretiert) um die Emmer (sic), einem Nebenfluss der Weser. Beide können aber auch von Fließgewässern abgeleitet sein, wie die Mehrzahl der Gaue hier. (Padergau, Almegau, Nethegau, Wesigau (nach der Werre), Agau (Aa bei Herford), Augau (nach der Weseraue, oft mit dem Agau verwechselt), Ittergau, Leinegau, wahrscheinlich auch Dreweresgau (bei Salzkotten) und Limgau (bei Lemgo).

Einige mal wird auf trockenes oder unbebautes Land verwiesen: Senne, Sindfeld, Soratfeld.

Sonst verweist Theotmalli auf Detmold, der Hessengau auf Hessen und das Madfeld müsste ich nachschlagen.
 
In Ostwestfalen gäbe es als Landschaftsnamen den Hafergau nordwestlich von Detmold und den Wetigau (in der Regel als Weizengau interpretiert) um die Emmer (sic), einem Nebenfluss der Weser.
In Südwestdeutschland gibt es entsprechende Gäu-Namen (Korngäu, Strohgäu etc.)

und das Madfeld müsste ich nachschlagen.
Du denkst an altsächsisch mat/meti 'Speise'? Damit wird der Ortsname Mettingen erklärt:
Deutsches Ortsnamenbuch
 
So etwas wie z.B.:

· Tannroda/Ortsteil von Bad Berka/BL Thüringen

· Bad Salzungen/BL Thüringen

· Salzelm/BL Sachsen Anhalt

· Am Hopfenberg/Stadtteil von Erfurt

· Lüneburger Heide

· Orte die im Ortsnamen „Wein“ haben. 1 Bsp. von 12: Weingarten/BL Thüringen/Hörsel

usw.
 
um die Emmer (sic), einem Nebenfluss der Weser.

Ich glaube nicht, dass die Emmer mit ihrem Namen an den Emmer erinnert, also etymologisch meine ich das, natürlich erinnert die heutige Namensgleichheit an den Emmer. Sollte ich dich missverstanden haben, nimm das bitte als gegenstandslos.

@ll:
Erst mal danke für die Hinweise. Nun ist es so, dass ich nicht nach einem ganz konkreten Ding suche, also Salz, Weizen, Wein, Weide... ich suche eher nach Beispielen, die zwar nicht abstrakt, aber etwas abstrakter sind, wie Speisekammer oder Esstisch, aber eben als Ortsname oder Choronym. Ortsnamen, die nach Salz oder einer Pflanze benannt sind, sind abundant.
 
@Sepiola : Ich denke eher an altsächsisch 'mad' (langes a) mit der Bedeutung Wiese. Dummerweise habe ich im Hinterkopf, dass es eine längere Erklärung gibt und ich kann mich nicht erinnern, ob das eine Pseudoetymologie war oder etwas Bedenkenswertes.

(Die Grenzen und die Zusammenstellungen aus Droysens Allgemeinem Historischen Handatlas mögen veraltet sein, die Namen sind aber immerhin eine Sammlung von Landschaftbezeichnungen, um sich schnell eine gewisse Basis an Beispielen zu suchen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/...cher_Handatlas#/media/File:Droysens-22-23.jpg
)

Was die Emmer angeht, wollte ich tatsächlich vermeiden, dass jemand von einer Freudschen Fehlleistung ausgeht. Immerhin ist es eine schöne Gedächtnisstütze. Der Fluss mag im Frühmittelalter sogar anders geheißen haben.
 
In Sachsen gibt's zwei Ortschaften, in denen, so dieses nicht volksetymologisch abgeleitet sein sollte, der Aufwand fürs Brotbacken auf den Namen durchgeschlagen haben könnte:
Mehltheuer – Wikipedia
Mehltheuer (Hirschstein) – Wikipedia

"In allen fünf Fällen handelt es sich um ein Kompositum aus Mehl (mittelhochdeutsch mel) und teur(e) (Femininum), (althochdeutsch tiuri, mittelhochdeutsch tiure), ›(hoher) Preis; Teuerung‹ (Anm. 2) – also: (die) Mehlteu(e)r(e) – welches ›Mehlteuerung, hoher Mehlpreis‹ bedeutete und als Ortsname ursprünglich eine Siedlung meinte, wo schlechte Bedingungen für den Getreideanbau gegeben waren. Die Orte werden als späte Ausbausiedlungen auf ungünstigen Böden charakterisiert (HONSa II, 22)."​

Allerdings:
"Zwei der Orte, 2Mehltheuer und 4Mehltheuer, trugen ursprünglich einen anderen Namen, darunter 2Mehltheuer interessanterweise einen gut belegten altobersorbischen, der sich bis in die Gegenwart als neuobersorbischer erhalten hat.
[...]
Dieses *Milotowъ oder *Milętowъ, auf das der heutige Straßenname Mehlthau in Adorf weist, ein possessivischer Name der Bedeutung ›Siedlung des *Milota oder *Milęta‹, wäre nun gewiß älter nicht nur als die Ausbausiedlung Mehltheuer [...]. Es gesellt sich zu dem nur 5 Kilometer entfernten Leubetha (ebenfalls aus einem ursorbischen Possessivum: *Ľubętinъ oder *Ľubotinъ ›Siedlung des *Ľubęta oder *Ľubota‹) und fünf weiteren Orten des Vogtlandes, die von slawischen Kurznamen auf *-ota oder *-ęta abgeleitet sind: Fasendorf (Mischname ›Dorf des *Božęta‹), Mißlareuth (Mischname ›Rodungssiedlung des *Myslota‹), Schloditz (*Slawotici oder *Slawętici), Taltitz (*Dalętici) und Tobertitz (*Dobrotici) "

Mehlthau
 
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