Orangen => Scorbut?

Nein, das hat man erst bei den Seefahrten von James Cook herausgefunden. Orangen sind erst im Mittelalter von den Arabern in den Mittelmeerraum gebracht worden. Daher das Wort Orange, naranja, laranja, arancia von arabisch naranğ. Dieses wiederum dürfte über das Persische auf ein "indisches" Etymon (ob aus einer indoeuropäischen oder anderen Sprache weiß ich nicht, kann man aber sicher recherchieren) zurückgehen. Naranğ sind aber nur die Bitterorangen, die in Südeuropa nur als Zierorangen angebaut und im Normalfall nicht konsumiert wurden. Den Arabern unbekannt war die chinesische Schwester der indischen Orange, die durch die Portugiesen in Europa eingeführt wurde, sie heißt daher auf niederländisch Sinaasappel ('China-Apfel' daher dt. Apfelsine), auf Arabisch aber burtuqāl, griechisch portokalia, türk. portakal.... Also Bitterorangen etwa seit dem 9. Jhdt. in Südeuropa bekannt, Süßorangen seit dem 16. Jhdt.

In der Antike waren aber auch Mittel gegen Skorbut nicht nötig, da man i.d.R. die Nacht an Land verbrachte und nur selten mehrere Tage auf See war, ohne Land zu betreten. Das wurde erst notwenig, als Seefahrten begannen, Ozeane zu überwinden. Hauptsächliches Anti-Skorbut-Mittel war dann Sauerkraut.
 
Zumindest rund ums Mittelmeer wohl kaum, schließlich kamen die ersten Verwandten, die Bitterorange erst ab dem 11. Jahrhundert auf...
 
Nein, das hat man erst bei den Seefahrten von James Cook herausgefunden. [...] Das wurde erst notwenig, als Seefahrten begannen, Ozeane zu überwinden. Hauptsächliches Anti-Skorbut-Mittel war dann Sauerkraut.
Not quite.
James Lind hat bereits 1747 experimentell nachgewiesen, dass Orangen und Zitronen besser gegen Skorbut wirken als andere damals vermutete Mittel. Den Verdacht, dass Zitrusfrüchte helfen, hatten schon Seefahrer früherer Generationen geäußert. Allerdings war das einer von vielen. Frisches Fleisch, Essig, oder den Erkrankten an Land bringen und/oder mit frischer Erde zu bedecken, wurden als ebenso probate Mittel gegen Skorbut angesehen - je nach persönlichem Gusto der Verantwortlichen.
https://www.bbvaopenmind.com/en/sci...d-scurvy-the-first-clinical-trial-in-history/

Wenn ich mich recht entsinne, hatte Cook Orangen tatsächlich höchstens nachrangig verwendet. Vielmehr nutzte er konsequent den Ansatz "Viel hilft viel" und hat einfach alles in seine Leute reingezwungen, was nach damaliger Ansicht irgendwie nützlich erschien: Sauerkraut, frisches Fleisch, "spruce beer", Essig (die Säure galt als der Wirkstoff), Wurzelbier, Bierwürze, frisches Gemüse (nach Verfügbarkeit) und vor allem Zitronen. Bei den Zitronen bediente man sich allerdings häufig zu Lagerungszwecken des Einkochens des Saftes. Damit wurde der Vitamin C-Gehalt allerdings zu nichte gemacht.
Sein Erfolg in der Gesunderhaltung seiner Besatzungen ist insgesamt dem Umstand zu verdanken, dass er sich um eine ziemlich abwechslungsreiche Kost mit soviel Frischverpflegung wie irgend möglich gekümmert hat.

Nelson dagegen hat tatsächlich unter dem kombinierten Einfluss von Linds "Treatise on Scurvey" und der Tatsache dass Sizilien in seinem Zugriff lag und er selber dortselbst über ausgedehnte Ländereien verfügte, umfang- und erfolgreich auf Orangen zurückgegriffen um die Besatzungen der ihm unterstellten Blockadeflotte vor Toulon gesund zu erhalten.
 
Wenn ich mich richtig an die Vorlesung über die Geschichte von Zitrusfrüchten erinnere und nicht fantasiere hat Alexanders Heer um 330 Citrusfrüchte aus Asien nach Griechenland gebracht. Die Griechen schätzten auch die gesundheitlichen Vorteile der Früchte. Dagegen spricht halt, dass sie lange nicht im europäischen Mittelmeerraum kultiviert wurde. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Citrusfrüchte damals ein Luxusgut waren, an dem Händler gut verdienten und deshalb es nur durch Import zu haben war, da die Nachfrage für Massen an Citrusfrüchten nicht da war. Mit dem Untergang der griechischen und dann römischen Vorherrschaft kann es gut möglich sein, dass mit dem herunterfahrenden Handel einfach vergessen wurde, dass es Orangen, Zitronen und Co. gibt. So wie im Mittelalter weniger über China bekannt war als in der Antike...
 
Im Mittelmeerraum waren Zitronen bekannt. Beim Sukkot-Fest spielte eine Zitronensorte (hebräisch Et(h)rog) eine Rolle, Shimeon bar Kokhba stellte sie auf seinen Münzen dar.
 
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