Aztlán - mythischer Herkunftsort der Azteken

El Quijote

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Sie kamen aus dem auch heute noch nicht genau bestimmten Ort Aztlán in das zwischen Bergen liegende Tal von Mexiko und gründeten dort 1325 auf einer Insel auf dem Texcoco See ihre Stadt Tenochtitlán.

gleich im ersten absatz gleich drei fehler.
atzlan war ein fischerdorf und lag und liegt an der pazifischen seite nord-mexicos

Zur Identifikation von Aztlán gibt es mehrere Ideen. Manche halten ja die Einwanderung der Azteken an sich für einen Mythos, dementsprechend gibt es auch kein Aztlán. Eine Variante dieser These ist, dass Tenochtitlán selbst Aztlán war. Grund dafür sind die auffälligen Parallelen zwischen Aztlán und Tenochtitlán.

Hier die Darstellung Atzláns als eine Insel auf einem See und (ganz süß) die Fußabdrücke der abgewanderten Azteken:

280px-Aztlan_codex_boturini.jpg


Codex Buturini, Datierung umstritten, manche meinen, dass er vor der Conquista, andere, dass er erst nach der Conquista entstanden sei. Die Schreibunterlage ist Amate/Amatl. Da ich von aztekischer Hieroglyphen-Paläographie keine Ahnung habe (mangels Ahnung in Mesoamerikanistik) unterstelle ich mal, dass er post-Conquista ist, weil es da notwendig wurde, Wissen zu bewahren, ob das ein hinreichender Grund ist, mag jeder selbst entscheiden.

Andere, die die Wanderung der Azteken für mehr als einen Mythos halten, für eine im Kern richtige historische Überlieferung, haben natürlich auch ein Interesse, den Ausgangspunkt dieser Wanderung zu finden. Physisch-geographisch haben sie dafür - und das ist wohl der Ort den User Netze-Tahuatl mit seiner Beschreibung "Fischerdorf an der pazifischen Seite Nord-Mexikos" anspricht - in der Lagune von Mexcaltitán gelegene Insel, wo das Dorf Mexcaltitán liegt. Bei der Lagune handelt es sich um eine Brackwasserlagune, etwa sieben Kilometer vom Pazifik entfernt. In den 1960er Jahren war es recht populär hier das mythische Aztlán zu vermuten (aufgekommen war die Idee aber schon im 19. Jhdt.), vor allem nachdem Guitierre Tibón Aztlán mit Azutlán gleichsetzte.

Im Prinzip basiert die Gleichsetzung Mexcaltitáns mit Aztlán letztlich auf der vagen Aussage, dass die Azteken aus Nordwesten gekommen seien und der Insellage Mexcaltitáns.
Mexcaltitán.jpg


Archäologische Funde gibt es hingegen keine.
 
Codex Buturini, Datierung umstritten, manche meinen, dass er vor der Conquista, andere, dass er erst nach der Conquista entstanden sei.
Die deutsche wiki sagt, der Codex sei zwischen 1530 und 1541 entstanden. Die englische wiki beschreibt sowohl eine post- als auch eine prä-conquista Theorie. Die spanische wiki vermutet, dass der uns vorliegende (post-conquista) Codex, die Kopie eines älteren Werkes sei. Die Bildergalerie der 22 Tafeln* lässt auf einigen auch kurze lateinische Texte erkennen. Die können natürlich auch erst nach der Eroberung eingefügt worden sein.
*Bei der von El verlinkten ersten Tafel ist der Text in der Mitte, rechts vom Boot, schwer zu erkennen. In den Tafeln danach (bei Tafel 3 etwa) sind die Texte etwas deutlicher.
 
Hallo


@EQ
Der hier dargestellte Berg ist in Mexcaltitán nicht zu finden.

Das kann aber auch eine Namensglyphe sein, hat also ev. gar nichts mit einem vorhandenem Hügel oder Berg zu tun.

Im Codex Mendoza gibt es eine ganze Reihe von Namensglyphen,bei denen in den Städtenamen tepec vortkommt und die Glyphe für diese Orte einen Hügel + Attribut aufweisen (z.B. Tepettitlan, Tezcatepec,Acotepec, usw.), aber es gibt auch Namensglyphen ohne tepec im Namen, die Glyphe weist aber trotzdem einen Hügel auf (z.B. Quaquauhcan, Uitzquilocan,Acayocan).
Angaben aus : Kurt Ross,Codex Mendoza,1984, S.40ff

mfg
schwedenmann
 
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atzlan war ein fischerdorf und lag und liegt an der pazifischen seite nord-mexicos
sie, die atzlaner, waren nicht aufgebrochen weil es ihr gott befahl, sondern weil sie in einem buergerkrieg fluechten mussten.
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1) dazu aus Wikipedia:
….
Benennung
Die Azteken bezeichneten sich selbst meist als „Mexi'ca'“ [meːˈʃiʔkaʔ] (deutsch: Mexikaner),[1] nach dem Namen des Ortes oder der Region Mexico, dem Ursprung des heutigen Ländernamens Mexiko, beziehungsweise nach ihren Siedlungsplätzen Tlatelolco und Tenochtitlán, auch Tlatelolca [tɬateˈloːlkaʔ] und Tenochca [teˈnoːtʃkaʔ]. In alten Quellen wird der Begriff „Azteken“ nur im Zusammenhang mit dem mythischen Herkunftsort Aztlán verwendet. Der erste, der ihn in moderner Zeit benutzte, war der Jesuit Francisco Javier Clavijero im 18. Jahrhundert; bekannt wurde er jedoch erst durch Alexander von Humboldt.

Gründungsmythos und Herkunft
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Nach der Legende wanderten die Azteken im 14. Jahrhundert von einem Ort im Norden namens Aztlán zum Texcoco-See in Zentralmexiko, angeführt von ihrem Gott Huitzilopochtli.
und ergänzend ebenso WIKIPEDIA:
...
Etymologie
Die Bedeutung von Aztlán (dies ist die spanische Schreibweise) ist im Gegensatz zu den meisten Ortsnamen des Nahuatl (aztekische Sprache) nicht klar. Die häufig zu findende Übersetzung als Ort der Weißen, Land der Reiher von Nahuatl azta(tl) = weißer Vogel (Reiher oder Kranich) + -tlan = Ortssuffix (auf oder bei) ist unzutreffend und würde nur für einen Ort Aztatlan gelten. Für den Namen Aztlan (die Betonung liegt im Nahuatl auf der ersten Silbe) ist bisher in der Azteken-Schrift kein Zeichen identifiziert worden. Das Ortszeichen, das sich im Codex Boturini und einigen anderen Aztekencodices für Aztlan findet, lässt sich hingegen nicht erklären.

Lokalisierung

Die genaue Lage Aztláns ist nicht bekannt. Die Legende besagt nur, dass es nördlich von Mexiko-Stadt gelegen haben soll, aber es gibt keinen Anhaltspunkt für die Entfernung. Diese vage Angabe ermöglichte eine Vielzahl von unterschiedlichen Lokalisierungen. Nach den vorspanischen Traditionen wanderten die Azteca über eine nicht nachvollziehbare Route bis nach Tula und von dort in kleinsten Etappen über bis heute bestehende Orte in das Becken von Mexiko.

José Fernando Ramírez vermutete Aztlán im Hochtal von Mexiko, Paul Kirchhoff am Río Lerma in der Nähe von Yuriria, García Cubas und Alfredo Chavero auf der Insel Mexcaltitán im Lagunengebiet der Westküste Mexikos. Manuel Orozco y Berra lokalisierte den Ort im See von Chapala, Lorenzo Boturini de Benaducci und Hubert Howe Bancroft in Niederkalifornien, Mariano Fernández de Echeverría y Veytia und der Autor des Códice Ramírez nördlich von Sonora, Francisco Clavijero und Pérez Verdía in Kalifornien, der indianische kolonialzeitliche Autor Fernando Alvarado Tezozómoc in New Mexico, Alexander von Humboldt und William Hickling Prescott im Nordwesten der USA, Wickersham am Puget Sound, N. F. Hyer in Aztalan, Wisconsin. Autoren wie Ignatius Donnelly meinten gar, dass es sich bei Aztlán um den mythischen Kontinent Atlantis handelt.
Die Vermutung von
García Cubas und Alfredo Chavero
hat wegen der Namensgebung für Mexcaltita de Uribe durchaus eine gewisse Berechtigung. In der Lagune von Mexcaltitán leben die weißen Reiher oder Kraniche. Google Maps
 
Weiße Reiher verschiedener Form und Größe sind doch recht weit verbreitet. Dies ist kaum belegkräftig für irgendeinen Ort, mit Ausnahme von Arktis, Antarktis und absoluter Trockenwüste. Und selbst wenn Aztlán eine Deformation von Aztatlan wäre, dann wüssten wir immer noch nicht sicher, wo dieser Ort gelegen hätte. Es gibt auch Thesen, dass Aztlán identisch mit Tenochtitlán gewesen sei, die Azteken sich also ihre Hauptstadt als Vorbild für den imaginierten Herkunftsort gewählt hätten.
 
In meinem vorhergehenden Posting hatte ich die verschiedenen Thesen zitiert
Etymologie
...
José Fernando Ramírez vermutete Aztlán im Hochtal von Mexiko, Paul Kirchhoff am Río Lerma in der Nähe von Yuriria, García Cubas und Alfredo Chavero auf der Insel Mexcaltitán im Lagunengebiet der Westküste Mexikos. Manuel Orozco y Berra lokalisierte den Ort im See von Chapala, Lorenzo Boturini de Benaducci und Hubert Howe Bancroft in Niederkalifornien, Mariano Fernández de Echeverría y Veytia und der Autor des Códice Ramírez nördlich von Sonora, Francisco Clavijero und Pérez Verdía in Kalifornien, der indianische kolonialzeitliche Autor Fernando Alvarado Tezozómoc in New Mexico, Alexander von Humboldt und William Hickling Prescott im Nordwesten der USA, Wickersham am Puget Sound, N. F. Hyer in Aztalan, Wisconsin. Autoren wie Ignatius Donnelly meinten gar, dass es sich bei Aztlán um den mythischen Kontinent Atlantis handelt.
Es gibt für alle diese Thesen gute Argumente.
Die schlechteste These ist die Identität von Aztlán mit Tenochitlàn. Denn in der Wandersage der Azteken wird u.a. Teotihuacan als verlassener Ort erwähnt, der auf der Wanderung passiert wurde, und die Niederlassung in Tenochitlan sowie der Aufbau der Stadt sehr detailliert geschildet.
Ich halte im Übrigen recht viel von solchen legendären Sagen. Es ist immer wieder überraschend, wie Archäologen, die der Sage folgen, dann tatsächlich entsprechende Funde bekommen - hier sei etwa an die Wikingersiedlung in Neufundland erinnert. Solche Sagen enthalten zumindest einen "wahren Kern" - und je detaillierter die Beschreibungen sind, desto konkreter wird auch der "Kern" fassbar.

Was nun die Reiher betrifft: Mexico ist nach Norden zu im zentralen Hochland absolut trocken. Reiher siedeln aber an Gewässern, sei es Flüssen, Seen oder Lagunen. Damit wird die Auswahl schon enger. Und große Reiherkolonien finden sich vor allem an Lagunen.

Für die (Halb-)Insel Mexcaltitán spricht neben den weißen (Silber-)Reihern, die sich dort in der Lagune massenhaft fanden, auch die Namensgebung "Mexcalitán" als Ursprungsort einer der drei Teilstämme oder Teilvölker der Mexi'ca.
Es wäre allerdings Sache der Linguisten, die Sprachentwicklung in den hunderten von Jahren zwischen diesem legendären Ursprungsort und der ersten Niederschrift aus spanischen Quellen nachzuprüfen.
 
Die schlechteste These ist die Identität von Aztlán mit Tenochitlàn. Denn in der Wandersage der Azteken wird u.a. Teotihuacan als verlassener Ort erwähnt, der auf der Wanderung passiert wurde, und die Niederlassung in Tenochitlan sowie der Aufbau der Stadt sehr detailliert geschildet.
Teotihuacán liegt 40 km vom Zentrum des alten Tenochtitlan entfernt. Das sind etwa zwei Tagesmärsche. Fitte Läufer schaffen das auch in einem Tag, bzw. Marathonläufer können das in dre bis vier Stunden schaffen. Dass Teotihuacán in die Wanderungslegende der Azteken mit einfloss, ist also zunächst einmal überhaupt nicht verwunderlich.

Was nun die Reiher betrifft: Mexico ist nach Norden zu im zentralen Hochland absolut trocken. Reiher siedeln aber an Gewässern, sei es Flüssen, Seen oder Lagunen. Damit wird die Auswahl schon enger. Und große Reiherkolonien finden sich vor allem an Lagunen.
Wie dem Lago Texcoco?

Ich möchte dich noch einmal daran erinnern, dass Aztlán keineswegs mit Ort der Reiher zu übersetzen ist, sondern dass das eine etymologische Hypothese ist, wonach Aztlán ein defektiertes Aztatlán sei. Es ergibt überhaupt nur dann Sinn, nach Aztatlán zu suchen, wenn man akzeptiert, dass Aztlán ein defektiertes Aztatlán ist.

Für die (Halb-)Insel Mexcaltitán spricht neben den weißen (Silber-)Reihern, die sich dort in der Lagune massenhaft fanden, auch die Namensgebung "Mexcalitán" als Ursprungsort einer der drei Teilstämme oder Teilvölker der Mexi'ca.
Und dagegen spricht, dass in Mexcaltitán, welches ein überschaubares Örtchen ist (siehe Satellitenfoto oben), archäologische Funde völlig fehlen.
 
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