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Das hat mich eben gewundert. Denn ich dachte immer dass man das vom Englischen herleitete. Ich kann mich erinnern dass in fast allen mittelhochdeutschen Liedern das î als ie und das ei als ei, wie in hey, ausgesprochen wird, oder aber das î wie ein ei in ai und das ei wie ein ai ausgesprochen wird. Daher glaubte ich dass es eine Verschiebung in der Aussprache gab und wunderte mich woher man das weiß. Denn außer dem Altgriechischen und Sanskrit kenne ich keine andere Sprache wo die Aussprache genau belegt ist. Selbst beim Latein sind sich die Linguisten nicht einig was für einen Akzent man genutzt hat.Die gleiche Entwicklung gab es übrigens auch im Englischen, wobei das allerdings zu herkömmliche Schreibung beibehalten wurde. Da nennt man es Frühneuenglische Vokalverschiebung – Wikipedia
Mit der Entstehung des "neuen" ei aus dem langen i, verschob sich das "alte" ei zu ai oder langem e oder a. Senta Berger hat einmal darüber gelästert, dass die Bayern Chance Schaas aussprechen, was, wegen der Verschiebung ei nach aa (nicht nur) in Österreich etwas anderes heißt....oder aber das î wie ein ei in ai und das ei wie ein ai ausgesprochen wird. ...
Ja, das ist ein anschauliches Beispiel! Danke.Mit der Entstehung des "neuen" ei aus dem langen i, verschob sich das "alte" ei zu ai oder langem e oder a. Senta Berger hat einmal darüber gelästert, dass die Bayern Chance Schaas aussprechen, was, wegen der Verschiebung ei nach aa (nicht nur) in Österreich etwas anderes heißt.
Beim langen u verlief die Entwicklung übrigens ähnlich.
Wie das?Denn ich dachte immer dass man das vom Englischen herleitete.
Wie das?
Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie man die mittelhochdeutsche Aussprache ausgerechnet vom Englischen herleiten will.
Abgesehen davon fand m. W. die englische Dipthongierung später statt als die deutsche.
Das ist interessant. Da geht einem ja ein Licht auf! Könnte es dann sein dass die Römer das auch schon so ausgesprochen haben?Anhand früher Lehnworte:
pilum/pila
Pfeil/Pfeiler
Vitus
Veit
vinum
Wein
murus
Mauer
prunus
Pflaume
Also ist das eine typisch germanische Eigenschaft. Was mich beim Lateinischen beschäftigt ist die Frage danach ob man aus dem Fehlen der Vokalabschwächungen in der klassischen Zeit wirklich auf einen melodischen Akzent schließen darf.Wir haben ja die romanischen Sprachen.
frz. - it- span. - port. - kat. - rum.
vin - vino - vino - vinho - vi - vin
mur - mura - muro - mur - mur
prune - prugna - x - x - pruna - prună
Vito
Diphthongierung gibt es natürlich auch im Romanischen, z.B. im Spanischen: Ovum > huevo, Ossum > huesoAlso ist das eine typisch germanische Eigenschaft.
Ich weiß nicht, was du mit einem melodischen Akzent meinst. Es gibt verschiedene Vokallängen bzw. offenere und geschlossenere Aussprachen. Z.B. mālum ('Apfel') vs. malum 'böse'. Der phonetische Zusammenfall vn beidem (Quantitätenkollaps) hat dazu geführt, dass wir uns den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse als Apfelbaum vorstellen, dass wir "wissen", dass die Schlange Eva einen Apfel gab und diese ihn an Adam weiterreichte. In der Bibel steht davon nichts, da steht Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut undob man aus dem Fehlen der Vokalabschwächungen in der klassischen Zeit wirklich auf einen melodischen Akzent schließen darf.
Mit melodischem Akzent meine ich dass der betonte Vokal, wie auf Altgriechisch, durch die Tonhöhe und nicht durch die Laustärke gekennzeichnet wurde.Ich weiß nicht, was du mit einem melodischen Akzent meinst. Es gibt verschiedene Vokallängen bzw. offenere und geschlossenere Aussprachen. Z.B. mālum ('Apfel') vs. malum 'böse'. Der phonetische Zusammenfall vn beidem (Quantitätenkollaps) hat dazu geführt, dass wir uns den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse als Apfelbaum vorstellen, dass wir "wissen", dass die Schlange Eva einen Apfel gab und diese ihn an Adam weiterreichte. In der Bibel steht davon nichts, da steht Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut undApfelBöse.
Denn ich dachte immer dass man das vom Englischen herleitete.
Ich kann mich erinnern dass in fast allen mittelhochdeutschen Liedern das î als ie und das ei als ei
im Plattdeutschen und Alemannischen heißt es heute noch Hus statt Haus.
Was mich beim Lateinischen beschäftigt ist die Frage danach ob man aus dem Fehlen der Vokalabschwächungen in der klassischen Zeit wirklich auf einen melodischen Akzent schließen darf.
Mir erging es umgekehrt. Als kleiner Schweizer hatte ich einen Deutschlehrer aus Niedersachsen. Der Mann war fachlich und pädagogisch ohne Tadel — aber wenn er Mittelhochdeutsch vortrug, dann konnte es einem die Fußnägel aufrollen.Ein Bekannter erzählte mir, dass er während des Studiums einen Germanistikprofessor aus der Schweiz hatte. Die Studenten witzelten, dass man bei ihm das Mittelhochdeutsche noch im Original hören konnte.
Aha, interessant. Und ab der 1. Hälfte des 1 Jhd. nicht mehr? Jedenfalls kann ich mir beides nur mit Mühe vorstellen. Nur warum haben sich alle romanischen Sprachen zu einem dynamischen Akzent hin entwickelt? Oder ist das eine normale Tendenz, oder sogar germanischer Einfluss? Immerhin wurde fast der ganze romanische Sprachraum von Germanen besiedelt.Das ist nicht das einzige Argument, auch Äußerungen klassischer Autoren deuten auf einen melodischen Akzent. Argumente pro und contra finden sich z. B. hier:
https://digilib.phil.muni.cz/bitstr...ecoLatinaBrunensia_18-2013-1_2.pdf?sequence=1
Adamik tendiert für die klassische Zeit zum melodischen Akzent, wobei er zu Recht betont, dass sich melodischer Akzent und Druckakzent nicht ausschließen.
Hast Du irgendwo gelesen, ab der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts habe es keinen melodischen Akzent mehr gegeben?Aha, interessant. Und ab der 1. Hälfte des 1 Jhd. nicht mehr?
Wenn man davon ausgeht, dass das Spätlatein einen ausgeprägten dynamischen Akzent kannte und sich alle romanischen Sprachen aus dem Spätlatein entwickelt haben, entfällt die Annahme einer parallelen Entwicklung in den romanischen Sprachen oder gar eines germanischen Einflusses.Nur warum haben sich alle romanischen Sprachen zu einem dynamischen Akzent hin entwickelt? Oder ist das eine normale Tendenz, oder sogar germanischer Einfluss?
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