Du versuchst zu viel in meine Bemerkungen zu interpretieren, wobei ich tatsächlich für Petra aufgrund des Verlassens und dann im Mittelalter bestehenden "Vergessens" unterstelle, dass die Karte jedenfalls vor diesem "Vergessen" erstellt wurde.…
edit: Um aus meinem Herzen keine Mördergube zu machen: Ich antizipiere, dass du aus dem Fehlen des Provinznamens Arabia Petraea eine Datierung der Karte herleiten möchtest. Meine Gegenfrage wäre, wie viele Provinzen denn überhaupt namentlich erwähnt sind (die Antwort: einige sind es, andere nicht).
Und da die Karawansereien in Zentralasien zu einem noch späteren Zeitpunkt entstanden - und keine einzige dieser Stationen in der Route eingetragen ist - liegt wohl ein Indiz dafür vor, dass die Karte vorher zuletzt kopiert wurde.
Die Karte war also beim Erwerb durch Peutinger schon ettliche Jahrhunderte alt. Und wenn Wikipedia schreibt:
dann frage ich mich halt, warum die Kopisten manche wohl längst vergessenen Orte (Petra und Pompeji als Beispiel) belassen haben und andererseits damals neuere Erkenntnisse nicht eingeflossen sind.Im späten 12. Jahrhundert angefertigt, ist die Tabula wohl eine Abschrift einer karolingerzeitlichen Vorlage, die wiederum auf das Original einer römischen Straßenkarte zurückgeht.
Deine Anfrage hat mich allerdings veranlasst, meine unklaren Zweifel und mein "Bauchgefühl" zu reflektieren.
Dazu muss ich etwas ausholen:
Immerhin gab es bereits mit dem ersten Reich der Kök-Türken eine zentralasiatische Großmacht, die den gesamten Raum zwischen Ostrom und China beherrschte und mit dem Ostrom im 6. Jh. ein Bündnis hatte - und Mitte des 7. Jh. gelang es den Chinesen sogar, das westtürkische Reich dem eigenen Herrschaftsgebeit einzugliedern.
Was dagegen enthalten ist, sind Verkehrsverbindungen im Sassanidenreich - und zwar interessanter Weise nicht in Richtung China sondern in Richtung Indien. Und zwar bis Magaris - in dem man möglicherweise das im heutigen Bengalen und Bihar gelegene Reich von Magadha erkennen könnte.
Nur ist dieses Reich schon Jahrhunderte v. Chr. im indischen Großreich der Maurya aufgegangen, das am Gangesunterlauf dann im ersten und zweiten Jahrhundert im Gebiet der Shunga-Dynastie aufgegangen ist. Die Shunga hatten wieder zwei "Regierungsstädte": Pataliputra in Magadha und Vidisha in Malwa.
(Wikipedia)Im Verlauf von etwa 100 Jahren schrumpfte das Shunga-Reich auf das Kerngebiet Magadha zusammen und an seiner Stelle entstanden mehrere selbständige Fürstentümer und Stammesstaaten. Der neunte König, Bhagavata wird noch auf der Heliodoros-Säule bei Vidisha erwähnt, in welcher auch von einer Gesandtschaft des indo-griechischen Königs Antialkidas die Rede ist. Die Shunga-Dynastie endete, als der zehnte König Devabhuti im Jahr 73 v. Chr. auf Anstiftung seines Ministers Vasudeva von einer Sklavin ermordet wurde. Vasudeva gründete nun seinerseits auf den „Ruinen“ des Shunga-Reiches das Reich der kurzlebigen Kanva-Dynastie (73–28 v. Chr.), die nur vier Könige vorzuweisen hat und unter der Magadha bis zur Guptazeit auf den Peripherie-Status der Shatavahanas zurückfiel.
(also im zentralindischen Hochland, Wikipedia)
Und was wir dann am äussersten Ende unten in der "indischen Ecke" der Karte finden, ist eine Angabe "Patinao" (oder so ähnlich - meine Augen). Das wieder erinnert an die tamilischen Pandya, die nach Wikipedia sowohl in der Antike bekannt waren
als auch als auch im 6. Jh. und bis zum 10. Jh. als ständige Kriegsgegner anderer Regionalmächte in Süd- und Zentralindien erwähnt werden.Eine Dynastie dieses Namens existierte bereits zu Ashokas Zeit, neben den Cholas und Cheras (bzw. Keralas). Sie profitierte wie ihre Nachbarn vom regelmäßigen Handel, der über die Südspitze Indiens bis ins Römische Reich lief. So kam z. B. eine Pandya-Gesandtschaft um das Jahr 13 zu Kaiser Augustus nach Rom. Die frühen Pandya-Könige hielten sich römische Soldaten als Leibwache, die in der tamilischen Literatur als „stumme Fremde mit langen Mänteln, Waffen und grausamen Seelen“ beschrieben werden.
Direkt benachbart ist das Gebiet "Coriara" (oder so ähnlich) - das wohl mit dem tamilische Chola-Reich (manchmal auch Chozha-Reich) gleichgesetzt werden kann. Die Herrschaft des Chola-Reichs - das faktisch den gesamten Osten des indischen Ozeans beherrschte - dauerte von 300 v. Chr. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, Auch hier gab es ein antikes Reich, das nach einer Periode der Fremdherrschaft Ende des 9. Jahrhunderts erneut an Macht und Ausdehnung gewann (Wikipedia).
Wir haben also in Nordostindien eine Bezeichnung für ein Gebiet, das allenfalls bis in das 1. Jh. v. Chr. von Bedeutung war - und in Südindien zwei Bezeichnungen für Gebiete, die sowohl in der Antike wie auch insbesondere im 9./10. Jh. wieder von Bedeutung waren.
Und diese Regionen sind dann auch noch mit Straßen und Straßenstationen sowie Meilenangaben erschlossen.
Je mehr ich mich in die TP vertiefe, desto irritierender ist die für mich …