Namenserklärung zur SMS Prinzeß Wilhelm

Die SMS Prinzeß Wilhelm war ein kleiner Kreuzer der kaiserlichen Marine, der von 1889 bis 1914 diente.

Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Prinzeß_Wilhelm

Meine Frage:
Wie kommt der Name zustande? "Prinzeß Wilhelm" klingt ja irgendwie wie "Prinzessin Wilhelm"; und während ich mit "Prinz Wilhelm" oder "König Wilhelm" kein Verständnisproblem hätte... "Prinzeß Wilhelm" klingt irgendwie komisch. Kann mir jemand evtl. den Namen erklären?
 
Laut Wikipedia wurde das Schiff nach und Prinzessin Auguste Viktoria benannt, die das Schiff auch taufte:

... wurde von der damaligen Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und späteren Kaiserin Auguste Viktoria, der Gemahlin Kaiser Wilhelms II., auf den Namen Prinzeß Wilhelm getauft.

Außerdem steht da:

Warum anders als beim Schwesterschiff
[SMS Irene] hier die Namensgebung nicht nach dem Vornamen, sondern nach dem Titel der Prinzessin erfolgte, ist nicht nachvollziehbar

Also soll das wohl eher so etwas heissen wie: Prinzessin des Wilhelm

Es gibt weitere Beispile für so eine Titelatur. Titel einers Holzstiches (ZVAB):

Das Marmorpalais bei Potsdam, der künftige Sommeraufenthalt des Prinzen und der Prinzeß Wilhelm von Preußen
 
"Prinzessin des Wilhelm"...OK, das würde ein wenig mehr Sinn machen... allerdings dann die Frage, warum nicht gleich "SMS Auguste Viktoria". Das Schwesterschiff hieß ja auch "Irene" - es war also nicht so, dass man prinzipiell mit Frauennamen Probleme hatte...
 
Bei Wikipedia steht aber auch:

„Warum anders als beim Schwesterschiff hier die Namensgebung nicht nach dem Vornamen, sondern nach dem Titel der Prinzessin erfolgte, ist nicht nachvollziehbar“.

Schwesterschiff SMS Irene -> Name Irene von Hessen und Darmstadt -> Gemahlin von Prinz Heinrich von Preußen. Jüngerer Bruder von Wilhelm II.
Irene war die Schwester der letzten russischen Zarin. Diese Schwester wurde ja dann mit ihrer Familie in Jekaterinburg von den Bolschewiki hingerichtet.
 
Die Namensgebung hat ja die die Gemahlin des Kaiser Wilhelm II. Auguste Victoria vorgenommen.
Das war 1887.

Nun komme ich nicht klar.

Laut Internet LEMO (Lebendiges Museum Online) heiratete Sie am 27.02. 1881 Kaiser Wilhelm II. Dies findet man auch im Blog der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin - Brandenburg.

Und bei Wiki steht: „Das Schiff lief am 22. September 1887 auf der Germaniawerft in Kiel vom Stapel und wurde von der damaligen Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und späteren Kaiserin Auguste Victoria, der Gemahlin Kaiser Wilhelm II., auf den Namen Prinzeß Wilhelm getauft.

* Bei LEMO -> Heirat 1881

* Bei Wiki war sie zur Schifftaufe 1887 noch nicht verheiratet.

Also ich glaube mal LEMO und der Stiftung.

Man könnte nun daraus schlussfolgern, man wollte Verwechselungen nicht aufkommen lassen, weil...

Weil klar war, der deutsche Schnelldampfer Auguste-Victoria der AG Vulcan Stettin der HAPAG wird ihren Namen tragen.

Der Stapellauf der AugusteVictoria war ja am 01.12.1888 (1887 Stapellauf der Prinzeß).
 
Wie kam ein Schiff in Preußen / Norddeutscher Bund / Deutsches Reich - Kaiserzeit zu seinem Namen?
Das war ein Vorrecht des Herrscherhauses. Wer das Schiff getauft hat oder die Taufrede hielt, war dabei unerheblich.

Nehmen wir mal einen Kleinen Kreuzer, der nach einer Stadt benannt war. Hier wurde üblicherweise die Taufrede durch den Oberbürgermeister der Patenstadt gehalten, der auch gleichzeitig der Pate war. Formelmäßig wurde erwähnt, dass er das Schiff "auf Befehl des Kaisers" taufte.

Da es sich hier um eine Schiffstaufe zu Zeiten Kaiser Wilhelm I. handelte, wird der Kaiser kaum selbst sich bei der Namenswahl engagiert haben. Dafür hatte man in der Marineführung Leute, die dem Kaiser entsprechende Vorschläge unterbreiteten. Kurzum, nicht Auguste Victoria suchte sich den Namen aus, sondern die Marineführung unterbreitete dem Kaiser einen Vorschlag.

Die Situation, dass ein ziviles Schiff einen gleichlautetend Namen bekam, dürfte für den Wahl "Prinzess Wilhelm" keine Rolle gespielt haben. Die Reeder biederten sich am Kaiserhof an, in dem dauernd Schiffe nach Personen aus dem Hohenzollernhaus benannt wurden. Bei den Schnelldampfern fallen mir da ohne großes Nachdenken "Kaiser Wilhelm der Große", "Kronprinz Wilhelm" oder Kronprinzessin Caecilie" ein. Da hätte man schnell ein Problem mit noch unbenutzten Schiffsnamen bekommen. In der Realität schwammen halt mehrere Schiffe mit gleichem Namen herum.

Es war wohl einfach eine Mode der damaligen Zeit, die Prinzessin mit dem Vornamen ihres angeheirateten Mannes zu bezeichnen. Ich meine, in der entsprechende Biographie des Schiffes in der Buchreihe "Die deutschen Kriegsschiffe" von Hildebrand / Röhr / Steinmetz ist der Grund für die Namensgebung erklärt. Leider habe ich jedoch aus beruflichen Gründen keinen Zugriff auf meine Bücher. Wenn es bis zum 13.03. noch keiner zitiert hat, kann ich das mal dort nachlesen. Dann bin ich für ein Wochenende in der Wohnung, in der meine Bücher stehen.
 
Die Namensgebung hat ja die die Gemahlin des Kaiser Wilhelm II. Auguste Victoria vorgenommen.
Das war 1887.

...

Man könnte nun daraus schlussfolgern, man wollte Verwechselungen nicht aufkommen lassen, weil...

Weil klar war, der deutsche Schnelldampfer Auguste-Victoria der AG Vulcan Stettin der HAPAG wird ihren Namen tragen.

Der Stapellauf der AugusteVictoria war ja am 01.12.1888 (1887 Stapellauf der Prinzeß).

Verwechslung war nicht zu erwarten, weil Kriegsschiffe den Zusatz "SMS" trugen.

Schiffe werden immer von Frauen als Taufpatinnen "getauft".

Es war üblich, Frauen von Adeligen nach ihren Ehemännern zu benennen (wie die bürgerlichen ja auch), weil sie (nur leicht zugespitzt formuliert) über diese definiert wurden und ihren Wert erhielten.
 
Es war wohl einfach eine Mode der damaligen Zeit, die Prinzessin mit dem Vornamen ihres angeheirateten Mannes zu bezeichnen. Ich meine, in der entsprechende Biographie des Schiffes in der Buchreihe "Die deutschen Kriegsschiffe" von Hildebrand / Röhr / Steinmetz ist der Grund für die Namensgebung erklärt. Leider habe ich jedoch aus beruflichen Gründen keinen Zugriff auf meine Bücher. Wenn es bis zum 13.03. noch keiner zitiert hat, kann ich das mal dort nachlesen. Dann bin ich für ein Wochenende in der Wohnung, in der meine Bücher stehen.

Das würde mich sehr interessieren. Die paar Wochen warte ich gerne darauf. Vielen Dank schon mal. :)


@Liborius/@Stilicho:

Stimmt, daran hatte ich noch gar nicht gedacht...gerade "Kaiserin Friedrich" ist mir schon häufiger untergekommen, aber das hatte ich irgendwie vergessen. Könnte tatsächlich eine Mode gewesen sein! Bin mal gespannt, ob das Buch von @flavius-sterius das bestätigt.
 
Schiffe werden immer von Frauen als Taufpatinnen "getauft".
Nicht immer. SMS "Dresden" I wurde durch den Oberbürgermeister getauft. Unterlagen zu deren Taufe findet man auf der Seite YUMPU. Ich weiß aber nicht, ob ein Link dorthin vom Geschichtsforum erlaubt ist.

Aber prinzipiell hast Du Recht. Für die Seeleute war ein junge Taufpatin natürlich attraktiver als ein älterer Herr.

Ein spannendes Beispiel für eine Frau als Patin war Alice Roosevelt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Roosevelt_Longworth

Sie durfte 1902 die kaiserliche Rennyacht "Meteor" III taufen. Durch diese Taufe kam es zum deutsch/französischen Champagnerkrieg. Dieser steht dem Hauptmann von Köpenick in nichts nach.

https://de.wikipedia.org/wiki/Champagnerkrieg

Zur Erinnerung an die Taufpatin bekam ein ehemaliges Divisionsführerboot der kaiserlichen Torpedostreitkräfte dann ihren Namen.
 
Bei Schifftaufen und hübschen Mädels denke ich immer zuerst ans „knallrote Gummiboot“.

Ich meine die Norwegerin Wenke Myhre.

Es geht um das Schiff „Skagen“ der Fred Olsen Linie.
Dieses Schiff wurde 1973 (Auftragsjahr) für die norwegische Reedereigesellschaft Fred. Olsen & Co auf der dänischen Aalborg Værf (Werft) in Aalborg gebaut.
Am 25.06. 1975 wurde es von der Hübschen und allseits Bekannten Schlagersängerin Wenke Myhre, geb. am 15.02.1947 in Oslo/Norwegen, getauft.

Bei der Fred Olsen Linie blieb dieses Schiff bis 1991 unter den Namen „Borgen“.
Ab 1991 wechselte es zur „Color Linie“ und erhielt den Namen „Skagen“. Unter diesen Namen findet man dieses Schiff im Netz.
2005 kam es nach Panama und erhielt den Namen „Fedra“.
Im selben Jahr kam es zur „Arab Bridge Maritime Company“, Heimathafen Aqaba/Jordanien. Das Schiff bekam wiederum einen neuen Namen. Dieses Mal „Sheherazad“.
Sheherazad -> Tochter des Wesiers des persischen Königs Schahryâr (1000 und eine Nacht).
2011 wurde dann das Schiff abgewrackt.
 
Es war wohl einfach eine Mode der damaligen Zeit, die Prinzessin mit dem Vornamen ihres angeheirateten Mannes zu bezeichnen. Ich meine, in der entsprechende Biographie des Schiffes in der Buchreihe "Die deutschen Kriegsschiffe" von Hildebrand / Röhr / Steinmetz ist der Grund für die Namensgebung erklärt. Leider habe ich jedoch aus beruflichen Gründen keinen Zugriff auf meine Bücher. Wenn es bis zum 13.03. noch keiner zitiert hat, kann ich das mal dort nachlesen. Dann bin ich für ein Wochenende in der Wohnung, in der meine Bücher stehen.
Nun hat es mich doch schon früher in den Süden verschlagen.
Jedoch hat sich meine Erinnerung getäuscht. Bei der Biographie zur SMS "Prinzeß Wilhelm" ist bei der Namenserklärung nichts näher erläutert
  • jedes mit einem Namen versehene Schiff zwischen 1815 bis in die 1980er Jahre der preußisch-deutschen Marine wird mit einer eigenen Biographie aufgeführt
  • . Eine feste Rubrik ist die Erkärung des Namens

Jedoch sagt die Fußnote 1 folgendes:
Die deutschen Kriegsschiffe schrieb:
Aus den amtlichen Unterlagen ist nicht ersichtlich, warum der Name Prinzess Wilhelm anstelle des tatsächlichen, nämlich Auguste Victoria festgelegt wrude, während das Schwesterschiff den Namen Irene, der Gattin des Prinzen Heinrich von Preußen erhielt.
Demnach werden wir keine amtliche Erklärung finden können. Und mit Zeitzeugen wird es wohl auch schwierig, wenn nicht irgend jemand einen Brief oder ein Tagebuch aus der damaligen Zeit zu dem Thema kennt.
 
Nun hat es mich doch schon früher in den Süden verschlagen.
Jedoch hat sich meine Erinnerung getäuscht. Bei der Biographie zur SMS "Prinzeß Wilhelm" ist bei der Namenserklärung nichts näher erläutert
  • jedes mit einem Namen versehene Schiff zwischen 1815 bis in die 1980er Jahre der preußisch-deutschen Marine wird mit einer eigenen Biographie aufgeführt
  • . Eine feste Rubrik ist die Erkärung des Namens

Jedoch sagt die Fußnote 1 folgendes:

Demnach werden wir keine amtliche Erklärung finden können. Und mit Zeitzeugen wird es wohl auch schwierig, wenn nicht irgend jemand einen Brief oder ein Tagebuch aus der damaligen Zeit zu dem Thema kennt.

Wenn es sich um dieses Buch handelt, schließt sich der Kreis wieder. Das wird im WikiArtikel bei der Literatur ´gelistet. Vermutlich die Quelle für den Einzelnachweis, dass die Hintergründe der Namensgebung unbekannt sind:

  • Hildebrand, Hans H./Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford.
 
Nun hat es mich doch schon früher in den Süden verschlagen.
Jedoch hat sich meine Erinnerung getäuscht. Bei der Biographie zur SMS "Prinzeß Wilhelm" ist bei der Namenserklärung nichts näher erläutert
  • jedes mit einem Namen versehene Schiff zwischen 1815 bis in die 1980er Jahre der preußisch-deutschen Marine wird mit einer eigenen Biographie aufgeführt
  • . Eine feste Rubrik ist die Erkärung des Namens

Jedoch sagt die Fußnote 1 folgendes:

Demnach werden wir keine amtliche Erklärung finden können. Und mit Zeitzeugen wird es wohl auch schwierig, wenn nicht irgend jemand einen Brief oder ein Tagebuch aus der damaligen Zeit zu dem Thema kennt.

Trotzdem vielen Dank für die Mühen!

Und auch so haben wir ja ein paar naheliegende Theorien und Möglichkeiten zusammengetragen. Hat sich also auf jeden Fall gelohnt, hier die Frage zu stellen. :)
 
Eine mögliche Erklärung, mal ganz schnell aus der Hüfte geschossen:
Drei Jahre später wurde die Kaiserin Augusta auf Kiel gelegt, eventuell war der Name Augusta schon dafür reserviert.
SMS Auguste und SMS Kaiserin Augusta hatte sicher zu Verwechslungen geführt, zumal ja schon absehbar war das Prinzessin Auguste irgendwann Kaiserin Auguste werden würde.
 
Klingt plausibel, wenn der Name tatsächlich schon reserviert war. Dann könnte man die andere Anrede-Variante für den Kreuzer benutzt haben, um eine Verwechslung zu verhindern. Guter Hinweis, vielen Dank!
 
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